Gross Spannort (3198 m) & Krönten (3108 m)


Publiziert von alpinos , 4. Juli 2010 um 14:59.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 3 Juli 2010
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-OW 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 2700 m
Abstieg: 2700 m
Strecke:Parkplatz hinter Herrenrüti - Alpenrösli - [Biwak] - Stäfeli - Spannorthütte - Schlossberglücke - über Glattfirn zum Spannortjoch - Gross Spannort (SW-Grat) - über Glattfirn zu P. 2824 - Krönten (W-Grat) - über Glattfirn zurück zur Schlossberglücke - Abstieg nach Herrenrüti
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW bis Herrenrütiboden, weiter auf gebührenpflichtiger Straße (5 CHF) zum Parkplatz hinter Herrenrüti am Ende der Teerstraße.

Grandioser Hochtouren-Auftakt 2010
[Tour Robert mit Reto]

Eigentlich hatten Reto und ich für den Samstag den Aufstieg auf die Kröntenhütte und anschließend Klettern in der Umgebung der Hütte geplant; für Sonntag war dann die Besteigung von Krönten und Gross Spannort vorgesehen. Allerdings war die Kröntenhütte schon ausgebucht, und das Wetter sollte Sonntag eher unbeständig und gewittrig werden. Deshalb entschieden wir uns kurzfristig, unseren Plan zu modifizieren. Was dabei herauskam, will ich hier berichten...



1. Tag (02. Juli 2010) - Zustieg und Biwak kurz vor Stäfeli

Am Freitag Abend fuhren wir über Engelberg nach Herrenrüti bis zum Parkplatz am Ende der Teerstraße. Wald und Wiesen waren von dem gerade abgezogenen Gewitter noch triefend nass, warmer Dampf stieg auf und lag über dem Tal. Um viertel nach acht machten wir uns auf den Weg. Gemütlich wanderten wir, mit Schlafsack und Isomatte beladen, auf den Fahrweg über Alpenrösli (1258 m) in Richtung Stäfeli. Etwa einen halben Kilometer vor der Alp suchten wir uns am Bachufer unter ein paar Bäumen einen geeigneten Schlafplatz. Es war noch recht warm, ein angenehmer Wind sorgte für ein wenig Kühlung. Zum Glück gab es in der Nacht kein Gewitter mehr; bis Mitternacht leuchtete der Himmel im Süden aber immer wieder von Blitzen auf. Dann wurde es ruhig und nur das Rauschen des Baches war zu hören. Einfach wunderbar!



2. Tag (03. Juli 2010) - Gross Spannort und Krönten

Um drei Uhr war Wecken. Trotz des kurzen Schlafes wares wir erfrischt und voller Tatendrang. Bei sternenklarem Himmel machten wir uns um halb vier auf den Weg. Schlafsack und Isomatte ließen wir unter einem Baum versteckt zurück. Über Stäfeli (1393 m) und die Hirtihütte (1414 m) stiegen wir steil hinauf zur Spannorthütte. Kurz nach Stäfeli erschien der Mond hellleuchtend über dem Grossen Spannort. So konnten wir die Stirnlampen ausschalten und bei Mondschein durch die noch ruhige und einsame Bergwelt wandern. Meine Beine waren nicht ganz mit dem frühen Start einverstanden und etwas schwer. Trotzdem kamen wir zügig voran und erreichten wie geplant um fünf Uhr die Spannorthütte (1956 m).

Nach kurzem Stop gingen wir nächste Etappe an, den Aufstieg auf dem weiß-blau markierten Wanderweg zur Schlossberglücke. Es war mittlerweile fast hell geworden und wir konnten die beeindruckenden Steilwände des Schlossberges bewundern. Der Weg war problemlos zu finden. Vor der letzten Stufe zur Lücke war noch ein Schneefeld zu überqueren, dann ging es etwas mühsam durch Schotter und Geröll steil hinauf. In der Schlossberglücke (2624 m) genossen wir ein paar Minuten die ersten Sonnenstrahlen (ca. halb sieben). Vor uns im Südosten lag der Glattfirn dahinter thornte der Krönten; weiter im Osten konnten wir die Glarner und Bündner Alpen erkennen - was ein wunderbarer Anblick!

