Wilder Freiger (3418 m) & Co.: Gipfelsafari über der Teplitzer Hütte


Publiziert von Uli_CH , 15. August 2019 um 23:35.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 7 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2360 m
Abstieg: 1180 m
Strecke:18.7 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Sterzing ins Ridnauntal bis zum Strassenende hinter Maiern. Dort kostenfreier Parkplatz beim Schaubergwerk Ridnaun.
Unterkunftmöglichkeiten:Teplitzerhütte, Grohmannhütte, Becherhaus
Kartennummer:Tabacco 038, Sterzing - Stubaier Alpen (1:25'000); KOMPASS-App mit Offline-Wanderkarte

Diese Tour sollte der Höhepunkt meiner diesjährigen Alpinwanderferien sein - und wurde es auch. Da eine Besteigung des Wilden Freigers aus dem Tal samt Abstieg an einem Tag nicht vernünftig möglich ist, wählte ich als Stützpunkt die Teplitzer Hütte.

1. Tag

Ich starte auf dem Parkplatz beim Schaubergwerk Ridnaun und folge der Strasse weiter, ohne den Fernerbach zu queren. In der ersten Linkskurve - nach der Brücke über den Moarer Bach - zweigt der Weg 9 Richtung Teplitzer Hütte nach rechts in den Wald hinein ab. Es ist neblig, aber der vorhergesagte Regen hat zum Glück noch nicht eingesetzt. Der Weg gewinnt steil über eine Rampe an Höhe und führt dann durch einen naturbelassenen Wald am Hang entlang in das Talinnere.

Nach einer guten halben Stunde kommt von rechts der Fahrweg zur Aglsbodenalm über eine Brücke. Der Wanderweg schneidet ein paar Kehren ab und verläuft dann auf dem Fahrweg, bis ich den Damm zu Beginn der Aglsböden erreiche. Es hat leicht zu Nieseln begonnen. Ich überquere den Fernerbach auf dem Damm und gehe auf der anderen Seite - immer noch auf dem Weg 9 - weiter.

Der Weg gewinnt jetzt am Osthang der Aglsböden an Höhe und erreicht das Egatal. Zu Beginn des Egatals auf knapp 2000 m Höhe sehe ich zum ersten Mal die Hütte im Nebel auf einem Grat liegen. Nebel wallen aus dem Tal und die Sonne zeigt sich auch das erste Mal. Zehn Minuten später stelle ich fest, dass es sich bei der gesichteten Hütte bereits um die Teplitzer Hütte handelt, da die niedrigere Grohmannhütte am Ende des Egatals gerade erscheint.

40 Minuten nach deren erstmaliger Sichtung bin ich zur Grohmannhütte aufgestiegen (2:40 Stunden ab Tal). Ich bin der einzige Gast und stärke mich mit einer Gulaschsuppe, bevor ich den steilen Anstieg zur Teplitzer Hütte in Angriff nehme, für den ich noch einmal eine knappe Stunde benötige.

Das Wetter hat bis zur Hütte glücklicherweise gehalten. Kurze Zeit nach meiner Ankunft setzt der vorhergesagte, kräftige Regen ein.

2. Tag
 
Allein in einem 4-Bett-Zimmer verbringe ich eine ruhige Nacht. Um Stau im Waschraum aus dem Weg zu gehen, stehe ich vor 6 Uhr auf und erscheine um 6:30 pünktlich beim Frühstück. Der Regen hat aufgehört und der Gebirgskranz um den Übeltalferner zeigt sich beeindruckend im Morgenlicht. Etwas Restbewölkung hängt noch in den Gipfeln oder steigt als Nebel auf.
 
Ich nehme den Weg 9 in westlicher Richtung, der zum Becherhaus mit 2:30 ausgeschildert ist. Er führt am Hang entlang um die Ausläufer der Gaiswandspitze und des Roten Grats herum. Bereits bei der Gaiswandspitze gibt es einen steilen, versicherten Anstieg durch die Felswände. Am äussersten Ende des Ausläufers der Gaiswandspitze erreiche ich nach einer halben Stunde den Abzweig Richtung Nürnberger Hütte, der über die Rotgratscharte führt. Der Vogelhüttensee liegt klar und blau unter mir.
 
Den mühsamsten Teil des Weges bilden die steilen Südosthänge des Roten Grats. Als ich diese hinter mir habe, führt eine Rinne direkt mit Blick auf das Becherhaus bergan. Die Südwestflanke des Roten Grats ist nicht so steil und einfacher zu begehen.  Der Weg führt dann allerdings abwärts in den Gletscherboden und quert diesen, bevor er den Fuss des Gipfelaufbaus des Bechers erreicht.
 
