Little boxes made of ticky tacky…


Publiziert von Henrik , 24. März 2010 um 21:44.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:15 März 2010
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI 
Zeitbedarf: 2:00
Abstieg: 100 m
Strecke:Malvaglia - Biasca
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Unterkunftmöglichkeiten:b&B in Marolta

….irgendwie kündigte sich der Tag ein wenig anders an als gestern – der Wind spielte hörbar ums Haus herum, er schien eine Pfeife im Mund zu halten oder vergriff sich an Orgeln, wohl letzteres. Beim Blick auf die umliegenden Kreten fiel auf, dass sich an ihnen Schneefahnen gebildet hatten und dass sie sich überklar zeigten. Frau Schiess erhellte uns das Wetterfaktum: Nordföhn!
 
Wir stellten uns an die Haltestelle Marolta, setzten uns nicht in die Wartebucht, sondern schauten uns den gegenüberliegenden Briefkasten an des Nachbars von Frau Schiess. Irgendwoher bellte ein Hund, ein paar Fahrzeuge brausten an uns vorbei, Wolkenfetzen schienen es sehr eilig zu haben. Der Bus hatte fünf Minuten Verspätung – ich konnte Claudia beruhigen, der Bus nach Biasca werde auf uns warten. Wir stiegen um, um uns nach Malvaglia, Brugaio bringen zu lassen – geplant war der Aufstieg ins Valle di Pontirone, hinauf auf den Felsensporn Pontironetto, ggf. einen Weiterstieg hinauf nach Solgone, dass einen kleinen Weiler hat. Der Wind schien einige Potenzen zuzulegen, das Granitwerk an der Strasse, an dem der WW vorbeiführte, liess uns erahnen, dass in höheren Lagen mit heftigen Böen zu rechnen sei. Wir standen an der Leggiuna, ein wilder Fluss aus dem Valle Pontirone (auch hier Canyoning möglich), der auf der ehemaligen Eisen-bahnbrücke (bis 1967) überquert wird. Hier beginnt auch der kleine Oeko-Park, der auf einer alten Schwemmunterlage des Brenno liegt und mit einer Tafel auf die Reste der Natur hinweist...die Vögel hörten wir nicht, und überraschenderweise (wie so oft andernorts) sahen wir in unmittelbarer Nähe Baumaschinen stehen.... Wir sahen uns nach allen Richtungen um – nein, wir gehen nach Biasca, besuchen die Felsen- und die achteckige Kirche mit dem sehr modernen Altar, den Claudia nochmals sich ansehen möchte. Wir hielten uns an den WW, der einige Zeit der lauten Kantonsstrasse folgte bis zur Stelle, wo mehrere Materialbahnen-Verankerungen einzusehen sind, wechselten die Strassenseite, folgten dem gewundenen Asphaltband am Fusse des breiten Pizzo Magn und überblickten das Gelände der NEAT (NFTA Deposito), was deutlich macht, dass hier der Tunnelaushub endgelagert wird. Wenn die Schweiz schon arm ist an Rohstoffen, hier ist ein wenig weltmännisches Bergwerk zu beobachten: Caterpillars mit Bigfoots, Endlosförderbänder und Staub. Der Crenone mit beachtlichen Schutzmauern kann trockenen Fuss betreten werden, eine Anhöhe gilt es zu nehmen, um in Biasca von hinten „einzufallen“: Grotto di Biasca. Hier konkurrenzieren sich gleich fünf Grotti im Sommer – wohl werden sie ihre Spezialitäten haben. Wir setzten uns draussen an die Granittische des Grotto di Mulo, drinnen war a) alles besetzt und b) das Chemineé heizte einfach zu fest – es war just 12 Uhr, die Handwerker nahmen das Grotto in Beschlag.

