Graue Schimme (3053m) - Schneeschuhtour im Tauerntal


Publiziert von BigE17 , 26. April 2019 um 10:31.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Granatspitzgruppe
Tour Datum:18 April 2019
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT5 - Alpine Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m
Strecke:11,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Matrei in Osttirol entlang der Felbertauernstraße, bis auf der linken Seite die Straße nach Raneburg abzweigt. Hier noch ganz kurz der Felbertauernstraße folgen, bis die Straße den Petersbach überquert (ca. 1320m). Gleich danach kann man das Auto an der rechten Seite parken, aber es ist sehr wenig Platz. Alternativ kann man 500 Meter weiter fahren und links vor der Gallerie parken. Hierher auch von Mittersill durch den Felbertauerntunnel.
Unterkunftmöglichkeiten:Keine

Der Graue Schimme ist ein unspektakulärer Gipfel mitten in der Granatspitzgruppe. Da er sich gleich nördlich des bekannten Großen Muntanitz befindet, wird der Graue Schimme kaum beachtet. Außerhalb von Osttirol kennt ihn kaum jemand. Vom Kalser Tal aus ist er nicht zu sehen, von der Felbertauernstraße aus fällt er kaum auf. Man kennt ihn eigentlich nur deshalb, weil er im Winter ein sehr schönes Skitourenziel ist.

Wegen des schönen Wetters in den Osterferien beschlossen mein Tourenpartner und ich, diese vermeintlich einsame Tour zu unternehmen. Um es vorweg zu nehmen: Wir waren an diesem Tag nicht die einzigen auf diesem Gipfel. Außerdem beschlossen wir, den Grauen Schimme mit Schneeschuhen und nicht mit Ski zu besteigen, da wir die Ski sehr weit tragen hätten müssen.

So fuhren wir in aller Früh um kurz nach 5 in Lienz los und erreichten den Petersbach um 5:50. Da der Weg von unten gesehen so aussah, als würde er nach wenigen Metern im Bachbett des Petersbaches enden, entschieden wir uns, 500 Meter weiter vor der Gallerie zu parken und von dort die Tour zu starten. 

Ein Weg führte uns noch auf die Gallerie, dann mussten wir sofort weglos über einen steilen Grashang nach oben gehen. Wir wollten nun versuchen, auf diese Weise den Dr. Karl-Jirsch-Weg zu erreichen. Nach einer problemlosen kurzen Waldpassage befanden wir uns auf der großen Wiese, die vom Taxerkogel westseitig bis ins Tal abfällt. Auf dieser stiegen wir bis auf 1700m auf, weiter oben befand sich jedoch sehr viel Schnee. Daher mussten wir weglos durch den Wald hinüber zur Kessleralm queren. Dabei waren jedoch einige steile Schneefelder zu queren. Hierfür waren Schneeketten ein Muss! So konnten wir die Felder sicher queren, das kostete jedoch ordentlich Zeit. So kamen wir erst nach fast 2 Stunden Gehzeit bei der Kessleralm an.

Hier konnten wir nun auch zum ersten Mal den dem Grauen Schimme westlich vorgelagerten Gipfel, den Graukogel, sehen. Unser Ziel war es, diesen südseitig zu umgehen, um so zum Schimme zu gelangen. Doch zunächst mussten wir bis in den hintersten Talkessel hinein. Anfangs fanden wir auf der linken Talseite noch Steigspuren, bald wurde das Gelände jedoch sehr unwegsam. Deshalb stiegen wir ins Bachbett des Petersbaches ab und folgten diesem kurz. Schon bald verließen wir es nach rechts, um eine schöne, leicht ansteigende Ebene zu erreichen. Weil der Schnee sehr hart war, ließen wir die Schneeschuhe weiterhin am Rucksack und stiegen mit den Schneeketten an den Schuhen weiter auf.

Auf ca. 2200m war schließlich das Ende des Tales erreicht. Nun kann man beliebig über den steilen Hang aufsteigen, es wird nie steiler als 30°. Am besten geht es, wenn man sich anfangs eher links hält und dann leicht nach rechts quert. Auf 2600m war der große Hang überwunden und es wurde deutlich flacher. In angenehmer Steigung ging es so südlich des Graukogels höher, der Schnee war - abgesehen von einer kurzen Passage mit Bruchharsch - immer noch hart. Nach einer weiteren kurzen Steilstufe tauchte zum ersten Mal das heutige Gipfelziel auf. 

