Grenzwanderung im Elsässer Jura mit ruinöser Kraxeleinlage


Publiziert von Alpenner , 16. Mai 2019 um 10:33.

Region: Welt » Frankreich » Alsace » Haut-Rhin » Sundgau » Elsässer Jura
Tour Datum: 6 Mai 2019
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: F   CH-JU   CH-BL 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 570 m
Abstieg: 616 m
Strecke:ca 15,8km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Zug nach Laufen, von dort die Postautolinie 112 nach Ederswiler. (Busverbindung besteht auch von Delsberg)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Postauto pünktlich nach Kleinlützel. Dort nach einer Minute Anschluss nach Laufen, dort nach 5 Minuten einen Intercity nach Basel, wo ich exakt nach 45 Minuten eintreffe. Ein Hoch auf den schweizerischen ÖV!
Unterkunftmöglichkeiten:Auberge St. Pierre (Lucelle)
Kartennummer:1066 Rodersdorf/1086 Delémont

Was mich stets davon abgehalten hat auf Hikr auch mal einen Bericht zu verfassen, war der Tatsache geschuldet, dass die von mir aufgesuchten Orte meist hier schon gut mehrfach gut beschrieben fand. Über das spärlich besiedelte Gebiet Glaserberg (elsässischer Jura) fand ich aber nur eine Winterwanderung von Sputnik die auch schon über 10 Jahre zurückliegt, also gab es jetzt keine Ausreden mehr.
 
Von Ederswiler, die als einzige deutschsprachige Gemeinde des Kantons Jura noch ans TNW Gebiet angeschlossen ist, geht’s an diesem kühlen Vormittag zum Aufwärmen über die kleine aber feine Ruine Löwenburg und das gleichnamige ehemalige „Priorat“ , das wie eine grosse Festung einsam in der Landschaft steht, ins Tal des Ruisseau de Bavelier (Baderschwiler Bach), der eigentlichen Sprachgrenze.
Dieser fährt gerade einen hohen Pegel, und mangels Brücke oder “Furtsteinen“ bleibt mir nichts als barfuss durch das eiskalte Schmelzwasser zu waten, und dann weiter bis die Landesgrenze mit der Lützel überquert wird (T1).

Zur Vermeidung der engen, uneinsichtigen „internationalen Strasse“ gehe ich ab Punkt 525 etwa 400 Meter durch sehr unangenehmes, sumpfiges und mit Unterholz übersätes Gelände am Nordufer der Lützel bis St Pierre (T1-2). (Wohl wäre es besser gewesen gleich bei Punkt 525 die Strasse zu überqueren und sich ein paar Meter durch den Waldhang bis zur Forstrasse zum Kohlberghof zu kämpfen).

Von dort über den Kapellenkopf bis Punkt 668 etwas östlich vom Kohlberghof. Von hier hat man die erste schöne Aussicht auf den Schweizer Jura. Ich sehe vom Anwesen einen Pfad die recht steile Matte zum Grat hin ziehend. Auf meinem (im französischen Teil bedeutend schlechteren) Kartenmaterial verläuft der aber im Nichts, also entscheide ich mich, auch aufgrund der Aufforderung sich vor dem Betreten des Hofes telephonisch anzumelden und dem Hundegebell, durch eine Weide etwas östlich direkt aufzusteigen. Das unerwartete Zusammentreffen mit Büffeln veranlasst mich aber diese schnell zu verlassen und mein Glück etwa chaotisch im Wald noch weiter östlich zu versuchen, wo kein offensichtlicher Weg verzeichnet ist. Es hat diverse nicht eingezeichnete wilden Forstwegen (respektive Forstschneisen), die aber völlig überwuchert und mit Unmengen Altholz verstellt sind, so was sieht man in der Schweiz selten, man kann auch mitten im Wald deutlich erkennen in welchem Land man ist.… ich folge einem von diesem der in direkter Linie auf den Grat führt, bis ich diesen schliesslich etwa 500 Meter östlich des Gipfels erreiche.  (T1-2).

