El Teide und Pico Viejo


Publiziert von Meeraal , 13. Juli 2009 um 22:26.

Region: Welt » Spanien » Kanarische Inseln » Santa Cruz de Tenerife
Tour Datum:31 Mai 2006
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 1 Tage 3:15
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:TF 21 Km 40 bis Refuge Altavista, Teidegipfel, Pico Viejo bis Straßenkreuzung TF21/38 und zurück
Zufahrt zum Ausgangspunkt:über TF 21 bis Km 40
Unterkunftmöglichkeiten:Refuge del Altavista (3260m)
Kartennummer:Verschiedene Wanderkarten Teneriffas

Teide und Pico Viejo Besteigung und Überschreitung
 
Seit ich als Kind ein Buch über Teneriffa in die Hand bekam und gelesen hatte, wollte ich die Insel einmal besuchen. Mich faszinierte, was ich über die Botanik und den Vulkanismus gelesen hatte, und natürlich wollte ich auch damals schon den Teide besteigen. Im Jahr 1997 flog ich mit meiner damaligen Freundin und jetzigen Frau dorthin. Dieser Urlaub damals war für mich eine einzige Enttäuschung, das einzig Positive war das Essen. Die Insel war vollkommen übersiedelt und voller Lärm und Baustellen. Vermutlich war der Chef des dortigen Zementwerks auch der reichste Mann auf der ganzen Insel. Meine Frau wollte damals an den Strand liegen, was für mich jedoch was für mich jedoch das Schlimmste war, was ich mir vorstellen konnte. Lieber wäre ich umsonst arbeiten gegangen. Dagegen hatte sie überhaupt keine Lust, sich das Innere der Insel anzusehen. (hier gibt es doch eh nichts anderes als Steine) Wir hatten uns in diesem Urlaub mehrmals in den Haaren und unsere noch junge Beziehung wurde auf eine harte Probe gestellt. Ich war froh, als wir wieder im Flugzeug nach Hause saßen. Dennoch haben wir uns danach zuhause Gedanken gemacht, was wir auf dieser Insel nächstes Mal besser machen könnten. Unter anderem fand ich dabei heraus, daß man für die Teidebesteigung eine Genehmigung braucht, die man aber normalerweise im Büro der Teide – Nationalparkverwaltung in Santa Cruz auch bekommt. Eines war mir auch klar: Wenn ich wieder hier herkommen würde, dann nicht ohne den Versuch zu machen, den Teide zu besteigen.
Im Jahr 2006 kamen wir wieder auf die Insel. Mit der Übersiedelung war es noch schlimmer geworden, und im Hotel gab es leider einige Gäste, die noch lästiger waren als die Schmeißfliegen. Es handelte sich dabei um Leute, die alleine Urlaub machten und die Anderen einfach nicht in Ruhe ließen. Aber es gab zum Glück (fast) keinen Strand, dafür aber ein Meerwasserschwimmbad, was für die Kinder genausogut war und ihnen ebenso viel Spass machte. Ich hatte mir für eine Woche ein Auto gemietet, um ein wenig mobiler zu sein.
