Über die Alpspitze (2628 m) zum Jubiläumsgrat


Publiziert von ju_wi , 5. September 2009 um 13:24.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:30 August 2009
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2+ (WS+)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1090 m
Abstieg: 2350 m
Strecke:15,3 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto zum kostenlosen P Alpspitzbahn Garmisch
Unterkunftmöglichkeiten:Zimmer in Oberammergau
Kartennummer:AV-Karte 4/2 Wetterstein u Mieminger

Die Alpspitze (2628 m) im Wetterstein ist eine sehr schöne, markant über Garmisch aufragende Felspyramide. Sie bietet als relativ freistehender Berg herrliche Ausblicke ins Höllental und zur Zugspitze, sowie zum Jubiläumsgrat mir dem Eckpfeiler des Hochblassen und seinem Verlängerungsgrat, der Blassengrat genannt wird. Auch wir hatten sie vor 6 Jahren -  als unser erster ernstzunehmender Klettersteig -, schon über die [http://www.hikr.org/tour/post7397.html Nordwandferrata] bestiegen. Über die Grieskarscharte südlich der Alpspitze steigen die Begeher des Jubiläumsgrat - sofern sie wie meist von der Zugspitze kommen - ab. Nochmals inspiriert von der kürzlichen Begehung von Tef hatten wir heute vor, die Abstiegsroute zur Grieskarscharte mal in umgekehrter Richtung zu besuchen und dabei auch die Alpspitze zu überqueren. Auch den Hochblassen (2707 m) hatte ich dabei ins Auge gefasst.

Wir haben uns am Wochenende in Oberammergau einquartiert. Leider stehen Samstag noch private Erledigungen auf dem Programm, aber das Wetter ist sowieso noch trüb und nass und so starten wir Sonntag bei bestem - schon fast herbstlichem - Sonnenschein. Wir sind mit dem Wagen zur Talstation der Alpspitzbahn gefahren und nehmen gegen 9:30 Uhr die Alpspitzbahn zum Osterfelder Haus (2033 m). Absteigen wollen wir später zu Fuss, aber bei den längeren Passagen im Fels, sparen wir uns die zusätzlichen 1300 Aufstiegsmeter. Die Tour wird 'eh lang genug - und so früh sind wir auch nicht dran.

Von der Seilbahn führt zunächst ein breiter Weg am "Osterfelder Kopf", dem Seilbahn-"Berg" mit 10 m Dominanz über dem Haus und unter der O-Flanke des Höllentorkopfes entlang. An einer Verzweigung biegt rechts dann der einfache Weg durch das Höllentor (Rinderweg-Scharte) ab, über den man zur Höllentalangerhütte absteigen kann (T2 und sehr beliebt). Wir hingegen biegen links ab Richtung Fuß der Alpspitze. Nun beginnt ein Steig; erste felsige Stellen werden schon mit kurzen Drahtseilpassagen überwunden. Kurz später biegt spitz rechts dann die Nordwandferrata ab, während geradeaus der Felstunnel der Nordwand-Querung lockt.

Die Norwand-Ferrata ist ein leichter, extrem dicht gesicherter Klettersteig mit kleinen Tritten auf die Alpspitze, der fast ideal für Kinder und Familien ist. Entsprechend voll ist es hier bei dem tollen Wetter. Vom beschriebenen Abzweig steigen wir über ein paar Schrofen schnell zum eigentlichen Einstieg, der mit einer längeren Eisenklammer-Wandplatte beginnt. Alle Welt zieht sich hier die Klettersteig-Sets an, die wir heute nicht dabei haben und für die Nordwand-Ferrata sicher auch nicht brauchen. Nach ein paar solch steilerer Eisenleiterpassagen gelangen wir an den N-Grat und haben einen ersten schönen Blick ins Höllental. Die Wegführung weicht nun in die überraschend flache N-Flanke östlich des Grates aus. Es ist ein plattig-karstiges Gelände mit schön hellem Stein. Immer gut gesichert (oft ist hier allerdings Gehgelände) folgen wir dem Steig, der sich in weiten Bögen die schöne Flanke hinaufzieht und zum Schluss wieder in etwas steilerem Gelände, über den Grat in die W-Flanke quert. Es folgt das letzte und wohl noch anspruchsvollste Stück des Steigs, da hier das Gelände wirklich steil und ausgesetzt ist. In einem Kamin hoch, auf den N-Grat  und über diesen gelangen wir nun aber schnell zum Gipfel der Alpspitze (2628 m). Trotz des großen Andrangs sind wir recht zügig hier herauf gekommen.

Von der Alpspitze betrachten wir nun den schon nahen doppelgifpligen Hochblassen, zu dem der Weg zunächst wieder 200 Hm hinab in die Grieskarscharte führt. Immer auf dem SW-Grat der Alpspitze klettert man dazu in die Scharte ab. Hier sind kaum Markierungen und Drahtseile vorhanden und man muss doch immer mal wieder etwas suchen, wie ein Türmchen oder eine Felsstufe am besten umgangen oder überklettert werden muss. Abgesehen vom Hochblassen selbst ist dies vielleicht der anspruchsvollste Teil unserer Tour mit ein paar (wenigen) ausgesetzten Stellen und viel Klettern im I-ten und vielleicht auch hie und da II-ten Grad.

