Kurzbericht 

Schlern [über Schlernbödele, via Gamssteig] 2563m [1930Hm]


Publiziert von ©bergundradlpeter , 23. Juli 2019 um 21:47.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:16 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1930 m
Abstieg: 1930 m
Strecke:St. Valentin - Seis - Bad Razzes - Schlernbödelehütte - Gamsteig - Monte Petz - Burgstall - Touristensteig - Prossliner Schwaige - Bad Ratzes - St. Valentin
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Seiser Alm - Kastelruth - Seis - St. Valentin
Unterkunftmöglichkeiten:viele
Kartennummer:Seiser Alm - Kompass 067

Nach den letzten Hüttentouren, Kas&Speck darf es am letzten Tag unserer Woche doch etwas Schärferes sein.„Hmm, woas kannt ma denn macha…mit’m Auto wui i ned erst rumfahrn’n…lass uns einfach wieder mal auf den Schlern gehen – guad, aber...“,
 
auf der Seiser Alm kann von Bergeinsamkeit schon lange nicht mehr die Rede sein und das man nach 9:00 mit dem Auto nicht mehr zum Compatsch hochfahren darf beruhigt die ganze Sache etwas, aber die Seiseralmbahn gibt den ganzen Tag Vollgas, um den letzten Touristen auf gut 1800m ü.NN. hinauf zu befördern. Die Seiser Alm ist aber so weitläufig, das sich die Menschenmassen dann doch irgendwie verlaufen, aber spätestens auf den Hütten und ganz besonders am Touristensteig zum Schlern auffi, brutal, es san so vui Leit unterwegs und es werden, seit dem die ganze G’schicht zum UNESCO Welterbe gehört, irgendwie immer mehrer.
 
Aber es geht auch anders. Den Schlern am frühen Morgen. Oder gleich die Überschreitung von der Seiser Alm über die Schlernschlucht (Prügelweg), oder Schäufelesteig wieder hinunter, da ist wenig los. Oder von der Tierser Alpl herüber, oder halt klettermaßig – wir aber nicht, denn es gibt noch eine weitere Variante – Den Gamssteig.
 
Und auch da gibt’s zwei Varianten. Ab dem Compatsch, oder ab Seis, bzw. Bad Ratzes, was allerdings eine Portion Kondition erfordert, da ist’s ganz ruhig. Wir starten also weit unten um ¾ 6e und dass nicht genug, müssen wir von St. Valentin (nähe Infopoint, Schranke) nach Bad Ratzes erst hinunter, was auf dem Rückweg wieder 200Hm Gegenanstieg erfordert. Die erste halbe Stunde geht es erstmal den sogenannten Geologensteig zu finden, der von dieser Seite her nicht beschildert ist. Aber letztlich ist die Orientierung klar. Es geht eine Fahrstraße hinunter und vor den immer gewaltiger aufragenden Felswänden des Schlernstocks geht’s irgendwann links auf bezeichneten Weg Richtung Prossliner Schwaige/ Schlernbödelehütte/ Schlernhäuser.
 
Der eigentliche Weg beginnt an der Stelle aus einem alten Baumstamm geschnitzten Skulptur und führt durch den dichten Bergwald. Hier beginnt der sogenannte Geologensteig und führt einen noch an [Station 4] vorbei, bevor der Weg nach rechts Richtung Schlernbödelehütte abzweigt. Geradeaus würde es zur Prossliner Schwaige gehen, welchen wir für den Abstieg einplanen. Der Weiterweg ist 1a hergerichtet, wird sakrisch steil und sind froh das alles noch im Schatten liegt und erreichen nach gut 1½ Std. die nette Schlernbödelehütte, wo noch zapfenduster ist.
 