Auf den Teide führt eine Seilbahn, die 160 Höhenmeter unterhalb des Gipfels endet. Dies war für mich jedoch unbedeutend, da ich sowohl motorisierte Technik, zu der eine Seilbahn ja eindeutig zählt, sowie weitere, allzu technische Hilfsmittel wie zum Beispiel Sauerstoff und Medikamente strikt ablehne. Zwar habe ich immer Kopfschmerztabletten dabei, aber bisher noch nie benutzt. Es war also klar, dass wenn ich den Teide besteigen würde, dann ohne Seilbahn!!! Also war die Besteigung mit Übernachtung auf der Altavistahütte das Naheliegendste. Im Internet, auf der Seite der Betreiberfirma der Hütte hatte ich gelesen, daß man in diesem Fall keine Genehmigung für den Gipfel benötigen würde, sondern die Quittung des Hüttenwirtes für die Übernachtung ausreichend sei. Man müßte lediglich den Gipfelweg bis spätestens 9 Uhr vormittags verlassen haben. Sicherheitshalber hatte ich diese Seite ausgedruckt und mitgenommen. Da ich mir jedoch nicht sicher war, ob dies der Wahrheit entsprach, fuhren wir gleich am ersten Werktag nach Santa Cruz, um dennoch eine Genehmigung zu bekommen. Für den Fall, daß ich keine bekommen würde, hatte ich mir vorgenommen, den Berg (in doppeltem Sinne) schwarz zu besteigen, nämlich bei Nacht, wenn es keiner sieht. In Santa Cruz mußten wir erst einmal lange nach dem Büro der Nationalparkverwaltung suchen, da mein Stadtplan beschissen war und viele Straßennamen nicht angeschrieben waren. Ich war böse am Fluchen. Als wir schließlich doch dort ankamen, hatte ich das Glück, das Büro noch Sekunden vor einer größeren Gruppe zu erreichen, die offenbar das Gleiche wollte, ansonsten hätte ich wohl lange warten müssen. So aber wurde ich von einem dicken Beamten gebeten, mich zu setzen und gefragt, ob ich wegen einer Genehmigung für die Besteigung des Teide käme. Als ich dies bejahte, fragte er mich, an welchem Datum ich hochzusteigen gedenke und legte mir eine Liste mit Uhrzeiten von 9 Uhr bis 15 Uhr vor. Ich sagte ihm, daß mir der Donnerstag, der 1. 6. günstig wäre, und daß ich auf der Altavistahütte übernachten, und daher schon um 6 Uhr morgends oben sein wolle. Als er endlich verstanden hatte, was ich wollte, meinte er, daß eine Genehmigung nicht nötig sei. Sicherheitshalber legte ich ihm den Ausdruck der bereits erwähnten Internetseite vor, den ich mit einem dicken, roten Fragezeichen markiert hatte und fragte, ob das hier geschriebene der Wahrheit entspreche und ob man den Schlafplatz auf der Altavistahütte vorher reservieren müsse. Der dicke Beamte sagte, daß dies so sei und daß eine Reservierung der Hütte nötig sei. Danach sagte ich ihm „Thank you“ und „Gracias“ und verabschiedete mich höflich.
Nun war der Bürokratie zweiter Teil angesagt, nämlich irgendwie an eine Reservierung eines Schlafplatzes auf der Altavistahütte heranzukommen. Diese bekommt man im Büro der Betreiberfirma, die auch gleichzeitig die Betreiberfirma der Seilbahn ist und sich in einem Hochhaus ein paar Straßen weiter befindet. Dieses war zum Glück etwas leichter zu finden. An der Bürotür mußte man erst klingeln, dann wurde geöffnet. In einem sehr großen, nobel eingerichtetem Büro saß eine Dame mittleren Alters, die ich höflich grüßte und ihr auf Englisch sagte, was ich wollte. Da sie offenbar nichts verstand, holte sie einen jungen Geschäftsmann, der fließend Englisch sprach und mich, - da meine Frau und meine beiden Kinder (7 und 3 Jahre) dabei waren - fragte, ob ich für vier Personen reservieren wolle. Ich sagte: „Nein, nur für mich selbst“. Schließlich bekam ich eine Reservierung von Mittwoch, 31. 5. auf Donnerstag 1. 6.. Er sagte noch, daß ich genügend Wasser mitnehmen solle, da das Wasser dort oben nicht unbedingt keimfrei sei. Ich sagte ihm, daß dies kein Problem sei, das ich diese Sache schon von Marokko her kenne. Danach bedankten und verabschiedeten wir uns wieder und fuhren mit dem Bus zurück ins Hotel. Ich war froh, daß ich diese verstopfte, nach Öl und Abgasen stinkende Stadt nun verlassen konnte.
Teneriffa ist eine Insel vulkanischen Ursprungs, die sich vor ca. 8 Millionen Jahren aus dem Meer erhob.
