Fast alle Churfirsten an einem späten Novembertag


Publiziert von hansi , 24. November 2009 um 18:01.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:21 November 2009
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Churfirsten   CH-SG 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 3260 m
Abstieg: 3260 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Starkenbach mit ÖV oder MIV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Unterwasser mit ÖV oder MIV

Fast alle 7 Churfirsten an einem späten Novembertag

Die ausserordentlich milden Temperaturen liessen uns das schon länger insgeheim gehegte Projekt des grossen Churfirstenklassikers, der Besteigung aller 7 Gipfel, ins Auge fassen. Leider sollte es anders kommen; und wahrscheinlich tut es auch gut, ab und zu wieder ein bisschen geerdet zu werden...

Geplant war den Gipfel des Seluns bei Sonnenaufgang und den des Chässerruggs vor Sonnenuntergang zu erreichen. Gestartet sind wir leicht verspätet um 06:15 bei der Seilbahnstation in Starkenbach und dementsprechend leicht verzögert gestaltete sich unsere erste Gipfelankunft kurz nach Sonnenaufgang. Im Aufstieg hielten wir uns möglichst an das Gras, im Abstieg erwiesen sich die Schneefelder als effizient. Ein grosses Planungsfragezeichen war, inwiefern die Verhältnisse es erlauben würden, zwischen den Normalwegen abzukürzen. Die orange Markierung der Abkürzung auf ca. 2060 m war deutlich sichtbar, aber bei den Schneeverhältniss eindeutig zu heikel für uns. Dafür sind wir dann trotz fehlenden Infos etwas weiter unten in die Ostflanke eingestiegen, was sich jedoch als zunehmend heikel und unangenehm erwies. Da wir dabei auch nicht gerade schnell vorwärts kamen, beschlossen wir wieder zurück auf den Rücken hochzusteigen und bis auf ca. 1700 m abzusteigen. Die erhoffte Zeit- und Kraftersparnis hatte sich somit in einen ersten Penalty umgewandelt.

Viel zu schnell ging es alles dem Wanderweg folgend auf den Frümsel, der durchgehend deutlich steiler als der Selun ist. Entsprechende Vorsicht war dann auch beim Abstieg mit rutschigem Schnee auf Steinen angebracht. Die Gedanken an den zu Hause gelassenen Leichtpickel schmerzten (zum Glück sollte sich das auf diesen Abstieg beschränken, aber das wussten wir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht) und es brauchte auch keinen Blick auf den Höhenmesser, um zu erfahren, dass wir unter der Sollgeschwindigkeit lagen.

Die anschliessende Querung zum Brisi auf ca. 1900 m war nicht zu verfehlen. Orange Markierungen führen uns auf den WW, der das Frümseltal hochführt. Vom Weg stiegen wir ein Schneecouloir hoch und tendenziell immer links haltend auf den breiten, wieder weniger steilen Rücken des Brisi, anfangs noch ans Gras haltend, weiter oben über die geschlossene Schneedecke auf den Gipfel. Spätestens hier liessen die ersten Ermüdungserscheinungen und der vorgerrückte Stand des Uhrzeigers uns die ersten Zweifel an den Erfolgsaussichten laut aussprechen. Trotzdem gönnten wir uns keine lange Pause. Die im Aufstieg mühsamen Schneefelder erwiesen sich im Abstieg wieder als zeitsparend und die wenigen vereisten Stellen boten den zusätzlichen Nervenkitzel.

Vom Fuss des Brisi stiegen wir angenehm über Karstfelder gegen Pkt 1828. Ein deutlich sichtbarer oranger Punkt markiert den Anfang vom Weg unter den überhängenden Felsen (nicht eingezeichnet auf der LK) hoch zum Zuestoll, Nummer 4. Unser ursprüngliches Ziel aller 7 Gipfel war ausser Frage und so gönnten wir uns erstmals eine etwas längere Pause. Die Entscheidung, wie es weitergehen soll, Übungssabbruch oder noch Hinterrugg und Chäserrugg zu besteigen, verschoben wir auf unten. Der mangelhafte Trainingsstand und der physische Erschöpfungszustand sprachen eigentlich für den Übungsabbruch. Der angestachelte Ehrgeiz und die Vorfreude auf ein umso eindrücklicheres Naturerlebnis liessen uns aber doch zur trainingstechnisch unvernünftigen Alternative durchringen.

Vom Rüggli folgten wir zuerst dem WW bis zum Felsband am Fuss vom Schibenstoll, traversierten auf ca. 1760 m einfach ins Gluuristal und folgten dort dem schneebeckten Talgrund. Trotz müdem Kreislauf lief es sich eigentlich relativ angenehm, wenn nicht das gelegentliche Einsinken in die Löcher nicht immer wieder den Puls in die Höhe getrieben hätte. Die letzten 250 Hm den steilen Grashang hinauf auf den Hinterrugg forderten hingegen noch einmal ganz schön den Durchhaltewillen und die Mobilisation der letzten Kraftreserven. Vom höchsten der Gipfel (2306 m) stiegen wir in wenigen Minuten auf den Chässerrugg ab, wo wir nach über 10 Stunden zwar mit unvollständiger Trophäensammlung dafür noch vor Sonnenuntergang eintrafen und ein einmalig stimmungsvolles Panorama geniessen durften.

Zum Abschluss der relativ weitläufige Abstieg nach Unterwasser.
 

Fazit: mit etwas früherem Start, gemässigterem Pace, der Versuchung von zweifelhaften Abkürzungen widerstehend und keinen falschen Gewichtseinsparungen (Pickel oder Stock) hätten wir selbst bei den stellenweise heiklen und auf weiten Strecken doch mühsamen Schneebedingungen eine reelle Chance gehabt. Auch so war es ein nahezu perfekter Tag.


Tourengänger: hansi


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