Graniterlebnis am Bergsee!


Publiziert von hgu , 8. Februar 2010 um 14:34.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:13 August 2009
Klettern Schwierigkeit: VI (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Unterkunftmöglichkeiten:Gasthof Göschener Alp (gut) und Bergseehütte (prima)

Bildbericht derzeit unter:

http://picasaweb.google.com/ueberberg/KlettertourBergseehutte#

 

Klettertour Bergseehütte, Schweiz, Göschener Alp vom 10.-13.08.2009

 

Mo., 10.08.2009, 12:30 Uhr ab Köln, 19:00 Uhr am Stausee Göschener Alp.

Regen und ungemütliches Wetter verhindern den Aufstieg zur Bergseehütte.

Quartier im Gasthof Göschener Alp.

 


Di., 11.08
.2009,  07:00 Uhr, prima Frühstücksbuffet, Fahrt zum Stausee und um 09:00 Uhr beginnen wir den Zustieg zur Bergseehütte.

Um 10:30 Ankunft an der Hütte, Lager beziehen, Kletterzeug richten, Abstieg zum Klettergarten „Hüttenfels“.

 

11:00 Uhr, im Westsektor klettern wir 4 Seillängen durch die „Hippy“, eine 4c Tour.

Dabei erfolgt die Eingewöhnung an den Granit, an unsere 3er-Seilschaft und die Sicherungsplatte, mit der die Nachsteiger jeweils separat aber gleichzeitig nachgesichert werden.

Es wird eine nette Kletterei mit deutlich zu kurzen Seillängen. Jeder steigt mal vor und kann sich so an den Vorstieg und an die „Platte“ gewöhnen.

Im Ostsektor folgt mit dem „Jugendweg (3 c)“ die nächste Kletterei, die einen schöne Alternativeinstieg hat, den wir in Piazztechnik als 5 b - Riss bewältigen.

18:30 Hütte, nette Atmosphäre obwohl das Abendessen knapp bemessen ist. Es wird mit nochmals Suppe u. mit Käse u. Brot improvisiert und alle Bergsteiger werden dann doch satt. Es folgt die übliche unruhige erste Nacht im Lager.

 

 


Mi., 12.08
.2009, 06:00 Uhr bei bestem Wetter raus aus den Federn und einen herrlichen  Morgen bewundert. 07:00 h gutes Frühstück, danach aufrödeln und um 08:15h Abmarsch zum Bergseeschijen. Die Wand ist stark bevölkert und alle Routen belegt. Zwangsweise queren wir zum Süd-Ost-Pfeiler weiter, der Route Nr. 7; eine 5c. Wir suchen vergebens den Einstieg, finden aber einen Haken der Tour, vermutlich den letzten vor dem 1. Stand. Ich steige hier ein und findet mich nach ca. 8 Meter schon am ersten Stand, der vorher nicht zu erkennen war.

Das Wetter zieht plötzlich zu und Nebel macht sich breit. Es wird kühl, bleibt aber trocken. Eine mystische Stimmung umhüllt den Pfeiler! Es folgt herrliche Kletterei in abwechselnder Führung. Die Schlüsselstelle, drei kl. Dächer in unmittelbarer Folge (5c), überwindet Holger souverän. Dirk und ich folgen ohne große Probleme.

Am frühen Nachmittag sind wir auf dem Gipfel des Bergseeschijen. Das Wetter ist seit einiger Zeit  prächtig! Die Sonne lacht in unser Gipfelglück. Nach der verdienten Gipfelrast erfolgt der Abstieg über den SO-Grat zurück zur Hütte. Ein kühles Bier rinnt auf der Hüttenterasse durch unsere Kehlen und stolz schweift unser Blick immer wieder zum SO-Pfeiler hinüber.

Es bleibt wenig Zeit, denn um 18:30 Uhr ist wieder aufgetischt, diesmal reichlich und wieder gut!

Müde, geschafft und sichtlich zufrieden sinken wir um 22:00 Uhr ins Lager.

 

 

 

Do., 13.08.2009, 06:00 Uhr raus, prima Wetter, 06:30 Frühstück, 07:30 zur Wand, 08:15 am Wandfuß, keiner da! 08:30 am Einstieg der Via Andrea (5a). Dirk zögert nicht und übernimmt die erste Seillänge.

Mit 4a notiert, erscheint sie aber deutlich schwerer, zumal der 2. Haken mit ca. 8 Meter über dem ersten Haken im „Falle eines Falles“ den Grounder garantiert hätte!

Dirk kämpft sich durch den steilen Wandbeginn und erreicht den ersten Stand. Respekt!  Auch im Nachstieg spüren wir die Ernsthaftigkeit dieser Tour. Ich übernehme die 2. Seillänge (4c). Mein „prusten“ auf dem Weg zum 3. Haken markiert auch hier die Mühen dieser Tour.