Zuerst mußten wohl Anaga, Teno und eine Insel an der heutigen Südwestspitze entstanden sein, danach entstand der Ur – Teide und verband die drei Inseln zu einer einzigen, dem heutigen Teneriffa. Da er lange Zeit sehr aktiv gewesen sein muß, geht man davon aus, daß er ursprünglich eine Höhe von über 5000 Metern erreicht hat. Aufgrund der hohen Aktivität war die Magmakammer jedoch irgendwann leer und sackte vor etwa 170.000 Jahren in sich zusammen, wodurch die Caldera entstand. Danach bildeten sich wieder zwei Vulkane, zuerst der Pico Viejo, dann der Teide. In geschichtlicher Zeit gab es weniger Ausbrüche, zuletzt 1798 am Pico Viejo, 1909 an der Nordseite der Insel, der letzte Ausbruch auf den Kanarischen Inseln ereignete sich 1971 auf der Nachbarinsel La Palma. Der Teide ist zur Zeit ein schlafender Vulkan, Ausbrüche sind in der Zukunft nicht auszuschließen. Zahlreiche heiße Fumarolen im Gipfelbereich , aus denen Wasserdampf, Schwefeldioxid, Schwefelwasserstoff und höchstwahrscheinlich auch Kohlendioxid ausgestoßen wird, zeugen von vulkanischer Aktivität. Ursache für den Vulkanismus ist ein Hot Spot, ein sogenannter heißer Fleck unter der Erdkruste, der alle paar Millionen Jahre neue Inseln entstehen läßt. Solche Hot Spots gibt es etwa 100 auf der Erde, der berühmteste ist wohl der, der für die Entstehung der Hawaiinseln verantwortlich ist.
Teneriffa ist vor allem auf der Nordseite reich an Pflanzen, da die Passatwinde dort ständig Feuchtigkeit in Form von Nebel heranbringen, der dann an der Vegetation kondensiert und abtropft. Die Südseite ist eher trocken und entsprechend kahl. Es gibt auf der Insel viele endemische Pflanzenarten, das sind solche, die ursprünglich nur hier vorkamen. Die berühmteste ist wohl der Drachenbaum, der überall geschützt ist. Das größte Exemplar steht in Icod de los Vinos, sein Alter wird auf 600 – 1000 Jahre geschätzt. Aber auch der Rote Natternkopf, der im Mai/Juni in den Canadas sehr schön blüht und bis zu drei Meter hoch wird und die Kanarische Kiefer, die auf der Insel ganze Wälder bildet zählen dazu.
Die Kanarischen Inseln wurden nach Schätzungen etwa 800 vor Christus zum erstenmal besiedelt, die Ureinwohner waren die Guanchen, die ein Leben auf steinzeitlichem Niveau führten. Wo sie herkamen weiß niemand genau, möglicherweise wurden sie von den Phöniziern hergebracht. Mit ihnen kamen auch die Hunde, die heute verwildert, aber extrem menschenscheu in den Wäldern herumstreifen und nach denen die Römer die Inseln benannten (lat. Canis = Hund). Seltsamerweise betrieben die Guanchen keine Seefahrt. Im 15. Jahrhundert kamen die Spanier auf die Inseln. Nachdem selbige Amerika entdeckt hatten, waren die Kanaren eine wichtige Zwischenstation auf dem Weg dorthin. Die Inseln wurden gewaltsam erobert. Allerdings verloren die Spanier die erste Schlacht auf Teneriffa gegen die Guanchen. Erst als ihnen ein Häuptling aus Gran Canaria zu Hilfe kam, wurde die Insel eingenommen. Daher ist das Verhältnis der Bewohner von Teneriffa und Gran Canaria bis heute gespalten. Man identifiziert sich mit der Geschichte. Die meisten Guanchen wurden von den Spaniern ermordet, der Rest ging wohl in der neuen Bevölkerung auf.
