Via ferrata Ernesto "Che" Guevara - der längste Klettersteig der Gardasee-Region


Publiziert von Jackthepot , 13. Juni 2010 um 20:03.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 1 Juni 2010
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K3 (ZS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1380 m
Abstieg: 1380 m
Strecke:Pietramurata - Via ferrata Che Guevara - Monte Casale - Sarce - Pietramurata
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Pietramurata an der Bundesstraße SS 45bis zwischen Riva del Garda und Trient - am nördlichen Ortsausgang (aus Richtung Riva kommend) links abbiegen ins Industriegebiet; gegenüber der Firma Eurotex ist der 'Wanderparkplatz'

Die Via Ferrata Che Guevara wird in einschlägiger Literatur mit vielen Superlativen ausgestattet – viele sind zutreffend. Sie ist der höchste Klettersteig der Gardaseeregion, der zu überwindende Höhenunterschied > 1380mH < ist wahrhaftig beträchtlich. Aus dem Tal betrachtet wirkt die zu erklimmende Riesen-Felswand endlos und fast senkrecht. Durch die südostseitige Ausrichtung wird die Tour bei Sonnenschein zur „Durststrecke“ – die Wand ist schattenlos bis zum Ausstieg (Ausnahme: Angurtplatz am Einstieg + 2-3 höhere Büsche/Buschgruppen unterwegs). Reichlich Flüssigkeitsvorrat dabei zu haben ist ratsam, denn es gibt im Aufstieg und Abstieg KEINE Quelle und ob die Gipfelhütte offen ist oder nicht stellt man fest, wenn man davor steht (Ausnahme: sicher geöffnet von Juli- August an Wochenenden).
 
Der Aufstieg:
Der Startpunkt der Tour, ein Parkplatz in einem wochentags höllisch lärmenden Industriegebiet liegt auf 250 m. Der Weg führt links haltend am Betriebsgelände der Firma Eurotex entlang, dann nach 50m (wenig auffälliger Wegweiser) rechts in eine Gasse hinein, die von Zäunen von Eurotex und der dahinterliegenden, stinkenden Entsorgungsfirma gebildet wird .....:-((   hat man dies gefunden, gibt es bis zum Gipfel es M. Casale keine Orientierungsprobleme mehr. Durch einen Kiefernwald auf einem Geröllkegel wandert man zum Einstieg. bei ca. 400 m hinauf. Nicht von ersten Drahtseilen täuschen lassen , der Angurtplatz ist weiter oben und –Gott sei Dank- auch noch im Schatten von Buschwerk..
Der Kletterteig startet gleich mit einem der technisch schwierigsten Teilstücke, die anderen kommen erst ganz oben. Der fast senkrechte Riss mit wenigen guten Tritten verlangt ein paar kräftige Züge mit den Armen und führt aber schon bald in einfacheres, abwechslungsreiches Gelände, weiter oben sogar in flaches Gehgelände, das zu einer Schulter führt, bei der man in die eigentliche Wand einsteigt (ca. 600 m). Im Folgenden wechseln bis ca. 1200 m immer wieder Kletterpassagen, Schottersteige, leichte Querungen, Felsstufen und Gehgelände ab. Hin und wieder sind Eisenstifte vorhanden, weiter oben gibt es auch eine längere Trittstufenpassage und Wegstrecken (I+), die man ungesichert hochkrackseln kann –wenn man’s mag, weil das ewige Umklemmen der KS-Karabiner unnötig bremst.
Unterwegs hat man immer (wieder) grandiose Tiefblicke. Der Routenverlauf führt anfangs mittig und nach einer markanten Querung immer weiter links haltend aus der Wand heraus. Bei 1200m erreicht man das Klettersteigbuch, das „offiziell“ den Klettersteig beendet und die erste größere Schattenzone (genießen!!). Die letzten 430mH, die links um den Berg und Richtung Gipfel führen, weisen nur noch 2 kurze, aber fordernde Kletterpassagen auf und werden zunehmend baumloser und grasiger, sind aber immer noch recht steil.
Zwei Überraschungen hat der Monte Casale noch aufzubieten.
No.1: Der plötzliche Übergang vom stundenlangen, steilen, teils vertikalen Aufstieg zur flachen, riesengroßen Almwiese, blumenreich mit einigen Baumgruppen aufgelockert und einer sich das Rifugio Don Zio versteckt. Um einem herum, ein herrlicher Blick zu den schneebedeckten Bergen der Adamello und Brentagruppe, die Dolomiten in Osten und dem Gardasee im Süden. Glücklicherweise hatte das Rifugio Don Zio geöffnet, doch wer zu spät kam den bestrafte das Leben ... kaum war der Schwung an Klettersteiglern und an Mountainbikern, die sich aus Westen heraufquälten, versorgt, war die Hütte verschlossen und der Wirt samt Anhang düste flugs in seinem Fiat Panda über den Almweg ins Tal.
 
