Auf den Geiselstein


Publiziert von Bergmax , 15. Juli 2019 um 22:09.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum: 6 Juli 2019
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:Kenzenhütte - Kenzensattel - Geiselsteinsattel - Geiselstein via Normalweg - Wankerfleck - Leiterau - Halblech
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto zum Parkplatz der Kenzenhütte am südlichen Ortsrand von Halblech (1/4 h von Füßen via B17), Bus zur Kenzenhütte
Zufahrt zum Ankunftspunkt:zu Fuß zurück zum Parkplatz, dann eine angenehme Rückfahrt abseits der großen Routen...
Kartennummer:Kompass Füssen / Außerfern 1:50.000

Ein Traum von einer Bergtour...

Es gibt Gipfel, auf die man wegen ihrer Aussicht geht - und es gibt welche, die man wegen ihres Aussehens besteigt. Der Geiselstein gehört absolut zur zweiten Gruppe. Eben wegen seiner spektakulären Silhouette wollte ich da hinauf - aber die Besteigung genügt auch sonst gehobenen Ansprüchen.

Die Bergtour beginnt damit, dass die Anfahrt deutlich schneller und angenehmer läuft als ich gedacht hätte. So bin ich überpünklich kurz nach sieben Uhr morgens am Parkplatz der Kenzenhütte. Ich hatte vor, den Bus um acht Uhr zu nehmen - aber um sieben fährt auch schon einer und der steht bereit, als hätte er nur auf mich gewartet.

Viele Geiselstein-Aspiranten starten ihren Aufstieg an der Wankerfleck-Kapelle, von der man den berühmten Blick zu den Ziel hat. Ich gehe aber an der Kenzenhütte (1294 m) los und nehme den abwechslungsreichen Pfad über den Kenzensattel. Zeitlich macht das kaum einen Unterschied, passt aber gut zu meiner Tourenplanung. Ich möchte nämlich zum Ausklang zurück nach Halblech wandern. Zügig geht es durch ein kleines Hochtal hinauf zum Kenzensattel (1650m). Dort könnte man einen Abstecher zum Kenzenkopf machen, aber der endlich sichtbare Geiselstein zieht mich magisch an, sodass ich gleich weitergehe in Richtung Geiselsteinsattel. Das Auf und Ab dorthin ist kurzweilig und angenehm zu gehen, erst kurz unter dem Sattel (1729 m) wird der Weg etwas steiler und abschüssiger.

Der kaum zu verfehlende Normalweg führt zuerst auf einen schrofigen Vorbau und dann nach links in die Nordwestflanke hinein. Am Vorbau deponiere ich meinen Wanderstock und den Rucksack - und mit ihm auch unfreiwillig den darin mitgeschleppten Helm...
Das Herzstück des Normalwegs ist definitiv die hundert Meter hohe Rinne-Rippe-Rinne (oder einfach die Wand) nach der Querung. Die Passage sieht auf Fotos wie auch in der Realität beeindruckend aus. Und sie lässt sich super kraxeln. Hätte ich in einer Kletterhalle eine solche Route gesehen - steil, aber mit Riesenhenkeln, bombenfest und deshalb (fast) nur I - hätte ich sie als unrealistisch bezeichnet! Zügig klettere ich hoch und auch die Schlüsselstelle im II. Grad nach der guten Hälfte der Rinne hält mich nicht auf. Am Gipfelgrat gibt es noch eine exponierte Stelle, die zwar je nach Perspektive furchterregend aussieht, sich aber gut auflöst (I+). Die Aussicht von Gipfel (1882 m) ist nicht direkt schlecht, aber irgendwie enttäuschend. Es fehlt der Geiselstein, den man vom Geiselstein eben nicht bewundern kann...

Im Abstieg kommen mir einige motivierte und gut gelaunte Bergsteiger entgegen. Die meisten gehen wie ich ohne Seil, wer eines benutzt, wird aber auch nicht ausgelacht, Stand- und teilweise Zwischenhaken sind vorhanden.
Vom Geiselsteinsattel gehe ich den üblichen Weg hinunter im Richtung Wankerfleck. Es lohnt sich, sich gelegentlich umzudrehen und die steilen Wände des Geiselsteins zu bestaunen. Aber auch die mächtigen Ahornbäume neben dem Weg sind einen Blick wert! Unten auf der Wankerfleck-Ebene angekommen mache ich natürlich einen Abstecher zur Kapelle - das berühmte Foto will auch noch gemacht werden. Die Tür der Kapelle ist offen, also gehe ich hinein. Innen gibt es zwei Bänke, ein Kreuz und ein dickes Buch. Der Blick hinein ist ein wenig gruselig - es ist ein Gedenkbuch für verunglückte Bergsteiger in der Region - die meisten sind am Geiselstein abgestürzt...

Zurück in der Sonne schlendere ich den Fahrweg talaufwärts, biege aber nach 1,5 km Richtung Buching ab. Plötzlich befindet man sich in einer sanften, waldigen Landschaft. Ein moderater Anstieg führt zur Hochebene Leiterau, weiter geht es auf flachen Wegen zum Tiefental. Jenseits des Tals könnte man zum Buchenberg-Sessellift hinübergehen. Ich nehme aber den Fahrweg am Parkplatz Buchenberg vorbei, aber verpasse dort den unmarkierten Abzweig nach Halblech. Macht nichts - bei den ersten Häusern von Buching gibt es auch einen gemütlichen Wiesenweg hinüber zum Parkplatz der Kenzenhütte.

Gehzeiten & Schwierigkeiten

Kenzenhütte - Kenzensattel - Geiselsteinsattel: 1 h 40 min, T3 am Geiselsteinsattel, sonst T2
Geiselsteinsattel - Geiselstein (Normalweg) - Geiselsteinsattel: 1 h, Stelle(n) II, sehr anhaltend I
Geiselsteinsattel - Wankerfleck: 1 h, T2
Wankerfleck - Leiterau - Parkplatz Kenzenhütte: 1 h 45 min, T1

Den Geiselstein- Normalweg könnte man auch mit T5+ (inklusive Kletterei) oder T4 (für den Zustieg und das Gehgelände) / II bewerten.

Fazit - ein Muss in diesem Schwierigkeitsgrad!

Tourengänger: Bergmax


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