Für den Äusseren Fisistock sollte man sich das bestmögliche Wetter reservieren. Einen derart atemberaubenden Aussichtsgipfel unter 3000m habe ich in den Berner Alpen selten, vielleicht überhaupt noch nicht bestiegen. Angeregt von den Toureneinträgen dieser Woche, wollte ich das langanstehende Projekt jetzt endlich angehen. Da ich heute nur ein limitiertes Zeitbudget zur Verfügung hatte, drängte sich dieser Berg im heimischen Kandertal natürlich zusätzlich auf.
Gestartet bei angenehmen Morgentemperaturen am Hotel Doldenhorn, den kurzen steilen Weg zur Abzweigung auf 1490m. Jetzt links Richtung Fisialp, die auf 1964m erreicht ist. Der Weg war übrigens noch sehr nass, ist er dort aber wenn ich das recht in Erinnerung habe häufig. Weiter Richung Jegertosse, doch bei 2090m zweigt man in das enge Brünnlital ab. Es hat Wegspuren, zwar nicht markiert, aber dafür mit Steinmännern. Der Eingang ins Tal ist eng und zunächst noch grasig. Schnell hat man aber nur noch Schutt unter den Sohlen.
Es geht nun nicht allzu steil hinauf bis ca. 2650m. Der "Weg" im feinen Schutt ist hier wirklich hilfreich. Bis dahin alles T3. Nun muss man ein kleine felsige Steilstufe überwinden. Kalk bietet eine vielzahl von Stufen, Tritten und Griffen, also kein Klettern nötig. Steinmänner weisen die Richtung. Diese kurze Passage ist die einzige T4 Stelle der gesamten Tour. Alle anderen Zustieg auf diesen Gipfel sind deutlich anspruchsvoller. Es geht danach wieder im feinen Schutt weiter und man erreicht letztlich den Äusseren Fisistock. Das tolle Panorama wurde ja bereits in anderen Berichten gerühmt. So ganz einsam ist der Gipfel dann doch nicht. Ein Franzose empfing mich wortgewaltig. Der gute Kerl war extrem mitteilungsbedürftig. Problem an der Sache: Er sprach null Deutsch und null Englisch. Ich hatte Franz nie gelernt und muss mir an Schlüsselwörtern eine Reim basteln. Lesen geht ja noch, aber... Ihn schien das nicht sonderlich zu stören und gestenreich wiederholte er jeden Satz dreimal. Er erzählte mir auch von seiner Aufstiegsroute. Das habe ich gesehen - eine erstaunliche Idee. Er stieg im Brünnlital bei etwa 2400m durch die Schrofen nach Norden, den steilen Grashang hinauf bis ca. P.2783. Zuletzt über den scharfen Nordwestgrat zum Gipfel. Respekt. Hätte von Zaza sein können. Wie er darauf kam? Er hatte sich vom felsigen Ende des Brünnlitals einschüchtern lassen und glaubte so, einfacher zum Gipfel zu gelangen. Offenbar hat die Aktion seine Nerven dann doch etwas strapaziert und er bat mich, sich mir beim Abstieg über meine Aufstiegsroute anschliessen zu dürfen.
Ich hatte nichts dagegen... wenn er nur endlich mal sein Kommunikationsbedürfnis etwas unter Kontrolle bringen würde... Nach dem Ausstieg aus dem Brünnlital kam mir eine List in den Sinn und ich verabschiedete mich, da ich jetzt noch zur Jegertosse gehen möchte. Er fand dies allerdings eine ausgezeichnete Idee und lobte diese nun während des Ganges dorthin unerlässlich. Tiptop.
Die Jegertosse bietet dann mit ihren 2155m tatsächlich eine grandiose Kulisse. Das muss man gesehen haben. Fast senkrecht stürzen hier die Felswände in die Tiefe (Gasterntal) . Wir steigen wieder etwas zurück zu einer Hütte (P.2094m). Hier führt ein steiler und landschaftlich äusserst empfehlenswerter Weg durch die Flanke (I de Chiste). Gelegentlich ist etwas Vorsicht geboten. Der Weg ist gut, aber ein Rutscher im falschen Moment könnte einen längeren Flug nach sich ziehen. Bei 1490m treffen sich dann wieder beide Wege und an das Klagen über mein Abstiegstempo (TGV...) habe ich mich inzwischen gewöhnt. Die letzten Meter bis Kandersteg hat es dann viele Leute - kein Wunder an einen solchen Prachttag.
au revoir
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