Dreieckspitz 3031m - Schönwetterstress

Ein brutales Schönwetterhoch nähert sich zum Wochenende, kann man da zuhause bleiben? Überall spürt man den Freizeitstress, unendliche Möglichkeiten tun sich auf. Der Gardasee wird wahrscheinlich überrannt, im Unterland suchen sie nach Frühlingsblühern und die Skitourenhungrigen wissen nicht wohin zuerst. Ich lasse das Schicksal entscheiden und warte auf Angebote. Prompt meldet sich Priska und sucht einen Skitourenpartner, schon ist mein Wochenende gerettet ;-)
Natürlich habe ich die passende Tour im Programm, man hat mir die Dreieckspitze empfohlen, ich krame in meiner Erinnerung und schon steht der Plan. Nach sechs Jahren ist auch für mich eine Tourenwiederholung akzeptabel. Ich weiß noch, wie sehr mich die Runde damals beeindruckt hat und ich will der weitgereisten Eggentaler Freundin natürlich ein Schmankerl bieten.
Der Besucherandrang hält sich noch in Grenzen, entspannt starten wir zunächst zu Fuß am Knuttenparkplatz und nach 15 Minuten schnallen wir die Ski unter. Irgendwie wäre ich fast lieber weiter gewandert, die lästigen Ski fühlen sich wie Fremdkörper an. Priska ist voll motiviert, mit Mühe passt sie sich meinem "Bergführerschritt" an und wir zotteln der Kofleralm entgegen. Die Sonne scheint, wolkenloser Himmel, ein Paradies tut sich auf. Gegenüber strahlen Schneebiger Nock und Hochgall, herrlich.
Nur ein wortkarger Nachfolger stört unsere Idylle, wir lassen ihn ziehen und folgen ihm in angemessenem Abstand zur Bärenluegscharte. In der folgenden etwas abschüssigen Querung kommt er plötzlich ins Stocken und wir müssen ihn wieder überholen. Wir legen die Harscheisen an und spitzen den letzten Steilhang zur Dreieckspitze, während er hinter uns die Steigeisen anlegt und zu Fuß weitersteigt!? Drei Italiener haben beides nicht nötig und staksen einfach mit Fellen hinauf, jeder, wie er kann oder mag!
Es findet sich ein nettes Platzerl, heute freuen wir uns sogar über eine Prise Wind zur Abkühlung, es ist ungewohnt warm geworden in den letzten Tagen. Unsere Variante über das Napfental ist noch fast unberührt und heimlich schleichen wir uns wieder abwärts, bevor sich eine ganze Alpenvereinssektion Richtung Gipfel nähert. Nebenan leuchtet das magische Fleischbachkees und am Gipfel wird unsere Querung natürlich beäugt. Die drei Italiener folgen, aber vorher surfen wir durch die pulvrigen Hänge und hinterlassen unsere Girlanden.
Leider ist die Knuttenalm geschlossen, so lassen wir es direkt auslaufen. Die unangenehmen Flachstücke sind schon sulzig aufgeweicht, so braucht es nocheinmal viel Schweiß und Skatingschritte bis wir endlich wieder am Auto stehen. In Rein suchen wir die erstbeste Sonnenterrasse und lassen uns nieder.
Ich lasse mich zu Erdbeertorte verleiten, aber die Früchte sind noch weicher als der Schnee und beim Blick auf den Apfelstrudel bereue ich meine Entscheidung. Die Entscheidung für die heutige Tour allerdings war goldrichtig, wir stahlen beide und rollen ohne Schönwetterstress mit sonnenverbrannten Gesichtern zurück ins mit 20 Grad beinahe sommerlich warme Tauferer Tal.