KAISERERGG (2185m) - NW-Grat & Nordflanke


Publiziert von danueggel , 28. August 2009 um 13:18.

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum:16 August 2009
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Strecke:Riggisalp-Kaiseregg-Riggisalp
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV bis Schwarzsee-Gypsera, danach mit der Riggisalpbahn auf die Riggisalp
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Abfahrt wahlweise mit dem Monstertrottinett oder der Riggisalpbahn bis zum Schwarsee

+++Alpinwandern an der Kaiseregg - Ein spannendes Vergnügen ! +++
DIE WILDEN SEITEN DER KAISEREGG


Wer den Schwarzsee und dessen malerische Umgebung besucht, wagt oftmals noch einen kurzen Abstecher auf die Kaiseregg, um das vielgerühmte Panorama von dort aus geniessen zu können. Der Normalanstieg wird an schönen Sommertagen von Heerscharen von Wandern belagert und die Tour kann auch gut als netter Familienausflug durchgeführt werden. Doch auch die Kaiseregg hat Seiten, die bisher verborgen waren und die es sich zu entdecken lohnt. Doch eins nach dem anderen...

Ora et Labora ("Bete und arbeite") lautete die Maxime der Mönche des Benediktiner-Ordens, diesem Leitspruch wollte ich an diesem Sonntagmorgen ebenfalls nachgehen. Den "laborare" Teil hatte ich dieser Woche mit der ersten intensiven Lernperiode erledigt, nun wollte ich mich ans "orare" wagen. Die sich meine Gebete momentan auf eine Nichtwiederwahl oder gar baldigen Rücktritt von Bundesrat Merz beschränken, musste ich den religiösen Teil etwas meinen Bedürfnissen anpassen-was das Gebet für die Seele der Mönche ist, bedeutet mir eine Bergtour.

Meine Zeit war begrenzt, das Wetter spielte aber glücklicherweise an diesem herrlichen Sommertag mit, da wollte ich meiner Spielwiese, der Kaiseregg, wieder einmal einen Besuch abstatten und mich auf diese Suche nach knackigen Kraxelvarianten machen. Der letzte Besuch datierte noch vom Winter und machte Appetit auf mehr. Am frühen Morgen tuckerte ich mit einem Kollegen mittels Bus nach Schwarzsee-Gypsera und liess uns mit dem Sessellift auf die Riggisalp chauffieren, natürlich nicht ohne das Rückfahrt-Ticket für die Abfahrt mit dem Monstertrottinett zu buchen, ein Spass den ich letzmals in der Abfahrt von Kreuzboden nach Saas-Fee erleben durfte.

NW-GRAT (T4, II)
Das Ziel für diese Tour war bescheiden: Ich wollte mich ein bisschen entspannen und der werte Kollege sollte die Gelegenheit erhalten, im Gelände das Abseilen zu erleben. Wir beschlossen den Gipfel direkt über den NW-Grat ersteigen, von unten her gesehen ein reizvolles Projekt. Von der Riggisalp aus folgt man dem Wanderweg, vorbei an einem wunderschönen Minibergsee bis zum oberen Ende der Seilbahn, danach gehts im steilen Gras immer am Grat haltend und einige Stacheldrahtzäune möglichst ohne Kastrationsfolgen übersteigend in Richtung der ersten kleinen Felsstufen (T4). Danach sind die Schwierigkeiten frei wählbar, doch auch wenn man sich wie ich das Leben möglichst schwer machen will, lassen sich kaum schwierigere Stellen als II-III finden (insgesamt T4 I-II). Das Kraxelvergnügen ist leider von kurzer Dauer (15min) und ehe man sich versieht, steht man schon auf dem Gipfel.

NORDFLANKE (T5, II)
Auf dem Gipfel wollte natürlich zuerst die Aussicht genossen werden. Unter den erstaunten Blicken der anderen "Gipfelstürmer" bereiteten wir uns auf einige Abseilmanöver durch die Nordflanke vor. Als erster Abseilstand musste das Gipfelkreuz herhalten, ich befürchtete jedoch, dass sich das Seil in diesem Gelände nicht würde abziehen lassen, genau so kam es dann auch und so durfte ich nach dem ersten Seilmanöver nochmals hochsteigen, was mir aber einen Heidenspass machte. Wir nahmen es sehr gemütlich, die Suche nach geeigneten Felsen für einen Abseilstand in diesem brüchigen Fels- und Grasgelände gestaltete sich nicht immer einfach, aber nach längerem Suchen liess sich immer ein brauchbarer Abseilstand einrichten. Es ist unbedingt auf Steinschlag zu achten, da die Flanke wohl ziemlich selten begangen wird, sind die brüchigen Felsstücke allesamt noch nicht losgetreten worden. Sollte man alleine unterwegs sein, besteht jedoch keine Gefahr, man wird zwar den einen oder anderen Stein zu Tale befördern, jedoch ist man in der Flanke mit Sicherheit völlig alleine und das Gelände läuft unten an der Flanke flach aus, so dass niemand gefährdert wird.

Damit hier kein falscher Eindruck ersteht, muss gesagt werden, dass die Abseilmanöver rein spasseshalber und dem Erlebniswert für den Kollegen zuliebe gemacht wurden, die ganze Nordflanke ist eigentlich typisches T5-6- Gelände, vom geübten Alpinwanderer also auch im Abstieg problemlos zu machen (T5, II).  Jedenfalls hatten wir einen Heidenspass an diesem wunderbar unsinnigen Unternehmen, immer wieder liess sich auch ein kleiner Felsüberhang finden, um etwas Würze hinein zu bringen. Am Fuss der Flanke angekommen, bietet sich uns ein steiles und langes Geröllfeld an, auf dem sich die letzten 200 Höhenmeter wunderbar "hinabsurfen" lässt, dass macht schon fast soviel Spass wie am Geröllfeld  zwischen Haggenspitz und Klein Mythen. Für uns war es jedenfalls ein gelungener Halbtagesausflug, ich durfte nach Herzenlust Stände basteln und der Kollege hatte ein Riesengaudi am Abseilen, genau das war nötig, um sich für die bevorstehenden stressigen Zeiten zu rüsten.

Ich werde auf jeden Fall wieder zur Kaiseregg zurückkehren, im rechten Teil der Nordflanke gibt es dem Augenschein nach einige spannende Hardcore-Kraxelvarianten, der Entdeckergeist ist geweckt. Nur wegen der Nordflanke anzureisen, lohnt sich sicherlich nicht, wer aber bereits in der Umgebung ist, oder sowieso auf die Kaiseregg will und sich ob dem Normalweg langweilt, wird hier sicher Kurzweil finden, um den Spass zu maximieren empfiehlt es sich im Gegensatz zu uns der Aufstieg Nordflanke und der Abstieg über den NW-Grat. Jedoch ist alleine die malerischen Umgebung das Schwarzsees einen Besuch wert ist. Und während ich hier sitze und meine Worte zu Papier bringe, frage ich mich, ob die Benediktinermönche meine Interpretation von Ora et labora wohl gutheissen würden ?

Fazit: Kurzweilige Kraxeltour in einer malerischen Umgebung

Wiederholungsfaktor
: 4

Tourengänger: danueggel
Communities: T6


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