Säntis (2502 m) - heute auf Abwegen erreicht


Publiziert von alpstein , 3. Juli 2010 um 19:03.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 3 Juli 2010
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AI   Alpstein   CH-AR   CH-SG 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 200 m
Strecke:Schwägalp - Siebenhütten - Potersalp - Nasenlöchersteig - Höch Nideri-Sattel - Höch Nideri - Blau Schnee - Blau Schneesattel - Säntis
Zufahrt zum Ausgangspunkt:über Kreuzlingen - Bischofszell - Gossau - Herisau - Schwägalp
Unterkunftmöglichkeiten:z.B. Berggasthaus Alter Säntis oder auf der Schwägalp
Kartennummer:Kümmerly & Frey Säntis - Alpstein

Der heutige Tag stand im Zeichen der Fußballweltmeisterschaft. Das Spiel Deutschland – Argentinien wollte ich natürlich auf jeden Fall sehen. Bei dem Ergebnis von 4:0 wäre es ja auch wirklich ein Jammer gewesen, wenn ich dies verpasst hätte.

 

Früher als sonst ging es daher heute in die Berge. Um 6.30 Uhr starteten wir bei schon fast schwülen Verhältnissen an der Schwägalp (1360 m). Die ersten 50 Minuten ging es mit 2 Zwischenabstiegen an verschiedenen Alphütten vorbei zum Beginn der Alpinen Bergweges etwas westlich des Schwizeralpli. Höhe hat man bis hierhin noch keine gewonnen. Das ändert sich dann aber beim steilen Aufstieg zum Felsband mit den Nasenlöchern, wo der anspruchsvollere Teil des Bergweges beginnt. Querungen und Eisenstifte verhelfen dazu, die Felsabsätze zu überwinden. Weiter geht es in einem Kar, über dem das Öhrli steil in den Himmel ragt. Der Neuschnee der vorletzten Woche war weggetaut und es war trocken. So erreichten wir ohne Probleme die Hintere Öhrligrueb und von dort den Höch-Nideri-Sattel (2121 m). Außer uns war bis hierin lediglich noch ein anderer Tourengeher zu sehen. Wir glaubten unseren Augen nicht zu trauen, als wir weit oberhalb der Baumgrenze eine Hirschkuh erblickten, die aber das Weite suchte. Mit  Steinwild haben wir gerechnet, aber mit Rotwild in dieser Höhe nicht.

 

Nun ging es hinauf zur Höch Nideri (2246 m). Hätten wir gewusst, was uns noch erwartet, hätten wir uns an die  Fersen des anderen Tourengehers geheftet. Über Rasen und Karrenfelder geht es weglos und ohne Markierungen zum östlichen Ende des Hüenerbergs, von wo man die Strecke bis zum Hüenerbergsattel einigermaßen überblicken kann. Die Überschreitung des Hüenerbergs wird im SAC-Führer mit EB eingestuft. Auf Hikr reicht die Palette der Bewertungen von T4 bis T5/II. Erst geht es noch auf einem breiteren Rasengrat dahin, bis dann ein schmaler, felsiger Abschnitt kommt, der nach Norden hin recht steil abfällt. Eine weitere, etwas ausgesetzte Stelle folgte, wo es von Vorteil gewesen wäre, wenn wir den Tourengeher, der schon fast am Hüenerberg war, bei seiner Routenwahl hätten beobachten können. Wir wollten die etwas luftige Stelle südseitig umgehen, wobei wir uns jedoch in recht unwegsames Gelände hineinmanövrierten. Es wurde zunehmend heikler, bis wir uns dann über eine wenige Zentimeter breite Rasennaht zwischen plattigem Fels auf ein Schotterfeld in Sicherheit bringen konnten. Die Bewertung T5 bezieht sich auf den Abstecher über den Hüenerberg.

 

Wieder zum Grat aufzusteigen war uns dann zu mühsam. So „fuhren“ wir auf dem Schotter bis zur noch schneebedeckten Karrenlandschaft der Rossegg ab. Ab hier waren wir dann noch gut 45 Minuten auf gut trittigem Schnee und dem Blau Schnee unterwegs, und das am 3. Juli (!),  bis wir den Blau Schnee-Sattel erreichten. Interessant ist, dass der Blauschnee am Ausstieg größer ist als 1950. Der Ausstieg zum Girensattel, der erst seit 1986 existiert (sh. Link), wird aufgrund der enormen Schneemengen noch nicht begangen. Die „Himmelsleiter“ brachte uns dann zügig zum Gipfeltunnel. Mit Stau, wie schon vorgekommen, hatten wir heute auf der Leiter zum Glück nicht zu kämpfen. Auf der Route über die Tierwis hätten wir wohl mehr als 6 Personen getroffen.

