Chärpf 2794 m und Chli Chärpf 2700 m


Publiziert von basodino , 24. Juli 2019 um 14:29.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:20 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Chärpfgruppe 
Zeitbedarf: 2 Tage 9:30
Aufstieg: 1620 m
Abstieg: 1755 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ich fuhr mit der S25 von Zürich nach Schwanden, dort Bus nach Kies, dann Bergbahn nach Mettmen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:mit dem Bus nach Schwanden und dort Anschluss an den Zug
Unterkunftmöglichkeiten:Leglerhütte SAC, 60 Plätze, bewartet

Lange habe ich mit mir gerungen, wie ich an diesem Wochenende eine sinnvolle Kurztour (= 2 Tage) hinbekommen würde. Meine Wahl fiel auf den Chärpf, der von uns aus noch halbwegs schnell erreichbar ist und der eben in der Kategorie, nicht so leicht, aber auch nicht wirklich schwer liegt.

Um den Aufstieg etwas aufzupeppen, wollte ich den Matzlengrat nehmen. Bestärkt wurde ich dadurch, dass mir vom Stausee Garichti bis zur Matzlenfurggelen 35 Menschen begegneten, was eben nicht die Ruhe und Einsamkeit in den Bergen ist, die ich lieber habe, als kleine Volkswanderungen.

Auf dem Matzlenstock, welcher in 10 Minuten vom Übergang aus erreichbar ist, wollte ich meine Mittagspause machen. T2, 1 h 00 min

Dass das heute keine gute Idee war, lag nicht an den Menschenmassen, sondern an der Vielzahl an Flugobjekten, die ganz begeistert von mir waren: Fliegen und fliegende Ameisen in der Mehrzahl. Trotzdem aß ich tapfer mein Brot, stieg dann aber wieder schnell zur Matzlenfurggelen ab. Dort ging ich rechts des Zaunes auf einer Spur gegen den Matzlengrat. Bald wechselt man wieder auf die linke Seite. Das Gelände ist zunächst leicht, bis man am Grat auf eine erste felsige Stelle trifft. T2, 30 min

Hier musste ich mich über mich selber ärgern. Diese erste Stelle weist kein Seil und keine Steighilfe auf. Ich wäre zwar irgendwie rauf gekommen, aber mir war etwas unwohl, ob ich auch wieder hinuntergekommen wäre. Also wich ich (mit dem Gefühl, ein wenig feige gewesen zu sein) nach links aus und umging den ersten von mehreren Felsen über eine schwache Spur, die sich auch nicht wirklich bequem begehen ließ. In 10 Minuten gelangte ich wieder auf den Grat hinter dem ersten Felsen (eigentlich ein kleiner Gipfel). Von dieser Seite lässt er sich leicht ersteigen und oben wurde mir offenbar, dass der Weiterweg nach der Schlüsselstelle aufgrund von Seil und Bügeln ohne größere Schwierigkeiten möglich gewesen wäre. Insofern war die Umgehung für die Katz.

Nach dem ersten Gipfelchen stieg ich immer mehr oder weniger direkt den Grat entlang. Bald kommt man an ein Seil, das eine kurze senkrechte Stufe hinabführt. Gerade im Abstieg, wenn man die Tritte unterhalb nicht sieht, ist es sehr hilfreich. Bald wird der Grat aber einfacher und immer weniger felsig. Als höchsten Punkt des Matzlengrates erreicht man P. 2081, einen Grasgnubbel. T4, II, 0 h 45 min

Nun geht es hinab in eine Senke und dahinter hinauf zum Sunnenberg. Hierzu führt die Spur in ein weites Tälchen, dann auf eine Abflachung und schließlich nach links zum Grat und über diesen auf den Gipfel. T2-3, 30 min

Dahinter geht es in eine weitere Senke und über ein paar Höcker bis zum Wanderweg. T2, 20 min

Der Wanderweg zur Leglerhütte führt dann ohne jede Schwierigkeit hinüber zur Hütte, die wenig niedriger als der höchste Punkt des ersten Tages liegt. T2, 20 min

Erster Tag: 3 h 25 min

Auf der Leglerhütte kam ich mir dann etwas komisch vor, da ich gefühlt der einzige war, der keine Kinder dabei hatte. Heute war wohl Familientag hier. Wenn man bedenkt, wie leicht der Wanderweg ist, und dass es in der Nähe der Hütte einen Tümpel und einen See gibt, so ist das natürlich ideal für Kinder. Mein Ziel sollte etwas ambitionierter sein.