Nun ging es ein paar Meter steil hinab über den noch zugeschneiten Bergschrund auf den Glattfirn. Dieser war noch ordentlich mit gutem Trittschnee bedeckt und wir konnten ohne Seil zügig zum Spannortjoch hinüberlaufen. Steigeisen waren ebenfalls nicht nötig. Man sollte sich dabei wegen Steinschlaggefahr in sicherem Abstand zum Grossen Spannort halten. Während dieser Passage gingen auch heute einige Steinlawinen und große Brocken auf den Gletscher nieder. Nach einer Stunde von der Schossberglücke hatten wir das Spannortjoch (2900 m) erreicht.

Der Aufstieg über den Südwest-Grat des Grossen Spannorts bot jede Menge Abwechslung. Der Weg ist ziemlich logisch und dank der zahlreichen Kratzspuren von Steigeisen auch gut zu finden. An den Felsstufen sind jeweils Standplätze zum Sichern bzw. Abseilen eingerichtet. Der Fels ist größtenteils solide, man sollte aber, vorallem im unteren Bereich, auf loses Zeugs achten. Wir hatten das Seil zwar dabei, fühlten uns aber sicher und so blieb es im Rucksack. Für Nervekitzel sorgen einige großartige Tiefblick auf den Gletscher bzw. ins Nider Surenen Tal.

Zunächst stiegen wir ein steiles (ca. 40°) Schneefeld hinauf. Bereits nach ein paar Metern erkennt man rechts in den Felsen einen Standplatz mit grüner Schlinge. Auch hier brauchten wir keine Steigeisen, der Schnee war optimal und trittfest. Weiter ging es ca. 5 m über eine plattige Felsstufe (Kletterei im II. Grad) auf eine kleine Fläche mit Steinmann (den man auch schon beim Anmarsch auf dem Gletscher erkennen kann). Links hinauf über eine weitere Felsstufe mit guten Griffen und Tritten erreichten wir einen kleinen "Gipfel". Von hier gingen wir über einen kleinen Grat nach Osten hinüber zur nächsten Felsstufe. Druch einen kleinen Kamin, ein paar weitere Felsstufen und etwas Schotter erreicht man das kleine Firnfeld unterhalb des Gipfelaufbaus. Wir hielten uns links und kletterten angenehm über die letzte Felsstufe (wunderbare Züge!). Dann waren es nur ein paar Meter durch Schotter bzw. weichen Firn zum Gipfel des Grossen Spannorts (3198 m), den wir um halb neun erreichten.

Am Gipfel bot sich uns ein großartiges Panorama. Wir waren ganz alleine (die wenigen anderen Tourengeher war noch auf den Gletscher bzw. gerade am Aufstieg) und konnten die Stille und die morgentliche Bergwelt in vollen Zügen genießen. Noch war es wolkenlos, aber Dunstschwaden hingen über den Tälern und beeinträchtigten die Fernsicht etwas. Nach einer gemütlichen Morgenrast stiegen wir auf dem gleichen Weg wieder hinab zum Spannortjoch. Wir waren schneller als geplant unterwegs und deshalb entschlossen wir uns, den zweiten Teil unseres Planes - die Besteigung des Kröntens - in die Tat umzusetzten.

Vom Spannortjoch liefen wir in gerader Linie auf den Schneehühnerstock zu. Oberhalb des Spaltenfeldes bei 2800 m seilten wir uns zur Sicherheit an. Wir umgingen das Spaltenfeld rechts und wanderten in weitem Bogen um den Fuß des Schneehühnerstocks herum. Dann stiegen wir hinauf zu P. 2824. Hier deponierten wir Seil,  Steigeisen und anderes schweres Gepäck (wer die letzten Meter auf den Ostturm des Kröntens nicht ohne Seil klettern möchte, sollte es allerdings nicht zurücklassen!). Über ein Schneefeld erreichten wir den Westgrat des Krönten und stiegen auf diesem auf deutlich erkennbarem Weg hinauf zum Gipfelaufbau. Über einen kurzen ausgesetzten Grat (ca. 2 m) gelangten wir zum Ostturm. Hier kann man entweder links leicht überhängend oder in der Mitte durch einen engen Kamin hinauf zum Gipfelkreuz klettern (ca. 10 m; II bis III). Um etwa halb zwölf standen wir doch etwas erschöpft auf dem Gipfel des Krönten (3108 m) und konnten unseren ganzen bisherigen Tourenverlauf von der Schlossberglücke über den Grossen Spannort zum Krönten einsehen.

