Zwölf Tage im Kahurangi National Park (Selbstversorgungstour)


Publiziert von KurSal , 13. Mai 2019 um 15:25.

Region: Welt » New Zealand » Kahurangi National Park
Tour Datum: 7 Dezember 1987
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 12 Tage
Aufstieg: 4600 m
Abstieg: 5500 m
Strecke:170km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Motueka Valley Highway Nelson - Motueka - Ngatimoti - Motueka River West Bank Road - Graham Valley Road (Naturstrasse). Autostop oder Taxi
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Brown Hut - Aorere Valley Road - Collingwood - Highway 60 - Motueka - Nelson. Autostop oder Taxi bis Collingwood
Unterkunftmöglichkeiten:Hütten am Weg, Nelson, Motueka, Karamea Collingwood.
Kartennummer:NZ Topo50: BQ24, BQ23, BQ22, BP22, BP23, BN23, BP24.

Der Leslie River – Karamea River – Wangapeka River und gleich danach den Heaphy Track ist mein Plan. Eine 12-tägige Selbstversorgungstour, 170 Kilometer mit einem Stop in Karamea (hier gibt es einen Laden).

Damit der Rucksack tragbar bleibt muss ich genau überlegen was mitkommt. Ich rechne mit circa 25000 Kolorieren  (3500 pro Tag) so habe ich für einen Tag Reserve da ich am ersten Tag und am letzten Tag die Energie nicht voll aus dem Rucksack decken muss. Wie mach ich das? So: 
Reis 1,5 Kilogramm / 5400 Kalorien. Mein Grundnahrungsmittel, kompakt und gut schnell gekocht.
Sonnenblumenöl 0.5 Liter / 4500 Kalorien. Da die meisten Kalorien pro Gramm, wird mit dem Reis genutzt.
Haferflocken 1 Kilo / 3800 Kalorien. Gekocht oder roh zum Frühstück mit Milch und Nuss
Zucker 250 / 1000 Kalorien. Zum Süssen von Tee und Kaffee
Erdnussbutter 250 /1600 Kalorien. Dessert aus dam Behälter konsumiert.
Milchpulver 750 Gramm / 3300 Kalorien. Macht Reissuppen, Kaffee und Tee cremig und reichhaltig
Tomatenpüree  200 Gramm / 200 Kalorien. Bringt Abwechslung und Farbe in den Reis
Speck 250 Gramm / 1500 Kalorien. Geschmack und Energie.
Himbeersirup 0.5 Liter / 1300 Kalorien. Wenn Wasser pur zu fade wird. Zu Milchreis.
Hartkäse 500 Gramm / 2150 Kalorien. Kann pur gesessen werden
Mandeln 250 Gramm / 700 Kalorien. Zum Frühstück.
Traubenzuckerbrause / 200 Gramm / 800 Kalorien 
Salz / 100 Gramm
Tee / 50 Gramm mit Milchpulver und Zucker
Nescafe / 50 Gramm mit Milchpulver und Zucker
Paprika / Pfeffer / Zimt / Steinpilz trocken zum würzen.
Bouillonwürfel / 4 Stück an Stelle von Salz.
Wasser kommt aus Quellen und kann so getrunken werden.
Reis ist  nur gekocht verwertbar! Alles andere kann der Körper auch ohne kochen in Energie umwandeln.
Fast 7 Kilo für 26000 Kalorien. 
Gekocht wird mit Benzinkocher. Kochtopf  und Deckel/Teller, eine Blechtasse, ein grosser Löffel, Taschenmesser, Feuerzeug, Streichhölzer, und 1 Liter Wasserflasche aus stabilem Plastik dienen als Küche.
Für die Nächte ein robuster aber leicht Schlafsack. Fünf Paar dicke Schafwollsocken, (zum wechseln nach dem durchqueren von Flüssen und Bächen – das passiert oft in NZ) und ein Regenjacke und Schirm (ist im Dauerregen oft wirkungsvoller als eine Jacke), warmer Pullover, Mütze, Handschuhe und lange Hosen für kalte nass Tage oder Abende. Verbandsmaterial, starke Schmerztabletten, Pillen gegen Durchfall, 8 Meter Rebschnur 6mm (wird meist als Wäscheleine genutzt :- ) , Ersatzbrille, Stirnlampe, Bleistift, wasserfestes Papier, Zeitung, Spiegel, Trillerpfeife, Grabstein und Kompass ist meine Notfallabteilung.
Kleinzeug: Toilettenartikel, Unterwäsche, Topografische Karten, Spielkarten, und eine Kleinbildkamera.
Etwa 15 Kilo sind das am ersten Tag, 
Leichte Lederschuhe. Kurze Hosen, Lange Socken / Gamaschen, dickes T-Shirt, Schweiss/Halstuch ist auf Mann.
 
