Sapitwa - don't go there


Publiziert von detlefpalm , 22. März 2019 um 00:39.

Region: Welt » Malawi
Tour Datum:11 Mai 1996
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: MW 
Zeitbedarf: 3 Tage 6:00
Aufstieg: 2300 m
Abstieg: 2300 m
Strecke:lang

Sapitwa ist der höchste Punkt des Mount Mulanje, mit 3002 Meter. Höhere Berge im Norden sind erst wieder der Kilmanjaro (Luftlinie 1450 Kilometer) und im Süden sind die Drakensberge in Südafrika und Lesotho geringfügig höher (Luftlinie 1272 Kilometer). Die Gipfeldichte in diesem Teil der Welt is also ziemlich bescheiden.

Als Inselberg mit einer Prominenz von 2319 Meter steht der Mulanje allerdings recht gewaltig in der Landschaft. Dieser link auf Wikipedia gibt einen guten Eindruck von der Isoliertheit und Größe.

In Chichewa, der lingua franca in Malawi, heißt Sapitwa soviel wie: Geh nicht dorthin. Das ist natürlich geradezu ein Aufruf an alle Hikr, eine Besteigung zu versuchen. 

Ein Gipfel des Mulanje Massifs soll sogar die längste Felskletterei Afrika's beherbergen: Chambe Peak mit seiner 1700 Meter hohen Westwand. Die Wand ist selbstverständlich schon mehrmals gemacht worden, aber man wird kaum am Einstieg Schlange stehen müssen.

Lange Zeit galt das Mulanje Plateau auf ca 2000 Meter Höhe als ziemlich unzugänglich. Zu unserer Zeit (in 1996) gab es keine Straße auf das Plateau, und Baumaterial für die sehr rudimentären Hütten wurde hochgetragen.

Mount Mulanje beheimatet die Mulanje Zeder. Sie kann bis zu 50 Meter hoch werden. Das Holz duftet wunderbar, und ist sehr begehrt als Bauholz, oder für Möbel und Schnitzereien. Die Zeder steht unter Schutz, aber Raubbau geht ziemlich ungehemmt weiter. Dazu werden die Bäume auf dem Plateau von Hand über Gruben in Planken gesägt, und Planke für Planke ins Tal getragen - jedenfalls war es so vor vielen Jahren, und laut den wenigen frischen Berichten ist es noch immer so.

Unser Anstieg begann in der Nähe von Chombe. Von dort ging es sozusagen auf kürzestem Weg zum Plateau und zur Tuchila Hut. Das sind 5 Kilometer Luftlinie für 1250 Höhenmeter. Die Hütte hatte nur einen Fußboden, Schlafsäcke bringt man selber mit, und am besten auch Matten.

Am nächsten Morgen brachen Todd und ich früh auf. Erst ging es gemütlich für zwei Stunden auf gutem Weg bis zu einem Abzweig, wo heute die Chisepo Hütte steht, auf ca 2200 Meter. Die gab es damals noch nicht. Hier geht es los über die meist blanken Felsen. Es gab keinen Weg oder Markierungen (heute gibt es Markierungen), und wir 'verhauten' uns regelmäßig mit unserer Kraxelei. Die Sicht war schlecht, im Zweifelsfalle liefen wir immer hoch. Alles kostete Zeit. 

Endlich erreichten wir die Hasenohren - wohl die berühmteste Landmarke auf dem Mulanje. Von da nochmal etwas Kraxelei, um eine Kurve rum, und da war dann wieder die Malawi-typische Gipfel-Betonsäule mit ihren windschiefen Blechplatten. Es hatte dichter Nebel eingesetzt, und es war eisig. Wir hatten Handschuhe vergessen mit auf das Plateau zu nehmen (wer denkt denn schon an sowas, in Malawi?). 

Zurück bei Nieselregen über die zum Teil sehr rutschigen Granitblöcke und Platten. Ein Knie machte mir zu schaffen. Das tat es immer mal seit ich alle 24 Stockwerke des Kenyatta Center in Nairobi wegen Stromausfall hatte runterlaufen müssen. Vom Abzweig unter dem eigentlichen Sapitwa dann noch ca 3 Stunden mit steifem Bein zurück bis zur Tuchila Hütte. Ankunft im Dunkeln im Schein der Taschenlampe.

Für den Abstieg am nächsten Tag suchten wir uns eine längere, aber weniger steile Strecke - wobei all Auf- und Abstiege vom Plateau steil bleiben.

Das ganze Abenteuer lässt sich noch vertiefen durch die Lektüre von Laurens van der Post's 'Journey into the Interior'. (Besser in Englisch als in Deutsch: Vorstoß ins Innere). Er beschreibt seine Reise in den fünfziger Jahren ins Nyassaland - das heutige Malawi, insbesondere eine Rundtour auf dem Mulanje Plateau, bei der der Gipfel gar nicht versucht wird. Wer sowas langweilig findet, liest better 'Flamingo Feather' vom selben Autor, wo er die Stimmung dieser Jahre auf dem afrikanischen Kontinent mit mehr Spannung verbindet. Natürlich kann man diese Bücher auch lesen, wenn man nicht Mulanje im Sinn hat.

Aufstieg Tuchila Hut, von Chombe: 3 Stunden
Tuchila - Chisepo Hut: 2-3 Stunden
Chisepo Hut - Sapitwa Retour: ca 6 Stunden (Weg heute markiert)
Von da beliebig runter. Die heutige Chisepo Hut lässt sich auch von anderen Richtungen erreichen.

Gesamtaufwand: 3 Tage.

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Tourengänger: detlefpalm


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