Umrundung von Central London mit dem Bike entlang dem Grand Union Canal

Aussichtsreiche aber lange Bike-Rundtour quer durch London's Innenstadt, im Gegenuhrzeigersinn von W nach O und zurueck von O nach W London. Der Weg, das Ziel: immer einem Wasserlauf entlang, vorbei an Industriebauten anderer Zeiten und weltbekannten Wahrzeichen. Zuerst dem Thames folgend, dann ab Brentford dem Grand Union Canal, dann dem Grand Junction Canal bis Little Venice, dann dem Regent Canal entlang und schliesslich wieder dem River Thames folgend. Ca. 80 km insgesamt mit dem Mountainbike.

Ich hatte die Tour schon lange im Kopf und am dem Sonntag hats mich einfach gepackt. Die Kanalverbindung von W nach O inmitten der Stadt faszinierte mich und es ist tatsaechlich moeglich gut 90% der Strecke direkt am Kanal- oder Flussufer entlang zu fahren, ohne direkten Verkehr. Manchmal muss man etwas auf der Strasse fahren aber es haelt sich in Grenzen. Ca. 60% sind geteert und 40% auf ebenem ungeteerten Weg.

Der der Bau des Regents Canal wurde 1812 in Angriff genommen und zwischen 1816 und 1820 eroeffnet. Er stellte die wichtige Verbindung zu dem im 1801 eroeffneten Grand Junction Canal dar. Dieser verband London mit Birmingham und zaehlte zu einem der wichtigsten Transportwege der englischen  Industrierevolution. 1927 wurden der Grand Junction Canal mit dem Regents Canal vereiningt und gehoeren nun zum Grand Union Canal.

Start um 13 Uhr von mir zu Hause in Chiswick, West London. in 5min runter zum Thames bei Growe Park und dann flussaufwaerts auf dem orographisch linken Flussufer (teilweise nicht asphaltiert) in SW Richtung bis Brentford. Der Thames hat gerade Ebbe und alle Hausboote liegen sozusagen "nackt" auf dem Flussbett.

In Brentford zweige ich dezidiert in den Grand Union Kanal ein und tache in die ruhige und langsame Welt der Narrowboats ein. Diese werden mich fuer die naechsten Stunden nicht mehr verlassen und ich werde Zeuge des Kanallebens. Vorbei an den unzaehligen Hanwell Locks, welche archaisch von Hand betrieben werden (!) und weiter nach Hayes. Obwohl man unter grossen Strassen und unzaeligen Bruecken durchfaehrt merkt man vom Leben auserhalb des Kanals sehr wenig; man erahnt nur in etwa wo man sich gerade befindet. Sehr beschaulich.

Den westlichsten Punkt nach ca. 15-20 km erreicht, gehts nun weiter in N Richtung nach Greenford. Diese Strecke (ca. 10 Km) mit unzaehligen angelegten Narrowboats ist wunderschoen gruen und laendlich. In Greenford kurvt der Kanal nach O. Wie man am Geruch immer wieder merkt, befindet man sich in NW London, der Gegend wo die meisten Lebensmittel der 10 Mio Stadt hergestellt werden. Man sieht Fabrikhinterhoefe, das Gefuehl ist das einer Industriezone; der Blick aber ist immer auf den schmalen Weg am ruhigen Kanalrand gerichtet und auf das kaum fliessende Wasser fokussiert. Eine Oase der Ruhe inmitten der Grossstadt. Es fehlt an vetrauten Anhaltspunkten - der kanal ist einfach ziemlich gerade und etwas eintoenig und ist deshalb etwas desorientierend, was ich sehr geniesse.

Immer urbaner wird das Kanalufer, an einer gothischen Kirche vorbei  und die Erwartung steigt. Ich muss mich bei Westbourne Green befinden; irgendwann komm ich unter einer riesigen Autobahnunterfuehrung vorbei - es muss das M40 Viadukt sein welches ich normalerweise oben befahre. Schoene Wohnungen, Lifestyle am Kanal.

Und ploetzlich befinde ich ich mitten in Maida Vale, in idyllischen Little Venice mit den unzaehligen und absolut unerschwinglichen Hausbooten. Es ist eine der teuersten Viertel Londons und Touristen sitzen in den Bootskaffees. Velofahrverbot da "Private Moorings" (Privatanlegestellen). Ich muss absteigen. Weiter gehts ohne Pause und es folgt ca. 1 km auf Strassen da der sich nun Regents Canal nennende Kanal durch ein ca. 300m langes Tunnel fuehrt.

