Gran Paradiso (4061 m) - Skitour zum Sonnenaufgang auf den höchsten Italiener


Publiziert von boerscht , 26. April 2019 um 16:43.

Region: Welt » Italien » Aostatal
Tour Datum:19 April 2019
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 2050 m
Abstieg: 2050 m
Strecke:20,0 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über A5/Aosta nach Le Breuil/Pont. Kostenlose PP vorhanden.
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Vittorio Emanuele II; Rifugio Federico Chabod
Kartennummer:openslopemap.org

Diese Saison erst mit Skitouren angefangen, war mein Ziel, es im Frühjahr noch auf einen 4000er zu schaffen. Der Gran Paradiso bietet sich als relativ einfache Skitour hier gut an. Die Hütte haben wir schon 3 Monate zuvor reserviert, da an Ostern hier sicher die Hölle los sein wird, was sich dann auch bestätigte.

Tag 1:

Pont - Rifugio Vittorio Emanuele II WS+, T3; 2,5 h:


Nach langer Anfahrt ins Aostatal erreichen wir gegen 15 Uhr den großen Parkplatz am Ende der Straße in Pont. Der Start der Tour sieht schon gut aus, es liegt noch Schnee im Tal und man kann vom Parkplatz aus direkt mit den Ski starten.
Zunächst über die Brücke direkt beim Parkplatz und dann falch den Bach entlang bis zum Rifugio Tetras Lyre.
Hier müssen wir nun leider doch die Ski an den Ruckack binden. Der Weg durch den Wald ist schon zum Großteil schneefrei und wir folgen dem Wanderweg zum Rifugio Vittorio Emanuele in vielen Serpentinen hinauf.
Auf etwa 2250 m können die Ski wieder angelegt werden und es folgen steile Spitzkehren bis es wieder flacher wird. Auf guter Spur gehts weiter in Richtung Rifugio, wobei der Schnee trotz bestem Wetter und warmen temperaturen hier noch nicht wirklich aufgefirnt ist. Gegen 18 Uhr erreichen wir die Hütte und bekommen ein 5 er Zimmer, welches wir heute sogar für uns alleine haben, perfekt.
Nach Abendessen und Bier auf der Terasse gehts früh ins Bett, da wir gegen 3 Uhr am nächsten Morgen los wollen, um zum Sonnenaufgang am Gipfel zu sein und dem Trubel am Berg zu entgehen, da hier Morgen sehr viel los sein wird. Ist schließlich bestes Wetter gemeldet und Osterwochenenende.


Tag 2:

Rifugio Vittorio Emanuele II - Ghiacciaio del Gran Paradiso - Gran Paradiso WS+, II; 4,5 h:


Eigentlich wollten wir heute erst auf die La Tresenta und den Gran Paradiso am Sonntag machen, der besseren Akklimatisation wegen. Da das Wetter für heute allerdings perfekt aussieht und Sonntag eher unsicher ist, entscheiden wir uns, lieber doch schon heute auf den Gran Paradiso zu gehen.
Auf der Hütte würde es erst ab 6 Uhr Frühstück geben, das ist uns viel zu spät. Wir starten, während alle anderen noch schlafen um 3 Uhr in die Nacht hinaus.
Dank Vollmond ist es gut hell und man braucht die Stirnlampen eigentlich fast gar nicht. Der Schnee ist wie zu erwarten hart gefroren und es lässt sich bestens gehen. Zunächst Quert man von der Hütte nach Norden, steigt dann eine erste Steigung hinauf und folgt nun unterhalb der markanten Moräne der erkennbaren, besten Spur hinauf zum Gletscherbruch. Bis hier alles einfach und kaum zu verfehlen.
Durch den Gletscherbruch führt die Spur relativ weit links hinauf auf den Gran Paradiso Gletscher. Von Spalten ist weit und breit nichts zu sehen und wir sparen uns das Anseilen. Es liegt noch viel Schnee und die Schneedecke ist pickelhart gefroren.
Der Aufschwung zur Becca di Moncorve ist dann recht steil und es hat hier keine gute Spur mehr. Das ganze ist recht mühsam und kostet uns einiges an Zeit. Die Höhe und fehlende Akklimatisierung spüren wir etwas und kommen doch ordentlich ins Schnaufen.
Leider waren wir recht langsam unterwegs und haben es nicht ganz zum Sonnenaufgang auf den Gipfel geschafft, sondern nur bis zur Becca di Moncorve.
Lange Pause machen und den Sonnenaufgang genießen ist nicht drin, da es hier sehr windig ist und eisig kalt. Es hat etwa -10°C, dazu kommt der recht starke Wind.
Weiter gehts über den Gletscher unter den Felssporn Il Roc und hinauf unter den Bergschrund kurz unterhalb des Gipfels. Dieser ist nur noch teilweise gut eingeschneit. Unterhalb deponieren wir die Ski und packen Steigeisen und Pickel aus. Der Pickel wird jedoch eigentlich nicht benötigt und ist bei der Kraxelei am Gipfel eher hinderlich.
Wir gehen am Seil, es hat relativ neue Stangen mit Öse, an denen man das Seil ohne Karabiner einhaken kann und somit einfach und schnell am laufenden Seil gehen kann. Bohrhaken hätte es am Anfang und Ende der Schlüsselstelle auch, um richtig zu sichern, erscheint uns aber nicht nötig. Bei den heutigen, trockenen und fast schneefreien Verhältnissen wäre es auch ohne Sicherung gut gegangen.
Die Querung unter dem Gipfel ist ausgesetzt, es hat jedoch gute, breite Tritte und Griffe, ein IIer ist hier fast überbewertet.
Am Gipfel bei der Madonna freuen wir uns auf dem höchsten Italiener zu stehen. Der Mont Blanc und hohe umliegende Gipfel schauen aus dem endlosen Nebelmeer heraus. Direkt mit uns kommen 3 Jungs aus Österreich hoch, die sind im Tal gestartet und das erst 2 h nachdem wir an der Hütte los sind. Verdammt schnell, nicht schlecht, liegt sicher nicht nur an den ultraleichten Carbon Skischuhen.
Ein Blick nach unten verheißt nichts gutes, da sind Massen an Leuten im anmarsch, wir waren wohl doch sehr langsam. Also schnell weider runter vom Gipfel zu den Ski, bevor hier oben das Chaos ausbricht.