In der Grieskarscharte angekommen folgen wir einen kleinen sandigen Steig, der hinab ins Grieskar führt. Man kann darauf in weitem Bogen durch das Grießkar zum Beispiel zum Kreuzeck-Haus wandern. Wir suchen hingegen - mit etwas Mühe - den Abzweig zum Jubiläumsgrat. Nur ein schnell übersehener roter Pfeil mit BL ("Blassen" nehme ich an) am Stein zeigt aus dieser Richtung kommend und, später als vermutet, rechts hinauf in einen plattigen Hang am Fuß des Hochblassen. Das Gelände ist fast ähnlich zur Alpspitz-N-Flanke - hier aber komplett unbezeichnet. Relativ einfach folgt man aber den Steinrinnen und quert einen sandigen Hang bis an den Felsfuß. Im Aufstieg steigen wir nicht ganz bis an die Felswand hinauf, sondern biegen vorher rechts in das Felsgelände und müssen ein paar steilere Rinnen überklettern, bis wir zu einer nächsten Scharte gelangen.

An der Scharte angekommen, sehen wir, dass dies noch nicht der Jubiläumsgrat ist. Vielmehr führt ein Drahtseil nochmal in eine Rinne hinab und eine Trittspur im Geröll quert die W-Wand des Hochblassen. Danach wird das Gelände wieder steiler und in I-er Kletterei - auch mit Drahtseilen an glatteren Stellen - erreicht man nach kurzem Stück dann wirklich den Jubiläumsgrat. Wir sind auf einer Höhe von ca. 2620 m und genießen die Blicke auf den Teufelsgrat und die Mieminger Kette im S. Noch 80 m über uns ragt der nahe Hochblassen auf. Der Grat selbst ist von schroffen, großen Felstürmen hier wohl unzugänglich, aber gemäß DAV-Führer - und im Gelände auch sichtbar - gilt es nun einige Meter auf der S-Seite abzuklettern, und ein wenig tiefer zu einer breiten Rinne zwischen 2 Türmen auf den Signalgipfel (2696 m) und wieder etwas hinab und durch eine weitere Rinne auf den Hauptgipfel (2707 m). Laut Sichtung und Literatur ist dies deutliches T5 Gelände mit IIer Kletterei. Heute streikt hier aber Margit ein wenig. Sie will dieses letzte Stück (vielleicht noch 15 - 20 Minuten) leider nicht mehr hinauf - hat einfach ein mulmiges Gefühl. Ich überlege, alleine zu gehen, lasse es dann aber auch sein, da von unserem Standplatz am Grat auch die Route nicht einsehbar ist. Stattdessen mache ich einen kurzen Abstecher von ein paar Minuten auf dem Jubiläumsgrat, der hier praktisch Gehgelände bietet. Die erste größere Hürde in dieser Richtung scheint die nahe Vollkarspitze zu sein. Bis dahin sieht der Grat unschwierig aus. Jetzt so gegen 13 Uhr kommen uns die ersten müden Begeher des Jubiläumsgrates entgegen. Manche sind auch schon an diesem Tag (in der Nacht) durchs Höllental aufgestiegen.

Auf gleichem Weg zurück gelangen wir bis zur Grieskarscharte und biegen hier ab in den Klettersteig zum Matheisenkar. Dieser ebenfalls gut gesicherte Klettersteig ist klar schwieriger als die Nordwandferrata (WS+), aber (mit etwas Erfahrung) immer noch gut ohne Klettersteig-Sets zu gehen - wir haben ja auch keine dabei. Es ist nirgendwo größere Armkraft verlangt. Nur eine plattige Passage kann bei Vereisung (war bei uns fast getaut) etwas heikel sein. Allerdings zieht sich der Abstieg von der Grieskarscharte ins Matheisenkar und später Höllental doch überraschend lang. Schon das erste felsige Stück von der Scharte (2450 m) bis in den Karboden (1900 m) braucht doch gehörig lang - ist aber auch ein Genuss.

Im Matheisenkar wechselt das Gelände dann von Stein und Geröll an diesem Tag für uns zum ersten Mal zu grüner, üppiger Vegetation - ein sehr ursprünglicher Flecken. Zunächst noch flach - und sogar zu einer Rippe nochmal ein Stück ansteigend - bleibt das Gelände aber auch hier auf T3-Niveau. Der Weg ist zerschnitten von Gletscherschliff-Felsen, erdig-rutschigen Passagen, so dass man recht langsam vorankommt. Noch immer (jetzt so 16 Uhr) sehen wir Leute oben am Grat an der Vollkarspitze klettern. Die haben noch einen langen Weg vor sich.