Erster Tag Montag
Die Wetterprognosen sind gut und es soll stabil bleiben. Allerdings hängt bis Mittag noch Nebel über der Tasman Bay bei Motueka. Mache Autostopp. Auf dem Motueka Valley  Highway bis Pokororo. Die Graham Valley Road ist nicht sehr stark befahren ich warte lange am Eingang zum Tal bis ein Auto kommt. Ein Forstarbeiter der nicht ganz so weit fährt hält und bringt mich dann doch bis an den Flora Saddle. Über mein Trinkgeld für den Service ist er „very pleased“. 
Erst muss ich mich an den Klotz an meinem Rücke gewöhnen. Langsam  stampfe ich zum
Mt. Arthur Hut hoch. Von der Waldgrenze aus geniesse ich die Sonne und die Sicht auf den Berg. Ich steige zum Fora Hut ab und gehe mit den Hühnern zu Bett.
 
Zweiter Tag
Erst geht es Bergab durch den engen Graben des Flora Streams, dann dem Balloon Bach entlang hoch zum Tableland mit der Salisbury Lodge mit toller Aussicht auf den Mt. Arthur. Mache noch einen Abstecher zur Sphinx Valley Cave. Überraschend bin ich allein hier in der grossen Hütte.  
12km – 700m Aufstieg – 500m Abstieg 6:30 der schwere Rucksack bremst mich gewaltig.
 
Dritter Tag
Der Tau liegt noch auf dem Gras des Tableland schön wie die Sonne die Feuchtigkeit aufsteigen lässt. Richtig mystisch.
Ich verlasse die Hochebene der Wald verschlingt mich nun. Bald wird der Abstieg steiler, der Weg ist erkennbar aber von mit Moos überzogen Felsen geprägt. Hohe Farne und Gräser säumen den Pfad. Nach einem Drittel der Strecke erreiche ich über eine Hängebrücke das Ufer des Leslie River. Der Verlauf der Route ist nun flach immer in Sichtweite zum Fluss. Das Karamea Bend Hut ist ein einfacher Schuppen am Zusammenfluss von Leslie River und Karamea River.   
18km – 345m Aufstieg – 1220m Abstieg – 9 Stunden
 
Vierter Tag
Einsamkeit pur – nur die Mäuse in der Hütte zeugen hier von Leben. Sobald die Morgennebelschwaden verschwunden sind geht es weiter leicht steigend im Tal des Karamea River. Ich geh erst im Flussbett und wechsle den auf den Pfad wenn ich den Wasserlauf nicht queren mag. Dichter Buchenwald ist dominant, Moos, Farne und Gräser bedecken den Waldboden vollkommen. Der Wald ist ursprünglich. Hier wurde noch nie grossfächig Holz geschlagen. Die Gegend ist sehr abgelegen und die nächste Strasse ist von hier 20km Luftlinie entfernt. Das Crow Hut nutze ich nur zum kochen mein Ziel ist das Venus Hut 5km weiter. 
Ein Einfache Hütte auf einem Hügel über dem Zusammenfluss von Venus Creek und Karame River. Es ist warm ich wage ein Bad im Fluss. Frisch. Lieber liege ich vor der Hütte an der Sonne. Auch heute keine Menschenseele getroffen.
14km – 400m Aufstieg – 150m Abstieg – 6:30 Stunden   
 