 

Der Touristenrummel hielt sich oben noch in Grenzen. Wie jedes Mal, wenn wir oben sind, kehrten wir auf der Sonnenterrasse des Berggasthauses „Alter Säntis“ ein, wo wir zahlreiche Gleitschirmflieger rund um den Säntis und den Altmann beobachten konnten. Die Fernsicht war aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit dagegen sehr begrenzt.

 

Vom unterwegs beobachteten Gratbegeher, der sich zu uns gesellte, konnten wir dann auch erfahren, dass wir besser auf dem Grat geblieben wären. Ein Grund, die Tour wieder einmal zu wiederholen. Den Weg zur Schwägalp haben wir mit der Seilbahn zurückgelegt.

 

Fazit: Auch wenn ich die Zahl der Besteigungen mittlerweile nicht mehr zählen kann, der  Säntis ist immer    wieder einen Besuch wert. Mit dem anschließenden Sieg des deutschen Teams war der heutige Tag eine "runde Sache".


Tourengänger: alpstein, Esther58


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Kommentare (10)


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Alpin_Rise hat gesagt: Deutschland vor!
Gesendet am 3. Juli 2010 um 21:39
Ich hoffe jeweils auf ein weiteres Spiel der Deutschen, nicht aus sportlichen Gründen - vielmehr ist dann der Alpstein wie leergefegt!
Beobachtet am letzten Sonntag.

G, Rise

alpstein hat gesagt: RE:Deutschland vor!
Gesendet am 3. Juli 2010 um 21:58
Der Wunsch ist ja schon in Erfüllung gegangen. Zwei Spiele haben sie ja nun noch.

Dass immer viele Wanderer Deine Wege kreuzen, ist mir allerdings neu ;-)

Grüße
Hp

Gelöschter Kommentar

marmotta hat gesagt: RE:Deutschland vor!
Gesendet am 3. Juli 2010 um 22:59
Nein, definitiv zwei! Es sei denn, das Spiel um den 3. Platz wäre abgeschafft worden... :-)

Alpin_Rise hat gesagt: RE:Deutschland vor!
Gesendet am 4. Juli 2010 um 09:18
Na ja, im Alpstein lassen sich ein paar Kreuzungen jeweils nicht vermeiden. Obwohl, an besagtem Sonntag an der Freiheit hätt ich auf einen Wochentag getippt, und praktisch keine Deutschen Kennzeichen auf den Parkplätzen!
Knapp an Delta vorbei, vielleicht kreuzen sich unsere Wege ja auch mal?
G, Rise

alpstein hat gesagt: RE:Deutschland vor!
Gesendet am 4. Juli 2010 um 10:53
>Knapp an Delta vorbei, vielleicht kreuzen sich unsere Wege ja auch mal?

Ggf. müssen wir unsere Routen halt jeweils so legen, dass sie sich kreuzen. Das wäre genial.

Grüße
Hp

Delta Pro hat gesagt: Near miss
Gesendet am 3. Juli 2010 um 23:28
Wärt ihr dem anderen Tourengeher gefolgt, hätten wir uns gekreuzt. Wir befanden uns genau zur gleichen Zeit auf dem Hüenerberg-Grat auf dem Weg zu den Hängeten.
Als wir euren Vorgänger kreuzten, fragte sglider aus irgendeinem Grund: War das der alpstein? Na ja, fast.
Gruss Delta

alpstein hat gesagt: RE:Near miss
Gesendet am 4. Juli 2010 um 09:01
Schade, schade, Delta und sglider leibhaftig zu treffen wäre natürlich das i-tüpfelchen der Tour geworden. Aber gesehen haben wir Euch auf dem Grat zum Hüenerberg.

Gruß
Hanspeter

KraxelDani hat gesagt: Studie Blau Schnee
Gesendet am 7. Juli 2010 um 11:03
Vielen Dank für den äusserst interessanten Link zum Blau Schnee!
Ich hatte vor 20 Jahren im Gymnasium bei Hans Aeschlimann interessante Geografie-Lektionen und als Highlight eine wöchige Geologie-Exkursion im Alpstein und Glarner-/Bündnerland.

alpstein hat gesagt: RE:Studie Blau Schnee
Gesendet am 7. Juli 2010 um 19:37
Danke, Ich finde den Artikel auch interessant, insbesondere dass der Ausstieg zum Blau Schnee-Sattel seit den 80er Jahren unter dem "Gletscher" begraben ist.

Gruß
Hanspeter




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