Die gemütliche wenn auch aussichtsfreie Gratwanderung zu diesem ist nun auf sehr einfachem Terrain. Flott geht es vom unscheinbaren Gipfel auf einem Forstweg etwas nördlich vom Grat wieder in entgegengesetzter Richtung bis zum Neuneich-Pass, wo man erstmals eine tolle Aussicht auf den Elsässer Jura geniessen kann, und diverse Feuerstellen und Sitzmöglichkeiten bestehen. Hier treffe ich auch die erste Menschenseele seit Ederswiler, einen älteren Libsdorfer der mir ungefragt die gesamte Aussicht erklärt. Nach einem Imbiss folge ich dem Grat weiter Richtung Punkt 788, hier endlich mal ein schöner engerer Pfad, als mir beim Blick auf die Karte ein eingezeichneter Abri erstmals auffällt, der  sich etwas unterhalb des Grates befinden soll. Ein Weg ist eingezeichnet, aber diverse der erwähnten verholzten Kandidaten machen die Identifizierung unmöglich. Nach Gefühl nehme ich einen von diesen und Bingo… allerding musste ich schmunzelnd feststellen, dass im Französischen  "Abri“ eine viel allgemeinere Bedeutung hat, und in diesem Fall ein Bunker aus dem zweiten Weltkrieg gemeint war. Dieser ist aber auch interessant und kann betreten werden. Wieder durch das Unterholz aufsteigen habe ich keine Lust, also laufe ich den Forstpfad weiter bis ich zu einer schönen Bergmatte mit einer grossen Lamaherde komme. Dort führt ein Weg wieder auf den Grat, dem ich nun folge bis zur Höhe der Ruine Blochmont, wo ein Pfad nach Süden abzweigt. (T1)

Ein paar Meter nordwestlich von Punkt 632 verläuft westwärts ein schöner aber nicht eingezeichneter Pfad zu einer kleinen Lichtung mit toll ausgebauten Feuerstelle und schöner Aussicht in die Schweiz. Die eigentliche Burg befindet sich unmittelbar nördlich davon. Jetzt verstehe ich auch warum ich kaum Informationen über die Blochmont gefunden habe… dass sie kaum je besucht wird hat seinen Grund, sie muss effektiv erklettert werden.  Ringförmig, wie bei einer Torte sind zwei Ebenen mit Gräben, jeweils etwa 3-4 Meter hoch, um ein kleines Gipfelplateau angelegt, Diese beide Stufen wollen schon mit ewas Effort erstiegen werden, aber vor dem letzten Turm der sich nochmals etwa 8 Meter erhebt stehe ich etwas ratlos bis ich mich für eine Variante von ca. NO entscheide die wohl nicht die beste Wahl war, war doch alles begrünt und rutschig. (T3, Fels I ?) Das Plateau oben ist aber, trotz geringer Aussicht wegen der Bäume, magisch, und ich darf nun sogar eine Hikr Erstbesteigung mein Eigen nennen ;) Abgestiegen bin ich dann sehr vorsichtig über eine steile aber unbegrünte Erdflanke gegen Süden.

Wieder zurück zu Punkt 632 nehme ich den Wanderweg nach Sägemühle, und da noch Zeit ist von dort noch den schönen Pfad entlang der Lützel nach Neumühle, wo auch eine Busstation ist. (T1)

Fazit: Spannende Tour in einer fast menschenleeren Gegend, z.T. aber sehr schlammige Forstpfade aufgrund der Schneeschmelze. Die Blochmont war eine der letzten Burgruinen auf "meiner Liste" die es zu besuchen galt, wobei sie sicherlich einer der schwierigsten zu erklimmenden ist.

-Wenn man die Ruine Blochmont von Unten anschaut und auf den Wegen bleibt kann die ganze Tour problemlos mit T1 gemacht werden. Ich habe wenig Erfahrung mit diesen Klassifizierungen und verstehe sie oft nicht ganz, und habe alles nach dem schwierigsten Teil bewertet, der aber nur sehr kurz war.

-Die Photos sind mit einer 8 Jahre alten handycam aufgenommen und leider dementsprechend

-Ich habe es irgendwie nicht geschafft die Route in die Minimap einzutragen resp. habe keine GPS Daten. Ich habe sie nun auf geo.admin nachgezeichnet, ausser dem Abschnitt von Punkt 668 auf den Grat stimmt die Route sehr genau:

https://s.geo.admin.ch/81eb1093a8



Tourengänger: Alpenner


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