Sitterweg: Von Bernhardzell nach Bischofszell


Publiziert von Seeger , 5. Januar 2010 um 23:17.

Region: Welt » Schweiz » Thurgau
Tour Datum: 5 Januar 2010
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   CH-TG 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 340 m
Abstieg: 440 m
Strecke:17.4km: Bernhardzell – Wannenbrücke – Tobel 525m - Ruine Alt Ramschwag – Altenbrücke – Lütschwil – Sitterdorf – Krumme Brücke - Bischofszell
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV.: Postverbindung von St. Gallen nach Bernhardzell Dorf
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Ö.V.: Bahnhof mit Anschluss nach Gossau - St. Gallen
Unterkunftmöglichkeiten:Einkehr: Gasthaus Adler, Bernhardzell (Di/Mi Ruhetag); Restaurant Hirschen, Sitterdorf; Diverse Restaurants in Bischofszell
Kartennummer:swissmap

Bin ich froh, dass die St. Galler (noch) nicht den Sitterweg entdeckt haben. Und erst recht nicht als Winterwanderung I. Klasse! Am 25. Dezember habe ich die Etappe St. Gallen-Haggen erforscht und erreichte die Wannenbrücke unterhalb Bernhardzell bei Nacht. Mit Stirnlampe. Um es vorwegzunehmen: Heute erreichte ich Bischofszell bei Tageslicht und bin ganz wenigen Leuten – meistens in Begleitung von Hund - begegnet. Man könnte auch sagen, dass nur wenige Hunde ihre Herrchen/Frauchen ausführten.
Von Bernhardzell steige ich entlang dem markierten Wanderweg zur Wannenbrücke in den Sittergraben hinunter und schau mir noch einmal die Wannenbrücke genauer an. Bei Tag. Das ist ein unglaubliches Riesending, glaub mir! Eigenartige Sprengwerk-Kombinationen. www.swiss-timber-bridges.ch . Nach Durchschreiten der Brücke zweige ich nach links ab und folge der Sitter flussabwärts. Nach einem Kilometer erreiche ich im „Tobel“ einen grossen Bauernbetrieb. Sympathischer Direktverkauf von allerbesten bäuerlichen Produkten. Der Brombeer-Konfitüre kann ich mich nicht erwehren: Sie ist plötzlich in meinem Rucksack. Fr. 4.- . Danke! Niemand da.
Ein Small-Talk in Eggen über die Nutzholz-Verwertung, welche kaum kostendeckend sei. Die Folge ist, dass die schönsten Stämme zu Brennholz verarbeitet würden. Eigengebrauch. Mit viel Glück findet man einen Abnehmer für Brennholz. Etwas weiter vorne sehe ich das militärische Übungsgelände in einer malerischen Schlaufe der Sitter eingebettet. Ab 13. Januar wieder in Betrieb – sagt die Infotafel.
Mit Ruinen ist es so eine Sache: Meistens sind sie zerfallen und sagen nur dem Archäologen zu. Die Ruine Alt Ramschwag bildet hier eine grosse Ausnahme! Der Bergfried ist fast in seiner ehemaligen Grösse zu bestaunen. Ein Tipp für Familien. Brätelstelle inklusive. Hast Du’s gelesen, kraxelDani ?? Der Burggraben ist ausgehoben und unter Aufbietung einiger Fantasie sieht man das Burgfräulein aus der doppelbogigen Lichtöffnung (Fenster gab‘s erst später) herauswinken.
Beim Tannenhof nehme ich eine Abkürzung querfeldein und erreiche die Verbindungsbrücke St.Pelagiberg – Häggenschwil. Jetzt wechsle ich die Flussseite und lege weitere Abkürzungen ein. Bei Gertau floriert verdienterweise eine kinderfreundliche Besenbeiz, welche auf Anfrage auch Gesellschaften empfangen kann. Absolutes Unikum: Eigener Fährbetrieb über die Sitter. Nur im Sommer geöffnet.