Doch nun zurück zur Teidebesteigung: Am Mittwoch, dem 31.05.2006 fuhr ich gegen 10 Uhr mit dem Mietwagen in Bajamar, wo wir unser Hotel hatten los. In der Gegend von La Laguna hatte ich mich aufgrund schlechter Beschilderung und einer Autobahnbaustelle zweimal verfahren, was mich einige Zeit kostete. Schließlich erreichte ich aber doch die Straße TF-24, die über La Esperanza durch einen Kiefernwald bis nach El Portillo führt. Da der Himmel an diesem Tag bedeckt war, kam ich bald hinter La Esperanza in den Nebel, der ab einer Höhe von etwa 1100 Metern begann. Die Fahrt führte über eine kurvenreiche Straße durch einen märchenhaft schönen Kiefernwald. Stellenweise tropfte das Wasser von den Bäumen. Als ich eine Höhe von etwa 1300 Metern erreicht hatte, wurde der Nebel so dicht, daß ich keine 20 Meter weit sehen konnte und ich mußte Licht und Scheibenwischer einschalten. Ab etwa 1400 Metern hörte der Nebel auf und die Sonne schien durch die Bäume. Jetzt kam die Schönheit des Kiefernwaldes noch besser zur Geltung. Als ich etwa 2000 Meter erreicht hatte, hörte der Wald auf und ich konnte den Teidekegel sehen. Die Straße führte nun durch eine wenig bewachsene, steppenartige Vulkanlandschaft, die aus Lava- und Bimssteinfelsen in verschiedenen Farben, von fast weiß, über braun, verschiedene Rottöne bis schwarz bestand. Schließlich kam ich zu der Stelle, wo der Weg zur Altavistahütte beginnt, kurz vor dem Mirador del Tabonal Negro. Mit etwas Mühe gelang es mir auch, dort einen Parkplatz zu finden. So packte ich meinen Rucksack fertig, aß und trank noch etwas und ging dann um 12.10 Uhr los. Mein Rucksack war nicht gerade leicht, da ich 8 Liter Wasser dabei hatte, dazu Essen, Schlafsack, Luftmatratze, Winterbekleidung und diverse Kleinteile. Abgesehen von Wasser, Essen und der Winterjacke war jedoch das Allermeiste unnötig, aber das konnte ich ja vorher nicht wissen.
Der Weg, zunächst ein Fahrweg war nicht besonders steil. Zweimal war ein Fahrzeug der Nationalparkaufsicht am Wegrand abgestellt. Er führte durch eine wüstenartige Landschaft aus hellbraunem Bimssteinschotter, der mit dunkleren Lavaströmen durchsetzt war. Nur gelegentlich wuchs eine Pflanze. Man hätte ebensogut in der Sahara, oder in einer anderen Wüste sein können. Von ganz unten war die Altavistahütte zu sehen, die hoch oben auf dem Berg stand. Nachdem der Weg einige Zeit in nördlicher Richtung verlief, machte er nun eine Kurve und wand sich in Serpentinen in Richtung Südwesten durch das Feld der Huevos del Teide, der Teideeier, etwa 2 – 4 Meter große, schwarze Lavakugeln, die irgendwann den Berg heruntergerollt und hier liegengeblieben waren. Kurz vor der Montana Blanca, einem hügeligem Berg, der sich im Südwesten an den Teide anschließt und 2748 Meter hoch ist, zweigte ein schmaler Pfad nach rechts ab, der zur Altavistahütte führt. Der Fahrweg geht weiter zur Montana Blanca. Der Pfad führte in Serpentinen steil bergauf, zunächst über Bimssteinschotter, später durch Teideginster. Auf einer Höhe von etwa 3000 Metern erreichte ich einen kleinen, ebenen Platz, auf dem zwei riesige Felsbrocken lagen. Hier machte ich eine kurze Rast. Obwohl ich seit 11 Monaten nicht mehr in den Bergen war, hatte ich die Höhe bis jetzt nicht gespürt. Der Weg führte weiter über schwarze Basaltfelsen, nicht mehr ganz so steil bis zur Altavistahütte (3260m), die ich gegen 15.30 Uhr erreichte. Leider habe ich von der Hütte kein einziges Bild gemacht. Hier oben habe ich dann auch die Höhe schon ein wenig gespürt. Ich umrundete die Hütte erst einmal, dann ging ich hinein. Im Vorraum war ein offener Kamin und einige Sitzgelegenheiten, die Fenster ließen nur wenig Licht herein. Niemand schien hier zu sein. Nebenan war eine Küche, dahinter eine Tür mit einem Schild, auf dem „Privado“ stand. Hier klopfte ich an und öffnete die Tür einen Spalt breit. Schritte waren zu hören und ein großer, etwa 50 – 60 jähriger, bärtiger Mann kam heraus. Ich grüßte ihn und sagte ihm auf Englisch, daß ich hier übernachten wolle und eine Quittung (spanisch: recibo) brauche. Auch wollte ich gleich bezahlen. Er war offenbar ein Typ wie viele Spanier, „Das hat Zeit, komm ich heut nicht, komm ich morgen.“ Er sagte:“ Manjana“, morgen. Ich begriff, daß da im Moment nichts zu machen war, sagte o.k. und blieb freundlich. Der Hüttenwirt verzog sich wieder in sein Privatgemach. Da noch jede Menge Zeit zur Verfügung stand und ich hier bis zum Abend nicht versauern wollte, ließ ich den Rucksack hier stehen, nahm nur die beiden Wasserflaschen und die Kamera mit und ging weiter, den Weg erkunden. Ich wollte zur Cueva del Hielo, einer Eishöhle, die in der Nähe sein sollte, die ich aber nicht gefunden habe, sowie zur oberen Seilbahnstation La Rambleta. Weiter würde ich an diesem Tag ohnehin nicht kommen, da man ab La Rambleta die Genehmigung, bzw. die Quittung des Hüttenwirtes benötigte.