Gran Paradiso - Rifugio Vittorio Emanuele II WS+,II; 1 h:

In der Abfahrt ist viel Gegenverkehr. Der Schnee ist noch relativ hart, nicht wirklich ein Vergnügen, es geht aber recht flott und ganz gut nach unten. Der Aufstiegsspur folgen wir nur gaaanz grob. Spalten sind auf der gesamten Abfahrt nicht zu sehen. Bei Firn, später am Tag sicher eine super tolle Abfahrt.
Bald folgt der Gletscherbruch über den wir eigentlich ziemlich direkt abfahren und dann ist auch schon bald wieder die Hütte erreicht.
Frühes Mittagessen, Bier und dann erstmal Mittagsschlaf. Der fällt irgendwie länger aus als gedacht und so penenn wir fast bis zum Abendessen durch.


Tag 3:

Rifugio Vittorio Emanuele II - Pont WS+, T3; 1,5 h:

Ich wache gegen 6 Uhr auf, als die beiden Franzosen, welche heute Nacht noch im Zimmer waren, zum Frühstück gehen. Ein Blick aus dem Fenster verheißt starken Wind und hohe Bewökung. Etwas Nebel kommt auch schon rein. Nach kurzem Überlegen ob wir noch auf die La Tresenta gehen sollen, wieder ab ins Bett und erstmal bis 8 Uhr ausschlafen, in der Hütte unten wäre ohnehin die Hölle los.
Nach entspanntem Frühstück, wobei die Hütte nun wie ausgestorben ist, entscheiden wir uns endgültig auf den Gipfel La Tresenta zu verzichten und direkt abzufahren. Wollen heute Mittag eh noch nach Chamonix weiter und auf dem Weg eine Schlucht anschauen.
Die Abfahrt ab der Hütte hist noch pickelhart gefroren, jedoch gut und einfach zu fahren, da es nicht wirklich steil ist. Die Stelle bevors in den Wald geht ist schon aufgesulzt und recht steil, hier brauchts doch relativ sicheres abfahrtskönnen.
Die Ski kommen wieder an den Rucksack und durch den Wald gehts einfach zu fuß auf dem Sommerweg wieder nach unten zum Parkplatz in Pont.


Der Gran Paradiso als Skitour eignet sich wirklich super und ist wohl für konditiosstarke auch an einem Tag machbar. Von der Skischwierigkeit auch für nicht so gute Abfahrer möglich. Die Aussicht vom Gipfel ist der Knaller und die Kraxelei oben ist zwar kurz, doch spaßig.
Man solle jedoch auf jeden Fall antizyklisch gehen, sonst landet man im Stau, was einem wohl die ganze Tour versauen kann. Kann es nur empfehlen früh los zu gehen, es lohnt sich.


Tourengänger: boerscht


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Kommentare (2)


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MicheleK hat gesagt:
Gesendet am 26. April 2019 um 19:21
Super Photos, herzlichen Glückwunsch. Ich war 2011 oben, von der Chabod Hütte aus, soo lange her..
Gruss, Michele

boerscht hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. April 2019 um 19:39
Vielen Dank Michele, freut mich!

Gruß, Adrian


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