Überschreitung Rosatsch-Kette (NE-SW)


Publiziert von engadiner , 30. Juni 2009 um 04:39.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum:26 Juli 2008
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe   Corvatsch-Sella-Gruppe 
Zeitbedarf: 13:00
Aufstieg: 1674 m
Abstieg: 1638 m
Strecke:St. Moritz Bad - Piz Mezdi - Cuolm d'Mez - Piz Rosatsch - Piz San Gian - Fuorcla Surlej - Val Roseg - Pontresina
Zufahrt zum Ausgangspunkt:RhB bis St. Moritz, dann Ortsbus bis "Hotel Sonne". Mit PW gratis Parkmöglichkeit beim Hotel Sonne.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:RhB ab Pontresina
Kartennummer:1257 St. Moritz, 1277 Piz Bernina

Als Engadiner reizt uns die Überschreitung der gesamten Rosatsch-Kette hoch über St. Moritz schon lange! Heute ist's endlich soweit!
Wir starten in St. Moritz Bad (1774 m.ü.M.) beim "Hotel Sonne" an der Polo-Wiese und gehen in südlicher Richtung auf die Hochhäuser am Waldrand zu. Dahinter beginnt ein kleiner Pfad (Abkürzung), welcher geradewegs in den Wald von Sur Tegiatscha hinaufführt. Die auf der LK eingezeichneten Wege mehrmals kreuzend, folgen wir der eingeschlagenen Abkürzung, bis wir bei ca. 1900 m.ü.M. auf das offizielle Strässchen wechseln. Gemütlich geht's weiter den God Spuondas Rosatsch hinauf und wir folgen den Wegweisern bis zum Pt. 2058.
Hier machen wir kurz Rast und nehmen dann den Weg, welcher nach rechts Richtung Piz Mezdi abbiegt. Dieser führt zunächst durch dichte Laub-(!)Bewaldung und dann, die Waldgrenze passierend, stetig ansteigend hinauf bis zum Pt. 2606. Die Aussicht über das Oberengadin ist bereits wunderschön und der Hochsaison-Verkehrslärm schon beinahe nicht mehr zu hören.
Nun wählen wir den Pfad, welcher nach links weggeht und steigen, die aufziehenden Wolken mit Skepsis betrachtend, weiter unserem ersten Etappenziel entgegen. Südwestlich ist der vorgelagerte Piz da l'Ova Cotschna (2716 m.ü.M.) mit seinen Seelein schön zu sehen. Über reichlich Geröll erreichen wir schliesslich den flachen Piz Mezdi (2992 m.ü.M.) und uns eröffnet sich ein wunderbarer Blick auf die majestätische Bernina-Kette.
Da sich über dem Piz Roseg im Süden dunkle Wolken zusammenbrauen, entschliessen wir, rasch weiterzugehen. Den vielen Steinmännchen folgend, passieren wir nach kurzer Zeit Cuolm d'Mez (2983 m.ü.M.) und nehmen da zur Vorbereitung auf die bevorstehende Kraxlerei ein rechtes Stück Salsiz zu uns.
Weiter geht's auf gut sichtbaren Spuren zum schmalen Gipfelgrat des Piz Rosatsch (3123 m.ü.M.). In leichter Kletterei stehen wir schon bald auf dessen Spitze. Herrlich! Gegen Südwesten sehen wir den schönen, noch bevorstehenden Grat in seiner ganzen Länge.
Wir kraxeln ein Stückchen darauf ab und gelangen nach kurzer Zeit ohne Schwierigkeiten auf den Piz San Gian (3134 m.ü.M.).
Die Bernina-Kette immer vor Augen folgen wir dem Rücken in südlicher Richtung weiter bis zur Erhebung Pt. 3185 und dann weiter gegen Südwesten leicht auf den Gipfel des Piz Surlej (3188 m.ü.M.), dem höchsten Punkt unserer Tour. Die bedrohlichen Wolken haben sich ein ganz kleines Bisschen verzogen und uns bietet sich ein überwältigender Blick über die Oberengadiner Seenplatte. Wieder einmal müssen wir uns sagen, dass wir als Engadiner eindeutig im Paradies leben...!!
Nach wohlverdienter Stärkung treten wir dann den Abstieg an. Über die breite Gratschneide gelangen wir in den Sattel beim Pt. 2984 und entscheiden uns dann, den Munt Arlas westlich zu umgehen. Die Geröllmulde rechts hinunter bietet gute Gelegenheit zum genüsslichen Geröll-Surfen. Unten bei ca. 2800 m.ü.M. angekommen, beginnt es schliesslich doch noch leicht zu regnen. Wir wählen eine gegen Südwesten gerichtete Route, welche uns etwas mühsam über gröbere Felsblöcke und schliesslich über Weide-Wiesen auf den, vom Hahnensee herkommenden Weg irgendwo zwischen Pt. 2464 und Pt. 2518 führt.
Der Regen hat inzwischen wieder aufgehört und der Himmel reisst etwas auf. Nach kurzer Diskussion, ob wir nicht lieber über den Hahnensee direkt nach St. Moritz absteigen sollen, entscheiden wir uns für die Gegenrichtung. Die Beine haben schliesslich noch Saft...! Wir folgen dem Weg hinauf Richtung Fuorcla Surlej (2755 m.ü.M.) und merken dann dort, dass die andere Variante wohl doch besser gewesen wäre: von der Bernina zieht ein dunkler Vorhang heran.
Wir nehmen die Beine also in die Hand und machen uns an den Abstieg ins Val Roseg. Als wir bei der kleinen Hütte am Pt. 2461 vorbeikommen, öffnet der Himmel seine Schleusen. Es beginnt wie aus Kübeln zu regnen und da in der Hütte Licht brennt, klopfen wir an. Die netten einheimischen Besitzer gewähren uns Einlass und sogar etwas zu trinken. So können wir, die Vorbereitungen für ein feines Fondue mit knurrenden Mägen "ignorierend", den ärgsten Regen bei guter Gesellschaft aussitzen und unsere Tour schliesslich nach ca. 1h bei trockenem Wetter fortsetzen.
Nach überschwenglichem Dank an die netten Leute nehmen wir das letzte, die Knie nun doch recht belastende Stück hinunter zum Hotel Roseg-Gletscher (1999 m.ü.M.) in Angriff. Da angekommen, sehen wir bereits die nächste Regenfront durch das Val Roseg heranziehen. Petrus meint es heute nicht gut mit uns!
Wir beschleunigen also die müden Beine auf der breiten Kies-Strasse, welche aus dem Val Roseg hinausführt, nochmals auf ein flottes Tempo. Bis zu unserem Tourenziel sind's noch fast 7 km. Auf halber Strecke ist es mit dem trockenen Wetter dann definitiv vorbei. Es giesst wieder ziemlich sintflutartig und als wir in Pontresina (1805 m.ü.M.) ankommen, sind wir bis auf die Haut durchnässt.
Triefend, vor Kälte zitternd und erschöpft sitzen wir ins Auto. Zum Glück dauert unsere Heimfahrt nicht lange. Zu Hause wecken wir mit einer heissen Dusche unsere Lebensgeister wieder und geniessen dann das wohlverdiente Bier in der warmen Stube. Voller Glück schauen wir auf unsere Super-Tour zurück.
Viva nossa bella Engiadina!!

Tourengänger: engadiner


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