Piz Cotschen (3030,5 m) - Hikr-Treff 2009


Publiziert von marmotta , 26. Oktober 2009 um 20:39.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Unterengadin
Tour Datum:24 Oktober 2009
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: Piz Cotschen-Gruppe   CH-GR 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:Ardez - Clüs - Gonda d´Clüs - Muot da l´Hom - Chamonna Cler - Piz Cotschen - Chamonna Cler - Murtera d´Ardez - Ardez
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Ardez
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Ardez
Unterkunftmöglichkeiten:Chamonna Cler

Endlich war es soweit: Das zweite Hikr-Treffen fand im Unterengadin statt. Nachdem einige User mehr oder weniger kurzfristig absagen mussten, waren es noch 16 Hikrs (und ein Hikr-Dog), die an diesem Wochenende gemeinsam den Geist dieser Internet-Seite lebten: Alter und Herkunft spielten keine Rolle, denn die Liebe zu den Bergen ist alters- und nationenübergreifend, und auch das Tourenziel rückte letztendlich in den Hintergrund, ging es doch in erster Linie darum, sich einmal persönlich kennenzulernen und die Schönheit der Landschaft und die Gemütlichkeit der idyllisch gelegenen Berghütte "Chamonna Cler" gemeinsam zu geniessen!

Klar, es wurde schon auch gewandert - und da ich mich hüten werde, "informationslose" Berichte zu veröffentlichen, gibt´s nachstehend den obligatorischen Tourenbeschrieb:

Ardez - Clüs - Muot da l´Hom - Chamonna Cler (T3+)

Vom "Meeting-Point" am Bahnhof in Ardez (ein Grossteil der Teilnehmer hatte sich allerdings bereits im Zug der Rhätischen Bahn gefunden) ging es zunächst in geschlossener Formation durch den Ort hinauf zur Wegverzweigung auf ca. 1500 m, wo links der Fahrweg über die Alpen Mundaditsch und Murtera und rechts der Wanderweg zu den Weideböden "Clüs" abzweigt. Hier teilte sich die Gruppe erstmals: Während Sputnik,Löxli, Freddy, marc1317 und meine Wenigkeit beschlossen, den steileren und (vermeintlich) schnelleren, jedoch unmarkierten Aufstieg über Clüs durch die Ostflanke des Muot da l´Hom und über diesen zur Chamonna Cler unter die Sohlen zu nehmen, folgten die Anderen zunächst dem Fahrweg.

Da von unserer Gruppe bedauerlicherweise niemand eine brauchbare Karte dabei hatte, suchten wir uns von P. 1740 (Clüs) an unseren eigenen Weg durch die steile Geröllflanke, in der Hoffnung, dort bald einmal auf die in der LK eingezeichneten Pfadspuren zu treffen...

Obwohl der fragliche Pfad augenscheinlich etwas weiter links (südlich) den Felsriegel auf ca. 2000 m durchquert, entschieden wir uns dafür, rechts der Felsbarriere, direkt über die breite Geröllrinne "Gonda d´Clüs", aufzusteigen. Nach Erreichen eines kleinen Wäldchens oberhalb des erwähnten ersten Felsriegels querten wir dann nach links und trafen so auf den gesuchten Pfad. Angesichts der äusseren Umstände (schweres Gepäck, rutschiger Untergrund durch Schneereste bzw. gerade erst abgetauter Schnee) gestaltete sich der steile Aufstieg recht mühsam, immer wieder hallten laute Fluche bis weit hinunter ins Tasna-Tal...

Auf dem Gratrücken des Muot da l´Hom angelangt, wandten wir uns bei P. 2152 (Wegweiser) nach Norden und erreichten wenige Minuten später den "Mikrogipfel" Muot da l´Hom (2330 m) mit Steinmann und "Gipfel"-Wegweiser. Da wir uns ab Erreichen des Gratrückens auf einer durchgehenden Schneedecke bewegten, sahen wir hier anhand der Fuss-(und Pfoten)abdrücke , dass wir nicht die ersten (Hikrs) waren, die diesen Punkt am heutigen Tag erreicht hatten - der steile und mühsame Aufstieg in der Gonda d´Clüs hatte also nicht wirklich einen Zeitgewinn gebracht, zumindest mir hat die spannende und praktisch weglose Route jedoch viel Spass gemacht! 

