Tongariro Alpine Crossing mit Mt. Ngauruhoe (2287m) - Zwischen Massenauflauf und Einsamkeit


Publiziert von pame , 15. Mai 2019 um 06:00.

Region: Welt » New Zealand » Tongariro Nationalpark
Tour Datum:24 April 2019
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: NZ 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1850 m
Strecke:s. Wegpunkte und GPS-Track (ca. 25 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Turangi zum Ketetahi Shuttle Car Park (ca. 23km, 20min.). Vom Ketetahi Shuttle Car Park mit Taxi Shuttle (vorher reservieren) zum Mangatepopo Car Park (ca. 20km, 20min., Schotterstraße mit 2WD-PKW befahrbar, nur 4h parken erlaubt für Privat-PKW).
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Von Turangi zum Ketetahi Shuttle Car Park (ca. 23km, 20min.).
Unterkunftmöglichkeiten:Unterwegs keine. In Turangi viele Motels, Hostels, etc.

Der "Tongariro Alpine Crossing" auf der Nordinsel ist wahrscheinlich die populärste Tageswanderung Neuseelands und auf HIKR sowie anderswo im Netz ausreichend beschrieben. Hier ist eine etwas längere Variante, die die Besteigung des Mount Ngauruhoe (2287m) mit einschließt. Mount Ngauruhoe ist ein formschöner Vulkankegel, der als "Mount Doom" in den Herr-der-Ringe-Filmen herhalten musste. Leider hatten wir uns ausgerechnet einen Tag zwischen Ostern und ANZAC-day ausgesucht, also einen Zeitraum, in dem sich viele Neuseeländer freinehmen. Entsprechend gut besucht war die Tour. Und das ist noch milde ausgedrückt!

Der große Ketetahi-Parkplatz, von wo normalerweise Shuttle-Busse die Wanderer zum Ausgangspunkt Mangatepopo (1123m) bringen, war schon frühmorgens rappelvoll, und wir mussten einen halben km entfernt an der Hauptstraße parken. Es war ein ständiges Kommen und Gehen, mit Bussen, die im Minutentakt die Menschenmassen einsammelten wie zur Rush Hour. Wenigstens hatten wir eine Reservierung und sind pünktlich von unserem Fahrer abgeholt worden, der auf der ca. halbstündigen Fahrt zum Startpunkt ein paar Auskünfte zur momentanen Weg- und Wettersituation erteilte.

Unsere Tour bestand im Prinzip aus drei Teilen: Der ersten Hälfte des Tongariro-Crossings (T2) von der Mangatepopo Hut (1190m) zum Sattel (1660m) zw. Mt.Tongariro (1967m) und Mt.Ngauhuroe (2291m), die wir im Pulk mit Hunderten anderer Wanderer gemacht haben, dann dem Abstecher zum Mt.Ngauruhoe (ca. 600Hm, T5), wo wir nur etwa ein halbes Dutzend Leute getroffen haben, und zuletzt der nun fast einsamen zweiten Hälfte des Tongariro-Crossings (T2) vom oben erwähnten Sattel zum Ketetahi Parkplatz (700m), wo unser Auto stand.

Der weglose, unmarkierte Aufstieg vom Sattel (1660m) zum Mt.Ngauhuroe (2291m) ist - wie man erwarten kann - ziemlich mühsam. Über sehr loses Geröll (zwei Schritte vor - ein Schritt zurück) geht's geradewegs die Flanke hinauf zum Krater. Am Besten hält man sich an ein offensichtliches Felsband, dass sich fast die ganze Flanke herunterzieht. Hier kann man wenigstens in einigermaßem festen Gelände, leicht kraxelnd (T5, I) aufsteigen. Achtung: Die Gipfelregion ist etwas unübersichtlich und besteht aus mehreren Kraterwällen. Bei Nebel ist hier gutes Orientierungsvermögen angesagt.

Wir hatten zum Glück gute Sicht und konnten nach 1.5h mühsamen Aufstiegs in den beeindruckenden und vielfarbigen Kraterkessel schauen. In den Krater absteigen sollte man natürlich wegen gefährlicher Ausgasungen auf keinen Fall. Also haben wir hier oben bei schönstem Sonnenschein ein Päuschen gemacht.

Da es allerdings um diese Jahreszeit auf über 2000m dann doch schon recht kalt war - wir trafen beim Abstieg auch auf ein paar Neuschneefelder - machten wir uns bald auf den Weg. Wie erwartet war der Abstieg wie immer auf solchen Schutthalden dann viel schneller als der Aufstieg, und schon bald waren wir wieder am Sattel (1660m), wo jetzt kaum noch Leute unterwegs waren.   

