Finsterkarspitze (3029m) und Stampfleskopf (3071m) - 1 Paradegipfel und 1 kaum beachteter Gipfel


Publiziert von BigE17 , 10. Juli 2019 um 18:48.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum: 6 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:45
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:18 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Lienz durchs Iseltal oder von Mittersill über den Felbertauern nach Huben. Hier nach Westen ins Defereggental bis St. Jakob fahren. Von hier aus folgt man den Schildern, die ins Trojeralmtal weisen (das erste sieht man kurz bevor man zur Kirche kommt). Auf ca. 1600m befindet sich ein großer gebührenfreier Parkplatz.
Unterkunftmöglichkeiten:Neue Reichenberger Hütte

Die Lasörlinggruppe in Osttirol - eine Untergruppe der Venedigergruppe - ist für Wanderer ein wahres Paradis. Es gibt zahlreiche Hütten, wodurch sich Möglichkeiten für mehrtägige Wanderungen ergeben. Doch auch für Bergsteiger ist hier einiges dabei: Es gibt 13 Gipfel, die über 3000 Meter hoch sind, sowie zahlreiche Gipfel unter dieser Marke.

Mir war es bereits gelungen, 8 von diesen Dreitausendern zu besteigen. Deshalb war es an der Zeit, nun auch die restlichen 5 zu besteigen - nämlich die Finsterkarspitze samt Nebengipfel und den Stampfleskopf mit zusätzlich 2 Nebengipfeln. Das Praktische: Sie sind nicht weit voneinander entfernt.

Ursprünglich wollten wir die Tour zu dritt machen, da einer von uns aber doch keine Zeit hatte, gingen wir doch nur zu zweit. Wir fuhren um 5 in Lienz los, wir mussten nach 15 Minuten aber noch mal umkehren, da mein Tourenpartner etwas Wichtiges vergessen hatte. So erreichten wir erst um 10 vor halb 7 den Parkplatz im Trojeralmtal.

Anfangs gingen wir entlang des Schotterweges, bald schon entlang eines Steiges neben dem Bach taleinwärts, bis wir die Jausenstation Trojeralm (ca. 1800m) erreichten. Nun wieder am Schotterweg gingen wir an der Vorderen Trojeralm vorbei zur Hinteren Trojeralm (1916m). Hier endete der Schotterweg und ein Steig gab den Weiterweg zur Neuen Reichenberger Hütte vor. Nach einem Flachstück begann der Steig, auf der rechten Talseite langsam aber stetig an Höhe zu gewinnen. Der Wegverlauf war eher monoton und recht flach, aber auf der anderen Talseite ragten die steilen Gipfel des Panargenkammes empor - Seespitze, Alplesspitze, usw. Erst nach einiger Zeit erreichten wir ein flaches Hochplateau, wo wir dann auch die Neue Reichenberger Hütte erblickten. Diese war dann in wenigen Minuten erreicht.

Hier konnten wir nun endlich die Aufstiegsflanke auf unseren ersten Gipfel erblicken - die Finsterkarspitze. Den Gipfel sahen wir zwar schon von der Trojeralm aus, aber nicht von unserer Aufstiegsseite. Wir erkannten nun auch, dass hier schon relativ wenig Schnee lag, was den Aufstieg viel angenehmer machen würde.

Wir umgingen den Bödensee neben der Hütte nordseitig entlang des markierten Weges zur Roten Lenke. Schon bald verließen wir den markierten Weg und folgten den Steinmännchen Richtung Finsterkarspitze. Der Weg wurde auch hier nicht allzu steil, das grasdurchsetzte Gelände war angenehm zu gehen. Der Steig schlängelte sich in vielen Kehren durch eine etwas steilere Flanke auf den obersten NW-Grat der Finsterkarspitze hoch.

Ein kurzes Gratstück führte uns unschwierig auf den NW-Gipfel der Finsterkarspitze. Der nur um einen Meter höhere Hauptgipfel war durch eine kaum vorhandene Scharte vom NW-Gipfel getrennt. In leichter Kletterei ging es hinüber (I), ein Ausweichen in die linke Flanke war nicht nötig. 

Wir genossen das traumhafte Panorama bei bestem Wetter - vom Venediger und Glockner über den Hochgall bis in die Dolomiten. Wir befanden uns zwar allein auf dem Gipfel, doch während des Aufstiegs trafen wir Bergsteiger, die bereits auf dem Gipfel gewesen waren. Auch nach uns standen immer wieder Leute beim neuen Gipfelkreuz.

Nach der Gipfelrast begann der lange Weiterweg zum Nordgipfel des Stampfleskopfes. Wir hatten dafür den Abstieg entlang des Ostgrates geplant. Da der obere Abschnitt von diesem jedoch sehr steil war, mussten wir in die Nordflanke ausweichen. Das Gelände war nicht sehr schwierig (I), aber äußerst brüchig, steinschlaganfällig und etwas ausgesetzt. Erst unter dem steilen Gratteil stiegen wir zurück zum Grat. Hier wurde der Fels wieder fest, der Grat dafür ausgesetzter. Immer auf der Schneide kletterten wir weiter (eine Reitgratstelle II, ansonsten I und Gehgelände), bis eine mäßig steile Blockflanke den Abstieg ins Kar nordwestlich der Stampflesköpfe ermöglichte. Glatte Platten und flache Altschneefelder machten den Quergang bis unter den W-Grat des Nordgipfels zu einem angenehmen Spaziergang.