In der Tobelmüli stellt sich die Abkürzung als Fiasko heraus. Zu tief ist der Tobelbach und ich muss zum Hof hinauf stapfen um dort die Brücke zu benützen. Jedoch ist das Ganze dennoch einen Schnappschuss wert: Das Schaukel-Kamel! Keine Berührungsängste mit andern Bräuchen und Sitten.
Dem orographisch linken Ufer der Sitter folgend erreiche ich Alten. Dort zweige ich gegen Norden ab zur Gedeckten Holzbrücke von Alten: Länge 47.7m, Höhe 3.28m, Breite 3.28m. Privatbrücke anno 1971 von R. Kummer-Wyss erstellt. Nagelbinderbau mit Eternitdach. Ich verzehre mein Menü 1, heute mit Basler Läckerlis (Henriklis). Jedoch nicht, wie üblich, auf der Brücke. Sie ist zu dreckig und man weiss nie, ob ein Eternitstück herunterfällt. Deshalb ist die Empfehlung „auf eigene Gefahr“ fürwahr keine Anständigkeits-Floskel.
Bei Lütschwil  wechsle ich über eine super neue betonierte Kurvenbrücke auf die Nordseite der Sitter. Querfeldein zur Hauptstrasse Muolen – Sitterdorf hinauf. Etwas langweilig, wenn nicht der Kurzeinsatz eines Milans im Hühnerstall den Adrenalin-Pegel emporschnellen lässt. „Des hat mi griissen“, würde der Österreicher sagen. Im wahrsten Sinn des Wortes: Die Federn des armen Huhns wirbeln weit in der Luft herum. Action pur!
Endlich erreiche ich Sittertal. Im „Hirschen“ linkerhand kehre ich ein. Nette Gäste – flotte Wirtin – fleissiger Wirt und Koch. Absolut zu empfehlen. Auch für Gruppen. Die Wirtin erklärt mir den Weg zur Alten „Krummen Brücke“. Merci vielmals. Geraten und getan: Zuerst besuche ich den Zusammenfluss von Sitter und Thur, wobei es eindeutig ist: Die Sitter fliesst in die Thur. Da kommt kein Limnologe daran vorbei.
Ich folge der Thur flussaufwärts und entdecke durch die Büsche hindurch die älteste Steinbrücke des Kanton St. Gallens: Die Thurbrücke bei Bischofszell, Baujahr 1484. Schöne Info-Tafeln bringen mir die Geschichte etwas näher: Sie soll gespendet worden sein. Und zwar von einer Frau, welche ihre zwei Söhne in der Thur verloren habe. Sagt die Sage. Belegt ist nur das Alter. Der Brücke, natürlich. Der Tuffstein als Baumaterial gibt ihr einen noblen Charakter.
Nach einem kurzen Anstieg erreiche ich das schmucke Städtchen Bischofszell. Einmal im Jahr findet hier eine bekannte Rosenschau statt. Deshalb darf sich das Städtchen auch „Thurgauer Rosenstadt“ nennen. Die alte und verspielte Bausubstanz macht es zu einem Juwel. Alte, enge Gässchen. Als Kontrast die umliegenden weiten Industriekomplexe. Sie brauchen einander.
 
 
 

Tourengänger: Seeger
Communities: Flusswanderungen


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Kommentare (3)


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Felix hat gesagt: noch ein Leckerbissen ...
Gesendet am 17. November 2010 um 16:07
aus der Ostschweiz für die Community!

Dankschön und lieber Gruss; Felix

Seeger hat gesagt: RE:noch ein Leckerbissen ...
Gesendet am 17. November 2010 um 16:27
Ciao Felix
Wir sind beide gleichzeitig am PC :-))
Darf Dir noch mitteilen, dass der nächste Bericht vom Thurtal des Toggenburgs sein wird.
Wirst ja sehen. Wenn es klappt noch dieses Jahr. Der Winter entlang der Flüsse ist so etwas Einzigartiges!
Cari saluti
Andreas

Felix hat gesagt: Fortsetzung ...
Gesendet am 17. November 2010 um 16:38
da bin ich ja gespannt: kenne ich doch das Thurtal, mindestens einige Abschnitte recht gut - und du wirst ja wieder einen exzellenten Bericht abliefern, Andreas!

lg Felix


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