Um den Anderen Bescheid zu geben, dass sich noch 4 "Nachzügler" auf dem Weg zur Chamonna Cler befinden, eilte ich nun nach kurzer Rast vom Muot da l´Hom zu unserer lauschigen Berghütte, wo bereits emsiges Treiben herrschte. 

Obwohl das Angebot von Anna, die uns eine feine Suppe offerierte, wirklich sehr verlockend war, drängte ich -nachdem alle die Hütte erreicht hatten- darauf, den Aufstieg zum Piz Cotschen (3031 m) anzugehen, hatte ich doch dank klatschnasser Socken eiskalte Füsse, die ich gerne durch ein wenig Bewegung in der Sonne, die sich  nun endgültig gegen den Nebel durchgesetzt hatte, aufwärmen wollte.

Kurze Zeit später marschierten Löxli, gargamel, Freddy, Schlumpf, dabuesse, budget5 und ich -nun mit Schneeschuhen an den Füssen- in Richtung Südostgrat des Piz Cotschen. Mit etwas Abstand folgten nobanaAnna und Stani (mit Zina), ebenfalls mit Schneeschuhen, während Berglurch und Bergtiger in Ermangelung von Schneesportgeräten ihr Glück ohne selbige Geräte versuchten. Angesichts der beträchtlichen Schneemengen, die oberhalb von 2500 m bereits liegen, sicherlich nicht einfacher...

Gemeinsam mit Berglaufspezialist dabuesse übernahm ich die Spurarbeit und wir erreichten -mit brennenden Oberschenkeln- nach ca. 1 h den Vorgipfel (P. 2973) des Piz Cotschen. Von hier führt ein schmaler (schneebedeckter) Grat zu einem felsigen Grataufschwung, vor dem wir die Schneeschuhe deponierten. Während nun auch die anderen nach und nach den Vorgipfel erreichten, suchten wir nach der "trial & error"-Methode nach einer bei den vorherrschenden Verhältnissen gangbaren Route zum Gipfel des Piz Cotschen:

1. Versuch: Umgehung des Felsaufschwungs durch Querung in der Südwestflanke. Weit kamen wir nicht - an einer Stelle, an der eine kleine Felsstufe in ein steiles, mit Triebschnee gefülltes Couloir abbrach, trauten wir uns nicht mehr weiter und kehrten zum Grat zurück.

2. Versuch (nun gemeinsam mit Berglurch): Überklettern des felsigen Grataufschwungs. Angesichts der schneebedeckten Platten, die es gleich zu Beginn hochzuklettern galt, gaben wir auch diesen Versuch nach wenigen Metern auf, da zumindest der Abstieg Probleme hätte bereiten können - und ein Ausrutscher hätte hier fatale Folgen!

3. Versuch: Berglurch und ich wollten nichts unversucht lassen und probierten es nochmal, über den nun bereits vorgetretenen Quergang in der Südwestflanke, überwanden diesmal auch die heikle Stelle über das Couloir und versuchten dann, zum Grat hinaufzuklettern. Aber auch dieser Versuch endete in einer schneebedeckten und daher heiklen Felsrinne (s. Foto - vorsichtig kletterten wir wieder zurück.

Nun waren wir mit unserem Latein am Ende und die Moral gebrochen. Zudem schwanden bei mir nach der kräftezehrenden Spurarbeit mit den Schneeschuhen langsam die Kräfte. Die übrigen Aspiranten unserer illustren Hikr-Truppe hatten längst den Abstieg vom Vorgipfel zurück zur Hütte angetreten - es war ja auch bereits später Nachmittag und schliesslich wartete ein feines Fondue darauf, zubereitet zu werden...

Die Frage war nun: Was tun? Hmmm, man wartet, bis der Mann für solche Fälle kommt: Sputnik! Als letzter hatte er nach einer gemütlichen Pause auf der Chamonna Cler den Aufstieg zum Piz Cotschen angetreten. Bei Berglurch und mir angekommen, musterte er mit geschultem Blick kurz die Südwestflanke und querte dann ohne langes Zögern in die Flanke hinein - allerdings deutlich unterhalb unserer soeben probierten Variante. Neugierig verfolgten wir zunächst das Treiben des Meisters, in der sicheren Erwartung, dass auch er bald würde umkehren müssen. Doch weit gefehlt! Sputnik schien eine gut gangbare Route gefunden zu haben, um die Südwestflanke des Grataufschwungs zu P. 3013 einigermassen sicher zu queren. In tiefem, aber gutem Trittfirn folgte ich ihm. Berglurch passten die Verhältnisse an diesem Tag leider nicht, so dass er umkehrte und den anderen zur Hütte folgte - schade, ich hätte ihm das Gipfelerlebnis von Herzen gegönnt!  