Unterwegs begegneten mir zwei Spanier, von denen mich einer in perfektem Englisch fragte, ob ich zum Gipfel wolle. Ich antwortete, daß ich heute bis La Rambleta gehen und dann auf der Hütte übernachten wolle. Den Gipfel wollte ich morgen machen, das es momentan ohnehin nicht erlaubt sei, zum Gipfel zu gehen. Der Spanier antwortete, daß schon einige Leute ohne Permit oben waren, da es schon nach 16 Uhr sei und er sagte:“ There are no Rangers“. Es sind keine Parkwächter mehr oben. Ich ging noch bis kurz vor La Rambleta, bis ich vor einer Absperrung aus Holz stand. Der Weg zum Gipfel war mit einer Kette versperrt. Schließlich kam mir der Gedanke, die Gelegenheit zu nutzen und den Aufstieg zum Gipfel doch noch heute zu probieren. Wer weiß, ob ich von diesem Hüttenwirt überhaupt jemals eine Quittung bekommen würde. Als Umkehrzeitpunkt legte ich 18 Uhr fest. Zwar war es, nur mit Hemd und Hose bekleidet nicht gerade warm, aber es schien machbar. Von Osten führte ein Pfad auf den Pan del Azucar, wie der oberste Kegel des Teide auch genannt wird. Etwa eine halbe Stunde zuvor hatte ich gesehen und auch fotografiert, wie dort jemand oben war. Ab einer Höhe von etwa 3400 Metern roch es gelegentlich nach Schwefelwasserstoff (= faulen Eiern, Furz). Gelegentlich sah ich auch weiße Dampfwölkchen aufsteigen. Kurz hinter einer Schautafel, auf der das Panorama und die Funktion der Fumarolen erklärt war zweigte der Pfad ab. Da er vor allem in oberen Bereich sehr steil war, mußte ich des öfteren eine Verschnaufpause einlegen, da ich bis jetzt noch keinerlei Höhenanpassung hatte und mich schon oberhalb von 3600 Metern befand. Schließlich, gegen 17.15 Uhr erreichte ich den Gipfel.
Außer mir war niemand oben. Ich machte einige Fotos und sah mir die Landschaft um mich herum und den Krater an. Die tiefer gelegenen Teile der Insel lagen unter einer Wolkendecke. Ich konnte die Caldera sehen, die Berge ringsherum und Teile der Kiefernwälder. Neben mir stand ein Meßgerät, die Luft roch nach Schwefelwasserstoff und Schwefeldioxid. Als ich beim Aufstieg die Temperatur einer Fumarole testen wollte, hatte ich mir dabei beinahe die Hand verbrannt. Im Krater, der einen Durchmesser von etwa 80 Metern hat waren stellenweise gelbe Schwefelkrusten zu sehen. Ich stand auf dem höchsten Punkt Spaniens. Im Umkreis von 1000 Kilometern gibt es keinen höheren Berg. Der nächsthöhere Gipfel dürfte wohl in Marokko, im Toubkalmassiv, das zum Hohen Atlas gehört zu finden sein. Den Djebel Toubkal hatte ich im Jahr 2004 im Rahmen einer 3-wöchigen Trekkingtour erstiegen. Nach etwa 7 Minuten machte ich mich wieder an den Abstieg. Ich hatte nicht damit gerechnet, den Gipfel am ersten Tag zu erreichen und hatte somit weit mehr erreicht, als ich mir vorgenommen hatte. 