Wir befanden uns schon auf fast 2900m Höhe, hier war es aber vorbei mit den herrlichen Schneebedingungen. Deshalb mussten wir nun doch noch die Schneeschuhe verwenden. Mit diesen konnten wir problemlos zur SW-Flanke des Grauen Schimme queren. Hier befanden wir uns zwar auf einem Gletscher, von dem im Sommer allerdings nicht mehr viel übrig ist. Deshalb konnten wir ihn bedenkenlos ohne Seil betreten. Als wir die Flanke erreichten, wurde es nochmal steiler, es war allerdings immer noch problemlos. Erst ganz zum Schluss steilte sich die Flanke ordentlich auf. Hier ließen wir die Schneeschuhe zurück. Da wir erst zu spät bemerkten, dass der Hang links von uns, der direkt zum Gipfel führt, bereits aufgefirnt war, stiegen wir geradeaus hinauf, bis wir nach rechts zu den Felsen gelangten konnten. In einfacher Kletterei überwanden wir diese (I), um den Grat zu erreichen. Dieser führte uns in kurzer Zeit zum Gipfel (I).

Wir genossen das fantastische Panorama: Großglockner im Osten, Großvenediger im Westen, im Norden der Tauernhauptkamm mit Tauernkogel, Kratzenberg, usw. Aber am spektakulärsten sieht die unnahbare Nordwand des benachbarten Großen Muntanitz aus. Auch der Tiefblick über den Nordgrat des Grauen Schimme sieht nicht gerade einladend aus (laut Georg Zlöbl Kletterei Schwierigkeitsgrad III). Zu unserem Erstaunen tauchten unter uns am letzten flachen Boden vor dem Gipfel 4 Skitourengeher auf. Auf diesem Gipfel hatten wir wirklich nicht mit Gesellschaft gerechnet.

Nach einer halben Stunde am Gipfel begannen wir mit dem Abstieg. Hier stiegen wir über den aufgefirnten Hang angenehm zu den Schneeschuhen ab. Wir packten diese aber gleich weg, da wir bei jedem Schritt ein klein wenig einsanken und so sehr schnell vorankamen. Noch in der Gipfelflanke trafen wir auf die Skitourengeher und plauderten mit ihnen ein wenig. Entlang unserer Aufstiegsspuren stiegen wir bis auf 2300m sehr angenehm ab.

Hier landeten wir dann auf einmal im tiefen Sulz. Daher mussten wir wieder die Schneeschuhe anziehen, um weiterzukommen. Wir beschlossen auch, durch eine etwas steilere Rinne rechts vom Aufstiegsweg abzukürzen. Da ich das erste Mal überhaupt mit Schneeschuhen unterwegs war, war natürlich der eine oder andere Ausrutscher unvermeidbar. Unten auf der flachen Ebene hielten wir uns stets in der Nähe des Bachbettes und betraten dieses dann auch. Weil der Schnee schon ziemlich weich war, hielten wir uns stets rechts des Baches, um nicht durch den Schnee durchzubrechen - sicher ist sicher. Zurück bei der Kessleralm konnten wir die Schneeschuhe entgültig in den Rucksack packen. 

Nun stiegen wir über den richtigen Weg von der Kessleralm in Richtung Felbertauernstraße ab. Noch kurz konnten wir über wieder angenehmen Trittschnee abwärts gehen, dann waren wir im Gras. Wegen der nassen Schuhe war die Angelegenheit ziemlich rutschig, aber keineswegs gefährlich. Im unteren Teil der Wiesen begannen wir damit, den Weg zurück ins Tal zu suchen. Unerklärlicherweise liefen wir direkt an ihm vorbei. Auf der untersten Wiese angekommen ging es entlang von Steigspuren in den Wald. Am Anfang war das Gelände noch in Ordnung, doch schon bald waren die Steigspuren zu Ende und es wurde immer steiler. Deshalb mussten wir wieder die 50 Hm zurück zur Wiese aufsteigen. Wir hielten uns stets am linken Rand der Wiesen auf. Gleich oberhalb der kleinen untersten Wiese sahen wir den Weg, an dem wir vorher geradewegs vorbeigelaufen waren. So konnten wir über den steilen Steig zur Felbertauernstraße absteigen und mussten dann nur noch 500 Meter entlang der Straße zum Auto zurückkehren. Dieses erreichten wir kurz vor halb 3.

Erwähnenswertes:
1. Wenn man von Anfang an den richtigen Weg nimmt, ist die Tour sicher um eine Stunde schneller zu schaffen.

2. Man muss auf alle Fälle sehr Früh starten, wenn man so tolle Bedingungen wie wir haben möchte (auf keinen Fall später als 6, besser um 5). 

3. Im April ist es sehr zu empfehlen, die Tour ohne Ski anzugehen, weil man diese fast bis zur Kessleralm tragen muss. Natürlich muss man sie auch von dieser wieder hinuntertragen. 

4. Obwohl die Hänge nicht allzu steil sind, muss die Lawinensituation unbedingt beachtet werden.

5. Man darf die Länge der Tour nicht unterschätzen, da es unterwegs keine Schutzhütte gibt (die Kessleralm hat im April selbstverständlich noch geschlossen).

6. Bei schönem Wetter steht einer herrlichen Frphjahrsbergtour nichts mehr im Wege. 

Tourengänger: BigE17


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