Ämsigen - Musflue - Alpnach


Publiziert von Bergmax , 8. Juni 2019 um 00:27.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum:31 Mai 2019
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-OW   Pilatusgebiet 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 1550 m
Strecke:Ämsigen - Unterchrezen - Birchboden - Musflue - Lütholdsmatt - Alpnach
Zufahrt zum Ausgangspunkt:IC nach Luzern, S-Bahn nach Alpnachstad, Zahnradbahn nach Ämsigen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:S-Bahn von Alpnach Dorf nach Luzern, weiter mit IC
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Aussichtsreicher Hinweg - knuffiger Gipfel - langweiliger Rückweg...

Heute steht mir der Sinn nach einer Gipfeltour mit nicht so vielen Höhenmetern. Das Ziel soll einerseits einsam sein, aber andererseits möchte ich von den Vorteilen einer guten Infrastruktur profitieren. Und der Pickel soll zu Hause bleiben. Gibt es nicht? - Gibt es doch!

Der Start ist nicht ganz so einfach. Erst verpasse ich im Schweizer Bahnhof in Basel den wie immer knappen Anschluss in die Zentralschweiz. Endlich an der Pilatusbahn in Alpnachstad angekommen, bekomme ich erst keine Platzkarte nach Ämsigen (1362 m). Immerhin sind die Mitarbeiter trotz der vielen Leute recht freundlich und hilfsbereit. Nachdem sie überzeugt waren, dass ich wirklich dort hin mochte, muss ich zwar ca. 45 Minuten auf den nächsten Zug warten, sitze dann aber auch ganz vorne bei der (gar nicht mal so langsamen) Fahrt mit dieser alten, aber technisch herausragenden Bergbahn.

Die Wanderung beginnt einfach, aber mit jeder Menge Aussicht. Immerhin muss man die ganze Südflanke des Matthorns queren. Zuerst geht es über Wiesen nach Unterchrezen (1392 m), dann auf dem Versorgungssträßchen leicht absteigend in ein kleines Tal hinein. Ich nutze die Gelegenheit, die Schneeverhältnisse zwischen Rigi, Titlis und Wetterhorn ausführlich zu begutachten. Einfach gesagt gibt es heute (31.05.2019) eine klare Linie auf ca. 1900 Metern - darunter Sommer, darüber Winter...
Der Aufstieg nach Fräkmünt erfolgt auf einem eher schlechten, etwas ruppigen und vermutlich nicht so oft begangenen Bergweg (rot-weiß markiert, T2 - T3). Oberhalb von Fräkmünt (ca. 1500 m) hat es eine Menge Bäume umgelegt, welche die Wege stellenweise blockieren. Aber die Hindernisse lassen sich umgehen.

Bald erreiche ich die Alp Birchboden (1616 m) und betrachte mit Sorge die Schneereste am Nordhang der Musflue. Wenn sie bis zu den Felsen reichen, werde ich nicht an die Steilfllanke kommen, über die der Anstieg verläuft. Aber ich habe Glück, der Schnee lässt umgehen. Man steigt vom Birchboden entlang der Nordkante bis unter die Felswand und quert dort einige Dutzend Meter nach rechts (Westen). Der Einstieg ist dezent markiert und relativ offensichtlich. Zuerst kraxele ich ca.15 Höhenmeter über Grasstufen (T4) hinauf bis zu der Stelle, an der zwei parallele Drahtseile herabhängen. Und bin schon etwas überrascht, wie steil der nächste Aufschwung ist. Ohne das dicke Drahtseil müsste ich nun umkehren. So hangele ich mich über die felsig / grasige Steilwand hoch. Darüber wird es immerhin etwas flacher, trotzdem nehme ich das lange Drahtseil (sicher 30 Höhenmeter) gerne weiter in Anspuch. Es ist unterhalb der Grathöhe etwas fragwürdig an einem schiefen Baum (steht wohl schon länger so) verankert... Der felsige Grat zum einladenden Gipfel der Musflue (1756 m, mit Gipfelbuch) ist dann wieder eher harmlos

Nach der Gipfelpause mit Blick zum Widderfeld steige ich am Westgrat zurück bis hinter den ersten Vorgipfel und kraxele dann eine etwas rutschige, aber erträglich steile Rinne (T4) nach Süden hinab. Darunter geht es kurz recht unübersichtlich durch den Wald, bevor ich am oberen Ende einer auffälligen, schmalen Wiese stehe, die direkt zur Alp Lütholdsmatt im Südwesten zeigt. Sie lässt sich ganz gur begehen und die Höhenmeter sind rasch vernichtet.
Aber auf ca. 1400 m, wo die schmale Wiesenschneise in das offene Weidegelände übergeht, blockiert ein ordentlicher Zaun den Weiterweg. Drüberklettern wäre möglich, aber vielleicht ist dort ja Vieh, dem man besser nicht begegnet (ich bin nie begeistert, wenn ich auf Kühe treffe - ich glaube, wir mögen uns nicht so sehr...). Also laufe ich zunächst am Zaun entlang nach Osten - aber die Weideparzellen nehmen kein Ende, sodass ich schließlich doch eine offensichtlich noch unbewirtschaftete Weide hinuntergehe und schließlich den Wanderweg bei Schwandi erreiche.

Die Hoffnung, dass sich der "Zacken" nach Lütholdsmatt über Waldpfade abkürzen lässt, erfüllt sich nicht. So wird es ein langer, wenig interessanter Marsch nach Alpnach. Dort, wo der Weg mal nicht auf Asphalt verläuft, ist er dafür feucht und schlammig. Immerhin gibt es beim Eistlibach einen angenehmen, überdachten Rastplatz (ca. 1050 m).
Fast unten in Alpnach angelangt ergibt sich bei der Sattelalp (ca. 710 m) noch ein kleines Problem. Der (offiziell markierte) Wanderweg ist durch ein Tor aus drei Stämmen blockiert - ohne Durchlass. Also krieche ich drunter durch. Am Ende der Wiese gibt es noch ein Tor, das ich, inzwischen von Kühen umringt, lieber nicht aufmachen will. Also krieche ich unter dem Elektrozaun durch. So etwas ist eine Zumutung für jeden Wanderer!

Nun ja - die angenehmen Teile dieser eigenwilligen Bergtour überwiegen wieder einmal ganz klar. Dennoch würde ich im Nachhinein lieber über den Südostrücken der Musflue nach Malchegg absteigen, von dort aus mehr oder weniger direkt nach Ämsigen zurückgehen und mir den nervigen Talabstieg ersparen.

Gehzeiten & Schwierigkeiten

Ämsigen - Unterchrezen - Fräkmünt - Birchboden: 1 h 50 min; oft T1, teilweise T2 - T3
Birchboden - Musflue: 25 min, mit Drahtseilbenutzung T5- und I (am Grat)
Musflue - Schwandi: 1 h; T4
Schwandi - Lütholzmatt - Alpnach Dorf Bahnhof: 1 h 40 min; T1


Tourengänger: Bergmax


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