Dunkle Augen und Haut morgens zwischen vier und fünf in Flüelen!


Publiziert von Henrik , 26. Juli 2009 um 23:58.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum: 8 September 2006
Strecke:Flüelen - Airolo - Bellinzona - Coglio
Zufahrt zum Ausgangspunkt:nur ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:nur ÖV
Unterkunftmöglichkeiten:Magic Valley
Kartennummer:Bahn/Bus

....es regnete in Strömen, meine Nacht in Flüelen wurde kurz, geplanterweise: mein Vorhaben mit dem ersten Bus vom Hauptplatz Richtung Göschenen, hernach nach Andermatt, mit dem Bus über den Gotthard nach Airolo. Weiter mit der gelben Nummer nach Bellinzona und statt mit dem Zug nach Locarno weiter mit der FART und schliesslich nach Coglio – wo ich seit Jahren mich zurückziehe; ein kleines Refugium, das nicht mir gehört, aber das ich je nach Belegung beziehen kann, und das ist meist möglich.
 
...selbst das Kind eines Immigranten durchfuhr mich ein Schrecken an diesem Freitag, es regnete heftig, der Wind trieb das Wasser beinahe waagrecht durch das nächtliche Flüelen, wo ich mich kurz nach vier schon in der Nähe des Bahnhofs herumtrieb. In kurzen Abständen ratterten die langen Güterzüge mit ihrem rhythmischen „Kling-Klong“ vorbei, lediglich von der Hauptstrasse getrennt durch Leitplanken und ein knappes Bahnbord. Dort wo der Bus hält, standen Menschen, die nicht auf den Bus zu warten schienen, denn der würde erst kurz vor 6 fahren – diese Menschen, auf die ich stiess, senkten ihre Gesichter als ich auf sie zuschlenderte, sie distanzierten sich, rückten etwas aus dem fahlen Lichtkegel der Neonröhre, die der offene Warteraum vergab und schulterten das unförmige Etwas, dass sie mit beiden Händen über den Schultern hängen hatten, enger an ihren Körper. Einer davon trug auch einen dunklen Koffer. Ich versuchte ein Gesicht anzusprechen – das Weiss eines der Augenpaare blitzte hervor, dessen flüchtigen Kontakt plötzlich wie möglich wurde, versetzte mir einen Schreck – als ich gewahr wurde, dass diese Gruppe nicht freiwillig in der Nacht unterwegs war wie ich! Ich glaubte den Ton des Kirchengeläuts zu hören und schaute in diese Richtung, ein Güterzug rumpelte vorbei, das erste Auto in dieser halben Stunde flackerte mit seinen langen Lichtfühlern vorbei Richtung Axenstrasse und als ich mich wieder dem Warteraum zuwandte, war die Gruppe weg....doch am Strassenrand zur Kirche hin, auf der Hauptstrasse, sah ich sie hastig wegeilen, beständig den Kopf hin und her drehend – ich glaubte nicht, dass sie was suchten, nein, diese Gruppe war aus andern Gründen unterwegs als wir, als ich, und das erschreckte mich, da ich das noch nie so erlebt habe...und ich malte mir aus, wie viele täglich nachts unterwegs sein müssen, in der Schweiz und.....
 
Um sechs bestieg ich, etwas traurig-nachdenklich, den Bus nach Göschenen, erkundete auch hier das weitläufige Bahnhofsgelände und begab mich eine Stunde später nach Andermatt. Verbleibende Zeit überbrücke ich jeweilen mit Rundgängen im Bahnhofsbereich. Der zuschlagspflichtige Bus über den Gotthard ist jedes Mal eine Bereicherung. Die eineinhalb Stunden von Airolo nach Bellinzona schätze ich auch deshalb, da es mir als Bahnvielfahrer eine andere Optik beschert. Und das ist auch Grund den Weg ins Maggia-Tal mit dem Bus fortzusetzen.
 
Anderntags durchstreife ich Cevio, Lichtspiele in den Gassen und maritimes Lebensgefühl unterstreichen meine Digit-Shot-Ergebnisse.
 
 

Tourengänger: Henrik


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Kommentare (1)


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Seeger hat gesagt: Immigranten sind auch Menschen
Gesendet am 27. Juli 2009 um 18:00
Ciao Henrik
Ich könnte mir vorstellen, dass genau dieser Bericht Dir selber besonders am Herzen liegt. Empathie für den Menschen. So wie in Deinem so geliebten Beruf.
Gutes kommt immer wieder zurück - glaub mir!
Dein
Andreas


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