Am nächsten Morgen stieg ich so als erster zum Chli Chärpf auf. Der Weg ist blau markiert, entfaltet sein volles Potential aber erst unmittelbar unter dem Gipfel. Zunächst zieht der Weg etwas steiler nach Unter Chärpf. In der Folge geht es flach bis in die Geröllhalden, die dann leicht erstiegen werden. Unter dem Gipfel erreicht man dann felsiges Gelände und zwei Steilstufen, die mit Bügeln bzw. Seilen entschärft wurden. Erst hier trennt sich die Spreu vom Weizen. T4, I-II, 1 h 25 min

Auf dem Gipfel genoß ich einsam die schöne morgentliche Aussicht. Bald aber stand noch der große Bruder auf dem Programm. Hierzu stieg ich zur Chärpfscharte ab, die man nicht ganz erreicht. Ich habe dabei den wahrscheinlich angenehmeren Abstieg verpasst und bin das erste Seil hinabgestiegen, was einfach ist, aber sehr steil. Unten gelangte ich auf ein großes Firnfeld nur wenig unterhalb des Übergangs. T4+, II, 10 min

Ich überquerte das flache Firnfeld in Richtung auf P. 2612 im Süden des Chärpf. Bald querte ich absteigend ein steileres Firnfeld in gutem Trittschnee. Das obere Band zum Sattel bei P. 2612 lässt sich dann überraschend leicht überqueren. Es ist sogar eine schwache, hilfreiche Spur auszumachen.
Ich bin dann nicht zum Sattel abgestiegen, sondern in der ersten Rinne wenige Meter aufgestiegen, um auf eine Flachstelle einer scharfen Rippe zu kommen. Von dort führt ein schmales Band unter einen Felsaufschwung (die Querung sozusagen fortsetzend). Auf diesem schmalen Band blockiert ein hervorstehender Fels, den ich einen guten Meter unterhalb umgangen bin. Unter dem Felsaufschwung habe ich dann meinen Rucksack deponiert. T4+, I, 45 min

Hier steigt man in den Haupthang ein, der vom Sattel unter P. 2612 zum Gipfel hochzieht. Oben verengt sich dieser Hang in eine Rinne. Diese ist durchaus brüchig. So stieg ich vom Depot nur wenige Meter durch die brüchige Rinne am rechten Rand, um bald in die festeren Felsen rechts davon einzusteigen. Über diese leicht hinauf bis man eine nach links aufwärts führende Traverse bis zum Kamin beginnen kann, der einen nach links zur Normalroute führt. Das Gelände wird hier nochmals spürbar steiler und man sollte mit Vorsicht über Felsen, Gras und Stufen hinaufsteigen. Auch muss zunächst der oberste Teil der brüchigen Rinne gequert werden. Der Kamin selber ist unten fest und oben hinaus recht brüchig. Sicherungsstangen weisen den Weg. T5, II, 15 min

Am Ausstieg des Kamins traf ich auf eine Spur. Ein wenig rutschig wieder nach oben und dann nach rechts in die Felsen. Eine niedrige Felsstufe kann man erkraxeln oder einfacher rechts leicht exponiert umgehen. Dann direkt oder in leichtem Zickzack über schmale Bänder und Stufen gegen den Gipfel empor. T5-, I-II, 10 min

Ohne Proviant blieb ich nur wenige Minuten am Gipfel. Ich stieg wieder hinab zum Rucksackdepot und machte dort eine wohlverdiente Pause. Erstaunlicherweise brauchte ich im Abstieg deutlich länger, als im Aufstieg. T5, II, 35 min

