Platthorn (3246m), der erste 3000er mit meinem ältesten Sohn (damals fast 10)


Publiziert von Meeraal , 22. Januar 2010 um 12:43.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 6 August 2008
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:Gasenried-(Plattja)-Platthorngipfel
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto bis Gasenried oder mit dem Postbus von St. Niklaus nach Gasenried
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Siehe oben
Unterkunftmöglichkeiten:Normalerweise keine notwendig
Kartennummer:1308 St. Niklaus

Da ich meinen Kindern immer von meinen Bergtouren erzählt habe, begann mein ältester Sohn auch irgendwann Interesse für die Sache zu entwickeln. Sein erster Berg war die Montana Blanca, ein einfacher Nebengipfel des Teide in Teneriffa, der 2748 Meter hoch ist und in zwei Stunden bequem zu Fuß erreicht werden kann. Mein Sohn schaffte das mit links und war hinterher mächtig stolz, auch einen Berg bestiegen zu haben. Also suchte ich in den Alpen auch einen Berg, der mindestens 3000 Meter hoch war und keine besonderen Gefahren und Schwierigkeiten aufweist. Dabei fiel meine Wahl auf das Platthorn, das ich vom Rückweg vom kleinen Bigerhorn gesehen hatte. So fragte ich meinen Sohn, ob er das auch wirklich will und sagte ihm, dass es schon anstrengend werden wird. Aber die Aussicht auf einen weiteren Berg, der zudem sein höchster werden sollte und eine Übernachtung im Zelt ließen ihn nicht an die Schwierigkeiten denken und er sagte sofort zu. Da wir im Schwarzwald regelmäßig längere Strecken zusammen gewandert sind und er dabei nie Schwierigkeiten hatte, sah ich dabei auch kein Problem. So fuhren wir am 5. August 2008 los, da an den Folgetagen gutes Wetter angesagt war. Die Autofahrt war eher langweilig, bis auf die Fahrt mit dem Autozug durch den Lötschbergtunnel, die für ihn etwas völlig Neues und damit hochinteressant war. Am Nachmittag erreichten wir Gasenried, wo damals auf dem Parkplatz noch der Parkscheinautomat stand und man daher (bei entsprechender Bezahlung) unbegrenzt lange parken konnte. (Ist inzwischen leider nicht mehr so, da der Parkscheinautomat abmontiert und die Parkzeit leider auf 10 Stunden reduziert wurde) Ich bezahlte also für 2 Tage, wir zogen die Wanderschuhe an, ich trug den großen Rucksack und wir gingen los. Zunächst ging es bis kurz vor die Brücke, die den Riedbach überquert (~2030m), dann dem unscheinbaren Weg folgend, der hinter die rechte Seitenmoräne des Riedgletschers führt. Dort füllten wir an einem Brunnen unsere Wasserflaschen auf. Für meinen Sohn war es was ganz Tolles und Neues, aus einem Brunnen trinken zu dürfen. Dann ging es weiter aufwärts und der Weg führte in Serpentinen den Berghang hinauf. Als mein Sohn dann irgendwann doch Müdigkeitserscheinungen zeigte, machte ich mich auf die Suche nach einem Zeltplatz und wir schlugen das Zelt an einer einigermaßen ebenen Stelle auf einer Höhe von etwa 2520 Metern auf, etwa dort wo der Weg eine Biegung nach Norden macht. Außerdem gab es zum Abendessen eine warme Mahlzeit und mein Sohn durfte essen so viel er wollte. Nach einer ereignislosen Nacht standen wir frühmorgends auf, bauten unser Zelt ab und versteckten alle Sachen die wir für den Gipfel nicht benötigten unter einem Felsen. Danach gab es ein ausgiebiges und reichhaltiges Frühstück. Gerade als wir die letzten Sachen verpackten und weitergehen wollten, kam ein Ziegenhirte und zog mit seiner Herde an uns vorbei. Schnell waren wir von einer großen Zahl neugieriger  Ziegen umringt, die uns derartig nahe auf die Pelle rückten, dass ich sie mit den Händen auf Abstand halten musste, was aber rein vergeblich war. Wenigstens meinem Sohn hat das Ganze aber gefallen, er mag Tiere sehr. Ich konnte hinterher aber erstmal meine Kameratasche säubern, denn die Ziegen waren natürlich nicht abgezogen, ohne vorher etwas dazulassen. Wir folgten dem Weg in nördlicher Richtung, bis er bei P2613 auf den auf der Karte gestrichelt eingezeichneten "Weg" trifft, der zur Fährichlücke führt. Dass dies ein Fehler war, sollte sich jedoch bald zeigen. Der Weg war bald nicht mehr vorhanden, sondern lediglich gelegentlich