Mount Taranaki (2518 m) - Alles nur Mythen?


Publiziert von Max , 27. April 2019 um 18:11.

Region: Welt » New Zealand » Taranaki
Tour Datum:23 März 2019
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: NZ 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:13 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:SH3 von New Plymouth nach Egmont Village, dort rechts in die Egmont Road. Das Visitor Center befindet sich nach ca. 17 km am Ende der Straße.
Kartennummer:Egmont National Park

"Deceptive mountain", "Deadliest mountain", "...this cute cone has claimed more than 60 lives..". Liest man die Beschreibungen über den Berg in Reiseführern, könnte man Angst bekommen. Vielleicht trägt unser Bericht dazu bei, die Risiken einer Besteigung des Taranaki oder auch Mount Egmont genannt, genauer zu charakterisieren. 

Der Mount Taranaki zählt zu den schönsten Bergen der Welt, so liest man es immer wieder.

Grund dafür ist sein perfekt geformter Kegel und seine solitäre Position. James Cook benannte den Berg nach dem Earl of Egmont, daher sein zweiter Nachname. Es handelt sich um einen sogenannten Stratovulkan mit der typischen aus vielen Lava-Schichten aufgebauten spitzkegeligen Form, als Erstbesteiger werden der Naturforscher Ernst Dieffenbach und James Heberley genannt (frei nach Wikipedia).

In der Maori Mythologie ist der Berg ein Gott, der ursprünglich im Norden der Insel lebte und Pihanga liebte. Es kam zum Streit mit Tongariro, Pihanga blieb bei Tongariro und Taranaki machte sich traurig vom Acker. Um etwas auszuspannen suchte er sich einen einsamen Platz an der sonnigen Küste. Er schlief ein und wurde von einer Gebirgskette eingeschlossen. Erst wenn die Götter sich wieder vertragen, wird Taranaki zu den anderen zurückkehren und dann wird es zum Frieden auf Erden kommen (sehr frei nach Wikipedia).

Das kann also noch etwas dauern...


Vom North Egmont Visitor Center sind 1600 Höhenmeter zu bewältigen, die Besteigung ist demnach kein Spaziergang. Wetteronline, metservice und mountain-forecast sind gecheckt, alle haben für den ganzen Tag strahlenden Sonnenschein prognostiziert und zwar in jeder Höhenlage. Der Parkplatz ist bereits um 9 Uhr brechend voll, wir bekommen die vorletzte Bucht. Die nachkommenden Aspiranten müssen ein paar Kilometer vorher parken und per Shuttle anreisen.

Der Weg ist anfangs nicht zu verfehlen, es geht die sogenannte Translator Road bequem Richtung Südwesten hoch, nach einer guten Stunde erreichen wir den Funkmast und die Tahurangi Lodge auf 1500 m Höhe. Der strahlende Sonnenschein hat sich binnen Minuten verzogen und Nebel ist aufgekommen. Die Sichtweite beträgt vielleicht 50 Meter, es wird ziemlich frisch.

Westlich hinter der Lodge beginnt der Summit Track, markiert mit orangen Markierungsstangen. Die sind nummeriert. Es beginnt bei 100 und wenn man die Nummer 0 erreicht hat, dann ist man zwar noch nicht am Ziel, aber fast. Zunächst ist die Wegfindung noch recht einfach, der Pfad und die Stangen sind gut auszumachen. Wir erreichen felsiges Gelände mit glatten Basalt Strukturen im Hongi Valley. Dann folgen ein paar hölzerne Treppen, die über die steile Vulkanasche montiert wurden.

Sie enden so auf 1850 m Höhe und ab jetzt heißt es zwei Schritte vor, einen zurück. Aufgrund der Steilheit ist das Vorwärtskommen im Schutt äußerst mühsam, einige Bergfreunde versuchen es auf allen vieren. Im Nebel ist die jeweils nächste Markierungsstange nicht immer sofort zu erkennen, aber am Besten ist sowieso, dass man sich seine eigene Spur sucht. Ich werde jedenfalls nie wieder ein Wort über das mühsame Steigen im Dammkar verlieren.