Nachdem ich das Obere Band zurückgegangen bin, landete ich wieder in weiten Firnfeldern. Hier wäre ich besser den blauen Zeichen gefolgt, statt frei Schnauze in Richtung Schwarztschingel zu laufen. Bald ahnte ich, dass sich vor mir ein Abgrund auftun wird und so querte ich nach diesem unnötigen Umweg wieder zur markierten Route zurück. Dabei nutzte ich einen Durchschlupf auf ca. 2480 m. Weiter war ich überrascht, dass außer einigen, kurzen Passagen über Blockgeröll der weitere Weg noch komplett im Schnee versunken liegt. Bis zum großen Felsen (Wegzeichen) auf ca. 2280 m lief ich weitestgehend über Schnee. Dort machte ich dann meine Mittagspause. T4, 1 h 00 min (ohne den Umweg bestimmt deutlich schneller)

Der Anblick weiterer steiler Gras- und Geröllhänge und eines Wiederaufstieges von mindestens 150 Höhenmetern ließ mich dann umentscheiden und ich verwarf den Plan, den Schwarztschingel zu überschreiten. Stattdessen nahm ich den so freundlich aussehenden Abstieg nach Empächli, zu den Bergbahnen nach Elm.

Der weitere Weg entpuppte sich dann aber in mehrfacher Hinsicht als ein wenig nervig. Erstens verschwand er phasenweise in einer hohen Wiese bzw. unter niedrigen Pflanzen, so dass man nicht sehen konnte, wo Löcher oder Steine lauern und man dauerhaft aufmerksam bleiben musste. Zweitens begann nach einer Verzweigung (1935 m) eine so einfach aussehende Passage, wo der Weg aus der Wiese herausgemäht war, was sich aber als kleine Falle entpuppte. Ich musste mehrere Sumpfstellen überspringen. Die Stöcke versanken beim Abstützen bis zu 40 cm im Schlamm und es kostete durchaus etwas Kraft, diese Stellen ohne Schlamm im Schuh zu überbrücken. Drittens zieht sich der Weg dann eine längere Zeit ohne großes Auf und Ab und man scheint dem Ziel nicht näher zu kommen, nur um dann wieder völlig in der Wiese zu verschwinden. Man folgt für mindestens 80 Höhenmeter einer sehr schwachen Spur im hohen Gras, die wie ein Wunder in den Karten noch als durchgängiger Weg gekennzeichnet ist, was in Anbetracht von 0,0 Wegzeichen schon beachtlich ist.

Schließlich erreicht man eine Traktorspur und ein Haus oberhalb von Hengstboden. Hier habe ich den direkten Weg hinab verpasst und bin dem Schild nach links gefolgt. Nach einer längeren Querung erreicht man Ober Empächli, eine Schotterstraße und nach einer Kehre in die falsche Richtung auch Unter Empächli, wo an und oberhalb der Bergbahn eine Einkehrmöglichkeit liegt. Ich nutzte gleich die erste und wurde mit einem teuren, aber sehr leckeren Heidelbeerkuchen belohnt. T3, 1 h 50 min

Zweiter Tag: 6 h 10 min

Der Chärpf war für mich eine wirklich schöne und vor allem abwechslungsreiche Tour. Der Normalweg (von P. 2515) scheint mir einfacher zu sein (mit weitem Blick, ohne ihn gegangen zu sein), als der Kamin, den ich nahm. Dieser ist schon recht steil und man muss sich in kurzen Passagen gut festhalten. Insgesamt fand ich fast jedes Gelände vor, welches eine T5-Tour ausmacht. Belohnt wird man mit alpinem Ambiente und der Exklusivität der Route an einem solchen Tag.

Tourengänger: basodino


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Kommentare (1)


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Primi59 hat gesagt:
Gesendet am 27. Juli 2019 um 13:11
Tolle Tour hast da gemacht, gratuliere herzlich

Gruss
Priska


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