Aber die ersten steileren Meter am Grat führten uns durch sehr loses Blockwerk, wir mussten sehr aufpassen, um uns die Füße nicht einzuklemmen. Doch schon bald befanden wir uns am etwas flacheren grasdurchsetzten Rücken und konnten so die verlorenen 200 Höhenmeter schnell wieder wettmachen. Ganz zum Schluss warteten noch ein paar Blöcke mit leichteren Kletterstellen auf uns (I+), die aber weder  ausgesetzt noch brüchig waren.

Nun kam der spannende Teil der Tour, der Übergang zum Hauptgipfel. Von unten gesehen sah besonders der letzte Aufschwung zum Gipfel sehr schwierig aus. Aber als erstes mussten wir einen sehr steilen plattigen Turm ostseitig umgehen. Der Abstieg führte uns durch ein wenig brüchiges Gelände (I-II), weshalb Vorsicht geboten war. Sobald wir uns unterhalb des Turmes befanden, waren die kurze Querung und die Rückkehr zum Grat einfach (I). Wieder zurück am Grat überwanden wir den ersten flacheren Aufschwung ohne Probleme (I), ebenso den kurzen Abstieg in eine Scharte. Nun begann der steile Grataufschwung zum Hauptgipfel. In super gestuftem, aber brüchigem Fels konnten wir viel leichter als erwartet in allerdings recht ausgesetzter Kletterei den Gipfel erreichen (I).

Hier war das Panorama noch ein wenig besser als zuvor auf der Finsterkarspitze, weil der Stampfleskopf deutlich höher und nach dem Lasörling der zweithöchste Gipfel in der Lasörlinggruppe ist. 

Nach einer etwas längeren Pause begannen wir mit dem Abstieg entlang des SW-Grates. Gleich zu Beginn war eine knackige Stelle (II) zu überwinden, danach wurde es deutlich leichter, großteils Gehgelände mit Stellen I. Auch der kurze Aufstieg zum Westgipfel war nicht schwieriger. 

Damit hatten wir bereits den 5. Gipfel des Tages bestiegen. Und damit stand ich nun auf allen Dreitausendern der Lasörlinggruppe. Im Rückblick kann ich sagen, dass eigentlich alle Gipfel ohne Probleme besteigbar waren - mit einer Ausnahme, nämlich der Reichenberger Spitze. Diese hatte es richtig in sich!

Dann begannen wir endgültig mit dem Abstieg. Wir kehrten entlang des Grates zurück zum tiefsten Punkt zwischen Haupt- und Westgipfel. Von hier aus führte uns ein steiles Grasband nach unten, wobei auch hier noch Kletterstellen auf uns warteten (I). Aber als wir das darunterliegende Schneefeld erreichten, wussten wir, dass nun alle Schwierigkeiten hinter uns lagen. Der Schnee war sehr hilfreich, da wir uns ansonsten im groben Blockgelände hätten bewegen müssen. So erreichten wir am Ende des Schnees bereits die schönen Wiesenhänge oberhalb der Dürrenfeldalm. In gerader Linie stiegen wir über einen doch wieder etwas steileren Hang zu dieser ab. Wir folgten nun kurz dem Schotterweg, bis der Knappenweg St. Jakob auf der linken Seite abzweigte. Über diesen Steig kürzten wir die Kehren des Fahrwegs ab und gelangten schließlich zur Forststraße, die zur Trojeralm führt. Von hier aus waren es nur noch 10 Minuten bis zum Parkplatz.

Erwähnenswertes:

1. Diese Tour kann an einem halben Tag abgeschlossen werden, sofern man früh genug aufbricht. Deshalb ist sie auch dann möglich, wenn für den Nachmittag Gewitter gemeldet sind. Eine Übernachtung auf der Reichenberger Hütte verkürzt die Tour nochmal um über 2 Stunden.

2. Die Runde ist auch problemlos in die Gegenrichtung begehbar, nur muss man dann den Aufstieg auf den Verbindungsgrat zwischen dem West- und Hauptgipfel des Stampfleskopfes finden. Alternativ kann man auch weiter westlich über die Dürrenfeldscharte auf-/absteigen.

3. Eine Alternative zum Ostgrat der Finsterkarspitze ist der Südgrat. Dort soll der Fels durchgehend gut sein. Diese Variante ist aber auch ein großer Umweg.

4. Insbesondere beim Abstieg von den Stampflesköpfen zur Dürrenfeldalm liegen oft bis in den Hochsommer hinein große Schneefelder.

5. Ein Übergang vom Hauptgipfel zum Ostgipfel des Stampfleskopfes ist nicht anzuraten, da er sehr schwierig ist (laut "Die Dreitausender Osttirols" von Georg Zlöbl III+ !). Dieser ist von Südosten her einfach zu ersteigen.

6.Diese Runde kann auch vom Virgental aus gestartet werden, ist dann aber länger, weil mehr Höhenmeter zu überwinden sind.

7. Wenn man den zweiten Schwierigkeitsgrad im Fels beherrscht, steht einer herrlichen Bergtour nichts mehr im Wege. Ein Seil ist nicht notwendig, man sollte aber wegen Steinschlag einen Helm tragen.

Tourengänger: BigE17


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Kommentare (1)


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Gesendet am 8. Januar 2021 um 11:46
Supertour, 5 Gipfel an einem Tag! Freu ich mich schon drauf!


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