Marone - sterbendes Bergdorf


Publiziert von laponia41 , 10. Dezember 2009 um 10:30.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum: 8 Dezember 2009
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   Vigezzo 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 500 m
Strecke:18 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Domodossola

Marone - ein sterbendes Bergdorf. Wer mehr über die Geschichte dieses Dorfes wissen möchte, öffne doch diesen Link und lese den Bericht aus dem Wallisserboten!

St. Niklaus
alias laponia41 hatte am Sonntagabend im alten Sädelbachhüttli Besuch von vielen Eltern mit ihren Kindern. Kein Wunder, dass ihn am nächsten passablen Tag die Wanderlust wieder packte. Der Wetterbericht versprach schönes Wetter im Süden - also nichts wie los, aber diesmal in die Ossola-Täler. In Brig füllte sich der sonst schwach besetzte Interregio. Der Grund war der katholische Festtag Mariä Empfängnis. Den wollte man in Domodossola mit Pizza und Pasta feiern.

Ich verliess den Bahnhof Domodossola durch den Ostausgang und erreichte über die Via Mizzoccola rasch die Tocebrücke. Die nicht ungefährliche Strecke auf der Hauptstrasse wollte ich möglichst rasch hinter mich bringen. Bald schon gewann ich auf der alten Talstrasse ins Val Vigezzo an Höhe und erreichte nach einer knappen Stunde Trontano. Nochmals zwei Kilometer Asphalt - bis dann nach Verigo der historische Weg abzweigte. Nun ging's hinunter in Gräben, über vereiste Brücklein,  wieder steil hinauf, anfänglich über Laub, dann über die zusammenhängende Schneedecke. Kein Wunder, dass ich nach den letzten Schneefällen der erste Wanderer war. Um die Mittagszeit dringt kein einziger Sonnenstrahl in die schattige Talflanke. Das lässt das Dorf Marone dann noch gespenstischer und morbider erscheinen, als es ohnehin schon ist. Irgendwie habe ich Verständnis dafür, dass hier niemand mehr leben wollte. Das nutzbare Land kann hier unmöglich eine ganze Dorfbevölkerung ernähren, und ein Winter ohne Sonne ist für Leib und Seele eine ungesunde Sache.

Und doch ist noch etwas übrig geblieben von der Infrastruktur eines Dorfes: Zum einen der Friedhof. Es ist rührend, wie die Angehörigen der längst verstorbenen Einwohner Friedhof und Gräber pflegen. Zum andern der Bahnhof. Ein winziges Statiönchen oben an der Centovallibahn. Fast nie steigt jemand aus oder ein. Aber Züge kreuzen hier auf  einmalige Art, nämlich mit einer einzigen Weiche zu einem hangwärts abzweigenden Geleise.

Weil die Zeit knapp wurde, wanderte ich auf dem gleichen Weg zurück, in Trontano neben dem Haus mit Herz vorbei. Und das ist genau das, was in Marone fehlt. Wenn keine Menschen mehr da sind, hat das Dorf kein Herz mehr.

Karten
Domodossola e Val Formazza, 1:50'000, Carta dei sentieri e dei rifuigi, Istituto geografico centrale, Nr. 11
Domodossola, 1:50'000, Wander-Rad- und Skitourenkarte, Kompass, Nr. 89




Tourengänger: laponia41
Communities: Ticino Selvaggio


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Kommentare (5)


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Gelöschter Kommentar

laponia41 hat gesagt: RE:Ein sehr...
Gesendet am 11. Dezember 2009 um 09:17
Ich habe in meinem Dia-Archiv festgestellt, dass ich 1999 letztmals in Marone war. Damals konnte man die Kirche noch betreten, war aber nicht ungefährlich. Saniert wurde in der Zwischenzeit gar nichts, dafür sind auf dem Friedhof die Gräber gepflegt, mit frischen Blumen wegen Mariä Empfängnis. Die Wiesen sind nicht vergandet und werden offensichtlich genutzt. Alles hat ein Ende - auch ein Dorf......

Gruss Peter

Seeger hat gesagt: Sehr schöner Bericht
Gesendet am 11. Dezember 2009 um 15:07
Ciao Peter
Du hast es tatsächlich auf einen Nenner gebracht:
- Katholischer Feiertag mit Grab-Tradition
- Sterbende Kirche und Dorf
- Friedhof
- Centovallibahn mit vorsinthflitlichem Ausweichgeleise
Und als Kontrast:
- gefährliche Strasse
- Überfüllte Züge
- Pizza und Pasta-Feier
- Überdimensioniertes Herz
Es sind die Kontraste, welche starke Emotionen hervorrufen. Und dies ist Dir vollumfänglich gelungen. Gratuliere.
Ein Bericht über den Lauf der Zeit. Dazu muss man einige Jährchen auf dem Buckel haben. Gell!
Cari saluti
Andreas

Bikehike hat gesagt: Fehlerhafter Link
Gesendet am 8. November 2015 um 19:51
Hallo,

gerne hätte ich etwas mehr über die Geschichte des Dorfes erfahren, nur leider scheint der Link nicht (mehr) zu funktionieren. Ich werde auf mountainrider.ch geleitet und das Fenster zum Drucken der Seite wird geöffnet.

Möglicherweise ist der Artikel nicht mehr verfügbar.

Grüße
Philipp

rojosuiza hat gesagt: Marone im Herbst
Gesendet am 9. November 2015 um 08:28
Ich war gerade wieder einmal da. Marone verfällt in Stille weiter. Noch immer ist Leben nur auf dem Friedhof. Aber was ist das?

http://www.hikr.org/gallery/photo1918366.html?post_id=101672#1


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