Rasa – ein Paradies im Centovalli


Publiziert von Seeger , 24. März 2010 um 00:58.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:22 März 2010
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Gridone   CH-TI   Gruppo Pizzo Ruscada 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 372 m
Abstieg: 733 m
Strecke:Station Verdasio 530m – Seilbahn nach Rasa – Rundgang in Rasa 889m – Corte di Sotto 750 m – Pt. 338 Salmina – Corcapolo 463 m – Kantonsstrasse – Station Verdasio 530 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto: Locarno – Losone – Intragna – Stazione Verdasio (Parkplätze) Ö.V.: Centovalli-Bahn ab Locarno bis Stazione Verdasio Seilbahn Verdasio – Rasa: 1/1 Hin-und Rückfahrt Fr. 12.00
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Unterkunft: Campo Rasa www.camporasa.ch Einkehr:Grotto Ghiridone Rasa
Kartennummer:Locarno

„Wir treffen uns um 10 00 Uhr vor der Kirche in Rasa“ schreibt mir kraxeldani. Ich bin 10 Minuten zu früh und folge den Stimmen. Schon bald werde ich begrüsst und unkompliziert der etwa zwanzig-köpfigen Runde vorgestellt. Holzerwoche. Zwei Mal im Jahr: März und Oktober im Campo Rasa, einer Institution der Vereinigten Bibelgruppe (www.evbg.ch).
Ich will unbedingt etwas beitragen und finde dazu Gelegenheit mit Daniel zusammen zu arbeiten. Wir räumen den Holzweg von Eis. Sehr symbolisch. Ich könnte mir vorstellen, dass hier schon viele Menschen den Holzweg räumen konnten…
Während der kleinen Führung durch Rasa fallen mir die herrschaftlichen Häuser auf. Das ursprüngliche Dorf (Terra vecchia) wurde erweitert durch eine neue Siedlung hier auf einem Balkon über dem Centovalli mit Blick auf die Walliser – Viertausender. Den Reichtum erarbeiteten sie im Hafen von Livorno, wo sie ein Verladerecht hatten. Granit überall: Dächer – Mauern – Balkone – Türeinfassungen (Sopra Porta) – Kaminfeuerstellen – Böden. Jedem Haus sein Gärtchen! Weite und grosszügige Anlage.
Die Kirche ist teilweise verputzt. Der Innenraum ist in italienischem Barock eher düster gehalten. Die ursprünglich leicht gelblich gehaltene Farbe hat Patina bekommen. Auf der Empore eine Trouvaille: Eine lombardische Klein-Orgel mit Original Blasebalg – Vom Kalkanten (der von Hand Luft pumpt) wird er betätigt. Der beste Orgelspieler nützt nichts, wenn ihm die Luft ausgeht. Der Kalkant ist somit ebenso wichtig. Beim Fortissimo an Weihnachten mag diese eine Riesenleistung sein.
Mittagessen unter dem Tonnengewölbe an langen Tischen. Ausgezeichnetes Risotto mit Fenchel und Anis, garniert mit einem Meerrettich-Häubchen. Dazu ein farbenfroher Blattsalat mit Cherry-Tomätchen. Ich entwickle einen riesen Appetit und hoffe, dass ich meine Freunde nicht zu armen Tagen gegessen habe.     Herzlichen Dank!
Nach dem Kaffee in einem andern ehrwürdigen Palast (durch das Hinter-Türchen) und einem letzten Schwatz verlasse ich Campo Rasa Richtung NE über eine Rippe. Tief unten liegt die Schlucht der Melezza. Die 68-er Generation hat im Corte di Mezzo Unglaubliches geschaffen. Seilbahn oben – Seilbahn unten! Doch weiter unten fristet Cadulom einen eigenartigen Dornröschenschlaf. Der Arbeits-Rock einer schätzungsweise kleinen Frau aus den Fünfziger-Jahren hängt sauber gewaschen an einem Holz-Kleiderbügel. Wie lange schon? Wie lange noch?
Ein ruppiger, in den Felsen eingehauener Weg führt brüsk nach S in einen Nebengraben, der anschliessend aus diesem heraus zur gigantischen Hängebrücke (Baujahr 1977) über die Melezza  führt. Auf der andern Seite steil nach Carcopolo hinauf an einem alten Waschhäuschen vorbei. Bemoost. Feucht trotz Südhang.
In Carcopolo entschliesse ich mich, zu Fuss nach Stazione Verdasio zu marschieren. Welch eine Überraschung: Die  Strasse habe ich am Morgen in der gleichen Richtung gefahren. Aber jetzt sehe ich so viele Einzelheiten der (kurvigen) Strassenführung und der Viadukte der Centovalli-Bahn. Manchmal führt die Strasse im Slalom um die Brückenpfeiler der Bahn herum. Und von Zeit zu Zeit kurvt die Bahn von Tunnel zu Tunnel….Action pur, gepaart mit den rassigen Italiener-Autos.
Glücklich erreiche ich den Ausgangspunkt. Ein tiefes Erlebnis.
 
