Piz Üertsch (3267 m.ü.M.), Piz Alvra (3117 m.ü.M.)


Publiziert von engadiner , 12. Oktober 2009 um 02:40.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Albulatal
Tour Datum:30 September 2009
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 983 m
Strecke:Albula-Ospiz - Terrassas - Piz Alvra - Westgrat - Piz Üertsch - Ostgrat - Blais Sterla - Alp Ospiz - Albula Ospiz
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW. Gratisparkplätze beim Albula-Ospiz.
Kartennummer:1237 Albulapass

An diesem wunderschönen Herbsttag mit stahlblauem Himmel und einer einmaligen Weitsicht entschliessen wir uns, diesen eher selten begangenen Berg der Albula-Gruppe zu besteigen.

Bereits auf der Fahrt zur Albula-Passhöhe sticht uns unser heutiges Ziel an der rechten Talseite der Val d'Alvra markant ins Auge. Wir parken beim Ospiz (2312 m.ü.M.) und folgen dem markierten Weg Richtung Fuorcla Zavretta, welcher zu Beginn gleich ziemlich steil bis zu einem kleinen Tümpel bei Terrassas hinaufzieht.

Weiter geht's den Markierungen entlang bis kurz unterhalb der Fuorcla, wo wir den Weg nach rechts verlassen und über gröberes Geröll in Richtung eines dunkleren Schuttbandes zielen, welches zwischen Piz Alvra und Piz Üertsch herunterkommt.
Da das Gelände immer steiler und der Untergrund immer feiner – und damit loser – wird, halten wir uns zunächst an die Felsen am rechten Rand, wechseln dann auf halber Strecke nach links zu ein paar "Felsinseln" und erreichen so bald den Grat bei Pt. 3089.
Das Gelände fällt auf der anderen Gratseite sehr steil zum schwindenden Vadret da Tisch ab. Hier eröffnet sich uns eine wirklich atemberaubende Aussicht gegen Norden! Der Piz Kesch scheint zum Greifen nah…
Da wir zeitlich gut dran sind, entschliessen wir uns, einen kleinen Abstecher nach links zum Piz Alvra (3117 m.ü.M.) zu machen. Nach ca. 10 Minuten auf der spannenden Gratverbindung, stehen wir bei dem von Staiibook vor kurzem neu erstellten Gipfelsteinmann.
Wir bestaunen den unter uns liegenden Igl Compass und den schroffen Grat, welcher zum Piz Zavretta weiterzieht. Die Sicht in die umliegende Bergwelt ist traumhaft! Der Blick in Richtung des Piz Üertsch-Westgrates stimmt uns jedoch etwas nachdenklich: grimmig schaut uns ein beinahe senkrechter Felskopf entgegen… Werden wir die richtige Route finden…?
Nach kurzer Rast auf dem Piz Alvra machen wir uns also voller Optimismus auf und gehen das kurze Gratstück zurück zu Pt. 3089. Wir marschieren geradeaus weiter und kommen, einigen Felsplatten nach links ausweichend, schon nach kurzer Zeit zu ebendiesem fast überhängenden Felskopf, der die Schlüsselstelle der Route beherbergt. Zur Absicherung und als guter Wegweiser befindet sich in einer anspruchsvolleren Kletterstelle (Grad III) ein Fixseil. Volle Konzentration ist gefragt! Auch auf dem weiteren Gratverlauf ist immer wieder leichte Kletterei gefordert und ein guter Spürsinn für die Route ist von Vorteil, da Steinmännchen oder Spuren grösstenteils fehlen.
Stolz, die Klettereien auf dem sehr interessanten Grat gut gemeistert zu haben, erreichen wir schliesslich überglücklich den Gipfel des Piz Üertsch (3267 m.ü.M.). Die Aussicht ist wirklich gigantisch und bei der phantastischen Fernsicht erscheint der Horizont unglaublich nah! Piz Kesch, Piz Ela, Bernina… alles beinahe zum Anfassen…! Infernalischem, id es simplamaing la can'e mez…!!!!
In der herrlichen Atmosphäre geniessen wir eine einstündige Gipfelpause und machen es uns bei vollem Sonnenschein so richtig gemütlich.
Nach dem Eintrag ins Gipfelbuch begeben wir uns dann an den Abstieg über den Ostgrat. Dieser ist technisch etwas einfacher als der Westgrat, verlangt jedoch ebenfalls leichte Kletterei (bis Grad II) und einen guten Sinn für die Routenfindung.
Bei Pt. 2965 angekommen, würde der schöne Verbindungsgrat auf einen Ausflug zum Piz Blaisun einladen. Dies lassen wir jedoch angesichts der fortgeschrittenen Zeit sein und queren die breite Geröllflanke rechterhand in Richtung eines markanten Felsbuckels (Pt. 2921). Auch wenn das Gelände dazu verleitet, direkt abzusteigen, lohnt es sich, diesen Felsbuckel anzusteuern, da sich hier ein steiles, schmales Geröllcouloir befindet. In diesem lässt es sich leicht ins Tal surfen, während man bei der direkten Variante auf unangenehme Felsen treffen würde.
Wir steigen also ins besagte Couloir ein und rutschen auf unseren Absätzen relativ steil Richtung Albulapass-Strasse hinunter. Unterwegs treffen wir immer wieder auf Überreste von Lawinen-Sprengminen. Hoffentlich hat's keine, die noch scharf sind…!
Das Geröll wird allmählich gröber und wir gelangen schliesslich über die Hänge von Blais Sterla zur Alp Ospiz (2304 m.ü.M.) bei der Passstrasse. Dem Strassenrand entlang spazieren wir zurück zu unserem Auto beim Ospiz (2312 m.ü.M.).

Die Überschreitung des Piz Üertsch bietet eine anspruchsvolle Alpinwander-Tour, in der man die Hände häufig zum Vorwärtskommen braucht. Da die ganze Umgebung recht steinschlaggefährdet ist (wir hörten es ein paar Mal rumpeln...), empfiehlt sich ein Helm.
Die Einsamkeit und Ruhe, sowie die bombastische Aussicht machen diesen Albula-Gipfel zu einem sehr lohnenswerten Ziel.


Tourengänger: engadiner


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