Es ging dann erstaunlich gut, lediglich eine luftige Ecke musste auf schmalem Sims passiert werden (T5, I), jedoch auch hier hatte es gute Griffe. Bald hatten wir die Querung geschafft und nur noch den einfachen Schlussaufstieg zum höchsten Punkt des Piz Cotschen vor uns. Durch den teilweise sehr tiefen Schnee (wir sanken an einigen Löchern bis zu Hüfte ein) gestalteten sich diese letzten Meter dann noch sehr mühsam und kraftraubend, umso glücklicher waren wir, als wir in der Abendsonne den überwältigenden Rundumblick geniessen durften!   

Nach kurzer Foto-Session traten wir zügig den Abstieg an, schickte sich die Sonne doch bereits an, unterzugehen - ich genoss dennoch diese eindrückliche und überwältigende Stimmung, die wir einfingen, als wir im letzten, goldenen Abendlicht zur Hütte abstiegen, und liess meine Blicke noch einmal schweifen zu den "Königen" der Silvretta: Piz Linard, die Buine und das Fluchthorn, das gerade die allerletzten Sonnenstrahlen des Tages erhaschte. Es sind die Momente, die für mich das Bergsteigen so wunderschön machen - ob man nun den Gipfel, den Vorgipfel oder gar keinen Gipfel erreicht, ist schlussendlich nicht wichtig!

Die Hütte erreichten wir in der Dämmerung - Stani hatte kräftig eingeheizt, so dass es drinnen kuschelig warm und gemütlich war. laponia41, Berglurch und nobana widmeten sich bereits mit Hingabe der Zubereitung des Fondues (herzlichen Dank nochmals an dieser Stelle!), auch wenn der Bündner Alpkäse heftigen Widerstand leistete. ;-)   

Der weitere Verlauf des Abends ist bereits durch die Berichte anderer Hikrs ausreichend und bestens in Text und Bild dokumentiert, so dass ich hier nicht ins Detail gehen möchte. Nur soviel sei gesagt: Es wurden viele hochgeistige und -prozentige Gespräche geführt, wir hatten es sehr lustig und wollten gar nicht so richtig in die Schlafkojen steigen. Ich wusste warum: Dort oben herrschte ein saunaähnliches Klima und es wurden mal wieder ganze Wälder abgesägt... 

Nachdem ich dann doch ein-, zweimal in einen Sekundenschlaf gefallen war, tauchten bereits wieder die ersten Sonnenstrahlen die Bergspitzen in ein warmes Licht und kündeten einen weiteren, schönen Tag an. Schade, mussten wir schon wieder heimreisen! Wir genossen noch ein feines Zmorge und stiegen dann bei herrlichem Sonnenschein nach Ardez ab, wo wir uns voneinander verabschiedeten - (spätestens) bis zum nächsten Hikr-Meeting 2010!

Herzlichen Dank an Anna und Stani für die tolle Organisation des Treffs und an alle Teilnehmer für das nette Beisammensein - schön, dass Ihr gekommen seid!

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Kommentare (3)


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dabuesse hat gesagt: Hallo Mike
Gesendet am 27. Oktober 2009 um 19:21
schau das deine Sehne (oder?) wieder mitmacht und dann gehen wir zusammen Berglaufen (und werden ein Spezialist mehr haben). Dann aber hoffentlich ohne brennende Oberschenkel.

gruss David

marmotta hat gesagt: Berglauf
Gesendet am 27. Oktober 2009 um 20:10
Salü David,

ich würde es mir auch sehr wünschen, bald wieder diesen tollen Sport ausüben zu können, nur muss ich momentan einfach Geduld und Disziplin (für Physiotherapie, Gymnastik etc.) aufbringen.

Ich verfolge aber immer mit grossem Interesse Eure Aktivitäten in der Community "Berglauf/Mountain running" und wünsche Dir und den Anderen weiterhing ganz viel Spass dabei!

Gruess

Mike

nobana hat gesagt:
Gesendet am 27. Oktober 2009 um 22:09
sehr schön geschrieben, Alter und Herkuft spielten keine Rolle, es war wirklich eine gemischte Gesellschaft und es war gar kein Thema, ob jemand schneller oder langsam war. Ich stimme dir zu. Wie auf dem Gipfel abgelaufen war, ist so spannend und interessant. Gratuliere noch mal.


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