Schwarzwälder Wandermarathon


Publiziert von frmat , 10. Juli 2019 um 00:14.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum: 7 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW via B31 nach Kirchzarten, kostenlose Parkmöglichkeiten am Bahnhof ÖPNV: Zug oder Bus nach Kirchzarten
Kartennummer:Grüne Sertie des Schwarzwaldvereins, Blatt "Hochschwarzwald"

"Lass uns einen Wandermarathon machen, das wäre hier mal was Neues." Dieser Satz fiel irgendwann letzten Herbst, als wir wieder einmal die Köpfe zusammensteckten, um uns Bausteine für ein Sommerprogramm zu überlegen. Wir, das sind in diesem Fall Moni und Thomas von der Schneeschuhakademie Hinterzarten, und ich. Auch wenn in Kürze wahrscheinlich der Winter anklopfen würde, befanden wir die Idee doch für als gut genug, um sie im Sommer 2019 auszuprobieren.

In den Folgewochen wurde ab und an über digitalen Karten gebrütet, Routen getrackt und nochmals verändert, denn eine Strecke von exakt 42,2km zu kreieren, die auch richtige landschaftliche Highlights, sowie Einkehrmöglichkeiten und einen guten Start-/Zielpunkt bereithält, ist gar nicht sooo einfach. Aber irgendwann hat's gepasst. Die Werbung lief bereits, und wir waren gespannt, ob sich wohl genug Interessenten finden würden.

Sie fanden sich! Und sogar 28 an der Zahl. Damit stand dem ersten Sommerevent der Schneeschuhakademie nichts mehr im Wege. In den Tagen vor der geplanten Tour waren wir Dauergast auf diversen Wettervorhersage-Plattformen, klärten letzte Fragen bezüglich Ausrüstung und Verpflegungsstationen und freuten uns auf den großen Tag.

 

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Am 07.07. um 7:00 Uhr sollte es am Bahnhof in Kirchzarten, losgehen. 6:45 Uhr standen die meisten schon parat. Vorfreude aber auch Respekt vor der langen Strecke war in unseren Gesichtern zu lesen. Mit dem ersten Zug aus Freiburg anreisend komplettierte ein Wanderduo unsere Truppe, die zusammen mit den Guides stolze 31 Marathonis zählte. Nach der Begrüßung und dem obligatorischen Vorher-Foto fiel der Startschuss.

 

Los geht's entlang der Ringstraße ins Kirchzartener Neubaugebiet und durch das Lerchenfeld in Richtung Giersberg. Vorher biegen wir über eine schöne Allee am Friedhof nach rechts ab, passieren einen Spielplatz und das Gut Birkenreute beim Segelfluggelände. Schotterpfade führen hinüber nach Weilersbach und zum Landgasthof Zum Schützen. Viertel vor acht am Morgen ist es uns aber noch nicht Schnitzel und Brägele, die erste Pause machen wir beim Kräutergarten in Oberried. Am Horizont über dem Schauinsland baut sich eine stattliche Wolkenformation auf. Wie auf Bestellung kracht ein Donner in die morgendliche Stille, der mich bereits alternative Routen vor meinem inneren Auge wandern lässt. „Na erst mal abwarten, vielleicht verzieht sich der Spaß ja wieder“, denke ich.

 

Am Campingplatz vorbei steuern wir Vöhrlinsbach an, biegen jedoch in der ersten großen Kurve nach rechts ab, beim folgenden Bauernhof links und gelangen so hinauf zum Brendenwaldweg und weiter auf den Panoramaweg oberhalb von Oberried. Einem kurzen Fotostopp folgt die Flachetappe hinüber zum Einstieg in den Felsenweg. Kurz vor diesem Wegpunkt treffen uns ein paar Regentropfen, es sollen die einzigen für den ganzen Tag bleiben, und das, obwohl uns die Wetterfrösche eine ganz salzige Suppe zu löffeln angekündigt hatten. Ich mag Petrus, er uns scheinbar auch!

