Cerro La Esfinge 1275 m - Auf der Sphinx von Ushuaia


Publiziert von Ivo66 , 18. Januar 2019 um 04:01.

Region: Welt » Argentinien
Tour Datum:17 Januar 2019
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: RA 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1120 m
Abstieg: 1120 m
Strecke:Turbera - Valle Andorra - Laguna Encantada - Pass P. 970 m - Nordflanke - Cerro La Esfinge Hauptgipfel (P. 1275 m)

Der Cerro La Esfinge trägt seinen Namen zu Recht; Wie eine Sphinx thront er hoch über Ushuaia und bietet eine Aussicht über die Stadt und den Beagle-Kanal, wie sie den meisten Besuchern der südlichsten Stadt der Welt verborgen bleiben wird. Denn der Aufstieg zu seinem höchsten Punkt will verdient sein: Keine Markierungen, keine Wegspuren weisen die Route von der verträumt im Talkessel liegenden Laguna Encantada. Dazu ist die mehr oder weniger bequemste Route sowohl in der Trekking-Karte "Chalten Outdoor Maps" 1:65'000 (ein ohnehin viel zu grosser Massstab für eine unberührte Landschaft) als auch im Rother Wanderführer "Patagonien und Feuerland" falsch eingetragen.

Die Tour beginnt am Ende der Schotterstrasse in Turbera, oberhalb von Ushuaia, im malerischen Valle Andorra. Alleine schon ein paar Schritte in dieser idyllischen Flusslandschaft mit viel gelben Farbtönen des Hahnenfusses und die naturbelassenen Wasserströme sind ein Ausflug Wert. Auch als Tagesziel lohnend ist die hübsche Laguna Encantada, die etwas oberhalb in einem wilden Talabschluss eingebettet ist. Praktisch alle Bergwanderer begnügen sich denn auch mit dem romantischen Bergsee in unberührter Landschaft. 

Sowohl in der Skizze im Rother Wanderführer (mit der dortigen Routenbeschreibung konnten wir nicht viel anfangen) als auch in der 1:65'000 Trekking-Karte war die Route klar beginnend am südlichen Seeufer direkt nach Osten zum Bergkamm eingetragen. Das einladende Tälchen, welches einen gemütlichen Aufstieg zu versprechen schien, lag am nördlichen Ende des Sees. Auf Experimente wollten wir uns nicht einlassen, denn wir wussten nicht, was uns weiter oben erwarten würde. Das Kartenbild sagte dazu zu wenig aus. Und beide unabhängig voneinander produzierten professionelle Werke konnten sich ja nicht irren. 

Der Aufstieg durch Blumenpolster und hohes Gras in steilem Gelände gestaltete sich äusserst kraftraubend, da der Boden bei jedem Schritt etwas nachgab, ähnlich, wie wenn man in aufgeweichtem Schnee aufsteigt. Erst als wir den mühsamsten Teil hinter uns hatten, bestätigte sich, das die eigentlich offensichtliche Route durch das Tälchen weiter nördlich die bequemere Wahl gewesen wäre. Wir benutzten sie anschliessend zum gemütlichen Abstieg. 

Ohnehin merkwürdig war, dass der anzupeilende Grat an seinem Ende niemals der Gipfel sein konnte, denn die unbenannte Erhebung links davon überragte diesen um einiges und war mit einem gut 100 m tiefen Punkt auf der Karte kotiert. Als wir dann die vermeintliche Grathöhe erreicht hatten, wurde offensichtlich, dass der Weg zum höchsten Punkt noch weit war. Doch welches ist der höchste Punkt? Mehrere Felsbastionen grüssten vom weiter oben gelegenen Grat. Auf der Karte müsste der östlichste der Gipfel sein; aufgrund der Distanz schien dies auch plausibel, obwohl der Felskopf weiter westlich höher gelegen schien.

Je näher wir über bequem zu begehenden Schutt dem westlichen Gipfel kamen, desto offensichtlicher wurde, dass nicht dieser sondern einer der mittleren Gipfelköpfe der Hauptgipfel sein muss. Durch steiles Geröll kämpften wir uns nach einem Richtungswechsel hoch. Schliesslich legten wir die letzten Meter über den Grat zurück und der Schlussaufstieg auf den nicht geräumigen felsigen Gipfelkopf erfolgte mittels ein paar Kletterschritten. 

Eine Stunde mehr als im Führer angegeben benötigten wir durch dessen Fehlleitung für den gesamten Aufstieg. Aber es hatte sich gelohnt, denn die Aussicht war kaum zu überbieten. Die ganze Stadt Ushuaia lag uns in etwas Entfernung zu Füssen, mit dem Beagle-Kanal dahinter mit den südlichsten chilenischen Inseln, bevor das Meer auf die Antarktis trifft. Und auf der anderen Seite war eine Bergwelt zu bestaunen, die an Wildheit und Einsamkeit seinesgleichen sucht. Und wir wussten, dass dies weit mehr als die halbe Miete war, denn für den Abstieg kannten wir nun eine bequeme Route. Viel Geröllsurfen war angesagt, da kam uns unsere Erfahrung entgegen.

Waren am Vormittag nur wenige Bergwanderer unterwegs, kamen uns im Abstieg nach 17.00 Uhr immer noch zahlreiche Menschen entgegen. In Argentinien ist alles etwas später als bei uns: Man geht erst am Nachmittag in die Berge und wer vor 22.00 Uhr in einem Restaurant Platz nimmt, ist ohnehin sofort als Tourist entlarvt. 

Routenbeschreibung:

Die Siedlung Turbera erreicht man mit dem PW auf einer Schotterstrasse: Östlich von Ushuaia ist die Strasse ausgeschildert nach "Valle Andorra". Am Ende der Strasse befinden sich bei einem Gatter Parkmöglichkeiten. 

Man geht durch das Gatter hindurch und folgt dem Strässchen, zuletzt etwas abwärts bis zu einigen Baracken. Dort folgt man dem Flussverlauf nach links (flussaufwärts, vereinzelt Wegspuren), bis man nach ca. 30 Minuten zur Brücke trifft, die die Überquerung des Flusses ermöglicht. Anschliessend ist der Weg zur Laguna Encantada gut ausgeschildert und teilweise mit kleinen rot-blauen Metallmarkierungen an den Bäumen, weiter oben vor allem mit gelben Schleifen signalisiert. Eine Abzweigung ist deutlich ausgeschildert. Im oberen Bereich sind zahlreiche umgestürzte Bäume zu überklettern.

Bei der Laguna Encantada folgt man etwas dem östlichen Ufer (ein Biberdamm ermöglichst die Überquerung des ausfliessenden Bachs). Man folgt am Nordufer (Skizze im Rother Wanderführer und der 1:65'000 Trekking-Karte ignorieren) dem Bach der von Osten durch ein Tälchen in die Laguna führt. Später folgt man über Geröll bis ganz hinauf zum Sattel, wo man rechts den Gipfelbereich erblickt.

In der Folge peilt man den Hauptgipfel an. In losem Schutt steigt man auf zu den Felsbastionen in der Mitte des markanten Grats, der vor einem liegt. Der höchste Punkt befindet sich etwas östlich von den kleinen Radioantennen auf einem daneben stehenden Aufschwung. Zuletzt sind ein paar einfache Kletterschritte in wenig ausgesetztem Gelände erforderlich.

Tourengänger: Ivo66, Lena


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