Über Appenzeller Nagelfluh-Högger


Publiziert von marmotta , 8. November 2009 um 00:49.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 7 November 2009
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AI   Alpstein   CH-AR 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:Steinfluh - Spitzli - Hoch Petersalp - Alp Betten - Kronberg - Scheidegg - Wasserschaffen - Chlosterspitz - Appenzell
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Steinfluh
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Appenzell
Kartennummer:LK 2541 Blattzusammensetzung "Säntis-Churfirsten" (1:25.000)

Als sich vor ca. 30 Millionen Jahren die Gesteinsmassen des heutigen Alpstein-Gebirges nach Norden auf den Abtragungsschutt (Nagelfluh-Molasse) der jungen Alpen aufschoben und diese Konglomeratgesteinspakete rund 1000 m in die Höhe hoben, entstanden im Alpenvorland eine Reihe von Hügeln, die nach Norden steil abbrechen, auf deren grüner, sanft abfallenden Südseite es sich aber hervorragend wandern lässt.

Eine Wanderung entlang der Nagelfluhkette des Appenzellerlandes ist jedoch nicht nur aus geologischer Sicht interessant, es bieten sich auch eindrückliche Ausblicke hinüber zur nördlichsten Alpsteinkette, die nach Norden wandartig abfällt und vom höchsten Gipfel des Alpsteins, dem Säntis (2502 m), dominiert wird.
 
Um das für die Ostschweiz prognostizierte Schönwetterfenster für dieses Wochenende auszunutzen, starteten wir bereits früh an der Steinfluh auf halber Höhe der Schwägalp-Passstrasse. Wir folgten dem gelb markierten Wanderweg zum Spitzli (1519 m), über dessen Südrücken wir nach einer guten halben Stunde bereits den Grat der Nagelfluhkette erreichten, die sich zwischen den Tälern der Flüsse "Urnäsch" und "Sitter" erstreckt und die wir an diesem Tag komplett überschreiten wollten. Auf dem kurzem Grat zum Spitzli genoss ich gerade die Ruhe, die sich über dem mit Rauhreif und reichlich Herbstlaub bedeckten Boden in der klaren Morgenluft ausbreitete, als mich ein plötzliches Rascheln und Knacken im Gehölz zusammenzucken liess. Sekunden später schoss eine Gämse (vielleicht diese hier?) direkt vor mir über den Weg und verschwand in der abschüssigen, bewaldeten Westflanke. So eindrücklich die Begegnungen mit den Wildtieren immer sind, überkommt mich doch jedes Mal ein wenig ein schlechtes Gewissen, weil ich in deren Lebensraum eindringe und sie möglicherweise in Angst und Schrecken versetze... :-/

Auf dem Gipfel des Spitzli (mit Mini-Gipfelkreuz und Gipfelbuch!) genossen wir in (noch) herrlicher Einsamkeit die wunderschöne Herbststimmung und die Aussicht auf die nördlichste Alpsteinkette mit dem Säntis, auf die Berge des Toggenburgs und dahinter die markanten Glarner Riesen - und natürlich auf das liebliche Appenzellerland, das mich immer ein wenig an eine Märklin-Spielzeuglandschaft erinnert.

Vom Spitzli ging´s dann nach kurzem Abstieg hinauf zur Hoch Petersalp, deren höchster Punkt (1590 m) ebenfalls erklommen werden wollte. Erste Wolkenfelder breiteten sich aus, die sich jedoch glücklicherweise bald wieder auflösten und der Sonne Platz machten, die an geschützten Plätzen noch einmal für angenehme Wärme sorgte.

Nach Abstieg von der Petersalp in das Flussbett des "Wissbachs", vorbei an eindrücklichen Nagelfluhabbrüchen, tauchten wir nach kurzem Gegenanstieg auf dem Kronberg (1663 m) in die Welt des Halbschuh- und Bergbahntourismus ein - ein Grund, weshalb ich gerade um den Kronberg gewöhnlich einen grossen Bogen mache. Auch auf dem folgenden Abschnitt des Grats über die kleine Kapelle St. Jakob und dem (heute geschlossenen) Berggasthaus Scheidegg ist man selten alleine. Immerhin bietet die schöne Gratwanderung prächtige Ausblicke und man bewegt sich auch um diese Jahreszeit fast die gesamte Zeit an der Sonne (wenn sie denn scheint). 

Vom Berggasthaus "Scheidegg" (1353 m) folgten wir weiter dem Gratrücken und erreichten über Wasserschaffen unseren letzten Kulminationspunkt für den heutigen Tag, ein Mikrogipfelchen, von dem ich glaubte, es sei der  Chlosterspitz (1326 m). Nach nochmaliger Recherche zuhause musste ich allerdings feststellen, dass es sich lediglich um einen nicht als Gipfel klassifzierten, kotierten Punkt (P. 1356) handelt, der erst noch höher als der Chlosterspitz ist. Letzteren würde man erreichen, wenn man in nördlicher Richtung zur Neuenalp (1283 m) absteigt und dann dem von dort in nordöstliche Richtung ziehenden Bergrücken folgt. Sei´s drum, wir genossen dennoch die Aussicht und die wärmende Herbstsonne auf  "unserem" Gipfelchen.  

Von eben diesem P. 1356 stiegen wir auf der ausgeschilderten Wanderroute, vorbei an einem schönen Hochmoor, zur Neuenalp und von dort in ca. 1 h hinunter in die mondäne Kantonshauptstadt von Appenzell-Innerrhoden. Dort liessen wir die Tour bei einem Kaffee und der legendären Appenzeller und Toggenburger Spezialität "Schlorzifladen" ausklingen.

Fazit: Eine vor allem im Herbst sehr lohnende Wanderung über die schöne Appenzeller Hügellandschaft auf einer absolut logischen Linie. Es muss nicht immer ein 3000er sein!
            

Tourengänger: marmotta
Communities: ÖV Touren


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