Wie letzten Sonntag eine Landesgrenze


Publiziert von Henrik , 14. Juni 2009 um 20:37.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:13 Juni 2009
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 400 m
Strecke:Biasca und Umgebung
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Unterkunftmöglichkeiten:Biasca / Blenio
Kartennummer:ivs-gis

 
überschritten wurde http://www.hikr.org/tour/post13989.html, kam ich gestern viel zu schnell an eine andere Grenze: nämlich an meine Leistungsgrenze, beim Versuch auf die Alp Nadro zu gelangen. Schon der Tagesansatz war eine Hypothek – gegen Mittag aufzusteigen kann wohl nur ein Flunder bzw. ein Flachländer! Ausgiebigst informiert habe ich mich auf dieser Page www.alpi-ticinesi.ch, doch in Natura sah das etwas anders aus. Immerhin bin ich bis zur letzten Brücke über den namenlosen Ri gekommen, doch die Steilheit mit meiner mangelnden Kondition und der Tageswärme...ich gab auf und kehrte um. Eine weise Entscheidung. Stattdessen stieg ich den weitaus weniger anstrengenden Pfad zum Fracion auf, setzte mich nach 2/3 Dritteln des Weges auf die Bank unter einer mächtigen Kastanie und überschaute zufrieden das flirrende Biasca von oben, fast eine Stunde lang! Die Ziegen, die auf dem warmen Asphaltweg unter den Bäumen ruhten, der von dort wieder hinab nach Biasca führte, liessen sich nicht von ihren Plätzen verscheuchen – ich umwanderte sie grosszügig, im Wissen, dass auch ich bei dieser schon fast wüstenartigen Wärme auf Rücksichtnahme zu hoffen gedenkte....Einen Moment fehlende Aufmerksamkeit als ich weiter abstieg durch eine parkähnliche Landschaft, als ich in die Knie ging – ich schlug mein linkes Knie an einem spitzen Stein auf – die ich immer noch spüre!
 
Die Grotti di Biasca sind eine Anhäufung von tatsächlichen Grotti, gleich vier buhlen um Gäste. Ich setzte mich ins Grotto del Mulo und bestellte das Tagesmenu. Von meinem Tisch aus Granit sah ich auf zwei mächtige Platanen neben mir, deren Stammausläufer am Boden wie Elefantenfüsse wirkten: grau, plattfussartig und breit. Die frühnachmittägliche Hitze, das Thermometer zeigte sogar im Schatten beinahe 30 Grad, versetzte meine Gedanken in den Urwald...Elefanten, Zikaden, grüne Hölle – ich musste mir einen Ruck geben, um zurückzufinden! Ich folgte dem Weg zurück zum Bahnhof entlang des Friedhofs – und wurde überwältigt als ich die Pfarrkirche San Carlo (Anfang des XIX. Jahrhunderts) betrat: allein die achteckige Form besticht, was in der CH eher selten anzutreffen ist. Die Schlichtheit im Innern war Anlass genug einfach den Raum auf mich wirken zu lassen. Weitaus mehr Historik und Kulturhintergründe bieten die am Kreuzweg liegenden kirchlichen Stätten, die ich aber nicht besucht habe: http://www.wandersite.ch/Tageswanderung/472_Tessin.html.
 
Von hier aus führt der Kreuzweg zur Kapelle Santa Petronilla, in dessen Nähe das Lido von Biasca nicht nur Einheimischen bei diesen Temperaturen Kühlung verschafft – imposant und schon jedem Bahnfahrer aufgefallen sind die Cascata di Santa Petronilla von Biasca, die bei guter Wasserführung über die unterste Fallstufe ein Bild abgeben wie der Schnabel eines Fichtenkreuzschnäblers!
 
Biasca und das Bleniotal sind Ausgangs- und Endpunkt für unzählige, auch tagelange Unternehmungen um den Lukmanier und die Nähe der Rheinwaldhorns. Völlig vergessen ist die Tatsache, dass von  Biasca aus eine Eisenbahn ins Bleniotal mal unterwegs gewesen ist: BA (Biasca - Acquarossa) - http://home.datacomm.ch/eisenbahn.info/biasca_aquarossa/haupt_doc.html. Das Ende kam 1973 – im Gegensatz zur Bahn im Misox (auch das gab es mal) scheinen keine touristischen Bemühungen da zu sein, diese auch nur für eine kurze Strecke aufleben zu lassen.
 
Von Biasca bis Acquarossa lässt sich aber ein Teil der Strecke nacherleben - hier die Links dazu: http://www.wandersite.ch/Tageswanderung/483_Tessin.html und http://www.eingestellte-bahnen.ch/615/19322.html?*session*id*key*=*session*id*val.

Tourengänger: Henrik


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Kommentare (2)


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Seeger hat gesagt: Bravo-Bravissimo
Gesendet am 14. Juni 2009 um 22:08
Ciao Henrik
Du bringst es fertig, dass der Leser auf die Reise mitkommt und mitfiebert. Grundehrlich. Man sieht Dich kämpfen, geniessen, begeistert. Deine beiden Bilder sind echte Puzzles: Das erste ist sicher Richtung Adula-Gruppe. Der Berg könnte das Vogelhorn sein(?). Das zweite ist sicher gegen den Grenzgrat Leventina/Verzasca = Via alta Verzasca. Man erkennt tatsächlich den Cramosino, aber auch den Efra/Basal links im Taleinschnitt des Val d'Ambra. Mehr rechts wirds dann schwieriger: Madom Gröss, Mezzodi...
Würde mich freuen, wenn noch weitere HIKR's miträtseln!
Tanti saluti
Andreas

roko hat gesagt: Miträtseln
Gesendet am 15. Juni 2009 um 19:27
kann ich leider nicht. Doch dir und Seeger möchte ich sagen: Die Berichte übers Tessin sind für mich wie das Salz in der Suppe...einfach genussvoll!
Gruss roko


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