Tessiner Hüttentrek 3: Cap. Campo Tencia CAS– Pizzo Forno 2907m – Rif. Sponda SAT


Publiziert von Seeger , 26. September 2009 um 14:38.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:23 September 2009
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Campo Tencia   Gruppo Pizzo Campolungo   Gruppo Madöm Gross   Gruppo Pizzo Barone 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1140 m
Strecke:Capanna Campo Tencia CAS 2140m – Senda del Ghiacciaio – Passo del Ghiacciaone Pt 2716 – Pizzo Forno 2907m – Rifugio Sponda SAT 1997m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:1.) Fortsetzung des Tessiner Hüttentreks 2 2.) Postauto oder Auto nach Dalpe, Aufstieg 4 Stunden (T2)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:1.) Anschluss an den Tessiner Hüttentrek 4 2.) Talweg nach Chironico, etwa 4 Stunden (T2), Postautohaltestelle
Unterkunftmöglichkeiten:Capanna Campo Tencia CAS, 2140m, komfortable und bewartete Hütte, Winterraum immer offen Rifugio Sponda SAT 1997m, komfortable Selbstversorgerhütte, Achtung Gasuhr mit 20 Rappen-Münzen! Ganzes Jahr offen. Ausgangspunkt für Wintertouren
Kartennummer:Campo Tencia 1272

Nach den zwei Traum-Etappen von Prato über die Capanna Soveltra und dem Pizzo Campo Tencia hierher habe ich mich in dieser wirtlichen Hütte bestens erholt und fühle mich fit für den 3. Tag. Das Wetter spielt mit. Gottseidank! Denn heute könnte ein Regen meine Pläne durchkreuzen: Bei hohem Wasserstand sind die niedlichen Bächlein reissende Flüsse. Als Alleingänger – und trotz Ausrüstung – wäre ein Passieren zu riskant. In Erinnerung höre ich noch den Familienvater enerviert ausrufen: „Das ist eine Zumutung, Frechheit…!“ Er schaffte es dennoch in acht Stunden, mit Frau und Kinder.
Abschied von Beatrice und Jean-Pierre in der Campo Tencia Hütte. Etwa nach 100 m unterhalb der Hütte, gleich beim grossen „Caillou“ zweigt blau/weiss markiert eine schwer auszumachende Wegspur horizontal nach rechts ab. Ich übersteige Rinnsale, welche den Ablagerungen zu schliessen ziemlich unartig sein können. Der Natur wird man dies nie ankreiden – den Wegemachern jedoch schon. Lauthals, wenn nötig. Unfair.
Der Weg scheint doch noch recht häufig begangen zu sein, wie es aus der abgetretenen Grasnarbe ersichtlich ist. „Horizontaler Weg“ wäre etwas übertrieben: Meine Aufzeichnung gibt auf den zwei Kilometern Distanz doch ein Auf/Ab von 90 m! Äusserst kritische Traversen könnten teils talseits, teils hangseits umgehen werden. Probleme stellen sich vor allem beim Überqueren der blankpolierten Bacheinschnitte. Hier müsste man bei Hochwasser sicher alle Tricke anwenden. Vielleicht hilft da ein Haken – dort eine rostige Kette. Fertig! Kein Stahlseil, nichts. Ich begreife den Familienvater.
Das grosse Hüpfen auf den Geröllhalden kann beginnen! Die Einen hassen dies. Ich finde das Nivellieren spannend. Das heisst Punkte auswählen, welche eine Ebene bilden, damit ein ruhiges und energiesparendes Gehen möglich wird. Zum Glück: Ich hätte mich sehr geärgert. Die Geröllhalden hören nie auf….nie.
Plötzlich zeigen die Markierungen und Steinmännchen hangwärts. Geröllklettern sozusagen. Mir kommt der schräge Ausdruck der „überhängenden Geröllhalde“ unweigerlich in den Sinn. Auf 2400m Höhe erscheint ein Plateau wie ein Balkon hoch über dem Val Piomogna. Die Wolken spielen „Fangis“ über dem Grat und lassen zwischendurch mein Tagesziel, den Pizzo Forno, neckisch hervorschauen. Über mir sind Felsabbrüche, durch welche ein Durchkommen etwas Fantasie braucht und dann nicht besonders schwierig ist. Auch ein vereistes Schneefeld kann unten herum umgangen werden. Die Scharte des Passes wird im letzten Moment im Detail erkennbar. Sie besitzt einen riesigen Felsklotz und einen enormen Steinmann, welcher sich daneben bescheiden ausnimmt. Schon bald stehe ich dazwischen. Und der Blick ins Val Chironico wird frei: Als Erstes erkenne ich den Laghetto, später den Pizzo Barone, dann man mano alle meine alten Freunde.
Ohne Höhe zu verlieren traversiere ich nach Osten in Richtung des Pizzo Forno. An der Südflanke entlang sind Steinmännchen und sogar richtige Wegspuren sichtbar und verhelfen einem angenehmem Fortkommen bis zu den…..und wieder Geröllhalden, und wieder Felsklötze und zwei Schritte vorwärts und einer zurückgerutscht. Ja nu. Ich erreiche ihn dennoch. Mein Freund aus alten Zeiten. Er in seiner jugendlichen Frische – ich ergraut. Die Wolken haben ihr Fangis noch nicht aufgegeben und bequemen sich, ganz neckisch mal Süden, mal Osten, mal den Campo Tencia, mal den Adula, Vorhang um Vorhang wie im Theater, zu präsentieren. Der Norden ist und bleibt verhangen.
Abstieg. Eine grosse Schwemm-Ebene ist westlich des Pt 2559 gut auszumachen. Damit man diese erreicht, ist es angezeigt, in der Flanke nach rechts auszuholen, um den offiziellen und markierten Weg wieder zu erreichen. Diesen gut ausgeprägten Weg folge ich talwärts. Traumhafte Blumen und glitzernde farbige Steine machen den Abstieg zum Erlebnis. Entlang einem tektonischen Riss komme ich direkt zum Rifugio. Ich bin allein. Einrichten. Alle Fenster Auf und Lüften! Elektrisch in Betrieb nehmen (Plateau hinter der Haupteingangs-Türe).Kochen. Der Gasautomat schluckt 20 Rappen-Stücke. Es war ein schöner Tag.
Morgen führt meine Tour direkt über den Pizzo Barone zur Barone-Hütte. Du bist dabei. Ich weiss es:
Tessiner Hüttentrek 4: Rifugio Sponda SAT – Pizzo Barone 2864 m – Rifugio Alpe Barone
http://www.hikr.org/tour/post16980.html

Tourengänger: Seeger
Communities: Ticino Selvaggio


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Kommentare (2)


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lynx hat gesagt: Das grosse Hüpfen ...
Gesendet am 12. Januar 2016 um 00:06
"Das grosse Hüpfen auf den Geröllhalden kann beginnen! Die Einen hassen dies. Ich finde das Nivellieren spannend. Das heisst Punkte auswählen, welche eine Ebene bilden, damit ein ruhiges und energiesparendes Gehen möglich wird."

Die richtige Gehtechnik in diesem Gelände sehr schön in wenigen Worten auf den Punkt gebracht! :-)

Gruss Lynx

Seeger hat gesagt: RE:Das grosse Hüpfen ...
Gesendet am 12. Januar 2016 um 09:40
Danke Thomas ;-))
Aber nach 6 Jahren steht die Stocktechnik im Vordergrund. Und das funktioniert nur, wenn man mit viel Übung die Stöcke richtig "setzt".
WER HINKT - DER LÄUFT !
Gruss
Andreas


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