Milchplanggenstock und Stralstöckli


Publiziert von PStraub , 24. Juni 2010 um 19:31.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:24 Juni 2010
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Glärnischgruppe 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bus bis Klöntal - Plätz Auto bis Parkplatz Bike bis Beginn Bergweg

 Zwei weitere Gipfel aus der 'Serie' "Unbekanntes Glärnischgebiet": Milchplanggenstock (2106) und Stralstöckli (2215). Wobei bei letzterem bezüglich Lage und Höhe Fragezeichen gemacht werden dürfen.

Kälte und Neuschnee haben die höheren Regionen unerreichbar (und/oder gefährlich) gemacht. Also musste es etwas von moderater Höhe sein. Die Wahl fiel auf die - weitgehend unbekannten - Gipfel, die den Grat vom Ruchen Glärnisch gegen Westen begrenzen.

Vorab mit dem Bike bis dort, wo die Seilbahnstation die Abzweigung des Weges nach Hinter Schlattalpli anzeigt. Die Strasse ist anfangs viel zu steil für einen vernünftigen Rhythmus, aber später wird man um das Bike froh sein.
Auf dem Alpweg an beiden Stafelhütten vorbei Richtung Chamm. Auf gut 1700 m - oder etwa in der Mitte der Westflanke des Berges -  verlasse ich den Weg und steige Richtung Gratkopf am nördlichen Ende. Den "Normalweg" über die Bänder werde ich im Abstieg benutzen. Die Anführungszeichen bei "Normalweg" stehen hier, weil ein Berg, der so gut wie nie bestiegen wird, auch keinen solchen hat.
Ab der markanten Spalte bei diesem Kopf immer in etwa dem Grat folgen. Etwas Flexibilität ist angesagt, manchmal über die Köpfe, manchmal halt in eine Flanke ausweichen. Das Gelände ist zwar steil, bleibt aber im T5-Bereich. Der Gipfel selber ist ein recht schmaler Graskamm.
Die Aussicht auf das Klöntal ist eindrücklich. Rund 1300 m gehts fast senkrecht runter.

Vor Jahren bin ich von Chamm aufgestiegen (T6+!), dort wollte ich eigentlich hinunter. Es hat wenig mehr als einen Blick gebraucht, um mich von diesem Vorhaben abzubringen. Erst von unten habe ich gesehen, dass ich den Abstieg in der falschen Flanke gesucht hatte ..
 
Darum steige ich über die Bänder ab. Das ist nicht besonders schwierig, auch hier bewegt man sich im T5-Bereich. Wer aber von dort aufsteigt, markiert besser die wichtigsten Ausstiegspunkte, um sie beim Abstieg leichter zu finden.

Ab hier über Chamm zum markanten Gratrücken, der vom Aufstieg zum Näbelchäppler rechtwinklig abzweigt und von dem ich meine, es sei eigentlich das Stralstöckli. Das ist auf der Karte genau nördlich vom P. 2289 und so rund 2260 m hoch.
Auf dem Grat und über Schneefelder dort hinaus. Ein stattlicher Gamsbock geht mir ohne gröbere Hast voraus. Später sehe ich ihn ein ganzes Stück tiefer auf einem Plateau.
Auch von hier ist - dank der exponierten Lage - der Tiefblick eindrücklich. Und mehr noch: Nur von hier sieht man direkt in eine der markantesten Nordwände der Alpen. Immerhin sind es vom Ruchengipfel zum See über 2000 m!

Nun zum Thema "Stralstöckli". Auf der Karte ist der Name irgendwie undefiniert verzeichnet. Die meisten Listen nennen als 2215 m Höhenkote. Das entspricht dem Felskopf, den ich noch erwähnen werde.
Geographisch macht das allerdings keinen Sinn. Berge erhielten ihre Namen vom Tal aus. Der oben erwähnte Grat ist von unten gut sichtbar, P. 2215 jedoch kaum, weil ihn der Näbelchäppler-Grat  im Hintergrund abdeckt.

Das soll mich nicht hindern, diesen Grattürmen meine Aufwartung zu machen. Der Aufstieg ist zuerst ein deutlicher Abstieg. Die Halde wird immer steiler, zuunterst ist sie vertikal. Dort hat eine gute Seele vor Äeonen einen Haken gesetzt (nur der Rost hält ihn noch zusammen) und ein Stahlkabel angebracht. Nur fällt dieses zu beiden Seiten ab, so dass offen ist, welche denn brauchbar sein könnte. Ich seile mich runter und sehe bald: Es ist die westliche. Der Aufstieg verläuft zuerst gut; Spreizkletterei, ein knapper IV-er. Dann einfach durch Blockschutt. Doch knapp vor dem Gipfel ist kein Weiterkommen mehr. Im Aufstiegsspalt steckt ein Felsblock, der diesen überhängend macht. Und der Grat seitlich fällt ins Bodenlose ab. Und beides ist von der Bergseite nicht einsehbar. Der Übergang zum höchsten Punkt  dürfte ohne technische Mittel nicht zu machen sein. - Also Kapitulation: Dafür war ich schlicht nicht ausgerüstet. 

Aber immerhin: auf meinem Stralstöckli war ich allemal ;-)

Übrigens: Heute wurde die Verrucano-Bank auf das Vrenelisgärtli geflogen.
Nicht zu glauben, was so ein Super-Puma für einen Krach macht.

Tourengänger: PStraub


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Kommentare (1)


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Roald hat gesagt: Stralstöckli
Gesendet am 10. Mai 2020 um 17:41
Jetzt gibt es ja auch altes Kartenmaterial online. In der Version von 1957 wurde der Gipfel als "Hangeten" (2259 m) bezeichnet.
/s.geo.admin.ch/892a94967a


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