Stockalperweg - Tour de Suisse am Simplon

 Eigentlich war der Tag anders geplant. Die heutige Etappe der Tour de Suisse führte von Ascona durch das Centovalli über den Simplon-Pass.
Und genau diese Strecke wollten wir ab 9:30 mit dem Rennvelo fahren, um das Profifeld dann am Simplon zu erwarten und anschliessend hinunter nach Brig zu rollen und dann mit dem Zug wieder heim.

Die ganze Woche darauf gefreut, Samstag die Rennvelo's in die Transit-Bag's gepackt und alles vorbereitet, machte uns das erwartete Regenwetter einen Strich durch die Rechnung.

Bis spät abends die aktuellsten Vorhersagen verfolgt, wurden die Prognosen immer schlechter. Bei Wasser von oben und vor allem von unten, von der nassen Strasse, macht Rennvelo fahren keinen Spass, zudem wenn man auf einem Pass noch Aufenthalt hat und dann noch 20Km bergab fahren muss.

Schade!

Aber live die Tour am Simplon schauen wollten wir auf jeden Fall und so beschlossen wir
in der Nacht, am Sonntag Morgen mit Wander-Tenue nach Brig zu fahren und den Stockalperweg zum Pass hinauf zu laufen. 
Für dieses Vorhaben reichte uns locker der 9:00 Zug und so waren wir kurz nach 11Uhr in Brig, holten uns am Bahnhof noch ein Sandwich und verzehrten dies gemütlich im Garten des Stockalper-Schlosses.

Die Fahrer wurden frühestens um 15:35 oben erwartet und so hatten wir keine Eile.

Der Stockalperweg ist mit braunen Schildern bestens ausgeschildert, führt auf Wanderwegen und wenn es mal kurz ausgesetzt wird ist ein Geländer vorhanden, bzw. ist der Weg auch breit genug. Man braucht lediglich ein wenig Trittsicherheit, vor allem wenn es nass ist.

Bei uns war es die ersten anderthalb Stunden trocken und schwülheiss, bevor dann starker Regen einsetzte, der uns bis auf den Pass begleitete.

Aus Brig heraus, über Bielti 797m, Lingwurm 827m und Brei 887m gewinnt man rasch an Höhe, dringt dann auf etwa 950m in den Chräjubielwald ein und läuft dann hoch über der Saltina-Schlucht auf gesichertem Weg bis Schallberg auf gut 1300m. Zwischendurch hat man immer wieder schöne Tiefblicke in die Schlucht und ins Rhone-Tal.

Hier trifft man auf die Pass-Strasse, läuft der ein ganz kurzes Stück entlang, bevor der Weg nach rechts hinunter führt, in das fast 250m tiefere Grund, 1071m.

Dort fliessen Ganterbach, Nesselbach und Taferna zusammen und bilden die Saltina.

Hier setzte dann Dauerregen ein und wir nahmen unserere Regenschirme hervor, um wenigsten einigermassen trockene Hosen zu behalten. Das hat sich auch bewährt. Ich habe sonst beim Wandern nie einen dabei, aber ich glaube ich werde bei unsicherem Wetter jetzt immer einen kleinen Schirm in den Rucksack packen. Darauf kommt es auch nicht an.

Mehr oder weniger dem Lauf der Taferna entlang führt nun der Weg, mal mässig, mal sehr steil und gestuft steigend über unzählige Brücken im Wald berghoch. Diesen Wald verlässt man erst kurz vor dem verfallenen ehemaligen Wirtshaus Taferna, 1597m, geht noch gut 100HM dem Fluss entlang um dann durch einen Nadelwald steil bis auf knapp 1950m und schlussendlich über Wiesen zum Pass hoch zu steigen. 

Oben am Pass selbst war die Bergwertung aufgebaut, da war ein bisschen was los und ebenso weiter vorne am Restaurant Monte-Leone. Aber jeweils nur ein bisschen, wegen des Wetters sind nicht so viele wie ich angenommen hatte hier hoch gefahren.

Ein paar warme Sachen angezogen, mit Fähnchen und Kappe von einer Werbedame versorgt erwarteten wir dann 500m vor der Bergwertung die Fahrer. Am Abend sahen wir uns dann sogar im Fernsehen :-))

Es ist zwar jedes Mal ein kurzes Vergnügen bei solchen Etappen zuzuschauen, ich war schon an vielen Etappen der Tour de France usw. aber das ganze Drumherum ist auch interessant, vielleicht kann man das auch nur nachvollziehen wenn man selbst viele Jahre Rennen gefahren ist.

Eine Viertelstunde nachdem der Spuk vorbei war kam rechtzeitig zum wieder einsetzenden Regen ein Postauto und brachte uns wieder zurück nach Brig.

Es hat sich mal wieder richtig gelohnt, immerhin haben wir auch über 1500HM gemacht und der Stockalperweg ist sehr zu empfehlen, vielleicht bei etwas besserem Wetter. 

 Übrigens verläuft auch der "Gondo-Event" auf dieser Strecke, das wäre was für dabuesse