durch Farbmarkierungen angedeutet, zudem führte er durch ein Gelände, das mit Blöcken übersät war, die ungefähr die Größe eines Autos hatten, was ein Vorankommen nicht gerade einfacher machte. Wir brauchten sehr lange, bis wir eine Stelle ca. 300m oberhalb unseres Zeltplatzes erreicht hatten, von wo aus wir  einen bogenförmigen Weg in Richtung Gipfel einschlugen, immer noch durch Blockgelände. Unterwegs zeigte mein Sohn Ermüdungserscheinungen und ich machte mit ihm eine längere Pause und fragte ihn, ob er lieber umkehren wollte. Aber da wir dem Gipfel schon recht nahe waren, wollte er dann doch weitergehen. Auf den letzten 200 Metern brauchte er dann doch öfter eine kurze Pause, möglicherweise war er noch nicht optimal an die Höhe angepasst. Aber schliesslich erreichten wir gegen 10.40 Uhr glücklich und zufrieden den Gipfel, wo ich ihm mit Handschlag zu seinem ersten 3000er gratulierte. Dann erklärte ich ihm die umliegenden Berge, die man vom Gipfel aus sah, erzählte ihm, wo ich bereits war und wo ich überall noch hingehen wolle. Besonders das Matterhorn faszinierte ihn. Nach etwa 20 Minuten machten wir uns auf den Rückweg, wobei wir ab etwa 2800m direkt in Richtung Zeltplatz abstiegen. Das ist zwar steiler, aber dafür nicht ganz so extrem verblockt wie der Hinweg. Außerdem fanden wir dort noch ein winziges Bächlein mit Wasser, das zwar sandig schmeckte, aber trotzdem köstlich war. Des Weiteren mussten wir feststellen, dass bei P2648 ein viel besserer Zeltplatz gewesen wäre. Als wir unseren Zeltplatz erreicht hatten machten wir dort über eine Stunde Pause und es gab ein ausgiebiges Mittagessen. Dann packte ich die dort zurückgelassenen Sachen wieder ein und wir stiegen in Richtung Gasenried ab, wo wir gegen 17. 20 Uhr am Parkplatz ankamen. Leider wurden wir auf den letzten paar Metern noch vom Regen erwischt und auch ziemlich nass, da ich wegen einer Viertelstunde die Regenklamotten nun auch nicht mehr auspacken wollte, zumal sie ganz unten im Rucksack steckten. Aber da wir danach sowieso im Auto saßen und es auch recht warm war, war das auch egal.
Gut gefallen hat meinem Sohn, dass er einen Gipfel erreicht hat, der zudem sein bisher höchster war, ebenso wie die Übernachtung im Zelt, die Sache mit den Ziegen, das Trinken von Wasser, das direkt aus der Natur kam und die Fahrt durch den Lötschbergtunnel. Weniger gut fand er die lange Autofahrt und das wirklich extrem verblockte Gelände. Irgendwann hat er mich dann mal gefragt, wie diese vielen Steine eigentlich dort hingekommen seien und ich habe ihm erklärt, dass wohl die meisten von ihnen von den abschmelzenden Gletschern der letzten Eiszeit dort liegengelassen wurden. Auch wenn das Platthorn für meinen Sohn prinzipiell ein Erfolg war, so würde ich es für Bergtouren mit Kindern im Nachhinein eher weniger empfehlen. Besser geeignet sind wahrscheinlich die klassischen Wanderberge. Auf dem Pigne de la Lè habe ich mal einen Mann er mit zwei etwa 10- jährigen Kindern gesehen (am Nordgrat hatte er seine Kinder mit einem Seil gesichert) und auch auf dem Sasseneire begegnete mir eine Frau mit einem etwa 10- jährigen Kind. Wichtig ist dabei, jegliche Risiken auszuschließen, im Zweifelsfall muss entweder gesichert oder umgekehrt werden. Da man sein eigenes Kind am besten kennt und einschätzen kann, muss jeder selbst entscheiden, welche Berge in Frage kommen und welche nicht. Niemals jedoch darf ein Kind gegen seinen Willen in die Berge mitgenommen werden!
Auch letztes Jahr wollten wir wieder gemeinsam eine Bergtour machen, aber leider sind einige Sachen dazwischen gekommen, so dass daraus leider nichts wurde. Aber dieses Jahr wird sich sicherlich wieder eine Gelegenheit dazu bieten, jedenfalls sind wir an den Wochenenden im Schwarzwald fleißig am trainieren. 
Zum Abschluß noch ein Kompliment an meinen Sohn, ich denke es ist für einen fast 10-jährigen eine tolle Leistung und keineswegs eine Selbstverständlichkeit, eine Besteigung eines Berges wie das Platthorn zu schaffen und längst nicht alle haben den dafür erforderlichen Willen und das Durchhaltevermögen. Das war eine grossartige Leistung, auf die er mit Recht stolz sein darf.


