Lemberg (1015 m) und 4 Tausender - auf dem Alb-Nordrandweg


Publiziert von ju_wi , 8. Juni 2009 um 23:17.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwäbische Alb
Tour Datum:16 Mai 2009
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 1550 m
Strecke:56,6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bhf Tuttlingen mit dem Auto
Zufahrt zum Ankunftspunkt:mit d. Bahn v Laufen zurück nach Tuttlingen
Unterkunftmöglichkeiten:Pension in Gosheim

Der Lemberg (1015 m) ist der höchste Berg der Schwäbischen Alb. Wir sind tatsächlich zum ersten Mal in der Schwäbischen Alb unterwegs, die bis dato für uns wandertechnisch einer der wenigen weißen Flecken auf der Deutschland-Karte war. Mit ihrem Tafelberg-artigen Kalkabbruch des Albrandes und dem Hochplateau haben wir sie zwar von der Autobahn und dem Fernseher häufiger wahrgenommen und auch mal daran gedacht hier einzutauchen, doch irgendwie haben wir es bisher einfach nicht gemacht. So kannten wir die Schwäbische Alb hauptsächlich von unseren regelmäßigen Allgäufahrten, bei denen wir sie im N mit der A8 durchqueren.

Nun sollte es an diesem Wochenende endlich so sein. Ideal zum Kennenlernen einer Region ist in unserer gewohnten Manier natürlich eine Streckenwanderung. Am besten einer der Hauptwanderwege und so, dass man bei Gefallen wieder ansetzen und fortsetzen kann. Die Leidenschaft nach dem höchsten Punkt sollte ideal auch gestillt werden. So war die Etappenwahl schnell getroffen. Von Tuttlingen an der Donau, dem Start beider Alb-Randwege, über den Nordrandweg und mit Besteigung von Lemberg und den beiden nächsthöchsten Bergen des Mittelgebirges bis nach Laufen an der Eyach.

Freitags reisen wir nach der Arbeit schonmal in die Region an, denn es sind doch pro Tag an die 30 km Strecke zu gehen und da wären gut 3 Autostunden Anfahrt morgens einfach zu viel. Wir übernachten in Albstadt-Burgfeld im sehr empfehlenswerten Landhaus Post. Der Gastwirt ist Mallorquiner und bietet eine entsprechend interessante Fischküche, die wir abends genießen.

Samstag nach dem Frühstück fahren wir zunächst nach Tuttlingen weiter und parken nahe dem Bahnhof unser Auto - rückreisegerecht. Zunächst durch die Stadt wandern wir zum Rathausplatz und der nahen Donaubrücke, wo der Nordrandweg beginnt. Eine schöne Tafel erläutert die Route beider Randwege. Kleine Sträßchen zum Ortsrand und einen Wiesenweg hinauf kommen wir an den Waldrand am Eichbühl, von wo sich ein schöner Blick auf Tuttlingen mit Burg präsentiert. Der Weg folgt panoramaartig dem Waldrand und dringt dann bergan in den Wald ein. Man passiert den fast 860 m hohen Kapf. Hier beobachten wir einen bei uns seltenen Schwarzspecht. Leider gelingt uns kein vernünftiges Foto. Weiter durch den Wald, oft nahe der hier noch nicht so ausgeprägten Albkante und manchmal mit Ausblick hinab, setzen wir den Weg über den Allmend fort, bis wir über Wiesen - nun weiter innen auf der Hochfläche das Örtchen Russberg erreichen.

Am Waldrand hinter dem Ort machen wir eine Brotzeit. Abwechselnd durch frühlingshaften Maiwald und Wiesen erreichen wir dann das Örtchen Risiberg. Steil an einer Waldkapelle hoch, über großflächige Wald-Wiesen-Muster bleiben wir eher weg vom Albrand. Nach einem Steinbruch kommen wir schließlich zum Fuß des Hirnbühl (973 m), wo ein 5-minütiger Abstecher uns zum Gipfel - sogar mit kleinem Kreuz ! - bringt. Von hier sehen wir immerhin die Alpenkette vom Allgäu über Bregenzer zum Alpstein und der Innerschweiz.

In der Folge nähern wir uns im Wald dann wieder der nun höheren Albkante. Nördlich vorbei am Dreifaltigkeitsberg führt der an der Kante oft zaunverstärkte Weg mit schönen Ausblicken auf Tiefland und zum Schwarzwald uns weiter zum Klippeneck. Dies ist ein schöner Ort, wenn auch Segelflugplatz - aber bei uns nicht in Betrieb. An einem ganz netten Gasthaus am Klippeneck gönnen wir uns ein Weizen bzw. einen Wein. Ein kurzes Stück hinter dem Klippeneck erreichen wir mit dem höchsten Punkt des Hummelsberg (1002 m) unseren ersten Tausender der Tour. Der Gipfel ist direkt an der Albkante. Längst haben wir unten unseren Etappenort Gosheim und den dahinterliegenden Lemberg identifiziert.

Nahe der Albkante bleibt der Weg in der "Höhe", bis es am Rand einer Wiese auf schmalem - fast ein wenig ausgesetztem - Waldpfad steil hinab zum Ortsrand von Gosheim hinabgeht. An der Hauptstraße entlang erreichen wir bald unseren Gasthof in Ortsmitte, wo wir übernachten (Name vergessen - war aber auch nicht besonders empfehlenswert). Immerhin handeln wir ein frühes Frühstück für 7 Uhr mit der Wirtin aus.

