Ein "Schlüsselblüemli" in der Schattenwand und ein "Wasserriss" am Unghür


Publiziert von Alpin_Rise , 23. November 2009 um 18:26.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:21 November 2009
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: 5c (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   Alpstein 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Unterwasser, PP im Laui, gebührenpflichtig, wird kontrolliert!

Berglurch suchte nach SeilpartnerInnen. Das kommt mir für diesen milden Novembersamstag gerade recht, schlussendlich ziehen wir zu dritt in Richtung meiner geliebten Alpsteinwände.
Ganz in der Nähe der populären Klettereien am Stoss (1 2, 3) ragen die Schrattenkalkwände des "Unghüür" und der „Schattenwand“ (alias Mutteliwand) aus den Alpweiden. Beide bieten etwas weniger frequentierte Plaisirklettereien bis 5 Seillängen in wasserzerfressenem Kalk. Ein paar Grasspolster dürfen auch nicht fehlen, dafür ist der Fels überall eisenfest.

Praktisch alle Touren wurden in den 80er Jahren erschlossen und sind seit der Sanierungen vor kurzer Zeit alle gut+, manchmal etwas gar "super" eingebohrt.

Entspanntes Novemberklettern, wiederum in T-Shirt und kurzen Hosen!

Der Zustieg zu den beiden Klettergebieten ist für reine Sportkletterer etwas lang geraten, besonders wenn man in cff logo Unterwasser startet. Zum Glück klappt der Autostopp bald und ein netter Ferienhausbesitzter bringt uns mitsamt seinen frischen Gipfeli ins Laui - danke!
Von dort in knapp anderthalb Stunden über den Altstofel auf den Boden der Alp Mutteli und zum Wandfuss.

An der Schattenwand P. 1851 (welch ein Name für die sonnige Südostwand!) bietet der rechte Wandteil die kompaktesten Platten. Wir entschliessen uns für die 3 Seillängentour "Schlüsselblüemli" durch die obere zentrale Platte.
1. Sl 4c, 20m: Einstieg bei Plaquette, nette, gutgriffige Kletterei in die Nische bei Tanne, Stand an an selbiger oder Sanduhr.
2. Sl 5a 35m: Gerade hoch, in sehr griffigem, zerfressenem Fels in eine etwas kompaktere Partie mit Wasserrillen, 5b als Bewertung auch o.k.
3. Sl 5b 40m: Diese Länge wurde mit der Sanierung begradigt und verläuft jetzt auf schöner Linie durch kompakten Fels, einen Tick schwieriger als früher: Wiederum Wasserrillen, einige feinere Stellen, welche eine gute Bewegungsplanung verlangen. Kniffliger Quergang nach links, einer hübschen Piazschuppe entlang zur Nische (Sanduhr,  Zwischenstand möglich). Die folgende ausgewaschene Verschneidung wird fantasievoll durchspreizt, nach links verlassen und steil, aber gutgriffig gemeinsam mit der Route "Bärlauch" an deren Stand geklettert. Für 5b anspruchsvolle Kletterei, 5c wäre nicht falsch.
Abseilen über die zahlreichen Stände bzw. die Route selbst. 1x 35m, 1x30m und 1x20m vom Band mit der Tanne. Mit 60m Doppelseil über den Stand von „Bärlauch“ in 2x abseilen möglich.

Da die Sonne bald  aus dem östlichen Wandteil verschwindet, wechseln wir ans "Unghüür" P. 1817, ein "Felshöcker, der so gar nichts ungeheuerliches an sich hat" Und "auf eine weitere Erschliessung sollte aus Wildschutzgründen verzichtet werden" meint der SAC Kletterführer. Denkste - auch dort wurden alle Routen saniert, im linken Wandteil kamen die Routen Adlernest (ca. im 4. Grad) und Murmeli (5c) sowie weiter oben als 2. Seillängen diverse Ausstiegsvarianten bis zum höchsten Punkt dazu. Am Vorbau sind viele Routen im 3. bis 5. Grad eingerichet, welche von oben Top-Rope eingerichtet eingehängt werden können. Ein ideales Gebiet für Einsteiger.

Unsere Wahl, der „
Wasserriss“ führt an einer Gesteinsgrenze am linken Rand der grossen Wasserrillenplatte hoch.

1. Sl 4c 25 m: griffig bis in die grosse Wasserrillenplatte. An den tiefen, rauen Rinnen hochspreizen, fantastisch griffig bis zum letzten neuen Bolt und links zum Stand (Irniger Platte plus einzelner Bolt).
2. Sl  4a 35m: Durchs Gemüse hoch und rechts auf die kompakte Rippe. In hübscher, einfacher Kletterei immer etwas rechts haltend an den zahlreichen BH zum Stand 10m unter dem höchsten Punkt (Neue Standplatte oder älterer Stand).
Abseilen geht mit 55m Doppelseil „sec“ bis zum Boden, alternativ diverse Zwischenstände oder Fussabstieg.

Material für Schattwand bzw. Unghüür:: 1x 70m oder 2x50m Doppelseil, 12 Express, einige Schlingen. Klemmaterial kaum nötig, kann aber zu Übungszwecken eingesetzt werden.
Für beide Wände ist der Plaisir Ost 2007 aktueller als der Alpsteinführer SAC von 2001 - was ich aber erst zu Hause merkte.

Generell sind die Touren am Unghüür extrem „verbohrt“ – mit einem Drittel weniger Bohrhaken wäre mehr gewonnen und die Sicherheit kaum beeinträchtigt. Warum muss z.B. neben soliden Sanduhren ein BH gesetzt werden?!
Vor der Sanierung sorgte die eine oder andere Stelle für Nervenkitzel – ein Zwischenweg aus „früher“ und „heute“ wäre sehr zu begrüssen gewesen.

Der Abstieg von gut 1000hm geht etwas in die Knie, kurz vor Unterwasser fruchten die Autostoppkünste unserer Begleiterin doch noch. Trotz der lieblichen Lanschaft ist der Weg vom Alpli bis nach Unterwasser eher monoton zu gehen, ein (Ruf)bus für diese oft bewanderte Strecke wäre genial!


Tourengänger: Alpin_Rise, Bergzottel, Berglurch


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