Obergabelhorn 4063m


Publiziert von Montanara , 13. August 2009 um 21:34.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:26 August 2008
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 950 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit Auto bis Täsch, dann mit Zug nach Zermatt
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel du Trift, 2337m Rothornhütte, 3198m
Kartennummer:1327 Evolene, 1328 Randa

Das Obergabelhorn - ein seit 2 Jahren unerfüllter Traum. Und auh zu diesem Zeitpunkt im August 2008 schien der Berg erst mal in weite Ferne zu rücken. Schneefälle in den Tagen  zuvor machten die Wunschtour  "Arbenbiwak - Arbengrat - Obergabelhorn - Wellenkuppe - Rothornhütte"  zu nichte. Das Wetter aber war nun für mind. 2 - 3 Tage gut vorhergesagt. Also fiel der Entscheid, einfach mal auf die Rothornhütte zu gehen. 

 Der Weg zur Rothornhütte ist zwar lang und anstrengend, für mich aber trotzdem einer der schönsten Hüttenwege die ich kenne. Auf halbem Weg lohnt es sich im Hotel du Trift einen Stop einzulegen (sagenhafte Küche!!!).  Gestärkt gehts dann weiter zur Rothornhütte, welche sehr gemütlich ist und ebenfalls vorzügliches Essen hat. 
Die Hütte war rappelvoll, die meisten Seilschaften hatten das Zinalrothorn als Ziel für den nächsten Tag. Dies wurde an unserem Ankunftstag bereits mehrfach bestiegen. Ganz im Gegensatz zum Obergabelhorn. Dieses Ziel hatten nur wenige für den nächsten Tag. Da abzusehen war, dass am Zinalrothorn einiges los sein würde, entschieden wir uns für das Obergabelhorn. Zugegebenermassen etwas skeptisch wegen den Verhältnissen, die sicher nicht so ganz ideal sein würden...

Am nächsten Morgen dann, Riesengedränge im Speisesaal und auf der Terrasse. Es war kalt und sternen- klar. Das war schon mal gut. Zehn Schritte von der Hüttenterrasse entfernt liefen wir dann mutterseelenallein in der Dunkelheit in Richtung Obergabelhorn. Auf dem Triftgletscher gings dank kalter, klarer Nacht zügig und gut voran. Punkt 6 Uhr standen wir auf einer Firnschulter an der der Aufstieg zur Wellenkuppe beginnt. Hier gibt es nun zwei Möglichkeiten: entweder relativ direkt über den ansetzenden Grat hinauf oder aber man quert zunächst in die Ostflanke hinein. Wir entschieden uns für die Ostflanke. Diese ist zwar brüchig und damit steinschlaggefährdet, allerdings war niemand über uns, es war kalt und hatte zudem etwas Schnee zwischen den Steinen. Dazu kam noch stellenweise Wassereis, so dass wir die Steigeisen gleich anliessen. Die Wegfindung in der Ostflanke erwies sich als nicht ganz so einfach. Ab und zu begegneten einem kurze Wegspuren, das wars dann aber auch schon. Langsam wurde es hell und die Orientierung dadurch etwas einfacher. Irgendwann gelangt man schliesslich auf ein großes Blockfeld. Danach umgeht man ein Turmsystem links und gelangt so in eine Scharte. Hier geht es nun über grosse Platten (herrliche Kletterei an Rissen in der Morgensonne) hinauf zu einem Firngrat welcher zur Wellenkuppe führt. Von hier hat man nun einen super Blick auf den Weiterweg zum Obergabelhorn. Nach einer Pause ging es weiter zum großen Gendarm den man bald nach der Wellenkuppe erreicht. Das Ding sah grimmig aus und ich bekam große Augen. Fast der ganze Gendarm war ziemlich Schneebedeckt und die Felsen, die schneefrei waren hatten zumeist eine schöne Schicht Wassereis. Es wurde dann auch ein ziemliches Gemurkse und Genuss ist definitiv was anderes. Zum Glück gibts da auch ein paar Fixseile. Bei sehr guten Verhältnissen soll es wohl auch möglich sein, den ganzen Gendarm auf der Mountet - Seite unten an dessen Fuss zu queren. Daran war heute aber noch nicht einmal zu denken. Irgendwann lag der Gendarm dann hinter uns und wir waren wieder auf dem Firngrat (Vorsicht Wechten!). Über diesen zu den anschliessenden Gipfelfelsen. Die waren zwar auch teilweise unter Schnee begraben, aber durch die mittlerweile wärmende Sonne nicht mehr eisig. Die Gipfelfelsen kamen mir endlos vor, doch irgendwann standen wir auf dem Gipfel. Ein einziger Traum! Gegenüber wurde das Zinalrothorn geradezu überrannt, ganze Trauben hingen in kurzen Abständen an allen Stellen des Berges. Wir sahen dem Spektakel fast eine Stunde lang bei Traumwetter und -aussicht zu. Noch dazu bei einer herrlichen Ruhe und allein, weit und breit war hier niemand zu sehen.
Doch so schön es auf dem Gipfel war, so sehr war auch der Abstieg die ganze Zeit im Hinterkopf. Auch der Abstieg gestaltete sich nicht so ganz einfach. Der Schnee war mittlerweile ziemlich aufgeweicht und an dem schmalen und steilen Firngrat war daher Vorsicht geboten. Am Gendarm angekommen, kann man hier dann bei den Fixseilen auch gut abseilen, was einem natürlich Zeit spart. Danach erwartet einem ein Gegenanstieg zur Wellenkuppe. Ich war ehrlich gesagt heilfroh, als wir wieder hier waren.... Auch der Abstieg war aufgrund der relativ schneereichen Verhältnisse oft heikel gewesen. Nun noch der Abstieg von der Wellenkuppe und dann über den Triftgletscher zur Rothornhütte.
Aber auch der Abstieg von der Wellenkuppe wurde dann noch einmal zu einer relativ nervenaufreibenden Geschichte. Die ersten Meter über die Platten waren natürlich einfach. Die Ostflanke (Aufstiegsweg) war jetzt in der nachmittäglichen Hitze nicht mehr zu verantworten (Steinschlag!). Also direkt über den Grat. Das Ganze beginnt an einer Stange, an der man abseilen kann. Danach ist der weitere Weg aber eher wieder unklar. Es gibt an mehreren Stellen (teilweise alte) Schlingen. Auch der Grat ist teilweise doch recht brüchig. Irgendwie wurstelten wir uns über zahlreiche Absätze nach unten und standen irgendwann dann endlich wieder auf der Firnschulter am Fuß der Wellenkuppe. Über den mittlerweile natürlich auch recht aufgeweichten Triftgletscher ging es dann zurück zur Rothornhütte.

Abschliessend möchte ich noch einige Bemerkungen zu der Tour machen (aus meiner SIchtweise):
Das Obergabelhorn gehört meiner Ansicht nach sicherlich zu den anspruchsvollsten Walliser 4000ern. Es ist ein faszinierender und schöner Berg, welcher aber bei viel Schnee und / oder Vereisung sehr heikel werden kann. Auch die Wellenkuppe (welche oft als einfache Tour bezeichnet wird) hat so ihre Schwierigkeiten. Die Orientierung ist nicht immer einfach und wenn man direkt über den Grat (nicht die Ostflanke) hochsteigt, muss man an einigen Stellen doch ganz gut zupacken.

Tourengänger: Montanara


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