Leider verschwand die Landschaft nun im Nebel und leichten Nieselregen, was aber durchaus zur mystischen Stimmung in dieser Ödnis beitrug. Es ging wieder ein paar Hundert Hm hinauf zum Red Crater (1860m), und etwas später kamen wir an den verschiedenen Seen (Emerald Lakes, Blue Lake) vorbei, deren ausgeprägte Farben im Nebel leider nicht so gut zur Geltung kamen.

Wie schon in anderen Berichten angemerkt zieht sich der Rest des Weges ziemlich. Allerdings kamen wir auf ca. 1600m Höhe wieder unter die Wolkendecke und hatten im warmen Abendlicht einen grandiosen Blick über die weite Hügellandschaft nördlich des Tongariro-Massivs. Da wir schon recht lange unterwegs waren, und es Ende April ja schon früh dunkel wird, mussten wir die letzten paar km mit Stirnlampen bewältigen, aber nicht ohne zum Schluss den fantastischen Südsternhimmel zu bewundern.

Fazit:
  • Das Highlight dieser gut machbaren und sehr abwechslungsreichen Tagestour ist ganz klar die grandiose, wüstenhafte Vulkanlandschaft. Auch sind die Wege - abgesehen vom Aufstieg auf Mt.Ngauruhoe (2291m) - exzellent angelegt und gut markiert.
  • Leider ist es schwierig den Massen zu entgehen. Evtl. müsste man ganz früh oder ganz spät loslaufen, um den ärgsten Pulk zu vermeiden. Dann muss man allerdings die Fahrten zu den weit auseinanderliegenden Parkplätzen organisieren. 
  • Eine zusätzliche Komplikation ist, dass man am Ende der 7km langen Mangatepopo-Road nur 4h parken darf, was natürlich für eine solche Wanderung wie hier beschrieben bei weitem nicht ausreicht. Man kann wohl davon ausgehen, dass diese seltsame Parkregelung in erster Linie dazu dient, den Busunternehmen eine sichere Einkommensquelle zu verschaffen.
  • Die Wettersituation nicht unterschätzen! Man bewegt sich durchweg in offenem, hochgelegenen Gelände. Bei starkem Schneefall oder Sturm könnte die Länge der Tour und die mangelnden Ausweichmöglichkeiten zu ernsten Problemen führen.

Tourengänger: pame


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Kommentare (2)


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Andi_mit_i hat gesagt:
Gesendet am 15. Mai 2019 um 22:02
Ich war im November 2017 in Neuseeland und wir wollten den Mt. Ngauruhoe eigentlich machen und noch ein bißchen die Gegend erkunden, mussten aber am Parkplatz feststellen dass dies 4h-Parkregelung ganz neu eingeführt wurde. Damit war eine genauere Erkundung zeitlich nicht machbar. Wir sind dann im Eiltempo bis zu den Emerald Lakes und wieder zurück gegangen. Die Menschenmassen sind wirklich abschreckend, erst am Rückweg wurde es ruhiger. Schade dass man so eine wandererfeindliche Parklänge eingeführt hat. Da wäre sogar ein Parkautomat für einen Aufpreis eine faire Sache gewesen. Oder 6 Stunden anbieten, dann würde man auch einige schöne Touren gehen können. 4 Stunden sind schon sehr knapp und macht alles ziemlich unentspannt.

Wenn ich nochmal nach NZ reise werde ich mich wohl auf die Südinsel konzentrieren, da ist noch nicht soviel los und der Kommerz noch nicht ganz so angekommen. Aber vermutlich alles nur eine Frage der Zeit bis das da unten auch noch kommt :-(

pame hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Mai 2019 um 00:45
Ja, ich kann mir keinen wirklich überzeugenden Grund für diese Parkregelung vorstellen (außer, wie schon oben gesagt, die Busunternehmen zu unterstützen).

Was Menschenmassen angeht ist der Tongariro-Crossing wirklich ein extremer Fall. Aber das sieht stellenweise auf der Südinsel leider genauso aus, z.B. am Lake Matheson oder am Roys Pike.

Mir hat mal jemand gesagt, am Besten alle die Orte vermeiden, die der Lonely Planet empfiehlt. Damit kann man dann dem größten Andrang aus dem Weg gehen :-).


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