Hinter der besagten Rippe befinden wir uns in einem sehr steilen Hang direkt 500 Hm über dem Höllental. Nach ein paar schmaleren Querungen im Hang führen steile Serpentinen mit z.T. größeren Stufen uns dann schließlich hinab ins Höllental. Je tiefer wir gelangen umso einfacher und besser wird die Wegführung, so dass das letzte Stück zur Höllentalangerhütte keine Probleme darstellt.

Es ist warm und wir genießen eine Maß in der Höllentalangerhütte (1381 m). Wir kommen ins Gespräch mit einem netten Pärchen, die hier übernachten und morgen zur Zugspitze hochstapfen werden. Wir beneiden sie, denn morgen ist Montag und wir müssten wieder arbeiten. Aber, wir haben für uns längst beschlossen, den Montag noch frei zu machen und eine weitere Tour anzugehen :-)

Gegen 18 Uhr brechen wir auf zum letzten Stück durch die Maximilian-Klamm (oder Höllental-Klamm) hinab nach Hammersbach. Wir gehen schnell und sind bald im Ort, wo wir uns nach rechts wenden und durch Wiesen nach gut 1 km den Parkplatz an der Alpspitzbahn erreichen. Um 19:30 Uhr sind wir wieder am Auto und hatten einen erfüllten Tag, den wir beim Griechen in Oberau beenden.

Gehzeiten im Überblick:

1. Osterfelder Haus - Alpspitze: 1:30 h  +660-/60 Hm (WS- / T3)
2. Alpspitze- Grieskarscharte: 0:50 h  -260/+80 Hm (T4+ / I-II)
3. Grieskarscharte - Jubiläumsgrat(Ecke Hochblassen) 0:40 h  +200-/60 Hm (T4 / I)
4. Jubiläumsgrat(Ecke Hochblassen) - Grieskarscharte 0:40 h  -200/+60 Hm (T4 / I)
5. Grieskarscharte - Höllentalangerhütte 2:40 h  -1100 Hm (WS+ / T3 - T4 / I)
6. Höllentalangerhütte - Hammersbach - P Alpspitzbahn: 1:30 h  -600 Hm (T1 - T2)

Gesamt-Gehzeit: ca. 7:50 h  +1090/ -2350 Hm

Tourengänger: ju_wi
Communities: Klettersteige


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Geodaten
 1179.gpx Alpspitze-Jubigrat

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Kommentare (6)


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felixbavaria hat gesagt:
Gesendet am 5. September 2009 um 15:05
Schöne Kraxelei, bin schon gespannt auf die Tour vom Montag :)

ju_wi hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. September 2009 um 20:57
Hi Felix,
ja die Montags-Tour hat einen ganz anderen Charakter, aber ich bin sicher dass sie Dir gefällt :-)

Grüße, Jürgen

Sputnik Pro hat gesagt: Jubi-Grat Teil 1
Gesendet am 6. September 2009 um 10:27
Hallo Zusammen,

Schön zu lesen dass ihr am unteren Teil des Jubigrates unterwegs gewesen seid. Tolle Fotos, bin mir sicher bald vom oberen Teil zur Zugspitze zu lesen.

Wünsche Euch noch viele tolle Touren und bin gespannt auf welchen Landeshöhepunkte wir nächstes Jahr gemeinsam stehen ;-)

Viele Grüsse,

Andrej

ju_wi hat gesagt: RE:Jubi-Grat Teil 1
Gesendet am 7. September 2009 um 08:55
Hi Andi,
gerne immer wieder zu neuen Höhepunkten. Mal sehen, was der Großglockner so macht. Aber ganz so flott wie Du sind wir beim Länderhöhepunkte besuchen wohl nicht.

Übrigens tolle Monte Rosa-Tour! Auch interessant, dass bei den beschriebenen Gipfeln wenig Schwierigkeiten lauern.

Beste Grüße, Jürgen

Tef hat gesagt: Gratuliere....
Gesendet am 6. September 2009 um 21:19
Gratuliere euch zu dieser schönen Tour bei dem tollen Wetter! Am Vorabend hatten wir bei einem Weißbier auf der Terasse des Münchner Hauses in unserer Euphorie noch gemeint, den Hochblassen mitnehmen zu können, doch als wir am Einstieg waren, hatten wir keine Kraft mehr dazu. Sie reichte gerade noch für die Alpspitz-Überschreitung. Und jetzt können wir sie auf euren Fotos nochmal in Ruhe anschauen
beste Grüße
Tef

ju_wi hat gesagt: RE:Gratuliere....
Gesendet am 7. September 2009 um 08:51
Danke Dir,
obwohl auch wieder eine Episode aus der - bei uns recht langen :-) Serie "Wunschziel nicht ganz erreicht", war es eine richtig gute Tour.

Und eins ist klar: Umkehren können wir. Meist bin ich's, manchmal aber auch Margit, der sich an dem Tag eben nicht so fühlt. Vielleicht aber auch gut so, wenn ich da aktuelle Ereignisse (Dom) betrachte... Jedenfalls tasten wir uns dennoch langsam in neue Touren und -levels vor.

Beste Grüße, Jürgen


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