 

Wir müssen einfach hoch konzentriert klettern, immer Druck auf den Füßen, die oft seitlich spreizend in Wasserrillen Druck aufbauen, um ein Abrutschen zu verhindern. Dazu stabilisieren kleine Griffe den sturzgefährdeten Korpus des Kletterers.

 

Holger ist nun mit der dritten, der Schlüsselseillänge (5a) an der Reihe. Steil den Riss hinauf, rechts durch die Verschneidung und oben wieder links zum Stand, so ist der Ablauf im Topo zu lesen - aber in der Wand nicht zu finden. Suchen, schauen, klettern – finden, …einen Stand.

Ja wir finden einen Stand, den wir, da er rechts neben unserer Linie liegt, der Nachbarroute, der „Via Claudia“, zuordnen. Dort leiten auch die Haken wie im Topo nach oben und deutlich sind gelbe Pfeile zu sehen, die die weitere Kletterlinie anzeigen.  

Es müsste nun die 3. Seillänge der Via Claudia sein, die uns wieder zur Ursprungsroute leiten sollte. Ich steige in diesen Abschnitt ein und lasse mich von den Haken und den Pfeilen leiten, weiter nach rechts, um eine Rippe herum in eine breite Rinne. Noch ein schöner Bohrhaken und wieder der gelbe Pfeil, also weiter hinauf. Von nun an fehlen die Haken, auch die Pfeile, auch die Festigkeit des Fels; nur noch Schrott und Gebrösel. Weiter hoch, nur noch weinige Meter denke ich, es muss doch besser werde; jetzt schon fast 50 m geklettert und endlich ein Haken in Sicht!

 

Da steckt er, mein Haken, eigentlich der Rest eines Hakens, vom Rost befallen schlummert er hier in diesem feinen Riss, im grenzenlosen Schrott, mitten im Nirwana. Vorsichtig klinke ich ein Pärchen und danach das Halbseil.

Guter Rat ist teuer, weiter will ich nicht und die unten wartenden Seilgefährten sollen befragt werden.

Folglich wird ein Stand gebaut! Alpine Arbeit im grenzenlosen Bruch! Eine Schlinge um eine stabil wirkende Granitnadel, das Kletterseil mit Sackstich um eine kleine Platte gebunden, ein Friend in einem Riss versenkt und letztlich noch die Verbindung zu der alten Rostgurke.

Dirk und Holger kommen auf Kommando nach, wie auf Eiern tasten sich beide zu mir hinauf. Es folgt die Beratung, die Entscheidung und der vorläufige Rückzug zum letzten Bohrhaken!

Ich lasse Dirk und Holger ab und baue meinen filigranen Alpinstand zu einer Abseilstelle um. Meine schöne 120-er Schlinge wird geopfert und behutsam seile ich mich zu Dirk und Holger ab.

Von dem nun erreichten Haken sehen wir 10 Meter weiter links einen weiteren schönen Bohrhaken, der zu unserer Tour gehören muss!

Eine Schuttrinne versperrt aber den Weg! Wir beraten kurz und dann geht`s los.

Holger quert durch diesen Porzellanladen, eine Köpfelschlinge zu Beginn, einen Keil in der Mitte und das beherztes Zufassen zum Schluss, so überwindet er die 10 Meter breite Schuttrinne – und findet doch tatsächlich sofort den lange gesuchten Stand, 5 Meter unter dem gesichteten Haken.

 

Nun Dirk und ich noch behutsam durch „Holgers-Schutt-Quergang“ hinüber zum Stand und weiter in der ursprünglichen Route; nur ca. 2 Std. später!

 

Es folgen zwei tolle Seillängen hinauf auf den Grat.

Dirk klettert am Grat fast 60 Meter zum nächsten Standplatz. Dann folge ich dem Grat über 40 Meter bis zu einem uns schon bekannten Wändchen. Hier hing am Vortag ein Holländer mit Nähmaschine zwischen dem 1. und 2. Haken fest und drohte seinem Seilpartner vor die Füße zu fallen.

 

Dirk hat sich diese Kletterstelle für den Vorstieg gewünscht; weil sie halt ein kniffliges Problem hat, welches er gerne lösen wollte.

Gekonnt meistert er im Vorstieg diese Crux und leitet damit den Schlussakkord ein. Holger führt uns in der letzten Seillänge zum Gipfel!

Nach einer kurze Rast, einem Picknick mit einer herrlichen Aussicht geht es zügig zurück zur Hütte, dann schnell hinab zum Auto und sofort nach Hause!

 

Ein grandioser Kurzklettertrip ist zu Ende; ein gut funktionierendes Trio hat viel erlebt, gelernt und ´ne Menge alpiner Erfahrungen gesammelt!

 

 

Hans-Gerd, im August 2009


Tourengänger: hgu


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T4 II
V+
13 Jun 09
Klettern am Bergseeschijen · tschiin76
T4 4+
T4 4+
T4+ II K2-
T4
19 Jul 10
Bergseeschijen, 2816m · denali2002

Kommentar hinzufügen»