So können wir am nächsten Morgen bei herrlichem Sonnenschein - aber durchaus starken, kühlen Wind unseren Weg fortsetzen. Gosheim liegt auf 845 m ü NN. Es sind also 270 m zum Hausberg, dem Lemberg gutzumachen. Aus dem Ort und parallel zur Straße wird diese schließlich am Bergfuß ohne großen Höhengewinn überquert. Es folgt im Wald ein sehr steiler Aufstieg in Serpentinen, der uns schnell zum Lemberg (1015 m), dem höchsten Punkt der Schwäbischen Alb hinaufführt. Ein wirklich schöner 110 Jahre alter - angeblich nur 33m hoher, was mir mehr vorkam - Eisen-Aussichtsturm bietet uns einen Traumblick. Vom Schwarzwald kennen wir auf den Bergen die liebevoll geritzten Eisen-Panorama-Tafeln mit Hunderten von Bergbezeichnungen wie Eiger, Mönch etc., die man aber praktisch niemals sehen kann. Heute war hingegen so ein Glückstag und wir sehen aus einer Riesenentfernung sehr deutlich das gesamte Alpenpanorama mit den hohen Bernern und vielen Anderen.

Vom Lemberg geht es zunächst auch wieder ein Stück steil hinab, doch bald schon steigt der Pfad wieder und wir erreichen nur 1,5 km entfernt den nächsten Tausender, den mit 1009 m dritthöchsten Berg der Alb, den Hochberg. In Auf und Ab über kleine Pfade kommen wir dann wenig später auch zum Oberhohenberg (1011 m), dem Zweithöchsten der Alb. Hier oben stand bis ins 16. Jhd. eine bedeutende Burg. Erneut nach recht steilem Abstieg verlassen wir mit einem Allee-Fahrweg den Wald und gelangen in eine ausgedehnte Wiesenlandschaft. In großem Rechtsbogen kommen wir in das ca. 800 m hoch gelegene Örtchen Deilingen. In den Feldern dahinter steigen wir noch weiter ab, bis wir bei Ratshausen (670 m) die Talsohle erreichen. Auch dies ist ein sehr schönes Fleckchen, malerisch zwischen Tafelbergen eingekesselt.

Gegenüber grüßt uns der Plettenberg mit seinen Kalkabbrüchen am Grat in der S-Wand. Über steile Teerwege und schließlich Schotter steigen wir nun sehr steil an. Der Pfad führt in den Wald und führt in direkter Linie mit vielen angelegten Stufen zum Kalkfelsbereich. Es folgt sogar ein kurzes alpin anmutendes Stück mit Treppen und Drahtseil-Sicherung, mit dem man technisch völlig mühelos das Plateau des Berges auf knapp 1000 m erreicht. Der Plettenberg hat eine ungeheure Flächenausdehnung und die nächste Stunde wandern wir an seinem Rand und bewundern Wacholderheiden und Wald auf dem Plateau. An einem Fahrweg passieren wir einen Biergarten und müssen bald einem Steinbruch seitlich ausweichen. Immer noch auf dem Plettenberg erreichen wir an der Kante den mit 1002 m höchten Punkt, den 5. und letzten Tausender unserer 2-tägigen Tour.

Über eine Brückenkonstruktion des Steinbruchs biegen wir nach O ab. Der Weg durchläuft einen fast 200 m tiefen Sattel und wendet sich Richtung Schafberg. Nahe diesem halten wir uns jedoch links und kommen zu den je knapp 1000 m hohen Aussichtspunkten Hoher Fels und Gespaltener Fels, die nach Felsterrain hier oben benannt sind. Über eine reichhaltige Orchideenwiese passieren wir in herrlicher Landschaft bald den originellen Felsen des Lochenstein. Für einen Gipfelabstecher ist es uns leider schon zu spät. Danach passieren wir eine Jugendherberge an einem Sträßchen und steigen durch Wald wieder auf eine Wiesenfläche auf. Einige km über die Wiese gelangen wir zum Hörnle (958 m), einen Gipfel mit Aussichtsecke am Albrand.

Nochmal ca. 2 km folgen wir dem Albrand noch Richtung SO und steigen dann in ein sehr originelles Tal Richtung Laufen ab. In einer steilen Hangquerung über dem Zerrenstallbach ist der Weg hier nun aber wirklich ausgesetzt - in den Alpen ist an solchen Stellen häufig ein Drahtseil. Bald gelangen wir in ein herrliches Bärlauchmeer. Es ist so genial, dass wir Pause und Fotos machen. Wir sind zuletzt etwas gehetzt um eine frühe Zugverbindung zu bekommen, geben das aber nun endgültig auf und genießen den Rest des Weges. Weiter durch Wald steigen wir nochmals 300 Hm hinab bis zum Örtchen Laufen im Eyach-Tal mit Bahnhof. Wir haben noch etwas Zeit, die wir auf der Terrasse einer einfachen Dorfkneipe verbringen.

Es hat sich sehr gelohnt, die Schwäbische Alb aufzusuchen und wir haben uns fest die Fortsetzung des Weges vorgenommen.

Tourengänger: ju_wi


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Geodaten
 749.gpx Tag 1: Tuttlingen-Gosheim
 750.gpx Tag 2: Gosheim-Laufen

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