Die Strecke danach dem Regents Park entlang ist phantastisch gruen; hunderte von Fussgaengern flanieren dem Kanal entlang. Eigentlich ist hier Veloverbot aber ich bin ja nicht der Einzige und es ist einfach herrlich. Aufpassen, v.a. auf Fussgaenger auf dem engen "Towing Path" sollte man schon...:-))  und die Klingel ist unentbehrlich... Posh North London mit dem exklusiven Primrose Hill sind ganz in der Naehe.

So kommt man irgendwann nch Camden Lock - ja genau an den weltbekannten Markt - hier hats soooo viele junge Leute und massenhaft Touristen. Warum wollen eigentlich alle dorthin frage ich mich? was so cool dran?  Insbesonders am Sonntag? Es ist ein wunderschoen warmer Tag und tausende sitzen am Ufer des Kanals.

Zuviele fuer mich. Ein paar Photos und ohne Pause nichts wie weiter nach Kings Cross: hier kommt der Eurostar an, die englische Nabelschnur zum Kontinent! Ich erkenne das vetraute Bild der Werft vom Eisenbahnfenster. Die Gegend ist der Transporthub von Olympia 2010 und wird momentan massiv ausgebaut.

Weiter nach Islington - hier faengt eine geniale Gegend an - Dutzende von Umbauten und Gebaeude am Kanal - Canal Lifestyle. Glas - Holz - Hausboote - Wasser. Yuppies und Aussteiger leben nahe beisammen. Islington selbst muss auf Strassen gequert werden, da der Kanal hier ein 300m langes Tunnel betritt. Islington ist die das trendige Ausgeh- und Wohnviertel im Norden des Zentrums - die wichtigste New Labour Hochburg in London uebrigens :-) Trozt den Wahlen. Hier mache ich eine laengere spontane Pause bei Freunden im Garten. Mein Patenkind spielt Fussball und badet im aufblasbaren Pool, ich trinke Kaffee und islaendisches Roggenbrot. 

Bald gehts weiter: auf der anderen Seite des Tunnels in Shoreditch und Hackney kommt definitiv das East London Gefuehl auf. Industriebauten werden umgenutzt und das Retrofeeling liegt allgegenwaertig in der Luft. Absolut erlebenswert. Junge Familien und trendige Jugendliche mit "Hangover" geniessen die schoene Sonne. Ich flitze klingelnd urban mit MB vorbei. :-)) Hoffentlich weichen Sie auf die richtige Seite aus, sonst gehn wir halt baden ...  Die meisten nehmen es mit Routine - hier ist Velofahren voll im Trend. Immer wieder schoene Bars mit Musik am Kanalrand - Lifestyle pur. Aber nicht heute... der Weg zurueck nach Westen ist noch lange.

Nach Victoria Park hat der Kanal mittlerweilen nach S abgebogen und ich sehe von weitem schon das Londoner Finanzzentrum Canary Warf. Da sind sie alle, die HSBCs, Credit Suisse, City, usw. Hier wurden auf dem Quadratkilometer -zig Milliarden vernichtet --- und wieder verdient...

Die Erwartung steigt: wann kommt die Thames ?? Zuerst noch durch die schoene Dockanlage von Limehouse. Und hier ist Sie, die Muendung des Regent Kanals in die Thames voellig unspekatkulaer. Breit und bedrohlich ist der Fluss hier - mit tueckischen Stroemungen und starken Gezeiten.  Ich goenne mir eine Pause in der Sonne und geniesse die Aussicht mit Bier. Ich merke die Beine sind etwas Muede - ich fahre sonst ja nicht so lange Velo. Es ist schon 18.30 Uhr und es ist immer noch schoen warm.

Nun nehme ich nehme den letzten Teil in Angriff - durch Londons Zentrum alles Flussauwaerts immer so dicht am Ufer wie moeglich. Nicht etwa geradeaus nach W - das waere am kuerzesten - sondern alles den Flusswendungen nach, meisten auf der orographisch linken Seite. Der Weg heisst Thames Path und es hat hier sehr wenige Velofahrer aber viiel Fussgaenger.  Z. T. eng am Fluss entlang, wo es geht, oder etwas ausholend, komme ich so in der Abendsonne an all den bekannten Wahrzeichen vorbei.

Wapping mit den genialen Warfs, ich passiere die Tower Bridge, H&dM Tate Gallery,  London Eye, Big Ben, und wie sie alle heissen, weiter nach Pimlico, Chelsea, Battersea (Pink Floyd gefaelligst?). In Wandsworth geht es auf die andere Flussseite, Putney, vorbei am Fulham FC Stadion nach Hammesmith.
Ziemlich muede komme ich endlich nach Hause um 20:30Uhr.

Zeiten: One Pausen ca. 6h. Mit 7.5h. Mountainbike ist Ok da es auch ungeteertes gibt, aber eigentlich sollte es mit einem Citybike noch besser gehen (mit guten Reifen).

es war eine etwas Andere, spezielle Art London zu erleben...