Kurzbericht 

Frieder Nordostgrat und Überschreitung zum Kuchelbergspitz - Kuchelbachtal Umrahmung komplett


Publiziert von Nic , 20. Juni 2019 um 16:40. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:19 Juni 2019
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 2100 m
Abstieg: 2100 m
Strecke:25,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz am Eingang zum Elmaugries an der Ammerwaldstraße zwischen Graswang und Linderhof
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen BY 6 1:25 000 Ammergebirge West Hochplatte, Kreuzspitze

Der Friederberg ist ein doppelgipfliges Bergmassiv im Ostteil der Kreuzspitzgruppe in den Ammergauer Alpen und zugleich Start- oder Endpunkt der großen Kuchelbachtalumrahmung zwischen Frieder und Kuchelbergspitz. Den höchsten Punkt der Umrahmung bildet die Kreuzspitze, die hierbei von Süden nach Norden überschritten wird. Die Begehung des großen "Hufeisens" fordert auf der gesamten Länge ein hohes Maß an Trittsicherheitt, alpine Erfahrung und Kletterfertigkeiten bis zum zweiten Schwierigkeitsgrad im zumeist äußert brüchigen Fels. Wer den Anforderungen dieser langen Tour gewachsen ist und zudem über eine gute Kondition verfügt, erlebt ein landschaftliches Highlight, das zumindest in den Ammergauer Alpen seinesgleichen sucht.

Um die Tour nocht etwas aufzuwerten, wählen wir für den Anstieg zum Frieder dessen lohnenden und so gut wie nie begangenen Nordostgrat. Obwohl der Anstieg im AVF erwähnt wird, gibt es auf der gesamten Route keinen einzigen Steinmann oder menschliche Begehungsspuren.

Startpunkt der Rundtour ist der kostenfreie Parkplatz am Eingang zum Elmautal zwischen Graswang und Linderhof. Da sich die Runde erst am Parkplatz wieder schließt, macht ein Bike bei dieser Tour wenig Sinn und die ersten gut fünf Kilometer auf der nur sanft ansteigenden Forststraße werden per Pedes zurückgelegt. An einer großen Lichtung mit Ahorn und Sitzbank beginnt der weglose Teil des Anstiegs. Als Orientierungspunkt dient die gegenüberliegende und beeindruckende Stellwand. Über eine deutliche Schneise glangt man zu einer Steilstufe eines ausmündenden Grabens. Rechts davon (nördlich) auf Gamsspuren und teils weglos den steilen, bewaldeten Rücken hinauf (Orientierungssinn wichtig), bis man im oberen Bereich auf den nun deutlich ausgeprägten Nordostgrat trifft.

Im Bereich der Latschen finden sich immer wieder gut gangbare Gassen, sodass allgemein nur wenig, harmloser Latschenkampf nötig ist. Nach einem kurzen Zwischenabstieg in einen kleinen Sattel wird die Orientierung einfacher und über schwache Spuren glangt man zu den ersten Felsen. Nun geht es selbsterklärend hinauf, wobei die meisten Köpfe am besten von rechts (Norden) erklettert werden. Trotz relativ geringer technischer Schwierigkeiten (Stellen II), gilt es gut aufzupassen, da der Fels äußerst brüchig ist und ein Griffausbruch an einigen Stellen einen Absturz zur Folge hätte. Über die teils luftige Schneide erreicht man den oberen Gipfelaufbau und nach kurzer, hübscher Kletterei den sehr aussichtsreichen Gipfel mit kleinem Kreuz.

Da wir noch viel vorhaben, halten wir uns nicht lange auf und machen uns gleich an den Weiterweg zum Friederspitz mit großem Kreuz und GB (leider voll). Nun folgt mit dem Übergang zum Kreuzspitzl der anspruchsvollste Abschnitt der heutigen Tour. Der Übergang duldet über weite Strecken keinen Fehler und die Konzentration sollte unbedingt hochgehalten werden. Der sehr brüchige Fels und die teils ausgesetzten und heiklen Umgehungen im splittrigen Schotter zehren vor allem zum Ende hin an den Nerven.

Im Bereich des Latschenkopfs Pt. 1878 m gilt es aufzupassen, die Umgehung über die nordseitigen Bänder nicht zu verpassen. Deutliche Spuren und ein großer Steinmann leiten einen fälschlicherweise direkt hinauf zum höchsten Punkt, der auf der anderen Seite jedoch jäh abbricht. Dieser Verhauer kostete uns über eine Stunde Zeit und wir waren heilfroh, als wir nach langem hin und her die richtige "Spur" gefunden haben. Insgesamt handelt es sich bei diesem Grat um eine ziemlich rustikale Unternehmung, die eigentlich nur sehr erfahrenen und mit Bruchfels vertrauten Bergsteigern empfohlen werden kann. Einen guten Bericht zur Überschreitung von Nik Brückner findet man hier *hier

Nach einer längeren Pause machen wir uns auf den Weiterweg zur Kreuzspitze, dem zugleich höchsten Punkt der heutigen Tour. Der Übergang wurde unter anderem von mir *hier in Gegenrichtung beschrieben und ist gut mit Steinmännern markiert. Die kurze Schlüsselstelle (II) nach dem Kreuzspitzl bereitet auch im Abstieg keine Probleme und der Gipfel ist schnell erreicht.

Nach kurzer Pause wartet mit dem Abstieg über den aussichtsreichen Kuchelbergkamm nochmal ein landschaftliches Highlight auf uns. Trotz einiger Gegenanstiege handelt es sich hierbei im Vergleich zu den vorherigen Abschnitten um eine absolute Genusswanderung mit wunderschönen Ausblicken. Kurz nach dem Kuchelbergspitz zweigt rechterhand der markierte Steig ab, der uns über die Kuchelberghütte wieder hinab ins Tal leitet. Unten wartet dann nochmal ein ca. vier Kilometer langer Forststraßenhatscher zurück zum Augangspunkt, was allerdings der genialen Tour keinen Abbruch tut.

Schwierigkeiten:

Frieder Nordostgrat T5 II (weglos)
Vom Friederspitz zum Kreuzspitzl T5+ II (teils heikel brüchg und mühsam)
Vom Kreuzspitzl zur Kreuzspitze T4 II
Abstieg über den Kuchelbergkamm T4- I (nur im Bereich der Kreuzspitze, später einfacher)

Fazit:

Landschaftlich großartige Rundtour, die auf ihrer gesamten Länge hohe Konzentration und Ausdauer erfordert. Vor allem der lange Grat zwischen Frieder und Kreuzspitzl eignet sich ausschließlich für Leute, die über die nötige Erfahrung in diesem Gelände verfügen. Die Bewertung sagt nur wenig über die tatsächlichen Anforderungen dieser Tour aus. So manche von mir begangene mit T6 bewertete Tour war weniger heikel.

Tourengänger: Nic, bula_f


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