Bächenstock, 3011 Meter - Snowboardtour


Publiziert von Leander , 27. April 2010 um 00:50.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:17 April 2010
Ski Schwierigkeit: ZS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m

Eigentlich hatten wir für das Wochenende zwei Klettertage im Tessin geplant, doch aufgrund der unsicheren Wettervorhersage disponierten wir um und entschieden uns für diese Snowboardtour. Die Wahl war einfach und fiel auf den Bächenstock. Ein Ziel, das ich bereits im Februar aufgrund schlechten Wetters und erhöhter Lawinengefahr hatte auslassen müssen.

Die knapp 1500 Höhenmeter von der Sustenpassstrasse bis zum Gipfel wollten wir allerdings nicht in einem Zug machen, sondern eher gemütlich in zwei Etappen mit Hüttenübernachtung. Also machten wir uns schon am Freitag Abend auf den Weg ins Meiental. Um kurz nach 19 Uhr kamen wir in Gorezmettlen an. Am Straßenrand hatten sich bereits die ersten Tourengeher mit ihren Wohnmobilen in Stellung gebracht, um am nächsten Morgen in aller Frühe aufbrechen zu können. Ungläubig starrten sie uns hinterher als wir gegen halb acht in voller Montur Richtung Bächenstock davon marschierten. Durch den Färnigenwald ging es ostwärts auf dem Wanderweg bergan, die Schneedecke war an vielen Stellen bereits weggeschmolzen. Wo noch Schnee lag, brach man entweder tief ein oder rutschte aus. Erst kurz vor Verlassen des Waldes konnten wir unsere Schneeschuhe montieren und auf dem stark angetauten, sulzigen Schnee weiterlaufen. Die Dämmerung war mittlerweile weit fortgeschritten und die Wolkendecke kam immer tiefer, sodass wir kurz vor Rieter in dichten Nebel gerieten. Die hereinbrechende Dunkelheit sowie der stark streuende Schein unserer Stirnlampen reduzierten den Sichtkegel auf unter zehn Meter. Aber mit Hilfe teilweise vorhandener Wegspuren sowie unterstützt durch Kompass und Höhenmesser konnten wir uns orientieren. Wir folgten dem Weg in nordwestlicher Richtung, bis auf 2060 Meter Höhe deutlich erkennbare Spuren nach Westen abzweigten, laut Karte und Wegbeschreibung etwa 40 Meter zu tief, dennoch wagten wir den Spurwechsel und standen nach kurzer Zeit vor der unvermittelt aus dem Nebel auftauchenden dunklen Silhouette der Sewenhütte. Für die knapp 500 Höhenmeter hatten wir doch fast 2 h gebraucht.
Die Hütte war unbesetzt und wir waren die einzigen Gäste. Sehr erfreulich war das reichhaltige Getränkeangebot, an welchem wir uns dankbar bedienten. Nachdem wir die Räume inspiziert und den Ofen eingeheizt hatten, machten wir es uns gemütlich, aßen und tranken und freuten uns über die schöne Hütte und das heimelig knisternde Feuer.

Nach einem tiefen Schlaf wurde ich mit einsetzender Dämmerung wach. Noch bevor der Wecker klingelte stand ich auf und trat vor die Hütte. Der Himmel über mir hell und licht, die Sonne noch hinter den Bergen verborgen, die frische Luft unbewegt und die fernen Schneehänge unberührt, so umgab mich die morgendliche Reinheit der Landschaft in der Stunde vor Sonnenaufgang.

Nachdem auch Mark aufgestanden war und wir die Hütte klar gemacht hatten, machten wir uns kurz nach 7 Uhr auf den Weg hinunter zum Sewenseeli, von wo der weitere Aufstieg in steilen Spitzkehren und über alte, hart gefrorene Nassschneerutschungen hinauf zum Seewenstöss führte. Der Schnee war für den Aufstieg optimal hart gefroren, sodass wir dank der Zacken unserer Schneeschuhe problemlos die steileren Passagen des Aufstiegs überwinden konnten. Vom Sewenstöss ging es ein weiteres mal in vielen Spitzkehren, den 35-40 Grad steilen Hang hinauf, ehe wir gegen halb neun das südliche Ende des Seewenzwächten erreichten. Hier trafen uns auch endlich die ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Die Aufstiegsspur führte in einem großen Bogen an der östlichen Seite des Firnes aufwärts. Die Sonnenstrahlen hatten, wie für die Jahreszeit üblich schon eine hohe Intensität und so stapften wir mit Schweißtropfen auf der Stirn die letzten 300 Höhenmeter hinauf zum Skidepot, welches sich etwa 50 Meter unterhalb des Gipfels befindet. Wir erreichten das Skidepot etwa um 9:30 Uhr.
An den Südostgrat des Bächenstocks gelehnt, hatten wir einen herrlichen Ausblick über den Seewenzwächten und hinüber zu den markanten Felspitzen Fleckistock und Stucklistock. Für den Gipfelaufstieg liessen wir Rucksäcke und Bretter zurück. Vom Skidepot ging es erst durch eine schmale und steile Rinne 15 Meter hinauf, dann etwas flacher und gleich wieder steil etwa 20 Meter schräg aufwärts traversierend auf den Gipfelgrat. Diese Stelle war nicht ohne und hätte bei einem Ausrutscher in einem üblen Sturz enden können. Steigeisen oder Pickel sind deshalb sehr zu empfehlen. Auf dem Gipfelgrat ging es dann über griffige Felsen kletternd weiter hinauf zum Gipfelkreuz.

Der Bächenstock ist ein wahrer Aussichtsberg, der tolle Tiefblicke und eine herrliche Rundumsicht zu bieten hat. Insbesondere die Südansicht von Gross- und Klein Spannort ist beeindruckend. Voller Genugtuung und Freude gratulierten wir uns und gewahrten, dass wir mit der Zielwahl alles richtig gemacht hatten. Abgesehen von einer Handvoll Tourengängern waren wir die einzigen auf diesem Berg, während wir auf den Routen zum Zwächten und den Spannörter Dutzende Tourengruppen im Aufstieg beobachten konnten. Wir hielten uns nicht lange auf dem Gipfel auf, da wir unsere Mittagspause am Skidepot machen wollten.

Nachdem wir uns ausgiebig erholt und noch ein paar Klettereinlagen and den griffigen Granitfelsen eingebaut hatten, machten wir uns schon um 11 Uhr wieder bereit zur Abfahrt. Vor uns lagen 1200 Meter Abfahrt. Während der obere Teil auf dem Firn noch hart gefroren war, konnten wir im mittleren Teil den angetauten Sulzschnee genießen und erst unterhalb der Alp Rieter fing der Schnee an faul zu werden. Alles in allem war die Abfahrt sehr schön und abwechslungsreich. Insbesondere der lange und breite Seewenzwächten, sowie die sanft hügelige Bergalp sind mir im Gedächtnis geblieben. Leider mussten wir die letzten 200 Höhenmeter durch den Färnigenwald laufen, da der Schnee hier bereits größtenteils weggeschmolzen war. Dennoch erwartete uns noch ein Highlight, ein Stand mit frischen Getränken, Kaffee und Kuchen, organisiert und betrieben von zwei freundlichen Damen, die mit íhrem Angebot ein jedes "Tourlerherz" höher schlagen liessen. Dafür besten Dank.



Tourengänger: Leander


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