Fünfter Tag
Weiter durch den Wald. Der Rucksack ist schon leichter geworden. Nach einer wenig vertrauenswürdigen Hängebrücke passiere ich das Thor Hut. Kurz danach öffnet ich das Tal ich wandere durch einen Auenwald immer noch Buche die eher wie Birken aussehen dünne helle Stämme und Rinde die aufplatzt. Über eine Sandbank sehe ich Rauch  aufsteigen das muss die Trevor Carter Hut sein. Und sieh da zwei Neuseeländerinnen haben eingeheizt. 
Bin erstaunt die schleppen noch mehr als ich. Ihre Rucksäcke müssen 20kg schwer sein. Sogar frischen Salat haben sie dabei. Sie wanderten den Wangapeka Track  von Siberia her. Und wollen so weiter wie ich… Karamea  Heaphy Track.
13km – 210m Aufstieg – 80m Abstieg – 5 Stunden

Sechster Tag
Nach einem langen Abend mit viel lachen und fachsimpeln über Tracking in Neuseeland kommt ein langer Tag auf uns zu. Die beiden Frauen gehen überhaupt nicht mein Tempo. Nach der zweiten Rast gehe ich allein weiter. Wir haben das gleiche Ziel frage mich aber wie die das bei dem Tempo schaffen wollen… lange flach, ich passiere das Taipo Hut, nun wird es steiler hoch zum Little Wanganui Saddle Der Pass ist Waldlos und öffnet die Sicht über den kleinen See  auf nahe Berggipfel. In der Ferne glaubt man das Meer im Dunst ausmachen können. Herrlich. Ich esse auf dem Pass was den Rucksack leichter macht. Den wilden Abstieg  von 900 Metern bewältige ich erstaunlich flick. Die einzigen Hürden sind die Bäche die hier auf der Westseite mehr Wasser führen. Nur einer ist überbrück, der Rest wird durchwatet. Nach dem queren Schuhe leeren,  neue Schafwollsocken anziehen und weiter.
Die beiden Frauen kommen 3 Stunden später und zum Nachtessen noch zwei Jäger. Wir kochen zusammen, denn die Jäger haben Fleisch dabei. Hirsch-Ragout mit Bratkartoffeln und Salat. Ich steure das Dessert bei.  Milchreis mit Himbeersirup.     
17km - 800m Aufstieg – 1020m Absteig – 8:30 Stunden.
 
Siebter Tag
Es ist neblig. Der Pfad ist gut ausgebaut. Der Wangapeka River führt viel Wasser. Nach dem Gilmore Clearing mache ich den Umweg nach Norden und nehme nicht den direkten Weg durch das Flussbett. Ich hab genug von nassen Füssen
Fast geschafft die Frage ist nur wie weit muss ich der Strasse entlang bis ich ein Mitfahrgelegenheit bekomme. Ein Auto am Parkplatz, das muss der Wagen der Jäger sein die aber den ganzen Tag im Tal bleiben. Ich geh bis kurz vor Little Wanganui. Von hier nimmt mich ein Autofahrer mit nach Karamea. Die Leiterin des Pubs empfiehlt mir ein B&B im Ort. Duschen und Kleider waschen ist angesagt. Dann noch ein Bier im Pub und ab ins weiche Bett.
18km - 50m Aufstieg – 280m Abstieg – 5:30 Stunden
 
 
Neue Woche, neue Expedition. 
 
Erster Tag Montag
Rucksack aufgefüllt, frische Wäsche gepackt. Und los geht es. Etwas diesig heute morgen. Ich trampe zum Start des Heaphy Tracks. Nach der Passage aller Warnschilder (Badeverbot, Flutwarnung, Sturmwarnung, Fahrverbot, etc und einem kleine Sattel bin ich bald allein unterwegs die meisten Touristen entferne sich nicht so weit vom Parkplatz. Es ist ebbe und ich gehe trotz Wahrung auf dem Strand der Scotts Beach. Danach ist es enger und ich bleibe auf dem Track über dem Strand. Die nördlichen Strände sind wilder und mit viel Treibholz belegt. Schön die Palmen am Wegesrand. Kurz vor dem tief roten Sonnenuntergang erreiche ich die Heavy Hut.  
16km -   220 Aufstieg – 220 Abstieg – 5 Stunden.
 
