Kanzilti ( 3308m) - Einsamer Gipfel hoch über Saas Almagell


Publiziert von Alpenorni , 12. Oktober 2009 um 14:43.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 9 Oktober 2009
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:Saas Almagell ( 1660 ) - Furggstalden - Heitbodme ( 2340m) - Wanne - Kanziljoch ( 3189m) - Kanzilti ( 3308m) und retour
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Saas Almagell ( 1660m ) im Saaser Tal. Busverbindung von Visp.
Unterkunftmöglichkeiten:Keine

Eine sehr einsame Tour auf einen kaum jemals betretenen 3000er im Herzen des Wallis, mit Blick auf die Mischabelgruppe, den Weißmies und die Berge um das Furggtal herum - wenn man denn freie Sicht hat.  Wir hatten sie leider nicht, und ursprünglich wollten wir auch gar nicht aufs Kanzilti, sondern auf das benachbarte Allmagellerhorn...
Von unserer kleinen Ferienwohnung in Saas Almagell ( Nebensaison, günstig !) aus wanderten Gudrun und ich zunächst bis Heitbodme ( 2340m ).. Der Weg führt durch schönen Wald mit uralten Lärchen empor über Furggstalden und Chapf nach Furggu - dort öffnet sich der Blick ins Furggtal. Lieblich schlängelt sich da unten der glitzernde Bach entlang, wir aber müssen hier links abzweigen. Auf einer langgezogenen Serpentine geht es angenehm durch den sich lichtenden Märchenwald empor, bis man das neugeschaffene Skigebiet von Heitbodme erreicht hat. ( incl. der dazugehörigen Landschaftszerstörungen...- das Ganze ist noch im Werden, es fährt ein Sessellift mit merkwürdigen Fahrzeiten ( ab 10 Uhr bis 16 Uhr) zu einer Baustelle plus Jausenstation derzeit. Außer Handwerkern war aber niemand dort zu sehen.)
Von hier aus zog es uns zunächst in die verlockenden Gras- und Schrofenflanken unmittelbar südlich vom Allmagellerhorn-SW-Grat. Erst ein großer Steinmann, weiter oben ein paar kleinere- doch die anfänglich noch vorhandene Wegspur setzte schon bald gänzlich aus. Hübsch ging es hier durch Gras und Schrofen hinauf - wir hatten den Almagellerhorngrat zur Linken, auf ca. 2520m querten wir einmal auf ihn hinaus. Aber die Sicht wurde zusehends schlechter und der weitere Gratverlauf und auch die Gipfelflanke des Horns hüllten sich in undurchdringliches Gewölk, das uns von nun an für den Rest der Tour begleitete. Das sah wenig einladend aus!
Ehe wir uns in unübersichtliches Terrain begaben, blieben wir doch lieber erst einmal auf unserer Südseite des Grates. Hier ging es zunächst noch zügig voran, doch wurden wir auch mehr und mehr von unserem ursprünglichen Ziel, dem Almagellerhorn, abgeschnitten. Kurzes Blättern im SAC-Führer ( ich muss gestehen: Ausgabe von 1970 ) - und siehe da: das Kanziljoch müsste doch von unserem Standort aus zu erreichen sein, und bei dem unsicheren Wetter und den kurzen Tagen wäre das doch für heute noch ein tolles Ziel !
Im SAC-Führer war allerdings nur ein Zugang weiter südlich beschrieben - aber was vor uns lag, sah gangbar aus und war es auch - nur leider entsetzlich mühselig, denn wir mussten den großen blockgefüllten Kessel unter dem Allmagellerhorn durchschreiten ( bei P. 2923 ) - ein unentwegtes Kraxeln über teils wackelige Blöcke, große, kleine, scharfe, spitze, rauf und runter - Puh!
Endlich kam dann das Kanziljoch ( 3189m ) in neblige Sicht, und war auch bald erreicht. Kalt und ungemütlich wars geworden, und so machten wir uns gleich auf den Weiterweg. Über einen schönen Grat mit festen Blöcken und Platten ( I bis II, je nach Variante, am schönsten direkt auf der Schneide )ging es nun noch einmal empor, und bei einsetzendem Schnee und Graupel erreichten wir schließlich den einsamen Gipfelsteinmann des Kanzilti ( 3308m ) nebst ein paar Holzlatten, die zu kurzem Hock einluden.
Leider war uns keine Gipfelsicht vergönnt - sie muss phantastisch sein !
Im Abstieg über unsere Route kostete der große Gerölltrichter quasi genausoviel Zeit wie im Aufstieg, und auch weiter unten war die Orientierung bei der schlechten Sicht nicht ganz einfach.  Zuletzt stellte sich uns auch noch ein uralter Steinbock in den Weg, bzw. graste ungerührt auf dem schmalen Rasenlappen, den wir begehen mussten und wich erst auf ein paar Meter Annäherung ein Stück zur Seite.
So schlichen wir über die feuchten Schrofen nach Heitbodme zurück. Die Tour hatte doch länger gedauert, als gedacht, und ab dort wurde sie dann zu einer unserer legendären Nachtwanderungen mit und ohne Lampe, auf der uns erst Saas Fee und dann unser Urlaubsort Saas Almagell durch wolkenverhangene Finsternis anblinkten.

Tourengänger: Alpenorni


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Kommentare (1)


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akka hat gesagt: Super Idee...
Gesendet am 20. Oktober 2009 um 12:54
... und so viel schöner Schutt...
Mir ist dieser Berg bei meinen Abstieg ins Furggtälli zwei Tage später ebenfalls aufgefallen.
Merci für den Bericht.



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