 

Der Felsenweg ist ein richtiges Highlight. Was gemütlich beginnt verengt sich doch zusehend zu einem attraktiven Felssteig, der zwar nirgends extrem ausgesetzt ist, jedoch Konzentration und einen sicheren Tritt verlangt. Dafür belohnt uns eine faszinierende Umgebung bestehend aus steilen, von Moos überzogenen Geröllhalden, stolzen Felszinnen und gelegentlichen Tiefblicken. Viel zu schnell liegt der finale Serpentinenaufstieg auf die Gfällmatte hinter uns. Aber die Pause in der Sonne, sowie die Wegzehrung, die uns unser Begleitteam liefert, spornen uns für die nächste Stunde an. Der etwas eintönige Forstweg wird nach 20 Minuten vom Luchsfelsen unterbrochen. Der unscheinbar am rechten Wegesrand liegende Felsblock wird von den meisten vorbeilaufenden Wanderern ignoriert. Nicht so von uns, denn wer den Mut aufbringt sich über ein schmales und ausgesetztes Felsband auf die Aussichtskanzel zu wagen, der wird mit einer der spektakulärsten Tiefblicken im nahen Umkreis belohnt. Allzu lange halten wir uns jedoch nicht auf, denn in der Einkehr wird mutmaßlich schon mit den Töpfen geklappert. Vorher passieren wir noch die Erlenbacher Hütte, und warum wir nicht schon dort Pause machen hatte vor allem logistische Gründe. So erfrischen wir uns mit einem alkoholfreien Weizen am Stollenbacher Hof.

 

Der Mittagsrast folgt der kurze Rückweg zum Pirmin-Kleiser-Denkmal und der Aufstieg über die blumenübersähten Weideflächen auf den Ahornkopf, der mit seinen 1254m nicht mehr als eine nette Bodenwelle ist. Auf dem Toten Mann, 1321m, haben wir dann endlich die Marke von 1000 zurückgelegten Höhenmetern geknackt, cool! Die Paradeaussicht könnte man so richtig genießen. Könnte! Wären da nicht die vielen Quellwölkchen, die teilweise schon Wolken sind und ihre Farbe von watteweiß auf mausgrau ändern. Bei uns Guides rattern wieder die Gehirnzellen. Werden wir es über den Feldberg schaffen? Weiter geht‘s, keine Zeit verlieren. Es ist das einzige Mal, dass uns etwas Hektik im Nacken sitzt. Aber die Alternativroute zum Feldbergplateau wäre nicht nur wesentlich unattraktiver sondern würde für viele Teilnehmer auch eine echte Enttäuschung bedeuten. Beim Abstieg in den Hüttenwasen bessert sich die Wettersituation glücklicherweise. Also los. 250Hm trennen uns noch vom Dach der deutschen Mittelgebirge. Diese überwinden wir zunächst auf einem herrlichen Waldpfad und schließlich wieder auf sonnigen Freiflächen, wo uns der Stern ordentlich einheizt. Um 14:00 Uhr stehen wir mit der ganzen Truppe auf dem Feldberg in 1493m Höhe. Halbzeit! 21Km und der Großteil der Höhenmeter sind geschafft. Hier und da hat der letzte Anstieg auch etwas Kraft gekostet. Der Lohn unserer kleinen Hatz ist ein trockenes, wenn auch windig-kühles Gipfelerlebnis, jedoch mahnen die sich im Süden bedrohlich auftürmenden Wolken nur eine knappe Pause an.

 

Wir folgen der roten Westweg-Raute hinüber zum Bismarck-Denkmal auf dem Nebengipfel des Seebuck und steigen parallel zum alten Sessellift hinab zum Einstieg in den schmalen Steig, der hoch über dem Feldsee dessen Karflanke traversiert. Wieder wird für eine halbe Stunde unsere Konzentrationsfähigkeit geprüft. Dennoch ist der stete Wechsel in der Wegbeschaffenheit gut für eine solche Mammutstrecke, bedeutet dies nämlich immer wieder eine Belastung für andere Muskeln, sodass man nie in einen monotonen Trott verfällt. Am Feldseeblick, der sich wenige Meter rechts des Weges befindet, rasten wir erneut. Das Gewitter hat sich endgültig verzogen, wir werden uns für den Rest des Tages entspannen können. Unschwierig gelangen wir hinab auf die Schottertrasse, die den Rinken mit dem Raimartihof verbindet.