Zweiter Tag
Regen… nah dann. Ich ziehe dem Heaphy River entlang und such nach dem richtigen Schutz vor Regen. Nach einer Stunde merke ich dass ich total verschwitzt bin. Ich ziehe die Jacke aus und werfe sie über den Rucksack so dass ich vorne lüften kann. Nee auch das geht nicht. Nun kommt der Schirm zum Einsatz das geht am besten. Ich befestige den Steil mit der Rebschnur am Rucksack. Zum Glück ist der Pfad offen und ich hänge nicht immer an. Gegen Mittag lässt der Regen nach und die ersten Sonnenstrahlen heizen die Luft auf. Sauna. Die Fauna ist hier karger  als am Karamea River. Gorse  (Stechginster - Ulex europaeus), Nikau-Palmen (Rhopalostylis sapida), Tussock-Grass aus der Famille der Süßgräser (Poaceae), Cabbage tree (Cordyline australis), dominieren hier den Wegrand. Durchnässt und dreckig komme ich am James Mackay Hut an. Frische Blumen stehen auf dem Esstisch. Das Hüttenbuch klärt auf. Die beiden bekannten Neusseeländerinnen haben hier übernachtet irgendwie habe die beiden Frau mir einen Tag abgenommen. Die müssen ohne Stopp in Karamea weiter gegangen sein.
18km – 800m Aufstieg – 60m Abstieg – 8:30 Stunden
 
 
Dritter Tag
Schön Wetter. Ich lasse mein Ausrüstung noch etwas trocknen, gehe dann gut gelaunt los. Die Route ist nur noch gewellt der Busch maximal  2 Meter hoch viele Lichtung öffnet die Sicht über die Hügel Saxon Rigde. Am Rand der Gouland Downs erreiche ich das Saxon Hut. Wieder frische Blumen auf dem Esstisch – nett.
12km – 380m Aufstieg -  350m  Absteig – 5 Stunden
 
Vierter Tag
Durchquere die Tussock-Grass Flächen der Gouland Downs. Kurz vor dem Aufstieg zum Perry Sattel treffe ich auf „alte Bekannte“ die zwei Neuseeländerinnen vom Trevor Carter Hut. Wir rasten zusammen,  tauschen unser Erlebnisse aus und  verabreden uns im Perry Sattel Hut.
Das Wetter ist gut, der Pfad aber schwergängig, nass, viel Sumpf und zum Schluss noch einmal Bäche ohne Brücken. Spagetti und einer reichhaltigen Tomatensauce gibt es zum Znacht – Frischen Salat zauberten die Damen nicht mehr aus dem Rucksack dafür Chococookies und eine Flasche Rotwein.
13km – 620m Aufstieg – 430m Absteig – 6:30 Stunden
 
Fünfter Tag
Die zwei Begleiterinnen haben eine Fahrgelegenheit zum Parkplatz am Ende des Heaphy Tracks organisiert  auf 16:30 Uhr. Also haben wir gut Zeit. Gemütlich trotte ich den beiden Frauen hinter her. Die eine oder andere Pflanze wird mir gezeigt. Der Tag vergeht im Flug. Am  Brown River Parklatz holt uns wie geplant eine Bekannte der beiden Trackerinnen ab.  
14km - 40m Aufstieg – 840m Abstieg   6:30 Stunden


Anmerkung:

Eine tolle Erfahrung wie weit man kommt ohne externe Logistik. Mit Fischen (Jagen) und sammeln könnt man noch mehr erreichen. Das Ganze ist berechenbar die grösste Gefahr ist schlechtes Wetter mit viel Regen, dann sind die Wege nicht immer passierbar und man braucht Geduld. Die T Wertung kann die Anforderung nicht abbilden. 
 
Der GPX Track wurde natürlich nicht live getrackt. So was gab es 1987 nicht… Er zeigt den ungefähren Verlauf des Weges. Es reicht aber um sich im Busch zu Recht zu finden. Hochwasser, Erdrutsche, defekte Brücken und selten Erdbeben können die gehbare Route verändern. https://www.doc.govt.nz informiert detailliert über Gefahren auf den Tracks.
Den Kahurangi National Park gibt es erst seit 1996. 1987 war die Gegend  Teil des North-West Nelson Forest Parks. Die Hütten waren frei zugänglich aber nicht so modern wie heute.
 

Tourengänger: KurSal


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Geodaten
 44551.gpx Heaphy Track
 44553.gpx Leslie River – Karamea River – Wangapeka River

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