 
 
 

Tourengänger: Seeger
Communities: Ticino Selvaggio


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Kommentare (7)


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Henrik hat gesagt: Dr Andreas het
Gesendet am 24. März 2010 um 09:39
es autoremässiges "Läckerli" us em Federkiel
fliesse loh! Bitte um Nachschub - grandios.

Saluti

silberquäki

Seeger hat gesagt: RE:Dr Andreas het
Gesendet am 24. März 2010 um 09:50
Ciao Henrik
In der Nacht kommen mir die besten Einfälle :-).
Und die Welt ist so schön, dass da noch Einiges zu schreiben gibt.
Danke für das Kompliment.
A presto.
Cari saluti
Andreas

Baeremanni hat gesagt: Super Story
Gesendet am 25. März 2010 um 15:09
Tschou Andreas
mit viel Freude habe ich Deinen Bericht gelesen. Kenne die Gegend auch etwas von einstigen Wanderungen. Bin einmal via Bordei - Btta die Valle zum Rifugio Al Legn. (sehr zu empfehlen). Nächsten Tag Gridone und Abstieg na Re-
Wäre noch viel zu entdecken dort in der Gegend, inkl. Val Grande. Werde nun aber doch langsam etwas kürzer treten, habe meinen 70.-sten hinter mir und darf mir sicher etwas mehr Zeit lassen
Freue mich dafür an den tollen Berichten der "Jungen"

Liebe Grüsse Baeremanni

Seeger hat gesagt: RE:Super Story
Gesendet am 25. März 2010 um 16:55
Caio Baeremanni
Eine alte chinesische Weisheit sagt: Fürchte Dich nicht langsam zu gehen - fürchte Dich nur stehen zu bleiben.
Ich bin auch über sechzig und von Knieproblemen geplagt. Und trotzdem - oder vielleicht auch deshalb - MUSS ich in die Berge. Vor Jahren meinte ich, nach jeder Tour sei es vorbei. Aber wie Du siehst, war die Annahme falsch.
Das hoffe ich auch bei Dir.
Cari saluti
Andreas

lobojack hat gesagt: Rasa begeistert!
Gesendet am 25. März 2010 um 18:40
Hallo Andreas,

danke für den sehr schönen Bericht. Ich kann nur zustimmen. Rasa ist ein eindrucksvoller Ort. Ich kenne es allerdings nur von mehreren Besuchen im Sommer. Und wenn man dann noch einen Abstecher nach Bordei macht und sich in der herrlichen Osteria verwönen läßt, kann man nur von einem perfekten Erlebnis sprechen!

Beste Grüße

Michael
www.mountainzones.com

UpTheHill hat gesagt: Le Centovalli
Gesendet am 26. März 2010 um 09:00
Ciao Andreas,

è vero, le Centovalli sono incantate, selvagge e bellissime. Hanno angoli nascosti da scoprire in ogni momento, e molto da offrire.

Bella escursione, me la tengo a mente per una domenica pomeriggio, se non riusciamo ad andare tutta la giornata :-)

Cari saluti a casa.

Nino

Seeger hat gesagt: RE:Le Centovalli
Gesendet am 26. März 2010 um 09:04
Ciao Nino
...ma non dimentica Cadalom !!!!
Cari saluti
Andreas


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