Schöne Küstenwanderung auf Menorca

Die Mittelmeerinsel Menorca ist wohl keine Top-Destination ambitionierter Höhenbergsteiger. Denn die höchste Erhebung der Insel, der Monte Toro, weist nur 357 m Höhe über dem Meer auf. Dafür bietet die Insel spektakuläre und feinsandige Buchten, die teilweise nur zu Fuß erreicht werden können. Eine schöne und sehr lange Küstenwanderung im Südwesten der Insel verbindet einige dieser Buchten und lädt an mehreren Stellen zum Baden im türkisblauen Wasser ein.

Nach einem reichhaltigen Frühstück starte ich an einem wolkenlosen, aber windigen Morgen um halb neun am Strand "Platja de Son Xoriguer". Für den ersten, knapp 9 km langen Teilabschnitt zur "Cala en Turqueta" kündigt eine gut sichtbare Informationstafel eine Dauer von stolzen 6½ Stunden an. Sollte ich den Weg wohl rückwärts und mit verbundenen Augen zurücklegen müssen ...??  ;-)

Ich folge dem für Reiter mit einem Hufeisensymbol gut markierten Weg, der mehr oder weniger direkt entlang der Küstenlinie verläuft. Nach einer Stunde überquere ich den langen und völlig menschenleeren Sandstrand "Platges de Son Saura", bewundere kurz darauf die wunderschöne "Cala en Turqueta" und erreiche die einsame und von Felsen eingerahmte Bucht "Cala Macarelleta". Hier führt ein in den Fels gehauener Weg vorbei an prähistorischen Höhlen in wenigen Minuten zur "Cala Macarella", wo ich eine Pause einlege und ein Bad im Meer mache. Das dort befindliche "Café Susy" hatte leider saisonbedingt geschlossen. Auf dem folgenden Wegabschnitt begegne ich vielen Leute, die mir mit Flipflops, Badesachen und Picknickbox entgegen kommen – der nächste Parkplatz in Cala Galdana liegt nur wenige Kilometer entfernt.

Cala Galdana ist ein viel besuchter Ferienort an einer wunderschönen Bucht mit familienfreundlichem Sandstrand. Die friedliche Naturstimmung wird jedoch durch den viel zu groß geratenen Komplex des "Sol Gavilanes"-Hotels deutlich beeinträchtigt. Dafür bietet der Ort Geschäfte und Restaurants, in denen Verpflegung und Getränke in allen Preisklassen erhältlich sind. Ich überquere den etwa 700 m langen Sandstrand, an dem sich am Vormittag schon viele Badegäste tummeln. Ein weiteres Mal staune ich an einer Informationstafel, die für die nun folgenden 10 km nach Sant Tomás sage und schreibe 7½ Stunden veranschlagt.

Am östlichen Ende des Strandes steige ich einen langen, gut begehbaren Treppenweg hinauf auf ein ca. 70 m hoch gelegenes Plateau, auf der sich eine Siedlung mit Ferienhäusern befindet. Von einem ausgeschilderten Parkplatz führt der Weg durch einen Wald zur "Cala Mitjana", einer weiteren, spektakulär schönen Badebucht. Dort beginnt der abwechslungsreichste Teil meiner Wanderung. Über kurze Abschnitte verläuft der Weg nun auch einige hundert Meter im Inselinneren. An der einsamen "Cala Trebalúger" mache ich eine wohlverdiente Mittagspause. Weitere Stationen sind die Buchten "Cala Fustam" und "Cala Escorxada", ehe der gepflegte Ferienort Sant Tomás mit diversen Hotels erreicht wird.

Von hier sind es nur wenige Kilometer in Richtung Südost zum längsten Sandstrand Menorcas. Barfuß genieße ich das Kitzeln des Sandes zwischen den Zehen und lege noch einen zweiten Badestopp ein. Ganz am Ende des gut 3 km langen Strandes erreiche ich um viertel nach drei Uhr die Reste einer frühchristlichen Basilika in Son Bou, was den Schlusspunkt meiner langen Wanderung bildet. In der nahen Pizzeria Arthur genehmige ich mir einen doppelten Cortado und warte auf den gegenüber abfahrenden Bus. Mit Umsteigen in Alaior und Ciutadella erreiche ich in etwa eineinhalbstündiger Busfahrt wieder meine Unterkunft in Son Xoriguer.

Für die gut 25 km lange Wegstrecke benötige ich in sehr flottem (!) Marschtempo inklusive aller Pausen 6¾ Stunden. Besondere technische Schwierigkeiten sind keine zu überwinden, den Weg würde ich durchgehend mit T1 bewerten. Auch die Höhenmeter halten sich mit insgesamt etwa 200 Hm in überschaubaren Grenzen. Nur bei manchen Buchten folgt auf einen kurzen Abstieg ein ebenso kurzer Wiederaufstieg. Der längste zusammenhängende Anstieg ist mit ca. 70 Hm am östlichen Ende der Cala Galdana zu bewältigen. Getränke und etwas Verpflegung sollten mitgenommen werden, da es nur in Son Xoriguer, Cala Galdana, Sant Tomás und Son Bou Einkaufsmöglichkeiten gibt. Es ist eine sehr lohnende und landschaftlich reizvolle Tour. Übrigens: Badesachen sind für die einsamen Buchten eher hinderlich. Die wenigsten tragen dort beim Baden Stoff am Körper.
 

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