Böshorn (3268m)


Publiziert von Omega3 , 9. November 2009 um 23:40.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 2 Oktober 2009
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Aufstieg: 1940 m
Abstieg: 1740 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Engeloch VS
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Simplon Hospiz, Hospiz
Kartennummer:1309

Mein zweiter Versuch. Der Bergname scheint Programm zu sein. Die Chancen, den Gipfel heute zu erreichen stehen schlecht. Irgendetwas ist faul, meine Beine auf jeden Fall. Als wär ich an einem Ort gelandet, der mit negativer Energie geladen wäre. Ein Unort. Das Gegenteil von einem Kraftort - ein Schwachort? Die Bovis-Einheiten müssen hier in unergründlichen Tiefen liegen - gar im negativen Bereich?

Angefangen hatte es ja recht vielversprechend. Die nebulöse Abfahrt in Brig wandelt sich auf dem Simplonpass (2003m) zu leichter Bewölkung, allerdings bietet der Nordwind seine ganze Kraft auf, um zumindest einige Wolkenfetzten auf die Südseite drücken zu können. Zum Glück fahre ich noch ein Stück weiter, in Engiloch (ca. 1790m) - meinem Ausgangspunkt - empfängt mich Sonnenschein. Doch der währt nicht lange, während des Aufstiegs zum Sirwoltesee erweist sich der Nordwind als Sieger und als unverkennbares Zeichen schiebt er eine fette Wolke zwischen die Sonne und meiner Wenigkeit. Mein Elan lässt etwas nach, zudem ist der Weg von saftigen Heidelbeeren gesäumt. Was ist schöner - in Sturm und Nebel auf einem Dreitausender zu stehen, oder sich den Bauch mit sonnengereiften Heidelbeeren vollzuschlagen? Ich brauche nicht lange zu überlegen und gönne mir eine Heidelbeerpause. Doch schon bald rebelliert der Kopf und drängt zum Weitergehen. So schultere ich den Rucksack und wackle weiter. Die Wolke strahlt empfindlich kalte Luft aus, trotz zunehmender Steigung beginne ich zu frieren, obwohl ich mittlerweile all meine Siebensachen um mich gehüllt habe, in der Hoffnung, so etwas Wärme zu finden. Besorgt blicke ich hoch, zwischen Wolkenfetzen erspähe ich weit, weit über mir eine schneebedeckte Flanke. Bei diesem Wetter würde ich dort oben erfrieren, denke ich für mich. Meine Moral ist stark angeschlagen, ein leichter Schwächeanfall übermannt mich. Hinter einem Felsbrocken suche ich Schutz. So kam ich zum Unort - es war der Wysse Bode (ca. 2010m).

Ich tat, was ich in solchen Situationen immer tue (ganz nach Maloney): Zunächst suche ich Stärkung und mache mich über meinen Proviant her. Danach wartete ich auf bessere Zeiten. Neugierig blicke ich wiederholt in die Höhe und erspähe über der Wolke einen blauen Schimmer - den Hoffnungsschimmer. Umgehend geht es mir wieder besser und nachdem mein Bauch nun merklich schwerer als mein Rucksack ist, tragen mich meine Beine ohne Murren bergwärts. Noch unterhalb des Sirwoltesees mache ich eine erfreuliche Entdeckung. Das Militär sammelt hier ihre zuvor verballerten Munitionsscherben ein. Krater von beachtlicher Tiefe wurden ausgehoben, um tiefliegende Metallteile bergen zu können. Hier war offensichtlich grobes Kaliber im Einsatz.

Beim Sirwoltesee empfängt mich die Sonne wieder, frohen Mutes erklimme ich das Sirwoltehorn, beziehungsweise den Simpeler Weizstadel, wie der Berg auch genannt wird. Der Wind pfeift mir hier giftig um die Ohren, doch bei Sonnenschein ist das halb so wild. Nun folgt eine steile Geröllflanke, die leicht eingeschneit ist. Erstaunlicherweise ist die dünne Schneedecke tragfähig, so ist das Hochkommen ein Kinderspiel. Nach der Steilstufe folgt ein flacher Abschnitt und so erreiche ich den E-Grat, der sich komlett schneefrei zeigt. Der Grat bietet hübsche Kletterei in gutem Fels (II), die Schlüsselstelle bildet ein luftiger Steilaufschwung (III-), der im Abstieg wohl nicht ganz trivial wäre - da ich in westlicher Richtung absteige, kann ich mich um diese etwas heikle Stelle drücken. Möglicherweise lässt sich diese Stufe in der Südflanke umgehen. Hat man die Stufe erklettert, ist es zum Gipfel (3268m) nicht mehr weit. Eine Gipfelbuchbox ist vorhanden, jedoch ist das Gipfelbuch verschütt gegangen. Wie schon angedeutet, steige ich durch die SW-Flanke ab. Dieser Schutthang ist zu Beginn garstig steil, lehnt sich weiter unten aber angenehm zurück. Der Neuschnee erleichtert mir den Abstieg, einen guten Teil kann ich abrutschen. Es folgt eine kurze Querung des (aperen) Gamsgletschers, anschliessend gelange ich bequem zur Hochebene Obers Fulmoos (ca. 2400m). Von dort bringt mich ein hübscher Höhenweg (markiert) zur Magelicke (2439m). Die Zeit lässt noch die Überschreitung des Magehorns (2621m) zu, im Gipfelbereich findet man hier riesige Felsblöcke. Via Bistinepass (2417m) geht es dann hinab zum Simplonpass, wo ich dem Hospiz noch einen kurzen Besuch abstatte.

Tourengänger: Omega3


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