In der letzten Stunde hatten sich schon etliche Quellwolken an den Bergen aufgebaut und wir machten uns nach einer kurzen Rast wieder an den Abstieg. Die Wolken türmten sich weiter am Krönten, Schneeschuhstock und Zwächten auf und wir wanderten zügig wieder in Richtung Gross Spannort über den Glattfirn entlang unserer eigenen Spur. Die Wolken hatten aber auch den Vorteil, die Mittagssonne abzudecken; so weichte der Schnee nicht auf und die ca. 250 Höhenmeter Aufstieg auf dem Gletscher wurden nicht zur schweißtreibenden Tortur. Um kurz nach halb zwei hatten wir die Schlossberglücke wieder erreicht - gerade noch rechtzeitig, denn es begann schon leicht zu regnen.

Der Gegenanstieg auf dem Gletscher hatte uns dann doch ermüdet; aber nun gings nur noch bergab. Zum Glück lag in der Rinne am Fuße des Schlossbergs noch recht viel Schnee. So konnten wir - teils recht steil und abenteuerlich - auf dem Firn abfahren. Nach 20 min hatten wir bereits die Spannorthütte erreicht. Ich glaube, ich habe noch nie 700 Höhenmeter in so kurzer Zeit zurückgelegt, außer auf Skiern vielleicht. Absolut großartig. Der weitere Absteig verlief ohne Zwischenfälle. Wir holten Schlafsack und Isomatten aus unserem Versteck und waren schon um halb vier wieder am Auto - gerade noch rechtzeitig, denn wenige Minuten später verhinderte ein starker Platzregen das geplante Glacé-Essen in Engelberg. Glück gehabt!



Eine großartige Tour! Zusammengenommen waren wir (mit dem Aufstieg am Freitag) 13 Stunden unterwegs, ohne Pausen wohl ca. 12 Stunden. Die Bedingungen auf dem Gletscher und den beiden Graten waren ideal. Der Grosse Spannort ist eindeutig der interessantere Berg, ohne den Ostturm wäre der Krönten nicht ganz so spektalulär. Die Rundtour ist von der Kröntenhütte vielleicht etwas besser zu machen; hier würde man sich den Weg von und zur Schlossberglücke sparen.

Vielen Dank an Reto für diese gandiose Tour! Es hat wieder unglaublich viel Spaß gemacht und die Zusammenarbeit hat optimal funktioniert. Ich freue mich schon auf die nächsten gemeinsamen Unternehmungen!

Tourengänger: alpinos


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Geodaten
 2753.gpx GrossSpannort&Krönten

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Kommentare (4)


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MaeNi hat gesagt: Mordsmässige Tour!
Gesendet am 4. Juli 2010 um 15:31
Gratulation von unserer Seite!

Wünschen noch viele tolle und unfallfreie Touren!

Herzliche Grüsse
Marcel und Nicole

alpinos hat gesagt: RE:Mordsmässige Tour!
Gesendet am 4. Juli 2010 um 19:20
Danke für euren Kommentar. Euch auch einen großartigen Sommer 2010!

Viele Grüße,
A&R.

Bombo hat gesagt:
Gesendet am 4. Juli 2010 um 18:44
Gratuliere Euch beiden zu diesen Gipfeln - beim Gross Spannort sogar zum Traumgipfel (den Krönten muss ich zuerst selbst noch besuchen). Wunderschöne Bilder und wie immer ein super Bericht!

Gruess
Bombo

alpinos hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. Juli 2010 um 19:22
Danke. Du hattest ja schon ordentlich was vorgelegt letzte Woche. Unsere Tour ne Nummer kleiner, aber es war wirklich herrlich.

Beste Grüße,
A&R.


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