http://www.hikr.org/user/Meeraal/

Tourengänger: Meeraal


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Kommentare (4)


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MicheleK hat gesagt: Well Done ! corrected
Gesendet am 22. Januar 2010 um 15:30
Alle Achtung vor der Leistung deines Sohnes. Ich kenn die feine Motivierungsarbeit verstehen, gehen doch meine beiden Buben auch zu Berg.
Ich kann dir die SAC FABE Lager anraten, das ganze wirkt fuer jung und alt motivierend unter Gleichgesinnten.
Siehe hier: http://www.hikr.org/tour/post15157.html

Ich war schon verschiedene Male und sie sind immer super - je nach Gebiet werden etwas mehr das Klettern oder Hochtouren gewichtet.

Fuer die Kids zwischen 8 und 16 (es gibt Lager von 8-12 und 13-16) immer ein Riesenerlebniss, und fuer die Eltern die Familienseilschaft paedagogisch interessant.

Schoene Gruesse.
Michele

Meeraal hat gesagt: RE:Well Done ! corrected
Gesendet am 28. Januar 2010 um 22:58
Hallo Michele und danke für den Tipp. Ich werd mal sehen, was sich diesen Sommer machen lässt. Insgesamt habe ich drei Kinder. Meine Tochter ist noch zu klein, aber mein zweitältester Sohn (wird diesen Sommer 8) will auch schon unbedingt in die Berge. Ich gehe jeweils abwechselnd an den Wochenenden mit ihnen in den Schwarzwald um Ausdauer zu trainieren. Wenn das Wetter mitspielt werde ich mit jedem von den beiden eine Bergtour machen, jeweils an deren Fähigkeiten angepasst, so dass es jedem auch Spaß macht.
Das Problem sind bei uns die Sommerferien, die erst anfangen, wenn sie in der Schweiz schon fast vorbei sind, daher wird das mit dem Lager wahrscheinlich eher schwierig werden.

Viele Grüße,

Meeraal

Gerry01 hat gesagt: Respekt vor dieser Leistung
Gesendet am 19. Februar 2010 um 09:01
und einen lieben Gruss an Deinen Sohn.
Gerry

Meeraal hat gesagt: RE:Respekt vor dieser Leistung
Gesendet am 19. Februar 2010 um 10:50
Hallo Gerry,
vielen Dank für Deinen lieben Kommentar. Mein Sohn hat sich sehr darüber gefreut. Ich überlasse ihm hier mal die folgenden Zeilen, damit er Dir selbst antworten kann:

Hallo Gerry,
vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit. Ich freue mich schon auf die Bergtour, die mein Vater mit mir diesen Sommer unternehmen will.

Viele Grüße Tom und Michael.


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