Über den Lava Schutt geht's westlich des Snow Valley geradeaus nach oben zum Beginn des Lizards, ein felsiger Kamm, der ab ca. 2150 m Höhe in südliche Richtung zum Kraterrand schwenkt. Endlich ist das sandige Gerutsche beendet und außerdem befinden wir uns nun über dem Nebel mit fantastischer Fernsicht über die Wolkendecke. Die Freude währt allerdings nur kurz. "ROCKS!!" plärrt jemand von oben. Ein Fußball-großer Brocken poltert mit Sicherheitsabstand rechts von uns vorbei. Kaum fünf Minuten später hören wir es wieder krachen, diesmal ohne Vorwarnung, diesmal links. Wir beschleunigen, um schnell aus der Gefahrenzone zu flüchten, kommen dabei ziemlich außer Atem, weil wir immer wieder stehen bleiben und mit mulmigem Gefühl nach oben schauen.

Kurz vor dem Kraterrand (Markierungsstange Nummer 0) in einer Höhe von etwa 2350 Metern artet die Wanderung dann kurz in Kletterei aus, vielleicht könnte man das Überklettern und den kurzen Abstieg in die Caldera mit I bewerten. Die ist mit Schnee und Eis gefüllt, aber Steigeisen brauchen wir nicht. Aufgrund eines Hinweises im Visitor Center habe ich Grödel mitgeschleppt, egal.

Links sieht man den Sharks Tooth, den spitzigen Nebengipfel, rechts den Hauptgipfel, der nun wieder über Vulkanschutt erstiegen werden muss. Auch diese letzten 70 Höhenmeter sind nicht ganz frei von Steinschlag.

Überraschend geräumig präsentiert sich der Gipfel des Mount Taranaki. Dies ist auch notwendig, denn der Ansturm ist doch erheblich, etliche Bergfreunde wollen die Aussicht geniessen. Nach wie vor erschwert eine Wolkendecke den Tiefblick, aber die Fernsicht ist fantastisch. Da weit und breit nichts im Weg steht, meint man die Erdkrümmung zu erkennen. Nach einer langen Pause machen wir uns an den Abstieg, der auf dem Anstiegsweg erfolgt.

Fazit:
Die Gefahr besteht hauptsächlich darin, dass viele Leute am Berg sind, vor allem bei gutem Wetter und am Wochenende. Ein Großteil davon "ill-equipped", wie ein entgegenkommender Bergsteiger meint. Glatte Sohlen führen zu Stürzen, Stürze führen zu Brüchen. Auch die geforderten "high level backcountry skills" wie Trittsicherheit sollten vorhanden sein, sonst löst man leicht Steinschlag aus und gefährdet Nachsteigende. Mit einem Wetterumschwung ist jederzeit zu rechnen (siehe Fotos), wir konnten im Nebel einige frierende Gestalten ausmachen. Es gibt kein Wasser auf dieser Route, im Gegenteil, es staubt oft gewaltig wie in der Wüste. Als Alternative empfiehlt mein Gesprächspartner die Southern Summit Route, die vom Dawson Falls Visitor Center startet. Sie ist ab Fanthams Peak allerdings nicht markiert und auch bei besten Bedingungen aufwändiger als die Nordroute. Vielleicht hätten wir uns vorab mehr über diese Option informieren sollen, aber hinterher ist man immer schlauer. Die benötigte Zeit für eine Besteigung auf der Normalroute wird offiziell mit 8-10 h angegeben. Je nachdem, wie lange man pausiert, Fotos schiesst oder im Verkehr fest steckt, ist dies durchaus realistisch.

Er schaut so friedlich aus, von unten, der deceptive mountain. Und egal wie man es nimmt, seine Besteigung ist eine äußerst beeindruckende Tour.

Tourengänger: Max


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Kommentare (2)


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muellerto hat gesagt:
Gesendet am 28. April 2019 um 17:26
Fast auf den Tag genau 19 Jahre her :)

Ich hab allerdings den Gipfel nur später vom Flugzeug aus gesehen, östlich noch einen weiteren (Ruapehu). Vom Boden aus war der Taranaki immer im Nebel, wobei der Nebel fast bis zum Boden reichte, der ganze Berg war gewissermaßen unsichtbar, so dass wir es damals bei einer Umrundung belassen haben.

Max hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. April 2019 um 20:37
Ja, das mit der Bewölkung ist so eine Sache an diesem Berg. Wir warteten auch auf das vermeintlich beste Zeitfenster, bestätigt von diversen Internet Wetterdiensten. Wie man sieht, waren wir nicht zu 100% erfolgreich.


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