 

Am Wanderparkplatz Rinken, 1190m, werden wir wieder von unserem Background-Team versorgt. Eistee, Früchte, Kuchen und Schoki beleben die Sinne schlagartig neu, sodass der Aufstieg zum Spähnplatz wie im Nu vergeht. Oben angekommen wird der Wandermarathon zwangsweise zu einem kurzen Duathlon. Neben dem Laufen gilt es ein paar Bäume zu überklettern, aber was macht das schon nach 30 gelaufenen Kilometern... Statt uns ob der Zusatzbelastung zu grämen verbuchen wir diese unter dem Aspekt „viel Feind, viel Ehr“. Zudem lockt die nahe Hinterwaldkopfhütte mit der nächsten Pause. Und diese übertrifft unsere Erwartungen deutlich! Beim freundlichen und kompetenten Hüttenteam bekommen wir Brägele, Wurstsalat und allerhand weitere Köstlichkeiten. Dazu verdampft ein weiteres Sportlerweizen in den beanspruchten Körpern. Die herrlich gelegene und liebevoll gepflegte und geführte Hütte ist sicherlich eine der lohnendsten Einkehrmöglichkeiten im Hochschwarzwald und sei hier wärmstens empfohlen.

 

All jenen, die noch schnell eine bestimmte Zutat der Schwarzwälder Kirschtorte in Reinform antesten wollten, fällt der Abschied besonders schwer. Aber hilft ja nix, „Distanz zum Ziel 9,1km“ markiert das GPS unbarmherzig. Also hopp zwo drei vier. Der glatzköpfige Hinterwaldkopf zeigt uns mit seinem 80m Schlussanstieg noch einmal wo der Barthel den Most holt. Oben angekommen herrscht die pure Freude, waren dies doch die letzten der 1600 zu bewältigen Höhenmeter der ganzen Tour. Obendrein stehen wir auf einem der schönsten, für mich sogar dem schönsten, Aussichtsgipfel im Schwarzwald. Ja, der HWK mag mit seinen 1198m mickrig erscheinen, aber das Gipfelerlebnis im kleinen Kreis bei Sonnenuntergang (den wir heute leider verpassen) ist doch etwas anderes, als mit Hundertschaften auf dem Feldberg zu stehen. Bernd erklärt uns das Panorama ringsum: St. Peter, St. Märgen, Breitnau, Hinterzarten, Feldberg, Schauinsland, Kaiserstuhl, Vogesen. Was Rang und Namen hat zeigt sich heute Abend. Außerdem wissen wir, dass wir die ganze Distanz schaffen werden, und zwar alle. Die Anspannung weicht der Gelassenheit und nach wenigen Minuten schnüren wir zum letzten Mal unseren Ranzen.

 

Beim sonnigen Abstieg über das Roteck zum Häusleberg protzt der Schwarzwald noch einmal mit Traumblicken, angenehmen Temperaturen und sanften Wiesenwegen. Kurz nach dem Häusleberg tauchen wir wieder in den Wald ein und gelangen über einen steinigen Pfad zum Holzeck und auf einer breiten Schotterpiste weiter zum Sonneck. Jetzt sind wir in Schlagdistanz zum Ziel, noch 3km. Im Bikerparadies rund um den Giersberg werden Mountainbiker und Wanderer in der Folge gut voneinander getrennt, sodass auch wir unfallfrei Kapelle und Gaststätte erreichen. Von hier bietet sich ein letzter schöner Blick auf Kirchzarten, unserem Ausgangspunkt. Über den Kreuzweg gelangen wir zum Spielplatz, wo sich die Runde schließt. In der Folge heißt es noch einen guten Kilometer gemütlich auslaufen, die Tour Revue passieren zu lassen und das Erlebte zu genießen. Moni und Thomas empfangen uns schließlich am Bahnhof von Kirchzarten. Die gegenseitigen Gratulationen sind herzlich, haben wir doch nicht nur einen Wandermarathon gemeinsam bestanden, sondern obendrein eine abwechslungsreiche Tour in landschaftlich eindrucksvoller Kulisse unternommen, die es wert war, gewandert zu werden!

 

Auf diesem Wege noch einmal ein herzliches Dankeschön an alle Teilnehmer. Nicht nur habt ihr uns die Tourenführung leicht gemacht, sondern auch wir konnten diesen Tag mit euch dank der vielen anregenden Gespräche und der tollen Stimmung richtig genießen! Wir freuen uns auf jeden Fall auf ein Wiedersehen, entweder nächsten Winter oder aber beim Wandermarathon 2.0. Ihr könnt euch sicher sein, uns fällt auch für 2020 wieder was spannendes ein ;)


Tourengänger: frmat


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