Ich quere den Gipfelaufbau südlich und steige dann versichert bis zum Gipfel des Bechers, auf dem das Becherhaus thront, hinauf. Zwischendrin zweigt der Weg, der über den Gletscher zum Müllerhaus führt, von meinem Steig ab. Bis zum Becherhaus habe ich drei Stunden benötigt. Ich kehre kurz zum Trinken ein und ziehe dann weiter.
 
Vom Becherhaus führt ein gut ausgebauter, teilweise versicherter Steig in die Becherscharte. Während die Sicherungen beim Aufstieg zum Becherhaus nagelneu waren, sind diese schon deutlich älter, aber immer noch stabil.  In der Scharte zweigt erneut ein Steig zur Müllerhütte ab.
 
Nun geht es auf dem Grat stetig ansteigend, teils versichert auf den Signalgipfel zu. Anfangs ist er recht schmal, verbreitert sich aber später und führt auf gleicher Höhe mit dem Gletscher bergan. Kurz vor dem Signalgipfel wird der Grat noch einmal schmaler - der Steig weicht teilweise in die linke Flanke aus - und schwingt sich steil bis zum höchsten Punkt auf, den ich nach einer Stunde ab Becherhaus erreiche.
 
Zum Wilder Freiger ist es jetzt nicht mehr weit und nicht schwierig. Nach zwanzig Minuten stehe ich auf seinem Gipfel und geniesse den Ausblick.
 
Auf dem Rückweg zur Teplitzer Hütte möchte ich statt des gleichen Wegs zurück über das Becherhaus den Steig über den Roten Grat nehmen. Ich biege daher kurz vor dem Signalgipfel, bei einem rechteckigen Schild auf der Höhe einer alten, verfallenen (Zoll-?) Hütte nach links ab. Markierungen auf den Steinen und auf Holzpfählen leiten mich. Am Ende eines Buckels sehe ich gelbe Wegweiser, auf die ich zuhalte.
 
Der Grüblferner ist soweit zurückgegangen, dass ein Beschreiten des Grates allein auf Felsen möglich ist. Nur auf einer kurzen Strecke weiche ich in den Schnee aus. Schliesslich erreiche ich den P. 3195, an dem der Grat nach rechts abknickt und sich in die Freigerscharte senkt.
 
Von den auf der Karte eingezeichneten Wegspuren von der Freigerscharte Richtung Nürnberger Hütte sehe ich nichts, ein (Not-) Abstieg wäre aber problemlos möglich. Der Grat steigt zum Roten Grat wieder an und ich erreiche diesen 1:40 nachdem ich den Gipfel des Wilder Freigers verlassen habe.
 
Vom Gipfel des Roten Grats gehe ich in nordöstlicher Richtung auf dem Grat weiter bis zur Rotgratscharte. Hier steige ich rechts ab zu einem namenlosen See.  Von hier aus sollte man auch die Gaiswandspitze in weniger als 100 Höhenmetern besteigen können, aber diese lockt mich heute nicht mehr. Nachdem ich sie bis zu ihrer Südseite umrundet habe, führt der Steig über grosse vom Gletscher abgeschliffene Felsen bis zur Wegkreuzung, an der ich heute Morgen schon vorbeikam. Ich nehme den Weg 9 Richtung Teplitzer Hütte und erreiche diese knapp zwei Stunden nach Verlassen des Gipfels des Roten Grats. Insgesamt war ich heute 7:50 unterwegs.

Orientierung: Einfach. Bis zum Gipfel des Wilden Freigers ausgeschildert und markiert. Abstieg über den Roten Grat markiert und teilweise ausgschildert.

Ausrüstung: Alpinwanderausrüstung, inkl. fester Bergschuhe mit rutschfesten Sohlen, Teleskopstöcke, ev. Kletterhandschuhe zum besseren Grip bei den versicherten Stellen. Eispickel und Steigeisen hatte ich mit aber nicht benötigt.

Führer:
  • Hanspaul Menara, Die schönsten 3000er in Südtirol, 3. Auflage 2014, Tour 38 (Becher, Wilder Freiger)
  • Dieter Seibert, Leichte 3000er, Ausgabe 2008, Tour 57 (Becher)

(Dies ist ein Tourenbericht. Es handelt sich daher um meine persönlichen Gehzeiten und meine subjektive Einschätzung der Schwierigkeit ohne Anspruch auf Objektivität. Jeder, der diesen Tourenbericht als Basis für eine eigene Unternehmung verwendet, ist persönlich für seine eigene Sicherheit verantwortlich.)

Tourengänger: Uli_CH


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