Auf dem Rückweg zur Hütte stellte sich dann ein leichter Höhenkopfschmerz ein, was aber auch zu erwarten war. Ich überlegte, ob ich noch bis zum Auto absteigen sollte, allerdings nicht wegen der Kopfschmerzen, sondern einfach weil das Ziel erreicht war. Von der Zeit her hätte es noch gereicht, vor Einbruch der Dunkelheit dort anzukommen. Aber dann entschloß ich mich doch, auf der Hütte zu übernachten, einerseits weil ich am nächsten Morgen noch den Teideschatten fotografieren wollte, andererseits weil sonst der Pico Viejo nicht möglich gewesen wäre. Als ich die Hütte erreichte, war außer mir noch ein etwa 50-jähriger Spanier da. Eine Unterhaltung mit ihm war mühsam, da er ebenfalls fast kein Englisch verstand. Wir machten miteinander aus, die Wecker auf 5 Uhr morgends zu stellen. Später kam noch ein französisches Pärchen, zwei Spanier, sowie eine 6-köpfige Wandergruppe. Deutsche, wie sich schnell herausstellte. Abends war dann Gelegenheit, beim Hüttenwirt zu bezahlen, wonach man auch die heißersehnten Quittungen bekam. Ein Schlafraum wurde aufgeschlossen, es handelte sich um geräumige Einzelbetten, die durch Bretterwände voneinander abgetrennt waren. Draußen war inzwischen der Abendschatten des Teide zu sehen, der langsam immer länger wurde, den Rand der Caldera hochkletterte und schließlich die Wolkendecke über dem Meer erreichte. Danach putzte ich die Zähne und ging ins Bett, was die meisten anderen auch taten. Lediglich die Deutschen machten bis ca. 22.30 Uhr Lärm, danach gingen auch sie schlafen und (fr)aßen massenhaft Kopfschmerzpillen. Mein Kopfweh ließ gegen Mitternacht nach, um bis zum Morgen ganz zu verschwinden. Ohne Kopfwehpillen. Für die Verhältnisse hatte ich in der Nacht doch überraschend gut geschlafen. Um halb 5 standen die Deutschen wieder auf. Ich tat es ihnen gleich und frühstückte gemütlich. Was mir Sorgen machte, war, daß ich kein Salz dabei hatte und hier oben leider auch keines zu finden war. Da ich am Tag zuvor viel geschwitzt hatte, befürchtete ich Salzmangelerscheinungen. Daher hatte ich schon das Salz von meinen Armen abgeleckt, und für den wirklichen Notfall hatte ich den Plan, das verschwitzte Hemd, das sicherlich einige Gramm Salz enthielt in die Wasserflasche zu stecken und die Brühe dann auszutrinken. Dies wäre zwar eklig gewesen, hätte aber sicherlich geholfen. Doch so weit kam es zum Glück nicht.