Hinter der Hütte beginnt der Gamssteig und es steilt gleich garch an. Immer eindeutig geht es zunächst noch durch den Wald. Die steilen Wände des Schlern rücken immer näher und an der ein oder anderen Stelle ist z.T. schon Hände anlegen angesagt, um sich hochzuziehen. Wirklich schwierig wird’s nicht, dafür luftig und man gelangt an eine mit Stahlseilen gesicherte Stelle. Die Stöcke kommen nun an den Rucksack und der Helm kommt drauf. Dann gleich die erste seilversicherte Stelle werden wir nicht benutzen und kraxeln spaßig über grobes Blockwerk durch eine Rinne weiter bergan, bevor es am Ende nach links in schottriges Gelände geht. Etwas mühsam geht’s hinauf und suchen die ein oder anderen sichtbaren Spuren und versuchen möglichst knapp an den senkrechten, z.T. überhängenden Wänden entlang unseren Weg. Kleine Stufen wechseln sich mit Gehgelände ab und macht richtig Spaß. Zwischendurch erreicht man mal grasiges Gelände, ein Art Terrasse, welche zu einer kurzen Pause und Fotos machen einlädt, bevor es nur noch über ein Geröllband steil, aber nicht ausgesetzt bis zum Ausstieg des Touristensteigs geht. Also fast g’schafft.
 
Bis dahin waren wir völlig allein gewesen und sehen schon die ersten Gipfelaspiranten den Normalweg herauf - oha. Den Weg zu den Schlernhäusern gehen wir also nicht weiter und steigen stattdessen gleich scharf rechts über leicht schroffiges Gelände auf das Schlernplateau und queren hinüber zum Schlerngipfel, den wir schließlich nach 3¼ Std. erreichten.
 
Um 9:00 sitzen wir auf dem Gipfel und genießen die herrliche Aussicht. Geißler, Langkofel, Rosengarten, Ötztaler alles da, das Panorama ist einfach genial.
 
Bevor es an den Abstieg, statten wir dem sogenannten Gabels noch einen Besuch ab, nur um die spektakuläre Aussicht an der Seiserklamm, über die Kante der Santerspitze zu unserem Quartier zu haben – stark. Dann queren wir unterhalb des Schlerngipfels, über ein riesiges Blockgestein-Labyrinth hinüber zum Burgstall. Danach wird’s nochmals spektakulär und es geht knapp an die senkrechten Felswände gegenüber der Euringer heran, wo jede Menge Murmeltiere unterwegs waren. Weiter geht es immer recht knapp an den Abbrüchen entlang und lassen hier und da an den Rinnen einen herrlichen Blick zur Seiser Alm und Kastelruth zu. Nach kurzer Kraxleinlage hinunter treffen wir wieder auf den Gamssteig, den man für den Abstieg wegen dem Geröllverhau nicht empfehlen würde und gehen weiter auf dem Touristensteig.
 
Und dann kommen dir Scharren von Leuten uns entgegen – a wahnsinn. Nach gefühlten einer Million mal „Buon Giorno“ und „Servus“ legen wir neben dem Steig einen Sprint nach unten ein und wenden uns am Ende des Touristensteigs auf bezeichneten Weg zur herrlich gelegenen Prossliner Schwaige, bei der wir eine kleine Pause einlegten.
 
Danach geht’s weiter abwärts in die Frötschbachschlucht, wie ich sie nenne. Manche sagen nur s’Böderle. Die Schlucht ist eine Schau, schlängelt sich hier wieder der Geologensteig durch den schattigen Wald bis nach Bad Ratzes und hat gegenüber zwischendurch immer wieder den Schlern mit seinen senkrechten Felsabstürzen vor Augen um sein Tagwerk zu besichtigen. Es geht an etlichen Bachrunsen vorbei, bei denen man Abkühlung findet und nochmals die Wasserreserven aufgefüllt werden können.
 
Letztlich kommt man nach einer Bachüberquerung an einen Wasserfall und trifft kurz darauf wieder auf den Abzweiger zur Schlernböderlehütte, wo sich der Kreis schließt und nach gut 7 ½ Std. Bad Ratzes erreichten.
 
Fazit:
Beliebtes Ausflugsziel, leider sehr frequentiert und entsprechend viele Touris unterwegs und trotzdem irgendwie, immer wieder eine riesen Sache mit grandiosen Panorama. Es bedarf mittlerweile ein gutes Timing, das man den Menschenmengen etwas aus dem Weg geht, aber der Gamssteig ist mein absoluter Favorit. Ein Aufstieg im unteren T4-Gelände und zur Halbzeit ein wenig kraxeln (max. II) ist genau nach meinem Geschmack.
 
Schee wars


Tourengänger: ©bergundradlpeter


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