Eine halbe Stunde später folgten wir dem kunstvoll korsettierten Ri, stiegen die Wohnstrasse zur Chiesa San Pietro e Paolo Biasca hinauf, stiessen die schwere Eisentüre auf und wurden von der Stille förmlich gepackt. Die Kirche aus romanischer Zeit (12./13. Jahrhundert) befindet sich in dominierender Lage oberhalb von Biasca. Die einschneidenden Veränderungen in der Barockzeit , so die Erhöhung des Steinfussbodens, die Stufen zum Chor und der Bau des Gewölbes über dem Mittelschiff, haben wohl den Grundriss eines lateinischen Kreuzes modifiziert, entsprechen aber dem Wunsch nach einheitlicher Gestaltung. Der dreischiffige Kirchenraum weist eine merkliche Neigung des Fussbodens auf. Von der Kirche geht ein in den Jahren 1991-97 restaurierter Kreuzweg aus, der zum Kirchlein Santa Petronilla hinauf führt (Quelle Tourismus Biasca). Der Kreuzweg wird für die kommende Osterzeit herausgeputzt – Laubbläser und Wegmacher sind am Werk – wir lösen sie ab, auf der Bank, auf die wir uns setzten, es ist 13 Uhr, hier lassen wir uns nieder, packen den von Claudia aus dem Muothatal mitgebrachten Käse aus, mit Pumpernickel, den ich aus dem Rucksack klaube: wir schauen präzise von hier auf den Bahnhof Biasca hinunter und überschauen die Leventina sowie die Bauten der NEAT; die Geräuschkulisse der im Tal gegenüber-liegenden Autobahn ist nicht auszublenden. Der Wind ist hier kaum zu spüren. Wir verweilen hier gut zwei Stunden, eine Gruppe des Zivilschutzes übt unterhalb des obenliegenden Wasserfalls mit Wasser-schläuchen einen Ernstfall, dessen Überschrift ich mich nicht anstrengte zu erfragen. Wer einmal an Biasca vorbeigefahren ist, kennt die Kaskade der Wasserfälle der Froda, die sich am Horizont verliert; über dem untersten rechts einer Steinbrücke die Kapelle der Santa Petronilla (P. 388), die dem Tal seinen Namen gegeben hat. Bei der Kapelle der Badestrand von Biasca, das schattige Grotto oberhalb der Kapelle ist leider nur noch Geschichte. Links der Wasserfälle am Horizont die Masten der Materialseilbahn von Nadro, rechts die Kuppe von Scighignera (P. 1186, auf der LK nicht bezeichnet) (Quelle www.alpi-ticinesi.ch).
 
Nachfolgend besuchten wir die achteckige Kirche San Carlo wie schon im Herbst hier auf hikr. näher beschrieben – ein Besuch lohnt allein der Architekturform schon. Der mehrheitlich in weiss gehaltene Innenraum mit seinem eigenwilligen Altar ist allemal sehenswert! Danach flanieren wir durch die „City“, fragen uns auch hier, wie in einem Strassenzug gleich FÜNF Apotheken überleben können und suchen einen Platz für ein Glas Wein – am ehesten noch im Al Giardinetto, nachdem Claudia die Saldoübersicht in der UBS für sich feststellen konnte. Um 17 Uhr nehmen wir den Bus nach Acquarossa, jetzt ist der Bus wenigstens halb voll (...).

Im nicht gerade einladend wirkenden Ristorante Stazione, mit seinem überdimensionierten Plasma-Fernseher genehmigen wir uns Due Espressi, um die Wartezeit „totzuschlagen“. Wir haben Grosses vor – hatte ich doch geglaubt an der Strasse zwischen Marolta und Acquarossa eine Osteria gesehen zu haben...wir nahmen den Ortbus von hier nach Prugiasco, stiegen aus und fanden lediglich eine Bar, totally empty! Ich versuchte Claudia zu überzeugen, dass da eine Osteria kommen muss, lass uns doch noch etwas weitergehen – schliesslich standen wir in Marolta an der Haltebucht...keine Osteria. Der lachende Dritte war der Buschauffeur, der kurz nach 18 Uhr wieder nach Acquarossa fuhr und uns mitnahm! Wir begaben uns also erneut ins Ristorante Vale Sole in Acquarossa und wählten etwas genauer aus, immerhin hatten wir am Samstag hier schon mal gespeist, zu fett! Wir wurden zwar satt, aber das Zuviel des Öls an den Gerichten ist Grund, das Vale Sole eher nicht zu fest zu loben....
 
Wir nahmen den Bus um halb neun nach Grumo wie am Vorabend – kaum standen wir draussen, fiel mir am Hang ein Tier auf, ich vermutete eine Hirschkuh von wuchtigem Gebäude, ihr Spiegel leuchtete durch die Nacht, die Strassenlaterne an der Strassenabzweigung reichte aus, dies zu sehen. Ich stupfte Claudia neben mir und auch sie gewahrte das stillhaltende Tier – dann ein Sprung, und der Platz war leer. Was für eine Beobachtungsgabe, rief Claudia aus – sie meinte mich.
 
Wir spazierten heute Abend „diffiger“ nach Marolta – wohl weil wir den Weg vom Vorabend kannten – den Nachthimmel erlebten wir noch intensiver, dank des Hirsches!

Tourengänger: Henrik


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