Piz Sardona, Piz Segnas und Atlas via Geissegg


Publiziert von Bergamotte , 2. Juli 2019 um 12:58.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:28 Juni 2019
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Segnas-Vorabgruppe   CH-GL   CH-SG 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 2500 m
Abstieg: 2000 m
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Tschinglenbahn
Unterkunftmöglichkeiten:Segnespass Mountain Lodge
Kartennummer:1174 Elm

Piz Sardona und Segnas geben sommers wie winters prächtige und beliebte Gipfelziele ab, die auf den Normalrouten ohne grössere Schwierigkeiten zu erreichen sind. Spannender ist aber der Aufstieg ab Elm über eine der Varianten in der Westflanke. Angenehmer Nebeneffekt am heutigen Hitzetag: Die Routen verlaufen durchgehend im Schatten. Und während der Gipfelpause auf über 3000m habe ich sogar gefroren...

Die Verhältnisse im Sardonakamin sind zurzeit noch ideal, mit Pickel und Steigeisen kann effizient und sicher aufgestiegen werden. Doch bei den aktuellen Temperaturen konnte ich dem Schnee quasi beim Schmelzen zuschauen. Aus allen möglichen Ritzen und Ecken ergossen sich die Wassermassen. Als Vorbereitung für diese grossartige Bergfahrt empfehle ich die Berichte vom Sardona-Habitué Schlomsch.


Um 6:45 geht's los bei der Talstation der Tschinglenbahn mit erstem Ziel Falzüber Alp. Ich bin motiviert und drücke aufs Gaspedal. Natürlich wähle ich die Abkürzung via Chalberweid (nicht markiert), nicht aber die Direktvariante nach Horn. Die Bäche führen aufgrund der starken Schneeschmelze zurzeit viel Wasser, so bin ich bald nicht mehr trockenen Fusses unterwegs. Und auf den üppigen Wasservorrat hätte ich getrost verzichten können.

Von Horen (1947m) kann die Route durch den Sardonakamin ideal eingesehen werden (Topo). Gute Topos gib's auch im neuen und alten SAC-Alpinführer. Bis zur Geissegg hoch findet man noch Alppfade, anschliessend quere ich - früher als nötig - nach Südosten zum breiten Lawinenzug und folge ihm bis auf ca. 2480m: Trailrunners ab, Bergschuhe und Steigeisen an. Mit Pickel geht's weiter über die Firnzunge Richtung Sardonakamin. Die Unterlage präsentiert sich fast ideal, nicht zu weich, nicht zu hart. Es gilt aber auf Unterspülungen zu achten. Im Sardonakamin selber steilt das Gelände deutlich auf. Sicheres Gehen mit Pickel und Steigeisen ist hier zwingend, ein Sturz könnte kaum mehr gefangen werden. Und bei pickelharter Unterlage bewegt man sich schnell im ZS-Bereich. Aber wie gesagt, die Ampeln stehen auf grün heute. Der Kamin kann im oberen Bereich nach links ins Schuttgelände verlassen werden. Ich aber folge der Schneezunge bis an deren Ende und stehe kurz darauf auf dem weitläufigen Sardona-Plateau. Der Schnee hier ist bereits faul und ich bin dankbar, den schuttigen Rücken vom Piz Sardona (3056m) zu erreichen.

Das Panorama hier oben auf über 3000m ist selbstredend grossartig. Wolken umspülen das Gebiet, was ganz nett anzusehen ist. Die Schiben, eine alte Pendenz von mir, liegen zum Greifen nah und doch unendlich fern. Ohne grosse Pause geht es weiter nach Süden zum Piz Segnas (3099m). Das ist eine einfache Wanderung Wegspuren folgend, die Schneefelder können grösstenteils umgangen werden. Die grosse Pause habe ich mir nun verdient. Es ist angenehm kühl hier oben, auch weil zeitweise ein kräftiger Westwind geht. So bin ich, man glaubt es kaum, nach einer halben Stunde richtig durchgefroren und ich muss früher aufbrechen als geplant.

Der Segnas-Südgrat und die Überschreitung vom Atlas halten nochmals ein paar alpinistische Leckerbissen bereit. Alternativ kann natürlich auch einfacher durch die Segnas-Westflanke abgestiegen werden, man spart so im Vergleich zu meiner Variante circa eine Stunde. Vom Südlichen Vorgipfel des Piz Segnas wissen die Hikrs wenig Schmeichelhaftes zu berichten. Selber habe ich die kurze Schlüsselstelle als gut nachbar erlebt (obere T5). Aber ich konnte sie im Aufstieg und bei trockenen Verhältnissen begehen. Bei Neuschneeauflage dürfte sie äusserst heikel werden. Und Achtung: Die Felsqualität ist schlicht und ergreifend miserabel. Schon beim ersten Zug reisse ich einen grossen Block raus, anschliessend bin ich mit Samthandschuhen unterwegs...

Dann über die breite Südflanke runter, bis das Gelände plötzlich abbricht. Eher links haltend ermöglichen Bänder einen überraschend angenehmen Durchstieg in die Fuorcla dil Segnas Sura (2827m) (ca. T5+, mehrere Varianten). Ein Rückzug ist jederzeit möglich und die Wand auch von oben ganz passabel einsehbar. Der kurze Wiederaufstieg zum Atlas (2927m) über dessen schuttige Nordflanke bietet dann keine Herausforderung mehr.

Nun gibt es zwei Varianten für den Weiterweg: zurück in die Fuorcla und durch eine Rinne nach Westen runter. Oder, anspruchsvoller, aber logischer und spannender die Überschreitung nach Süden bis La Siala fortsetzen. In der breiten Südflanke verbleibt man zunächst in Gehgelände. Anschliessend folgen Schrofen, die bei vernünftiger Routenwahl ebenfalls gut zu meistern sind (T4-T5). Die Schlüsselstelle folgt zuletzt, die Überwindung des Felsgürtels, welcher beinahe den gesamten Atlas umgibt. Der Bericht von Mueri war hier ganz hilfreich und zur Sicherheit hatte ich auch seinen gpx-Track geladen. Schlussendlich habe ich den Abstieg durch die markante Verschneidung als sehr genussvoll erlebt (T6-/II). Nur ganz unten beim Übergang aufs Altschneefeld (Randklunft!) musste ich etwas "hebeln". Zumindest von unten ist die Verschneidung übrigens kaum zu verpassen, eine alternative Route nicht ersichtlich. Anschliessend rutsche ich gelenkschonend bis fast La Siala (2461m) - mit Bänklein und fantastischem Blick auf die Tschingelhörner.

Eigentlich hätte ich die Tour nun gerne beendet, die Batterien sind leer. Doch es verbleibt der mühselige Rückweg ins Glarnerland. Das heisst konkret ein kurzer Gegenanstieg zum Segnespass (2627m) und dann der raue Wanderweg nach Nideren zur Bergstation der Tschinglenbahn. Immerhin, unterhalb vom Pass erlauben im Moment grössere Altschneefelder eine effiziente Vernichtung von 400Hm. Spätestens dort hat mich die Gluthitze wieder und sehnsüchtig denke ich zurück an den kalten Westwind auf denm Piz Segnas.

Zeiten (kum)
3:40  Piz Sardona
4:20  Piz Segnas
5:00  Atlas
6:20  Segnespass
7:30  Nideren

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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