Der Abstieg:
Der Abstieg ist die 2. Überraschung. Noch nie in meinem bergsteigerischem (Er-)Leben sind mir 1380mH so endlos vorgekommen, wie hier. Ich wählte die Route 427 über Sarche zurück nach Pietramurata. Diese führt vom Rifugio aus (Wegweiser) über eine Wiese in nördliche Richtung. Nach ca. 300m bevor der Weg durch einen Waldstreifen führt, sieht man links, mitten in einer Wiese rot-weiß markierte Holzstangen stehen => folgen, dies ist der Abstiegsweg. Erst nach weiteren 100m steht der erste Wegweiser, die Wegführung jetzt wieder eindeutiger - immer der Beschilderung No. 427 Sarche folgen. Zuerst verliert man in über Wiesen und aufgelockertem Wäldchen kaum an Höhe, bis man eine deutliche Felskante erreicht. Ab jetzt geht’s steil nord- /nordwestseitig bergab, aber immer problemlos im Wald, meist unterhalb des Grates bis auf ca. 1300 m. Hier nun rechts querend in die Nordflanke hinein, bis man auf die alte Route 427 trifft. Über diese tw. sehr steil über buchenlaub-bedeckte Pfade hinab (bei Trockenheit unproblematisch, bei Nässe gefährlich), bis man einen Fahrwege erreicht. Der „Frust“ steigt, wenn man innerhalb einer ¾- Stunde des Bergab-rennens nacheinander an 3 Schildern mit der Aufschrift „Sarche 1:10h“ vorbeikommt, trotz sonst reichlich vorhandenen Wegweisern, einige Orientierungsproblem an unbeschilderten Wegkreuzungen lösen muss (im Zweifel immer den Weg wählen der bergab führt), endlich (oder besser leider) am ersten Schild mit dem Hinweis Pietramurata vorbeikommt (leider, weil das steht ... Pietramurata 1:40h(!!) ). Irgendwann lichtet sich plötzlich bei einer Stromleitung der Wald und.....die Häuser von Sarche immer noch tief drunten im Tal.
Kurz vor erreichen der Strasse Sarche – Ponte Arche (SS 237) wird noch eins draufgelegt: der Weg führt ca. 150-200m über grobes, loses Geröll – extrem sturzgefährlich - wohl dem der Stöcke dabei hat. Doch bald tritt man aus dem versch... Wald am Parkplatz bei der obersten Kehre, muss diesen rechts haltend zur Kehre hin queren, die Strasse überqueren, indem man kurz über die 2 Leitplanken klettert und weiter geht’s auf schmalen Pfaden die restlichen 150mH hinunter nach Sarche. Dann auf einem breiten Fahrweg in südlicher Richtung nach Pietramurata, zuletzt ein Stück am Grünstreifen der Bundesstrasse (SS45bis) entlang.
 
Nachwort: Strategie: früher Start – später Start? 
Da werden sich wohl - wie immer - die Geister scheiden. Aufgrund der Länge der Tour in der Wand und bis zum Gipfel kann man der Hitze quasi nicht entgehen, sie beginnt, sobald die Sonne im Osten aufgeht, der Vorteil der morgendlichen Kühle währt eventuell nur kurz. Der Mittagshitze in der Wand entgeht man nur bei sehr frühem Start.
Ich bin sehr spät gestartet: 10:30h am Einstieg. Beim Start und in den folgenden 2h empfand ich die Hitze als zermürbend, konnte jedoch so die ersten längeren Schatten und die abflauende Hitze im Ausstieg und auf den restlichen, steilen 400 Höhenmetern zum Gipfel genießen; hatte Glück, dass die Hütte gerade noch 20min offen war...
Der wesentliche Vorteil eines späten Starts war: ein großer Teil des ewigen, schweißtreibenden Abstiegs durch die nördlichen Laubwälder, sowie der Abschlusssprint im Talgrund zurück zum Parkplatz fanden im (etwas) kühleren, spätnachmittäglichen Schatten des Berges statt.

Tourengänger: Jackthepot
Communities: Klettersteige


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