Bei völliger Dunkelheit ging ich mit der Stirnlampe los. Unter mir sah ich die Lichter verschiedener Städte, weiter entfernt auch die von Gran Canaria. Bald hatte ich die Wandergruppe eingeholt und auch überholt. Jetzt war es von Vorteil, den Weg bereits zu kennen. Nach einiger Zeit sah ich einige Meter über mir das Licht einer Stirnlampe. „Die Ranger!“ dachte ich. Doch es waren die beiden Franzosen. Der Mann fragte mich auf Englisch, ob ich den Weg wüßte, da er nach einem Schneefeld nicht mehr zu finden sei. Ich sagte den beiden, daß ich gestern schon oben war, und so führte ich die beiden bis zur Weggabelung auf etwa 3550m. Da ich den Weg vom Vortag schon kannte, ging ich den selben nochmals, während die Franzosen den normalen Weg gingen. Nun konnte ich auch das Licht ausschalten, da es langsam heller wurde. Als ich um 6.50 Uhr abermals den Gipfel erreichte, waren nur die zwei Spanier oben. Etwas später kamen auch die beiden Franzosen, dann die Wandergruppe. Obwohl ich dieses Mal meinen schweren Rucksack dabei hatte, war mir der Aufstieg bedeutend leichter gefallen, als am Tag zuvor. Es war recht kalt, ich schätze um die minus fünf Grad, jedenfalls war das Schmelzwasser der Schneefelder auf dem Weg festgefroren gewesen. Auch der Wind war stärker als gestern. Ich fotografierte den Sonnenaufgang, weniger als eine Minute später war der Schatten des Teide zu sehen, der weit über die Nachbarinsel La Gomera hinwegging und sicher die Erde anfangs nicht mehr berührte, sondern wieder ins Weltall hinausging. Der Schatten wurde langsam kürzer, aber es dauerte recht lange, bis er so kurz war, daß er die mindestens 30 Kilometer entfernte Insel La Gomera nicht mehr berührte. An diesem Morgen war von hier oben die ganze Insel Teneriffa zu sehen, ich sah Städte wie Los Christianos, Garachicco, Puerto Cruz ebenso, wie Candellaria und das weit entfernte Santa Cruz tief unter mir. Nachdem ich noch eine Fumarole fotografiert hatte, verließ ich gegen 7.45 Uhr den Gipfel, wobei ich dieses Mal den richtigen Weg nach La Rambleta nahm, von wo ich zum Mirador del Pico Vejo weiterging und von dort aus den „Weg“ in Richtung Pico Vejo einschlug. Dieser Weg führte über einen schwarzgrauen Lavastrom, der nur aus Blöcken bestand. Es war einer der schlimmsten und widerlichsten „Bergpfade“, die ich jemals gegangen bin, schlimmer noch als wegloses Gelände, immer eine Sucherei nach den nächsten gangbaren Metern, das Ganze schätzungsweise einen Kilometer lang, ich benötigte dafür etwa eine Stunde.
Der Pico Vejo hat drei Gipfel: Einen Nordgipfel, einen Südwestgipfel und einen Ostgipfel. Lange hielt ich den Nordgipfel für den höchsten, später den Südwestgipfel. Schließlich stellte sich jedoch heraus, daß der Ostgipfel mit 3135m der höchste ist. Der Krater des Pico Vejo hat einen Durchmesser von etwa 800 Metern und ist damit 10 mal so groß als der des Teide. Nachdem ich den zuvor beschriebenen Lavastrom verlassen hatte, führte der Weg über Bimssteinschotter durch ein wüstenhaftes Gelände mit einem kleinen Schneefeld. Gegen 9.40 Uhr war ich am Gipfel. Es gab dort sogar ein kleines Gipfelbuch, aus dem hervorging, daß der letzte Besteiger vor einer Woche, nämlich am 25. Mai hier war, sowie eine kleine Krippe mit Josef, Maria und dem Jesuskind. Auch den Teide konnte man – nun von der anderen Seite – sehr gut sehen. Ebenso hatte ich einen schönen Tiefblick auf die Nordseite der Insel. Nach etwa 10 Minuten verließ ich den Gipfel wieder, da ich mich unter Zeitdruck wähnte und nicht wußte, was auf mich zukam. Da ich es nicht für nötig gehalten hatte, nochmals einen Blick auf meine Karte zu werfen, hatte ich den Weg verloren und ging nun querfeldein. Unten, in der Ebene der Caldera sah ich weiter westlich einen Weg. Ich hielt mich also in Richtung Südwesten und hatte mir als markante Punkte einen Aschekegel gemerkt, der