Hochgrat bei wenig Schnee aber viel Sonne

Die Strafe des Ungeduldigen

Seit Wochen war ich auf keiner Skitour mehr gewesen. Entweder spielte das Wetter bzw. der Winter nicht mit oder es sollte einfach aus zeitlichen Gründen nicht klappen. Nach ausgiebigen Gebeten an verschiedene Gottheiten denen ein gewisser Einfluß auf Schnee nachgesagt wird (Poliahu, Skadi, Aisoyimstan, Snædís), schneite es wenigstens ein bißchen und ich nahm mir ein Wochenende für Skitouren Zeit.

Da ich eben schon länger nicht mehr auf den Brettern gestanden hatte, plante ich zusammen mit einem Freund eine kleine Übungstour auf meinen Skitouren-Hausberg - den Hochgrat. Laut glaubhafter Berichte war der Fahrweg gewalzt und die Pisten einigermaßen fahrbar, wenn auch nicht viel Schnee liegen sollte.

Der Betrieb der Seilbahn weckte bei der Ankunft dann bereits Hoffnungen, daß wenigstens für die Abfahrt eine präparierte Piste - frei von Steinchen - genutzt werden konnte (was sich als fatale Fehleinschätzung rausstellen sollte). Allerdings war der Parkplatz fest in der Hand von Tourengehern.

So zwang uns eine recht große Gruppe (wahrscheinlich eine Sektionstour oder Kurs) bereits zu Beginn unserer Tour einen kleinen Umweg über die Piste zu nehmen, statt entlang des Waldrandes, um dann in großem Bogen an der Gruppe vorbeizuziehen und uns wieder in die reguläre Spur einzuordnen.

Die Touren-Abkürzung an der Alpe Überhorbach hinauf zum Wasserfall war dann leider durch rücksichtlose Winterwanderer total zertreten. Ein Blick 100m nach vorne offenbarte mir dann auch prompt die Quelle dieser Löcher in der Aufstiegsspur. Ein Ehepaar mittleren Alters nutzte diese nämlich als Wanderweg.

Als ich die beiden wenig unterhalb des Wasserfalles dann einholte und darauf hinwies, daß man als Fußgänger doch lieber den gewalzten Weg statt der Skispur nehmen sollte, bekam ich als Antwort ein 'Aber der Weg war doch als Schneeschuhweg ausgeschildert?" - Nun, ich musterte die beiden mit offensichtlichem Blick auf ihre Winterstiefel und bemerkte trocken, daß sie doch gar keine Schneeschuhe tragen würden, worauf ich ein "Doch!" zu hören bekam, die Frau sie umdrehte und mir Blick auf ihre Schneeschuhe gewährte, die sie auf ihren Rucksack geschnallt hatte(!). Mit einem Kopfschütteln und der Bemerkung, ob sie dann auch mit Langlaufskiern in der Hand Loipen zertreten würden, ließ ich die beiden stehen und manövrierte um die Steinchen, welche die Wasserfallpassage säumten.

An der Oberen Lauch Alpe und zwei etwas hilflos an ihrem Spielzeug-Gleitschirmen rumzupfenden "Skifahrern" vorbei ging es an den Zwischen-Endspurt zur Bergstation, wo wir kurz pausierten bevor wir zum Gipfelanstieg übergingen. Hier waren auch die letzten Zentimeter Schnee sehr verweht, so daß man nur Millimeter Schnee unter den Latten hatte.

Nach Gipfelgruß und Fotoshooting ging es hinab zur Bergstation, wo wir uns eine etwas längere Mittagspause bei strahlendem Sonnenschein gönnten bevor wir uns an die steinige Abfahr machten. Immer die Augen voraus auf der Suche nach dem besten Stückchen Schnee für die Abfahrt, verpaßten wir den Engländer (was auch daran lag, das mein Begleiter und ich getrennt abfuhren und ich ihn später abfangen mußte), welche in der Regel bei schlechter Schneelage noch die beste Abfahrt bietet.

So ging es über den steilen Ahornhang hinab zum Parkplatz, wobei es hier wirklich noch ein reiner Slalom um Steine und schneefreie Flecken handelte. Als Folge konnte ich mich am Parkplatz über drei neue Kratzer im Belag 'freuen'. Für mich war damit sicher: Solange es nicht mehr Schnee hat, brauche ich an einen Berg wie den Hochgrat nicht mehr zu gehen.

Nachdem es am nächsten Tag dann auch noch halbtags regnete und die letzten Flecken Schnee dahingingen, war mein Skitourenwochenende auf einen Tourensamstag geschrumpft....Tja, die Schneegötter mögen mich wohl nicht sonderlich.