wie ich später feststellte auf der Karte als Volcan de la Corona bezeichnet war, sowie einen kleineren Aschekegel weiter westlich. Durch felsige Barrancos, die teilweise stark mit Teideginster bewachsen waren, ging es nach unten. Später entdeckte ich einen einzeln stehenden Baum, auf den ich zuhielt. Über mehrere Felsstufen ging es bergab. Irgendwann entdeckte ich nach einer weiteren Felsstufe den Baum wieder, der nur noch wenige Meter entfernt war. Eine Kanarische Kiefer, wie es sich herausstellte. Davor verlief ein Fahrweg, der auf meiner Karte nicht eingezeichnet war. Da ich nicht wußte, ob er sich im Osten irgendwo in der Landschaft verläuft, folgte ich ihm in westlicher Richtung. Bald erreichte ich den Weg, der vom Pico Vejo herunterkam, eine knappe Stunde später die Straße TF-38, kurze Zeit darauf den Punkt El Sombrerito, wo sich die Straßen TF-38 und TF-21 treffen. Dort war eine kleine Infostation der Nationalparkverwaltung, wo eine junge Dame saß. Diese fragte ich auf Englisch, ob sie wüßte, wann der nächste Bus fährt. Sie sagte mir, daß nur ein Bus pro Tag fahre und dieser heute schon durch sei, aber ich könne per Anhalter fahren. Da ich dies aber grundsätzlich nicht mache, bedankte ich mich und ging zu Fuß weiter, der Straße TF-21 in östlicher Richtung folgend. Ich hoffte, daß mich irgendwann ein Taxi überholen würde, das ich anhalten könnte, aber es kamen nur welche aus der Gegenrichtung. So ging ich eben zu Fuß weiter, kam nach einigen Kilometern am Zapato de la Reina, dem Schuh der Königin, einem berühmten Felsen, der wie ein umgekehrter Stiefel aussieht vorbei, bis ich schließlich gegen 15.25 Uhr nach über 13 Kilometern Straße das Auto erreichte. Zurück fuhr ich über Puerto Cruz. Wieder ging die Fahrt durch die Wolken, die kurz nach El Portillo, auf etwa 1800 Metern begannen und erst bei La Orotava, auf 600 Metern endeten. Wieder tropfte es von den Bäumen und ich brauchte Licht und Scheibenwischer, stellenweise betrug die Sichtweite unter 20 Meter. Nach etwa zwei Stunden Fahrt und etlichen Baustellen erreichte ich unser Hotel, wo mich meine Familie gleich vom Balkon aus begrüßte.
Grundsätzlich war das Ganze ein Erfolg und hat Spaß gemacht. Noch interessanter wäre es sicherlich gewesen, wenn ich als Ausgangsort El Portillo gewählt hätte, aber dann wäre der Pico Vejo (fast) unmöglich gewesen, da es dann rund 20 Kilometer Straße zum Laufen gewesen wären. Am interessantesten wäre sicherlich eine Besteigung direkt vom Meer aus, zum Beispiel von Puerto Cruz. Man müßte dabei wohl zwei weitere Zwischenübernachtungen, eventuell in El Portillo oder im Zelt oder unter freiem Himmel einplanen, wobei darauf zu achten wäre, daß man nicht im Nationalpark nächtigt, da dies hohe Strafen nach sich ziehen kann. Im Nationalpark ist fast alles verboten, selbst Steine zu sammeln ist nicht erlaubt. Das Problem an der ganzen Sache ist, daß es extrem schwer ist, unterwegs an Wasser zu kommen, geschweige denn an sauberes. Ein Wasservorrat für drei Tage ist auf Dauer aber nicht tragbar. Außerdem würde man wohl einige Zeit benötigen, um zuvor die günstigsten Wege auszukundschaften. Alles in allem ein Unternehmen, das in einem 14 – tägigen Familienurlaub nicht durchführbar ist. Aber grundsätzlich kann ich die Teidebesteigung, wie ich sie gemacht habe empfehlen. Meine 8 Liter Wasser, die ich dabei hatte haben genau gereicht, ohne daß ich daran sparen mußte. Auch empfehle ich, einige Gramm Salz mitzunehmen. Ich selbst hatte zwar keine Salzmangelerscheinungen, aber jeder reagiert anders. Wer den Pico Vejo gleich mitbesteigen will, sollte etwas Erfahrung, sowie gute Kondition mitbringen, denn diese Tour ist nicht unbedingt etwas für Anfänger oder Ungeübte.

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Tourengänger: Meeraal


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